Große Klette

Klette © Ernst Frühmann

Wenn auch die Große Klette durch ihre Größe und ihren medizinischen Gebrauch im Vordergrund steht, gibt es ein paar Klettenarten, die uns in der Natur ebenfalls begegnen. Die Kleine Klette (Arctium minus) hat aber wesentlich kleinere Blütenköpfchen und unterscheidet sich auch in der Ausbildung der Blätter oder der Hüllblätter an den Blütenköpfchen. Als dritte Art soll noch die Filzige Klette (Arctium tomentosum) erwähnt werden mit ihren dicht spinnewebig-wolligen Hüllblättchen, die gegenüber den anderen Klettenarten etwas später blüht (August bis September), während die anderen eher im Hochsommer ihre Hauptblütezeit haben. Früher konnte man von allen drei Arten die Wurzeln zur Bereitung der Heilmittel verwenden; nun ist aber nur die Wurzel der Großen Klette offizinell. 

Die Klette zählt aufgrund ihres Vorkommens in weiten Teilen Europas, Asiens und auf anderen Kontinenten zu den Heilpflanzen, die schon in der TCM (Traditionellen Chinesischen Medizin) und in der Heilkunst der Antike bis zur Phytotherapie der Gegenwart ihren Platz hat. Auch der Arzt und Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann, hat die Klette in seinen homöopathischen Arzneischatz aufgenommen. Während in der TCM die Früchte und Wurzeln verwendet werden, sind in Europa nur die Wurzeln Grundlage für Extrakte. 

Der heute verwendete Name Arctium findet sich schon bei Dioskurides in der griechischen Bezeichnung árkteion, der sich vom Wort árktos ableitet und Bär bedeutet. Ob das griechische Wort labein, das ergreifen oder festhalten ausdrückt und auch von Plinius mit lappa Verwendung findet, oder doch einen anderen Ursprung hat, ist nicht endgültig geklärt. Wegen der Größe der Blätter tauchte nach dem Mittelalter die Bezeichnung bardana auf, die auch heute noch mit der lateinischen Definition der Wurzel (Radix bardanae) bekannt ist und mit Pferdedecke übersetzt werden kann.

Klette © Ernst Frühmann

Klette © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Durch die langjährigen Erfahrungen in den letzten Jahrzehnten werden Extrakte aus der Wurzel der Großen Klette als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Zur innerlichen Einnahme wurde die harntreibende Wirkung bei Harnwegsbeschwerden zur Durchspülung der Harnwege anerkannt. Die Klettenwurzel wird auch zur Anregung des Appetits verwendet. Bei Hautproblemen kam es zur Anerkennung der Wirksamkeit bei äußerlicher Anwendung vor allem bei seborrhoischer Haut.

In der Volksmedizin kommt es auch zur Anwendung der Extrakte zur äußerlichen Behandlung bei schlecht heilenden Wunden, Psoriasis und unreiner Haut. Dies ist aber ebenso wenig wissenschaftlich belegt, wie die Verwendung als Badezusatz oder die Anwendung des Klettenwurzelöls zur Verbesserung des Haarwuchses.

Die innerliche Gabe der Extrakte in der volksmedizinischen Anwendung erstreckten sich auf Erkrankungen wie Appetitlosigkeit, Beschwerden im Magen- und Darmtrakt, bei Blasen- und Gallenproblemen oder auch bei rheumatischen Krankheiten.

In der Homöopathie werden homöopathische Arzneimittel aus der frischen Wurzel hergestellt und bei rheumatischen Schmerzen oder Hautausschlägen eingesetzt.

Nebenwirkungen sind selten beobachtet worden. Bei öligen Wurzelauszügen ist es vereinzelt zu einer Kontaktdermatitis gekommen. Sequiterpenlactone könnten dafür verantwortlich sein.

 

Teeherstellung: 2,5 Gramm der getrockneten, fein geschnittenen Wurzel werden zunächst mit 200 Milliliter kaltem Wasser übergossen; man lässt diesen Ansatz bis zu ein paar Stunden unter gelegentlichem Umrühren stehen; dann wird diese Zubereitung bis zu einer Stunde lang gekocht und durch ein Sieb abgeseiht.

Klette © Ernst Frühmann

Klette © Ernst Frühmann

 

Zusammenfassung

In Europa und Asien wurde die Gattung Klette (nicht nur die Große Klette) seit Jahrtausenden als Heilmittel genützt. Während in der TCM die Früchte und Wurzeln Verwendung finden, kommen in der Phytotherapie und Homöopathie nur die Wurzeln sowohl innerlich als auch äußerlich in Heilmitteln zur Anwendung. Anerkannt ist die Appetitsteigerung und die harntreibende Wirkung zur Durchspülung der Harnwege bei Harnwegsbeschwerden oder auch die Wirksamkeit bei Hautproblemen wie seborrhoischer Haut.

Flohsamen, 2 Arten

Flohsamen - Pflanze © Ernst Frühmann

In der Natur begleiten uns einige Wegericharten in großer Menge; ein Teil davon ist fast omnipräsent und zeigt sich darin, dass wir den Spitzwegerich oder den Breitwegerich bei fast jedem Spaziergang finden können. Der Spitzwegerich als heimisches Wegerichgewächs hat in der Indikation Hustenerkrankungen seine wissenschaftliche Anerkennung gefunden.

Zwei Arten, die den deutschen Namen Flohsamen tragen beziehungsweise die Flohsamen liefern, sind Bewohner der wärmeren Zonen – vom Mittelmeerraum bis Indien. Der hohe Gehalt an Schleimstoffen macht beide Flohsamenarten zu gut verträglichen Quellmitteln, die in der Fähigkeit Wasser zu binden, ein Vielfaches über dem heimischen Leinsamen liegen. Die hohe Quellungsfähigkeit schafft die Möglichkeiten, den Flohsamen durch die deutliche Zunahme an Volumen des Darminhalts einerseits als Abführmittel einzusetzen und anderseits die hohe Aufnahmefähigkeit von Wasser so zu nützen, dass bei Durchfallerkrankungen der hohe Wasseranteil im Darm gebunden und eine normale Passage erreicht wird. Flohsamen und Flohsamenschalen sind damit ein natürliches, effektives Darmregulans, das keine Gewöhnungseffekte zeigt.

Flohsamen - Pflanze © Ernst Frühmann

Flohsamen – Pflanze © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Flohsamen – häufiger handelt es sich in der Verwendung um Indischen Flohsamen – gelten als gutes, mildes Abführmittel, das mit reichlich Wasser eingenommen werden muss. Da die Wirkung über eine Volumenzunahme des Darminhalts zu einem stärkeren Dehnungsreiz und zu einer verbesserten Darmperistaltik führt, wird die Darmpassage beschleunigt. Dies nützt man bei chronischer Darmträgheit und Situationen, in denen weicherer Stuhl zur leichteren Darmentleerung führen soll – z.B. bei Hämorrhoiden, Analfissuren, nach operativen Eingriffen und in der Schwangerschaft.

Die wasserbindende Wirkung wird dazu genützt, dass es bei Durchfallerkrankungen zu einer verlangsamten Darmpassage kommt und zu einer Verfestigung des Stuhls.

Die Gabe bei Reizdarm hat sich ebenso bewährt, wie sich gezeigt hat, dass die Gabe von Flohsamen zu einer Senkung des LDL-Cholesterolspiegels führt, da Gallensäuren, die zu einer Resorption von Cholesterol notwendig sind, vermehrt ausgeschieden werden.

Weiters versucht man mit Flohsamen bei Übergewicht das Hungergefühl zu nehmen, sodass damit weniger Essen verzehrt wird.

Ein weiterer Vorteil liegt auch darin, dass Flohsamen oder deren Schalen praktisch nicht zu Blähungen führen.

 

Wechselwirkungen: Wenn mit dem Flohsamen gleichzeitig andere Medikamente eingenommen werden, kann die Resorption dieser Arzneimittel verzögert werden.

Bei insulinpflichtigen Diabetikern ist zu überprüfen, ob bei der Einnahme von Flohsamen die Insulindosis reduziert werden muss.

 

Gegenanzeigen: Bei schwer einstellbaren Diabetikern, bei drohendem oder bestehendem Darmverschluss sowie bei krankhaften Verengungen in der Speiseröhre oder im Magen-Darmtrakt ist von einer Einnahme von Flohsamen Abstand zu nehmen.

 

Hinweis: In seltenen Fällen können – speziell bei pulverisierter Droge – allergische Reaktionen auftreten. Bei Flohsamenschalen ist eine allergische Reaktion unwahrscheinlich.

Bettlägerige Menschen müssen bei der Einnahme von Flohsamenpulver aufgerichtet werden, damit verhindert wird, dass das Flohsamenpulver in der Speiseröhre zu quellen beginnt.

 

Teezubereitung: Ist nicht üblich und auch nicht sinnvoll!

 

Einnahme: 1-2 Teelöffel (5-10 g) Flohsamen lässt man mit maximal 100 ml Wasser etwas vorquellen. Diese leicht schleimige Masse einnehmen und mindestens 200 ml Wasser nachtrinken. Die Tagesdosis sollte für Erwachsene 40 g nicht übersteigen. Für Flohsamenschalen sollte die Tagesdosis maximal zwischen 10 und 20 g liegen.

 

Flohsamen © Ernst Frühmann

Flohsamen © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Wegericharten, die Flohsamen produzieren, sind im Raum Iran bis Indien oder im Mittelmeerraum beheimatet. Der wesentliche Teil der Wirkung wird durch den hohen Anteil von Schleimstoffen bewirkt. Die Quellzahl liegt zwischen 10 und 40. Zur Anwendung kommen die Flohsamen der beiden Arten bei Verstopfung, zur leichteren Darmentleerung bei Hämorrhoiden, bei Analfissuren, nach Operationen und in der Schwangerschaft sowie bei Reizdarm, zur Senkung der Cholesterolwerte und auch bei Durchfallerkrankungen.

Pfefferminze

Pfefferminze © Ernst Frühmann

In der Phytotherapie ist die Pfefferminze eine sehr wertvolle Pflanze. Die wohlschmeckende Heilpflanze kann in verschiedenen Tees einerseits ihre Wirkung entfalten, anderseits aber auch zu einer geschmacklichen Verbesserung in Teezubereitungen, Zahnpasten, Kaugummi, Getränken und anderem beitragen. Nicht nur die Pfefferminzblätter sind bei verschiedenen Erkrankungen anerkannt; die Wirkung des ätherischen Öls wird ebenso in unterschiedlichen Arzneiformen genützt – sei es in Salben, flüssigen Arzneimitteln oder auch in moderner Galenik, wenn das ätherische Öl in einer Arzneiform, die erst im Dünn- und Dickdarm wirkt, zur Behandlung des Reizdarmsyndroms zur Anwendung kommt.

In der Pfefferminze ist der Gehalt an Menthol recht hoch; es gibt andere Minzenarten, die frei von Menthol sind oder ganz geringe Mengen von Menthol enthalten. Zu nennen wäre hier z.B. die Krauseminze (M. spicata var. crispa) mit einem hohen Anteil an Carvon und Limonen. Wir kennen in der Natur aber auch Minzenarten, die die Pfefferminze beim Mentholgehalt überflügeln. Wenn aus dem ätherischen Öl das Menthol – als Hauptteil (-)-Menthol, auch als Levomenthol bezeichnet – aus einer Pflanze gewonnen wird, nimmt man die Ackerminze (Mentha arvensis L.), da diese Minzenart den höchsten Gehalt an Menthol besitzt. Dabei lässt sich das kristalline Menthol durch Ausfrieren aus dem ätherischen Öl der Ackerminze gewinnen.

Die Pfefferminze gibt es gesichert erst seit dem Ende des 17. Jahrhunderts. Alle Minzenarten, die vorher von der Antike über das Mittelalter zur Anwendung kamen, waren andere Minzenarten. Dennoch galten die Minzen des Altertums schon als hervorragende Heilmittel bei verschiedenen Erkrankungen vom Kopf bis hin zu Magen-, Darm- und Lebererkrankungen.

Pfefferminze © Ernst Frühmann

Pfefferminze © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Die unterschiedlichen Inhaltsstoffe der Pfefferminze ermöglichen einige Anwendungsgebiete. Sehr häufig kommt diese Heilpflanze bei verschiedenen Verdauungsproblemen im Magen- Darmbereich oder auch als Gallenmittel zur Anwendung. Die krampflösenden Eigenschaften werden bei krampfartigen, kolikartigen Beschwerden im Magen oder Darm oder bei Blähungen genützt. Aber auch bei Übelkeit und Völlegefühl ist die Pfefferminze ein gut geeignetes Magenmittel durch die lokalanästhetischen Eigenschaften des Menthols. Die Kombination mit Kümmelfrüchten oder Kümmelöl erweitert das Wirkungsspektrum und eignet sich gut bei den dyspeptischen Beschwerden. Das ätherische Öl und vermutlich auch die Flavonoide bewirken eine deutliche Steigerung der Gallenproduktion. Erkältungen, Husten und rheumatische Beschwerden können mit Pfefferminzöl günstig beeinflusst werden. Die mild beruhigende Eigenschaft wird in der volksmedizinischen Anwendung als Zusatz zu entsprechenden Teemischungen genützt.

Das ätherische Öl wird innerlich in magensaftresistenten Kapseln bei Reizdarmsyndrom oder äußerlich zur Behandlung von Kopfschmerz (Spannungskopfschmerzen) eingesetzt.

Wirklich berechtigt ist auch – wegen des guten Geschmacks der Pfefferminze – die Verwendung als Aromatikum in verschiedenen Arzneiformen wie Lutschpastillen, Mundwässern, Zahnpasten u.a.

Teezubereitung: Als Dosierung kann gelten: 3 – 6 g Droge pro Tag als Tee oder 5 – 15 g der Tinktur pro Tag.

Der Gebrauch ist auch über längere Zeit möglich, wenn die Tagesdosis niedrig gehalten wird; Nebenwirkungen sind bei der empfohlenen Dosis nicht zu erwarten. Ein Dauergebrauch ist aber nicht sinnvoll.

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen: Bei Gallenproblemen muss die Anwendung von Pfefferminzöl mit dem Arzt abgesprochen werden! Bei Kindern unter drei Jahren und Asthmatikern ist von Arzneimitteln mit Pfefferminzöl im Bereich Gesicht/Nase Abstand zu nehmen, da die Atemmuskulatur sonst zu verkrampfen droht und lebensgefährliche Situationen entstehen können.

 

Pfefferminze als Genussmittel

Der charakteristische Geschmack, der durch das ätherische Öl bestimmt wird, verführt zur Anwendung in bestimmten Lebens- und Genussmitteln. In England verfeinert man gerne die Soße zu Lammfleisch mit Pfefferminze und auch der Arabische Raum nützt sie zu Fleischspeisen. Im Zentrum Europas wird der Minzgeschmack eher mit Eis, Schokolade – wie die berühmten Täfelchen oder Pralinen, die man nach dem Abendessen genießt. Aber auch in Getränken setzt man gerne auf den erfrischenden Geschmack der Pfefferminze.

Pfefferminze © Ernst Frühmann

Pfefferminze © Ernst Frühmann

Zusammenfassung 

Die Pfefferminze ist eine Heilpflanze, die in der heute angebotenen Form des Tripelbastards in Europa erst etwas über 300 Jahre verwendet wird. Dennoch kamen Minzenarten schon in der griechischen Mythologie und Heilkunst vor.

In der Phytotherapie reicht ihr Anwendungsbereich von Kopfschmerzen oder rheumatischen Beschwerden, von Erkältungskrankheiten bis zum Verdauungstrakt mit Problemen im Magen und Darm oder mit der Galle. Zur Anwendung kommen die Blätter der Pfefferminze oder das ätherische Öl als innerlich und äußerlich angewendetes Heilmittel.

Echter Baldrian

Baldrian © Ernst Frühmann

Wenn wir im Frühsommer in der Natur wandern, stoßen wir in den Alpen auf einige Arten der Gattung Valeriana. Während der Echte Baldrian schon durch seine Größe in der Natur leicht gefunden werden kann, sind andere nahe Verwandte bei weitem nicht so auffällig, aber trotzdem recht gut zu finden und als eine Baldrianart erkennbar. An feuchten Stellen – zum Beispiel in der Nähe des Fieberklees – steht immer wieder auch der oft zart rosa blühende Sumpf-Baldrian (Valeriana dioica), aber auch der Berg-Baldrian (V. montana) und der Dreiblatt-Baldrian (V. tripteris) sind recht häufig zu sehen. Eine begehrte Baldrianart, der Echte Speik oder Keltische Baldrian (V. celtica), wächst aber nur in einigen kleinräumigen Gebieten der Alpen.

Beim Echten Baldrian handelt es sich um eine formenreiche Art – das s.l. bedeutet (sensu latiore) „im weiteren Sinne“, die mit zahlreichen Unterarten in der Natur vorkommt. Je nach Standort sind die Blätter – Fiederblätter schmäler oder breiter und dunkel- oder hellgrün – unterschiedlich geformt und die Blüten können weiß oder zart rosa sein. Der Baldrian gedeiht vorwiegend im Schatten, aber auch an sonnigen Hängen, er ist auf relativ trockenen Standorten genauso vertreten wie in relativ feuchten Arealen. Für die Anwendung als beruhigendes Mittel sind seine getrockneten oder frischen Wurzeln von Bedeutung.

Der Baldrian ist heute das am häufigsten verwendete Phytotherapeutikum bei Nervosität, Unruhe und Einschlafstörungen. Wir wenden den Baldrian in Tees, Tinkturen, Extrakten oder vielen Fertigarzneimitteln und homöopathischen Arzneimitteln an – allein oder in Kombination mit anderen Arzneipflanzen.

Baldrian © Ernst Frühmann

Echter Baldrian © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Für Unruhezustände am Tag, nervös bedingte Herzbeschwerden oder Stresssituationen haben sich Baldriandosierungen von 50 – 150 mg Trockenextrakt als wirksam erwiesen. Dies entspricht einer Drogenmenge (getrocknete Wurzel) von maximal einem Gramm. Die Abenddosierung bei Einschlafstörungen sollte aber bei Erwachsenen zwischen 300 bis 600 mg Extrakt liegen, was einer Menge von etwa 3 – 4 g Baldrianwurzel entspricht.

Ein Aspekt ist auch zu beachten, damit mit Baldrian auch das gewünschte Ergebnis erreicht wird: Baldrian soll bei Einschlafproblemen regelmäßig eingenommen werden. Damit wird gewährleistet, dass die volle Wirksamkeit des Baldrians genützt werden kann. Einen Abhängigkeits- oder Gewöhnungseffekt gibt es beim Baldrian nicht, da er den natürlichen Schlafrhythmus nicht verändert. Prof. Dingermann aus Frankfurt vergleicht den Baldrian mit einem Temperaturregler. Man dreht die Heizung auf, es kommt gleich warmes Wasser in den Heizkörper, aber die Raumtemperatur stellt sich erst langsam um.

Baldrianwurzel sollte aus Sicht des HMPC bei Kindern erst ab 12 Jahren angewandt werden. Schwangere und Stillende sollten aufgrund fehlender Sicherheitsdaten auf Baldrian verzichten.

Echter Baldrian © Ernst Frühmann

Echter Baldrian © Ernst Frühmann

Zusammenfassung 

Der Echte Baldrian ist eine formenreiche Art, die heute auf der nördlichen Halbkugel weit verbreitet ist. Die beruhigende Wirkung des Baldrians wurde im Altertum und im Mittelalter kaum beschrieben; erst seit ca. 200 Jahren nützt man zunehmend die Wirkung des Baldrians als Mittel bei Unruhezuständen für den Tag und als Einschlafhilfe, ohne dass dabei Gewöhnung oder Abhängigkeit entstehen kann. Die Dosierung für Erwachsene sollte für Extrakte am Tag bei 50 – 150 mg, am Abend als Einschlafhilfe bei 300 – 600 mg liegen.

Große Kapuzinerkresse

Kapuzinerkresse © Ernst Frühmann

Seit einigen Jahrhunderten fasziniert die Kapuzinerkresse Menschen in Europa aus unterschiedlichen Gründen. Eine große Gruppe schätzt die Kapuzinerkresse wegen ihres Potentials als Heilpflanze; zunächst in der Volksheilkunde und seit einigen Jahrzehnten, nach Aufklärung der Wirkungen der Glucosinolate, auch als Arzneipflanze zur Behandlung von Erkältungserkrankungen oder Entzündungen im Bereich der Harnwege. Viele Menschen begeistert die Kapuzinerkresse wegen ihres Geschmacks und verwenden sie daher zum Würzen verschiedener Gerichte; und andere Menschen erfreuen sich ganz einfach an der Schönheit der exotisch aussehenden gelben bis orangeroten Blüten zur Verzierung von Speisen oder als Farbtupfen im eigenen Garten oder als Topfpflanze am Balkon.

Auf den ersten Blick ist die Kapuzinerkresse, die im Jahr 2013 zur Arzneipflanze des Jahres gekürt wurde, deutlich weniger bekannt als Arzneipflanzen wie die Rosskastanie, die Kamille, der Efeu und andere, die auf diese Weise ausgezeichnet wurden. Die Anwendung als Tee ist eher ungebräuchlich, aber als Frischpflanze oder in Fertigprodukten können die Wirkstoffe in einigen Indikationen Wirkungen entfalten, die es sinnvoll erscheinen lassen, die Kapuzinerkresse als Heilmittel einzusetzen.

Heute lesen wir oft zur Charakterisierung der Kapuzinerkresse: „Die Antibiotika-Pflanze“ oder „Alternative zu Antibiotika“ und „Kapuzinerkresse kann sogar Antibiotika ersetzen“. Bleiben wir am Boden der wissenschaftlich fundierten Realität und akzeptieren wir, dass Wirkstoffe in der Kapuzinerkresse eine sinnvolle Alternative bei der Behandlung von Harnwegs- oder Atemwegsinfekten sein können.

Kapuzinerkresse © Ernst Frühmann

Kapuzinerkresse © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Die Erfahrung hat gezeigt, dass Frischpflanzenextrakte – aus Blättern und Blüten – sich sehr gut für die rechtzeitige Behandlung bei beginnenden Infektionen eignen. Gute Erfahrungen gibt es bei der Behandlung von unkomplizierten Harnwegsinfekten. Dabei zeigen Studien, dass es durchaus sinnvoll ist, die Kapuzinerkresse statt der bisher oft verwendeten Drogen – Bärentraubenblätter oder Preiselbeerblätter – anzuwenden. Studien bei rezidivierenden Harnwegsinfekten haben ergeben, dass die Kombination der Extrakte aus Kapuzinerkresse und Meerrettich die Rückfallzahlen bei wiederkehrenden Blasenentzündungen sehr deutlich gesenkt haben. Bei Entzündungen im Bereich der Atemwege gibt es auch sehr positive Berichte. In der Kombination mit Meerrettichwurzel hat man bei guter Verträglichkeit mit einem Fertigprodukt (Angocin®) sehr gute Erfahrungen bei der Behandlung von Nebenhöhlenerkrankungen, Bronchitis und Blasenentzündungen gemacht.

Bei einer Einnahme der frischen Blätter der Kapuzinerkresse werden die Isothiocyanate als Wirkstoffe am schnellsten durch die vorhandenen Enzyme (Myrosinase) freigesetzt.

Nebenwirkungen treten selten auf. Bei sehr empfindlichen Personen kann es durch das Senföl zu einer leichten Reizung der Schleimhäute im Magen- oder Darmbereich kommen. Durch die Einnahme nach dem Essen sollten diese Beschwerden zu vermeiden sein. Vorsicht ist auch angeraten bei Magen- oder Darmgeschwüren.

Kapuzinerkresse © Ernst Frühmann

Kapuzinerkresse © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die begrenzte Auswahl an Fertigprodukten, die Kapuzinerkresse enthalten und die Verwendung dieser Heilpflanze als Frischpflanze, führen zu einer geringeren Anwendungshäufigkeit, da zusätzlich eine Anwendung als Tee mit getrockneten Pflanzenteilen eher unüblich ist.

Dennoch hat die Kapuzinerkresse ihre Stärken, wenn es darum geht, eine unkomplizierte oder rezidivierende Harnwegsinfektion und Entzündungen der Atemwege zu behandeln, wo ein Antibiotikum noch nicht unbedingt notwendig ist, aber durch die Wirkstoffe der Kapuzinerkresse – auch in Kombination mit Meerrettich – eine Reduzierung der Keimzahl oder auch Biofilmbildung bei Bakterien durch die Hemmwirkung der Senföle auf Keime erwartet werden kann.

Bibernelle, Große/Kleine

Bibernelle © Ernst Frühmann

Glücklicherweise ist heute die Pest kein Thema mehr, war doch vor Jahrhunderten die Wurzel der Bibernelle ein „Rettungsanker“ für jene Menschen, die der meist tödlichen Gefahr entkommen wollten. Heute wissen wir, dass die massive bakteriell bedingte Erkrankung mit den Wirkstoffen dieser Wurzeln nicht ausreichend behandelt werden konnte. Geblieben ist aber die Erkenntnis, dass die Wurzel der Bibernelle – ob Große B. (Pimpinella major) oder Kleine B. (Pimpinella saxifraga) – wegen ihrer heilkräftigen Wirkung bei verschiedenen Beschwerden zur Anwendung kommen kann. Man diskutiert auch die mediterrane Art Pimpinella peregrina L. – dank ähnlicher Wirkstoffe – als Stammpflanze zuzulassen.

Leider gibt es immer wieder Verwechslungen mit der als Salatgewürz verwendeten Pflanze Sanguisorba minor SCOP. aus der Familie der Rosengewächse, die den deutschen Namen Kleiner Wiesenknopf trägt, und in der Umgangssprache auch Pimpernelle genannt wird.

Bibernelle © Ernst Frühmann

Bibernelle © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Bibernellwurzeln gelten als gutes, mildes Expektorans (Husten lösendes Mittel) bei Bronchitiden oder Katarrhen der oberen Luftwege. Weitere Anwendungsmöglichkeiten sind Entzündungen im Bereich der oberen Luftwege, die sich in Heiserkeit oder in einer Entzündung der Luftröhre und des Rachens äußern.

Bei Entzündungen der Schleimhäute im Mund- und Rachenraum eignen sich Teezubereitungen oder verdünnte Tinkturen (30 Tropfen Bibernelltinktur auf ein Glas Wasser) als Gurgellösungen zur Linderung der Beschwerden.

In der Volksmedizin wird der Bibernellwurzel eine harntreibende Wirkung zugesprochen und sie wird auch zur Behebung von Verdauungsstörungen eingesetzt. Alkoholische Zubereitungen eignen sich auch als Mundpflegemittel. Wegen des würzigen bis scharfen Geschmacks ist die Bibernellwurzel auch in Schnapszubereitungen zu finden.

Teezubereitung:

1 Teelöffel der Bibernellwurzel wird mit 150 ml kochendem Wasser übergossen; man lässt 10 – 15 min ziehen und seiht ab. Davon werden 3 – 4 Tassen täglich getrunken. Man kann die Wurzel auch kalt ansetzen, erhitzt dann zum Kochen, lässt eine Minute kochen und seiht ab.

Bibernelle © Ernst Frühmann

Bibernelle © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Bibernellwurzel wird ab dem 16. Jahrhundert in den Kräuterbüchern bei verschiedenen Erkrankungen als besonders heilkräftig beschrieben. Sie war zur Zeit der Pest mit dem Wacholder ein bedeutendes Mittel im Kampf um das Überleben. Heute kommen Teezubereitungen und Tinkturen aus der Wurzel der Großen und der Kleinen Bibernelle als schleimlösende, auswurffördernde und entzündungshemmende Mittel zur Anwendung. Verwendung finden sie bei Katarrhen der oberen Luftwege und zur Behandlung von Entzündungen im Mund und Rachenraum.

Weihrauch

Weihrauch © Ernst Frühmann

Der Weihrauch gilt schon seit Jahrtausenden in der Ayurvedamedizin als anerkanntes Arzneimittel. Im letzten Jahrhundert haben Extrakte aus dem Harz des Weihrauchs seine entzündungshemmenden Eigenschaften in der westlichen Medizin bekannt gemacht. Der Weihrauch zählte in der Antike zu den kostbarsten Geschenken; er war eine königliche Gabe, diente bei Opfern zu Ehren der Götter in großen Mengen als Räuchermittel und ist ab der Mitte des ersten Jahrtausends auch in den christlichen Kirchen ein Zeichen der Würdigung und Ehrerbietung.

Die Gattung Boswellia aus der Familie der Burseraceen unterscheidet je nach Herkunftsland bzw. Region mehrere Boswelliaarten. Boswellia serrata aus Indien ist jene Art der Weihrauchbäume, die derzeit zur Gewinnung der medizinisch verwendeten Extrakte aus dem Weihrauch bevorzugt wird. Der Weihrauch aus den Regionen Afrikas (Somalia und Äthiopien) bzw. der Südarabischen Halbinsel wird aus Wildbeständen von den Arten B. carteri, auch B. sacra genannt, und B. frereana gewonnen.

Weihrauch © Ernst Frühmann

Weihrauch © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Die Verwendung des Weihrauchs in der Medizin der Antike und der indischen Ayurvedamedizin waren die Grundlage für die Forschung der modernen Medizin. In Indien wurde ein Forschungsprojekt unter Beteiligung deutscher Forscher mit einem Boswelliaextrakt gestartet, in dem vor allem die entzündungshemmenden und antiödematösen Eigenschaften geprüft wurden. In diesen Studien konnte gezeigt werden, dass dieser spezielle Extrakt H15 bei einer bestimmten Form von Hirntumoren, bei entzündlichen Erkrankungen im Darm, wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn, und bei rheumatischer Arthritis erfolgreiche Anwendung fand. Eine günstige Wirkung konnte auch bei Psoriasis und bei Asthma bronchiale nachgewiesen werden. Es zeigte sich, dass dieser Boswelliaextrakt bei entzündlichen Darmerkrankungen durchaus der Standardtherapie ebenbürtig ist, aber auch eine wertvolle ergänzende Therapie darstellen kann.

Die wissenschaftlichen Ergebnisse dieser Untersuchungen stützen sich auf den Extrakt H15. Ob andere medizinische Produkte mit dem Inhalt “Weihrauchpulver” ähnliche Wirkungen erzielen, ist fraglich.

Die Dosierung für Erwachsene liegt bei der Verwendung der H15 Extrakte bei 3 mal täglich 350 Milligramm. Es ist auch möglich Weihrauch in Salben einzuarbeiten und äußerlich anzuwenden. Weihrauchextrakte werden auch mit anderen entzündungshemmenden Pflanzenextrakten (z.B. Kurkumaextrakt) kombiniert.

In der Schwangerschaft und Stillzeit sollte auf Boswelliaextrakte verzichtet werden.

Weihrauch © Ernst Frühmann

Weihrauch © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Seit Jahrtausenden wurde der Weihrauch als besonders kostbar angesehen und war daher Räuchermittel für Götter und weltliche Herrscher in kultischen Handlungen oder religiösen Zeremonien, wie auch jetzt in verschiedenen Religionen. Als Arzneimittel hatte er auch schon in der Antike und in der indischen Ayurvedamedizin hohes Ansehen. Die Beobachtungen und Erfahrungen vergangener Zeiten werden heute von der modernen Medizin wieder genützt und unter Verwendung spezieller Extrakte bei entzündlichen Erkrankungen von Gelenken, Darm und Haut eingesetzt.

Ginkgo

Ginkgo © Ernst Frühmann

Der Ginkgo sprengt wohl in mehrfacher Hinsicht die Grenzen der Normalität in der Welt der Arzneipflanzen. Es gibt kaum andere Pflanzen, die über einen dermaßen langen Zeitraum überlebten – etwa 250 Millionen Jahre – und auf der Erde zuerst dominant in vielen Arten wuchsen, jetzt aber nur mehr in dieser einzigen Art als Vertreter der Ginkgoales vertreten sind. Zum Jahrtausendwechsel wurde der Ginkgo zum Baum des Jahrtausends erklärt. Dieses lebende Fossil erlebte auch die Dinosaurier und andere Tiere und Pflanzen, die heute nicht mehr existieren. Sogar die Eiszeiten auf der Nordhalbkugel unserer Erde überlebte dieser extrem widerstandsfähige Baum in einem kleinen Areal in China, von wo er seine Ausbreitung in den letzten Jahrhunderten auch in die westliche Welt startete. Seine Widerstandskraft zeigte der Ginkgo auch beim ersten Abwurf der Atombomben auf Japan, wo er völlig verkohlt im folgenden Jahr wieder austrieb. Während der Ginkgo in der chinesischen Medizin seit Jahrtausenden Bedeutung hat, trat er seinen Siegeszug in der westlichen Medizin erst im letzten Jahrhundert, getragen von den wissenschaftlichen Ergebnissen des Extrakts EGb 761 der Firma Schwabe, an.

 

Ginkgo © Ernst Frühmann

Ginkgo © Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin

Im Unterschied zu den asiatischen Medizinrichtungen hat die westliche Medizin auf die Wirkungen der Extrakte aus den Ginkgoblättern gesetzt.

Unter Berücksichtigung verschiedener Risikofaktoren (wie Bluthochdruck, Blutzucker, Übergewicht, erhöhter Alkoholkonsum, Rauchen, körperliche Inaktivität, Hörverlust und damit verbundener Einsamkeit oder eingeschränkter sozialer Kontakte, Depression u.a.) sollen erste Gedächtnisverluste, geistige Leistungseinschränkungen und demenzielle Erkrankungen Warnsignale genug sein, geeignete Therapiekonzepte aufzustellen. Knapp zwei Prozent der Bewohner Deutschlands leiden an Demenz und 0,4 Prozent kommen jährlich neu dazu. Das sind deutliche Gründe kognitive Störungen ernst zu nehmen und Therapien anzugehen, die eine erfolgreiche Behandlung mit hochwertigen Ginkgoextrakten zusätzlich durch Bewegungstherapien, Ernährungsumstellungen, Pflege des sozialen Umfeldes und anderen Maßnahmen unterstützen.

Bei Hirnleistungsstörungen werden bis über 160 Milligramm Ginkgoextrakt über lange Zeit als Dosis gegeben, bei Patienten mit gefäßbedingter Demenz oder Alzheimerdemenz zeigen Studien durchaus positive Ergebnisse bei einer Dosierung von 160 bis 240 Milligramm. Aber auch Krankheitsbilder wie Tinnitus, Schwindel, Ohrensausen oder auch peripherer arterieller Verschlusskrankheit werden mit Ginkgoextrakten erfolgreich behandelt. Ein Drittel aller verordneten Medikamente gegen Durchblutungsstörungen stammen aus dem Ginkgoblatt. Abschließend soll aber doch auch klargestellt werden, dass Tee oder alkoholische Auszüge aus getrockneten Ginkgoblättern keine Arzneiform zur Selbstbehandlung darstellen, da sowohl die notwendige Dosierung verfehlt wird, als auch das Risiko der Ginkgolsäuren bestehen bleibt. 

Neben-, Wechselwirkungen und Gegenanzeigen: Hier ist bei einer gezielten Anwendung über längere Zeit die Expertise ihres Arztes oder Apothekers einzuholen.

Ginkgo © Ernst Frühmann

Ginkgo © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Der Ginkgo ist aus vielen Blickwinkeln betrachtet ein außergewöhnlicher Baum. Einerseits stellt der Ginkgobaum eine botanische Rarität dar, andererseits ist seine Anwendung in der östlichen (Samen) wie auch in der westlichen Medizin (Blätter) von größtem Interesse. Spezielle Ginkgoextrakte mit einem hohen Anteil an Flavonoiden und Ginkgoliden zeigen verschiedene Wirkungen, die bei kognitiven Störungen, Demenzerkrankungen, Tinnitus, Schwindel und anderen Erkrankungen positive, wissenschaftlich anerkannte, Ergebnisse bringen.

Bitterer Fenchel

Bitterer Fenchel © Ernst Frühmann

Der Fenchel wird nachweislich seit ein paar Jahrtausenden in verschiedenen Kulturkreisen und Regionen unserer Erde als Heil- oder Gewürzmittel eingesetzt. Noch vor 50 Jahren kam er auch vielfach vom Säugling bis zum alten Menschen bei Blähungen, Husten und anderen Erkrankungen zur Anwendung. Seit aber das im ätherischen Öl enthaltene Estragol ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt ist, ebbt die Diskussion über die negativen Wirkungen dieser Substanz im Fenchel nicht ab. Derzeit laufen wissenschaftliche Studien zu dieser Thematik, die hoffentlich bald Klarheit über die tatsächlich schädigenden Wirkungen bringen wird.

Da der Bittere Fenchel in der medizinischen Anwendung bevorzugt eingesetzt wird, soll er auch hier im Vordergrund stehen. Er unterscheidet sich im Vergleich zum Süßen Fenchel in der Zusammensetzung und im Duft des ätherischen Öles, das aus den Fenchelfrüchten gewonnen wird; Bitterer Fenchel duftet stark würzig und er schmeckt etwas scharf, würzig, aromatisch, aber auch bitter-süß.

Bitterer Fenchel © Ernst Frühmann

Bitterer Fenchel © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Beim Bitteren Fenchel zählen die Verwendung bei Magen-Darm- Beschwerden und Atemwegserkrankungen zu den anerkannten Anwendungsgebieten.

Extrakte aus Fenchelfrüchten wirken bei Atemwegserkrankungen als sekretolytisches, sekretomotorisches und antiseptisches Expektorans. Das bedeutet, dass die Sekretion des Schleimes durch eine Erhöhung des Wassergehalts im Bronchialsekret gesteigert wird und es zu einer Beschleunigung des Schleimtransports durch eine erhöhte Aktivität des Flimmerepithels der Bronchialschleimhaut kommt.

Bei leichten krampfartigen Magen- Darmbeschwerden – wie Blähungen oder Völlegefühl – wirkt der Fenchel krampflindernd und karminativ, vermutlich durch die Förderung der Motilität und weniger durch eine Krampflösung. Um krampfartige Zustände zu mildern, wird der Fenchel gerne den Abführtees beigemischt. Besonders häufig verwendet wurden Fenchelfrüchte in so genannten Kinderberuhigungstees.

In der Volksmedizin wird Fenchel zur Unterstützung eines verbesserten Milchflusses stillender Mütter gegeben. Fenchel-Augenwasser hilft bei äußerlicher Anwendung gegen Ermüdungserscheinungen des Auges und bei funktionellen Sehstörungen. 

Anwendungshinweise:

Der Gehalt an Estragol führt zu einer Einnahmebeschränkung. Der Gehalt an Estragol darf nicht über 5 Prozent liegen, die Dauer der Einnahme von Fenchelzubereitungen soll nicht über einige Wochen hinausgehen und mengenmäßig nicht im Übermaß (Literbereich) liegen.

In der Schwangerschaft, bei Säuglingen und Kleinkindern soll reines ätherisches Fenchelöl nicht angewendet werden; für alle anderen Anwender soll eine Anwendung zwei Wochen nicht übersteigen. Als Nebenwirkungen können in Einzelfällen allergische Reaktionen der Haut und im Bereich der Atemwege auftreten.

Bitterer Fenchel © Ernst Frühmann

Bitterer Fenchel © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Heimat des Fenchels mit einer Unterart ist der östliche Mittelmeerraum. Die Früchte vom Bitteren Fenchel stammen aus Kulturen und werden vorwiegend medizinisch angewendet. Das Ätherische Öl mit einem hohen Anteil an trans-Anethol und Fenchon ist für die Wirkung des Fenchels verantwortlich. Der Gehalt an Estragol darf 5% nicht übersteigen. Die Hauptanwendungsbereiche sind Katarrhe der oberen Luftwege und leichte, krampfartige Beschwerden im Magen- Darmbereich. In der Volksmedizin schätzen stillende Mütter den Fenchel als Laktagogum (Muttermilch fördernd); Augenwässer kommen bei Ermüdungserscheinungen des Auges zur Anwendung.

Kretischer Diptam

Kretischer Diptam © Ernst Frühmann

Es gibt nur wenige Arzneipflanzen, deren natürlicher Lebensraum auf ein derart enges Gebiet beschränkt ist und dessen ursprüngliches Vorkommen auf nur einer Insel im Mittelmeer gelegen ist. Da der Diptam in der Natur streng geschützt ist und ähnlich dem Edelweiß in den Alpen durch seine exponierten Standorte im gebirgigen Teil Kretas (Dikti Gebirge) auch Menschen beim Pflücken das Leben gekostet hat, sind wir heute auch auf den Anbau in Kulturen angewiesen.

Aus dem lateinischen Gattungs- oder Artnamen abgeleitet und auf den Standort bezogen gibt es in der deutschen Bezeichnung einige unterschiedliche Namen. Neben der in der Überschrift gewählten Bezeichnung wird diese Heilpflanze auch als Diktam, Diktam-Dost, Kreta-Dost und auch als Kreta-Majoran bezeichnet. Auf Kreta selbst kommen noch einige Namen dazu, wie Díktamo oder Díktamos und andere.

Genau zu beachten ist auch der Unterschied in den lateinischen Namen, da bei diesen zwei Pflanzen mit der Bezeichnung dictamnus, einmal im Gattungs- und das andere Mal im Artnamen, zwei völlig unterschiedliche Pflanzen aus zwei Familien angesprochen werden. Der Lippenblütler Origanum dictamnus ist klar vom giftigen Rautengewächs Dictamnus albus abzugrenzen, das in der deutschen Übersetzung auch als Diptam bezeichnet wird oder z.B. auch als Brennender Busch bekannt ist.

Obwohl der Kretische Diptam als „König unter den kretischen Kräutern“ oder „Allheilmittel zur Zeit der minoischen Kultur“ in höchsten Tönen wegen seiner vielseitigen Wirksamkeiten gelobt wird, fehlt ihm heute weitgehend die wissenschaftliche Anerkennung. Einzig das Fachgremium HMPC (Committee on Herbal Medicinal Products) gesteht dieser Heilpflanze seit 2013 aufgrund der langjährig belegten Anwendung den Status als traditionelles Arzneimittel (traditional use) zu. In der Volksmedizin genießt der Kretische Diptam nach wie vor uneingeschränkte Beachtung.

Kretischer Diptam © Ernst Frühmann

Kretischer Diptam © Ernst Frühmann

Volksmedizinische Anwendung 

Der Kretische Diptam wird heute insbesondere als “Allheilmittel“ auf Kreta angesehen und als getrocknetes Kraut zur Teezubereitung angeboten. Es gibt ein paar Länder in Europa, die diese Heilpflanze auch importieren. Häufig angewandt wird der Diptam bei Erkältungskrankheiten, Beschwerden im Magen- und Darmtrakt, bei rheumatischen Erkrankungen aber auch bei Entbindungen hat er sich bewährt. Geschätzt wird er auch zur Beruhigung und als Wundheilmittel. Selbst als Aphrodisiakum wird er angepriesen.

Laut HMPC sind folgende Indikationen bei peroraler Anwendung gerechtfertigt. Die Linderung von Husten bei Erkältungen und die Linderung von leichten gastrointestinalen Beschwerden. Äußerlich kann er zur Linderung von leichten Hautentzündungen und Prellungen als Umschlag angewendet werden.

Da keine klinischen Studien der Beurteilung zugrunde liegen, sind auch keine Angaben zur Anwendung bei Kindern, Schwangeren, Stillenden oder zu unerwünschten Wirkungen etc. bekannt.

Kretischer Diptam © Ernst Frühmann

Kretischer Diptam © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

 Der Kretische Diptam war ursprünglich endemisch auf der Mittelmeerinsel Kreta. Heute wird er auf Kreta und in anderen praktisch frostfreien Regionen Griechenlands kultiviert. Aus den Inhaltsstoffen – phenolische Verbindungen, Depside, Triterpene und ätherisches Öl – darf man antimikrobielle, antiinflammatorische, antiparasitäre und antioxidative Wirkungen erwarten. Seit der Antike werden in der Volksmedizin Zubereitungen aus dem Kraut bei Erkältungskrankheiten, zur Behandlung von Wunden, bei Verdauungsbeschwerden und in der Geburtshilfe eingesetzt. Wissenschaftliche Studien fehlen; die HMPC hat den Status „traditionellen Gebrauch“ vergeben.

 
 

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