Echte und Hohe Schlüsselblume

Echte Schlüsselblume © Ernst Frühmann

Beide Primelarten kommen als Arzneipflanzen bei Bronchialerkrankungen zur Anwendung. Trotzdem gibt es deutliche Unterschiede, die berücksichtigt werden müssen. Einerseits gibt es klare Merkmale, an denen man beide Arten gut unterscheiden kann; dies gilt auch teilweise für die Inhaltsstoffe. Anderseits ist auch zu beachten, dass die Konzentration der Saponine, die als wesentliche Wirkstoffe gelten, in den Blüten und in den Wurzeln weit auseinander liegen.

Verschiedene Schlüsselblumenarten zählen zu den ersten Frühlingsboten. Zwei Arten – Primula veris und Primula elatior – spielen in der Pflanzenheilkunde seit vielen Jahrhunderten eine bedeutende Rolle. Die als Gift-Primel – Primula obconica – bezeichnete Art zeigt im Unterschied zu den oben genannten Heilpflanzen hohes Allergiepotential; sie wird zu einem homöopathischen Arzneimittel verarbeitet.

Neben den angeführten deutschen Namen führen diese beiden Arten auch noch andere deutsche Bezeichnungen. So wird P. veris auch noch als Wiesen- oder Frühlingsschlüsselblume, Himmelschlüssel und Apothekerprimel bezeichnet, während P. elatior auch Waldschlüsselblume genannt wird. Den lateinischen Namen haben die Schlüsselblumen dank ihrer frühen Blüte erhalten. Primula als Verkleinerungsform von Primus bedeutet soviel wie „kleiner Erstling“, das Wort veris ist der zweite Fall der lateinischen Bezeichnung ver für den Frühling. Der deutsche Name – Schlüsselblume oder Himmelschlüssel – ist durch das Schlüsselbund ähnliche Aussehen des Blütenstandes entstanden.

Echte Schlüsselblume © Ernst Frühmann

Echte Schlüsselblume © Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin 

Durch die sekretomotorische und sekretolytische Wirkung werden Extrakte der Schlüsselblume immer dann eingesetzt, wenn ein gut wirksames schleimlösendes Heilmittel (Expektorans) bei einer akuten Bronchitis, bei Katarrhen der Atemwege, Husten, Entzündungen der Nebenhöhlen oder Erkältungskrankheiten gefragt ist.

Gegenüber früheren Angaben zur Gabe von Schlüsselblumenextrakten bei Kindern, ist man heute vorsichtiger. Nun gibt es die Empfehlung, dass Extrakte aus Schlüsselblumen erst über zwölf Jahren zur Anwendung kommen sollen.

In der Volksmedizin kommt die Primelwurzel auch bei Keuchhusten, Asthma, Gicht und neuralgischen Beschwerden zur Anwendung.

Nebenwirkungen und Vorsichtsmaßnahmen:

Bei Überdosierungen können Übelkeit, Brechreiz und Durchfälle auftreten. Auch bei Normaldosierung kann es in Einzelfällen zu Magenbeschwerden und leichter Übelkeit kommen. Menschen, die eine Allergie auf Primelpflanzen entwickelt haben, sollten auf die Einnahme von Primelzubereitungen verzichten!

Teezubereitung

Da die Tagesdosis für die innerliche Anwendung von getrockneter Primelwurzel für Erwachsene bei 0,5 bis 1,5 g Droge pro Tag liegt, ergibt sich für die Bereitung des Tees folgende Vorschrift:

1 Teelöffelspitze (0,5 g!) wird mit 150 ml kochendem Wasser übergossen, man lässt 10-15 Min ziehen und seiht dann ab. Erwachsene oder Jugendliche über 12 Jahren trinken bis zu dreimal täglich 1 Tasse.

Wenn getrocknete Schlüsselblumenblüten mit Kelchanteilen, die wesentlich weniger Saponine enthalten, zur Anwendung kommen, werden 1-2 Teelöffel dieser Droge mit 150 ml kochendem Wasser übergossen; man lässt 10 Minuten ziehen und seiht dann ab.

Hohe Schlüsselblume © Ernst Frühmann

Hohe Schlüsselblume © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Zwei Schlüsselblumenarten werden seit dem Mittelalter bei verschiedenen Erkrankungen eingesetzt. Heute liegt das Hauptanwendungsgebiet im Bereich der Katarrhe der Luftwege zur Verflüssigung zähen Schleimes. Zur Anwendung kommen die Blüten mit Kelchanteilen und die Wurzeln der Arten Primula veris und P. elatior. Die Wurzeln enthalten bis zu sechs Mal mehr Triterpensaponine als die Blüten; dies ist wegen der möglichen Nebenwirkungen auch bei der Dosierung von Teezubereitungen zu beachten.

Virginische Zaubernuss

Zaubernuss © Ernst Frühmann

Neben dieser Heilpflanze aus den Laubmischwäldern des atlantischen Teils von Nordamerika finden wir jetzt in Europa auch andere Arten der Gattung Hamamelis als Ziergehölze in Gärten und Parkanlagen. Dort erfreuen uns im Spätherbst oder in den Wintermonaten die Blüten mit ihren gelben oder orangeroten Kronblättern, die auch der größten Kälte trotzen.

Zaubernuss © Ernst Frühmann

Zaubernuss © Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin

Über die Anwendung von Zubereitungen der Virginischen Zaubernuss liegen umfangreiche Berichte vor. Zahlreich sind auch die Darreichungsformen, in denen Extrakte der Heilpflanze verarbeitet sind. Verwendung finden destillierte, aromatische Wässer, Urtinkturen, Extrakte, Teezubereitungen, Salben, Cremen, Zäpfchen, Fertigarzneimittel und auch homöopathische Zubereitungen.

Die Wundversorgung ist eines der Hauptanwendungsgebiete. Dies gilt für kleine Schnitt- oder Schürfwunden, für wunde Hautstellen bei Säuglingen, Kindern und Erwachsenen, aber auch bei trockener Haut, bei Entzündungen der Haut oder der Schleimhäute, bei Analfissuren, Hämorrhoidal- und Krampfaderbeschwerden.

Von den verschiedenen Produkten, die zur Behandlung der angesprochenen Beschwerden dienen, haben manche Extrakte einen hohen Anteil an Gerbstoffen als Wirkstoff; andere, durch Destillation von frischen Rinden und frischen Blättern hergestellte Produkte, wirken aufgrund ihres Gehalts an ätherischem Öl. Diese oft als Hamameliswasser bezeichneten Produkte, werden auch in Kosmetika eingearbeitet.

In der Volksmedizin werden bei Durchfallerkrankungen Teezubereitungen angewandt. Hohe Anteile an Gerbstoffen können aber auch zu Magenreizungen führen.

Zubereitungen nach den Vorschriften homöopathischer Arzneimittel finden Anwendung bei Beschwerden mit Krampfadern, Hämorrhoidalbeschwerden, verletzter Haut und Blutungen im Bereich der Schleimhäute.

 

Teezubereitungen:

1 Teelöffel der Rindendroge wird mit 200 ml kaltem Wasser angesetzt, erhitzt bis zum Kochen, kocht etwa 10 Minuten und seiht noch heiß ab.

1 gehäufter Teelöffel der Blattdroge wird mit 200 ml kochendem Wasser übergossen, man lässt 10 Minuten ziehen und seiht dann ab.

Zaubernuss © Ernst Frühmann

Zaubernuss © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Virginische Zaubernuss ist eine Heilpflanze, die ursprünglich in Nordamerika heimisch war; die einheimischen indigenen Völker nützten verschiedene Pflanzenteile in ihrer Naturmedizin. Die Pflanzen blühen vom Spätherbst bis zum Winter.

In der Medizin verwendet man heute sowohl Extrakte aus den Blättern und Rinden, die vor allem durch den Anteil an Gerbstoffen wirksam sind. Die destillierten Produkte wirken aufgrund der Anteile an ätherischem Öl und anderer flüchtiger Stoffe; sie kommen in der Medizin und in der Kosmetik zur Anwendung.

Hauptanwendungsgebiete sind Verletzungen der Haut und Schleimhäute, Hämorrhoidalbeschwerden, Probleme mit Krampfadern und Durchfallerkrankungen. Zubereitungen kommen in der Phytotherapie, Volksmedizin und Homöopathie zur Anwendung.

Myrte

Myrte © Ernst Frühmann

Innerhalb der Familie der Myrtengewächse gibt es in der Gattung der Myrten nur zwei Arten, von denen Myrtus communis L. im Mittelmeerraum und auch in Asien gedeiht. Die zweite Art (Myrtus mucronata CAMB.) ist im östlichen Südamerika beheimatet und wird dank der essbaren Früchte auch kultiviert.

Neben den oben erwähnten Namen, wird die Myrte auch als Echte Myrte oder Braut-Myrte bezeichnet. Schon vor der Jahrtausendwende nannten die Griechen diese Pflanze Myrtos; ob dies von den griechischen Worten für „üppig gedeihen“ oder für die Bezeichnung „Balsam“ abgeleitet wurde, ist nicht schlüssig abzuleiten. Der heute verwendete lateinische Name Myrtus taucht auch bei den Römern vor etwa 2000 Jahren bei Plinius auf.

Myrte © Ernst Frühmann

Myrte © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung und Arzneiformen

Aufgrund des Vorkommens im Mittelmeerraum, ist die Myrte eine Heilpflanze, die in diesen Regionen auch traditionell zur medizinischen Verwendung bedeutsam war und in weiten Teilen Europas eher seltener zur Anwendung kam. Die Blätter der Myrte können durchaus als Teezubereitung genutzt werden, es wird aber auch das ätherische Öl durch den Hauptbestandteil 1,8-Cineol bei Erkältungserkrankungen eingesetzt und ebenso bietet die Homöopathie in einer niederen Potenzierung die Myrte als Arzneimittel bei Atemwegserkrankungen an.

Wenn die Blätter oder das ätherische Öl in passenden Dosierungen verwendet werden, kann man mit einer guten Verträglichkeit rechnen. Diese Heilpflanze wird vorwiegend zur Behandlung von Erkrankungen der Atemwege eingesetzt. Dazu zählen Bronchitiden und Entzündungen der Nebenhöhlen (Sinusitiden). Die Wirkstoffe des ätherischen Öles führen zu einer Verdünnung von zähem Schleim und damit zu besserem Abhusten und zu einer höheren Aktivität des Flimmerepithels, das den Abtransport von Schleim begünstigt. Untersuchungen mit einem Arzneimittel, in dem rektifizierte Ölextrakte der Myrte mit anderen ätherischen Ölen kombiniert wurden, zeigten auch, dass es zur Verkürzung der Erkrankungsdauer kommt und dass akute oder chronische Erkrankungen auf diese Kombination gut ansprechen.

In der Volksmedizin werden Blätter als Teezubereitung oder das ätherische Öl bei Husten oder Nebenhöhlenerkrankungen, bei Durchfall, Erkrankungen der Harnwege und zur Behandlung von bestimmten Hauterkrankungen verwendet. 

Die Myrte als Digestif

Auf den Inseln Hvar und Brac in Kroatien, in Mittelitalien (Maremma ua.) und auf Korsika oder besonders auf Sardinien werden Liköre erzeugt, die meist als Digestif zur Verdauungsförderung angeboten werden. Der auch als Mirto bezeichnete rote „süße“ Likör wird aus den Früchten mit Zucker oder Honigzusatz hergestellt, während der weiße Mirto als „trockener“ Likör die Blätter und Blüten als Grundlage hat.

Myrte © Ernst Frühmann

Myrte © Ernst Frühmann

 Zusammenfassung

Die Myrte ist eine Heilpflanze, die im Mittelmeerraum und im nahen Osten seit ein paar Jahrtausenden geschätzt wird und auch in der Mythologie große Bedeutung hatte. Sie gedeiht als immergrüner Strauch oder bis etwa fünf Meter hoher Baum im Mittelmeerraum. Aufgrund des aromatischen Geschmacks durch das ätherische Öl, werden die Früchte, Blätter und Blüten nicht nur als Medizin bei Atemwegserkrankungen, wie Husten oder Entzündungen der Nebenhöhlen genützt, sondern daraus auch der als Digestif beliebte süße rote Mirto und der trockene weiße Mirto hergestellt.

Dornige Hauhechel

Hauhechel © Ernst Frühmann

In der Behandlung von Harnwegsinfekten kommen viele Heilpflanzen zur Anwendung. Je nach Schwere der Erkrankung oder der Ursache der Beschwerden können einzelne Heilpflanzen oder Kombinationen aus einigen Heilpflanzen als Tee, Tinktur oder Fluidextrakte eingesetzt werden. Bei leichten Erkrankungen kann eventuell der Tee als Phytotherapeutikum angewendet werden, in vielen Fällen wird der Tee als unterstützende Maßnahme zu einem chemischen Mittel die Therapie begleiten.

Warum diese Heilpflanze den Namen Hauhechel bekam, kann nicht gesichert beantwortet werden. Der deutsche Name könnte gewählt worden sein, weil die Dornen einer Flachshechel ähneln. Das Volk gab dieser Heilpflanze weitere verschiedene Namen. So beziehen sich folgende Namen auf die Probleme, die durch die langen, starken Wurzeln dieser Heilpflanze beim Pflügen der Felder entstanden sind oder die Dornen den Frauen bei der Feldarbeit übel mitspielten, weil sich deren Röcke in ihnen verfingen: Eisenkraut, Pflugsterz oder Weiberkrieg. Wegen der harntreibenden Wirkung hatte das Kraut in Österreich auch Namen wie: Seichkraut oder Harnkraut.

Ob das lateinische Wort Ononis mit den Eseln in Verbindung steht, die diese Pflanze gerne fraßen oder auf den unangenehmen Geruch junger Triebe hinweist, bleibt offen. Klar ist die Bezeichnung spinosa für die dornenbewehrte Art gegenüber dornenfreien Hauhechelarten.

Hauhechel © Ernst Frühmann

Hauhechel © Ernst Frühmann

Verwendung und Arzneiformen

Die Hauhechelwurzel kann zur Durchspülung der ableitenden Harnwege bei entzündlichen Erkrankungen Anwendung finden. Durch die Erhöhung der Harnmenge eignet sich die Heilpflanze zur unterstützenden Behandlung bei Nierenbecken- und Blasenkatarrhen oder bei Harngrieß und zur Vorbeugung von Harnsteinen.

In der Praxis hat sich gezeigt, dass das Optimum einer Behandlung mit der Hauhechelwurzel in einer Intervallbehandlung liegt. Dabei sollten Zubereitungen mit der Hauhechelwurzel nach einigen Tagen abgesetzt werden und nach einer mehrtägigen Pause wieder fortgesetzt werden, wenn eine Anwendung über längere Zeit notwendig sein sollte.

Die Hauhechelwurzel kann allein oder in Kombination mit anderen wassertreibenden Heilpflanzen zur Anwendung kommen, wie z.B. mit Wacholderbeeren, Birkenblättern, Ackerschachtelhalm-, Brennnessel- oder Goldrutenkraut.

Extrakte aus der Wurzel werden im EU-Raum in Fertigprodukten angeboten, z.B. in einer Dosis von 80 bis 100 mg Extrakt.

In der Volksmedizin wurde die Hauhechelwurzel auch häufig in Blutreinigungs- oder Stoffwechseltees angewendet oder zur Behandlung der Gicht und rheumatischer Schmerzen eingesetzt. Die Wirksamkeit konnte in Untersuchungen nicht belegt werden.

Zur Bereitung eines Tees aus Hauhechelwurzel werden 2–3 Gramm fein geschnittene Droge mit 250 ml kochendem Wasser übergossen. Man lässt 20–30 Minuten zugedeckt ziehen und seiht dann ab. Die Tagesdosis liegt bei 6–12 Gramm Wurzeldroge. Daher kann mehrmals täglich eine Tasse getrunken werden.

 

Gegenanzeigen und Risiken

Bei Ödemen infolge eingeschränkter Herz- und Nierentätigkeit sollte keine Durchspülungstherapie mit der Hauhechelwurzel gemacht werden.

Hauhechel © Ernst Frühmann

Hauhechel © Ernst Frühmann

Zusammenfassung 

Die Hauhechel ist bereits in der Antike als Heilpflanze bekannt und in Verwendung. Diese Heilpflanze findet man in der Natur in weiten Teilen Europas. Seit dem 19. Jahrhundert wird sie vorwiegend gegen jene Erkrankungen eingesetzt, für die sie auch heute angewendet wird.

Teezubereitungen oder Extrakte der Hauhechelwurzel haben sich zur Durchspülung der ableitenden Harnwege bei entzündlichen Erkrankungen bewährt. Durch die Erhöhung der Harnmenge eignet sich die Wurzel der Heilpflanze auch zur unterstützenden Behandlung bei Harngrieß und zur Vorbeugung bei einer Neigung zur Bildung von Harnsteinen.

Echter Lorbeer

Echter Lorbeer © Ernst Frühmann

Daphne ist nicht nur der griechische Name für die Nymphe Daphne, sondern auch die griechische Bezeichnung für den Lorbeer; in kleinen Abwandlungen findet sich diese Bezeichnung auch in anderen Nachbarländern Griechenlands. Später hat sich aber der lateinische Gattungsname Laurus durchgesetzt, dem nach der Artbezeichnung nobilis bei den Varietäten aufgrund unterschiedlicher Merkmale bei Blättern und Früchten ein eigener Name für die Varietät hinzugefügt wurde.

Die Bedeutung der Lorbeerblätter und der -früchte ist in Mitteleuropa deutlich zurückgegangen. Vor etwa 50 Jahren wurde das grünliche Lorbeeröl noch nach der Vorschrift des Österreichischen Arzneibuches in eine Salbe eingearbeitet, die bei Krämpfen im Bauch häufig zur Anwendung kam.

In den Ländern des Mittelmeerraumes hatten und haben noch immer die Lorbeerblätter, -früchte und das -öl in medizinischen Anwendungen höhere Bedeutung als in den restlichen Teilen Europas. In verschiedenen Ländern werden Lorbeerblätter als Gewürz verwendet, kommen zur Aromatisierung von Trauben und Feigen in Tonkrügen zur Anwendung und schützen sie gleichzeitig vor Insekten und Wurmbefall. Obwohl die Blätter als allergisierend eingeschätzt werden, dienen sie der Aromatisierung verschiedener Gerichte – wie Linsen, Saucen und anderem.

Bei besonderen sportlichen Leistungen bekamen früher die Sieger einen Lorbeerkranz. Auch heute noch hat das Lorbeerblatt im Sport seinen Ehrenplatz. In Deutschland ist das Silberne Lorbeerblatt die höchste Auszeichnung und wird für besondere sportliche Leistungen verliehen.

Echter Lorbeer © Ernst Frühmann

Echter Lorbeer © Ernst Frühmann

Volksmedizinische Anwendung

Die Blätter, die Früchte und das Lorbeeröl sind in den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts aus den Arzneibüchern in Europa verschwunden. Dennoch steht fest, dass von den Mittelmeerländern bis zum Iran Zubereitungen aus den Blättern, der Früchte oder Lorbeeröl bei verschiedenen Erkrankungen Verwendung finden. Bei Krämpfen im Magen, Verdauungsschwierigkeiten oder Blähungen trinkt man eine Abkochung der Blätter; zusätzlich nützt man das Lorbeeröl bei Muskel- oder Rheumaschmerzen.

In Mitteleuropa kommen in der Traditionellen Europäischen Medizin das ätherische Öl aus den Blättern und das Lorbeeröl aus den Früchten bei rheumatischen Beschwerden oder stumpfen Verletzungen wie Quetschungen oder Verstauchungen zur Anwendung.

Erwähnenswert ist auch die Verwendung von Lorbeerzubereitungen in der Tiermedizin als Eutersalbe oder wenn Verstauchungen oder Hufbeschwerden bei Pferden zu behandeln sind. 

In der Aromatherapie schreibt man dem ätherischen Öl aus den Blättern beruhigende, stimmungsaufhellende Wirksamkeit zu und verwendet es bei psychischen Störungen wie Depressionen, Angststörungen und anderem.

Forschungen haben in letzter Zeit ergeben, dass die Einnahme von Tee aus Lorbeerblättern einen günstigen Einfluss auf die Blutfettwerte besitzt und auch Blutzuckerwerte verbessert werden. Es wäre erfreulich, wenn die Wirksamkeit bei chronisch entzündlichen, metabolischen Störungen durch weitere wissenschaftliche Ergebnisse bestätigt wird. 

Da Lorbeerzubereitungen durch den Gehalt an Sesquiterpenlactonen auch zu einer Sensibilisierung oder Allergie führen können, muss geklärt werden, ob eine mögliche Therapie zur Anwendung kommen kann.

 

Lorbeerblätter als Gewürz 

Trotz der bekannten allergenen Eigenschaften, die in der Fachliteratur vermerkt sind, werden Lorbeerblätter immer wieder als Gewürz bestimmten Speisen zur Aromatisierung zugesetzt. So finden wir bei uns in Mitteleuropa Lorbeerblätter in Rahmsuppen oder in Griechenland bei Linsengerichten, im Stifado (traditioneller Fleischeintopf) oder in Saucen.

Echter Lorbeer © Ernst Frühmann

Echter Lorbeer © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Der immergrüne Lorbeerstrauch oder -baum wächst bevorzugt in den Ländern rund um das Mittelmeer, im Balkan oder in Vorderasien. Seine etwas lederigen Blätter, das ätherische Öl aus ihnen, die Früchte und deren Ölgemisch aus fettem und ätherischem Öl werden seit vielen Jahrhunderten in der Volksmedizin und Tiermedizin innerlich und äußerlich angewendet. Verwendung finden die Blätter auch als Gewürz, als Schutz vor Insekten und das ätherische Öl in der Aromatherapie.

Blutwurz

Blutwurz © Ernst Frühmann

Die Blutwurz wurde zur Arzneipflanze des Jahres 2024 auserkoren; und das aus guten Gründen. Die Blutwurz hat als Heilpflanze eine etwa 2000 Jahre lange Tradition, sie wurde seit etwa 500 Jahren bei Durchfallerkrankungen und Entzündungen im Mund/Rachen eingesetzt und nährt Hoffnungen, dass sie auch in der Zukunft in weiteren Anwendungsgebieten als Heilpflanze eingesetzt werden kann.

Obwohl die Blutwurz eine Art unter einigen hundert Arten in der Gattung der Fingerkräuter (Potentilla) ist, die vorwiegend auf der Nordhalbkugel heimisch sind, ist sie von den vielen anderen Arten leicht zu unterscheiden. Während alle anderen Arten dieser Gattung fünf – meist gelbe – Kronblätter besitzen, ist die Blutwurz, trotz ihrer kleinen Blüten, mit ihren meist nur vier Kronblättern in der Natur rasch zu erkennen. Ein Name, der auch bei uns in der Literatur oft angeführt wurde, ist Tormentill; wegen ihres Aussehens nannte man sie auch Rotwurz oder aufgrund ihrer Anwendung Bauchwehwurz und Ruhrwurz.

Eine nahe Verwandte der Blutwurz ist die Potentilla indica, die Scheinerdbeere, deren rote Beeren – bei flüchtigem Hinschauen – erdbeerähnliches Aussehen haben und in der Natur und in Gärten zu finden ist.

Blutwurz © Ernst Frühmann

Blutwurz © Ernst Frühmann

medizinische Anwendung

Blutwurzdrogen stammen vorwiegend aus Wildsammlungen. Ein hoher Anteil wird in Mittel- und Osteuropa geerntet.

Zwei Hauptindikationen wurden bisher in der Medizin anerkannt. Einmal ist es die Anwendung von Extrakten bei Entzündungen der Schleimhäute im Mund- und Rachenbereich. An der lokalen Wirkung sind vermutlich nicht nur die Gerbstoffe, sondern auch Triterpensaponine beteiligt. Verstärkt kann die Wirkung durch die Kombination mit anderen pflanzlichen Extrakten werden. So hat sich eine Kombination mit Extrakten aus Blutwurz, Ratanhia, Myrrhe und ätherischen Ölen bewährt.

Nun wurde auch die Erfahrung aus den letzten Jahrhunderten bestätigt, dass sich Extrakte (Tee, Tinktur oder Fluidextrakt) aus der Blutwurz zur Therapie von akuten unspezifischen Durchfallerkrankungen gut eignen.

Ergebnisse neuerer Studien zeigen, dass eine Creme mit Gerbstoffen aus dem Rhizom der Blutwurz nachweislich zu einer antientzündlichen (antiinflammatorischen) Wirkung führt, die mit der Wirkung von Hydrokortison vergleichbar ist. Auch bei Menschen mit leichten Formen einer Neurodermitis konnte innerhalb von zwei Wochen eine signifikante Verbesserung des Zustands erreicht werden.

Bei einer entzündlichen Hauterkrankung im Gesicht (der Rosazea) gibt es erste hoffnungsvolle Anzeichen, dass ein Blutwurzextrakt mit dem

Ellagitannin Agrimoniin eine ähnliche Wirksamkeit wie Hydrokortison ergibt und zu einer Reduktion der geröteten, entzündeten Haut führt.

Bei einer entzündlichen Erkrankung im Darm (der Colitis ulcerosa) konnte gezeigt werden, dass durch hochdosierte Blutwurzextrakte durch die Spaltung der Ellagitannine in Urolithine durch das menschliche Mikrobiom die Entzündungen deutlich reduziert werden.

Seit Jahrhunderten führt die Anwendung von Blutwurzextrakten zu keinen Komplikationen; ausgenommen sind Magenprobleme bei empfindlichen Personen. Dies lässt den Schluss einer toxikologischen Unbedenklichkeit zu. Bei einer Studie mit Kindern im Vorschulalter konnte gezeigt werden, dass sogar bei einer Rotavirus-Infektion Extrakte der Blutwurz deutlich zur schnelleren Genesung beigetragen haben.

 

Achtung!

Bei Durchfallerkrankungen, die länger als zwei Tage andauern, die im Stuhl Blutbeimengungen haben oder mit Fieber einhergehen, ist ein Arzt zu konsultieren.

 

Blutwurz © Ernst Frühmann

Blutwurz © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Blutwurz ist eine mehrjährige Heilpflanze mit gelben Blüten, die meist nur vier Kronblätter besitzen und die sich damit deutlich von den anderen Potentilla Arten unterscheidet. Ihr kräftiger Wurzelstock, der sich im Anschnitt rot färbt, kommt als Heilmittel zur Anwendung und stammt vorwiegend aus Wildsammlung.

Kondensierte und hydrolysierbare Gerbstoffe sind neben anderen Inhaltsstoffen die Wirkungsträger bei unspezifischen, akuten Durchfallerkrankungen und leichten Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachenraum dank ihrer zusammenziehenden, antioxidativen, entzündungshemmenden, antimikrobiellen und Durchfall hemmenden Eigenschaften. Neue Studien eröffnen weitere Behandlungsoptionen.

Große Klette

Klette © Ernst Frühmann

Wenn auch die Große Klette durch ihre Größe und ihren medizinischen Gebrauch im Vordergrund steht, gibt es ein paar Klettenarten, die uns in der Natur ebenfalls begegnen. Die Kleine Klette (Arctium minus) hat aber wesentlich kleinere Blütenköpfchen und unterscheidet sich auch in der Ausbildung der Blätter oder der Hüllblätter an den Blütenköpfchen. Als dritte Art soll noch die Filzige Klette (Arctium tomentosum) erwähnt werden mit ihren dicht spinnewebig-wolligen Hüllblättchen, die gegenüber den anderen Klettenarten etwas später blüht (August bis September), während die anderen eher im Hochsommer ihre Hauptblütezeit haben. Früher konnte man von allen drei Arten die Wurzeln zur Bereitung der Heilmittel verwenden; nun ist aber nur die Wurzel der Großen Klette offizinell. 

Die Klette zählt aufgrund ihres Vorkommens in weiten Teilen Europas, Asiens und auf anderen Kontinenten zu den Heilpflanzen, die schon in der TCM (Traditionellen Chinesischen Medizin) und in der Heilkunst der Antike bis zur Phytotherapie der Gegenwart ihren Platz hat. Auch der Arzt und Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann, hat die Klette in seinen homöopathischen Arzneischatz aufgenommen. Während in der TCM die Früchte und Wurzeln verwendet werden, sind in Europa nur die Wurzeln Grundlage für Extrakte. 

Der heute verwendete Name Arctium findet sich schon bei Dioskurides in der griechischen Bezeichnung árkteion, der sich vom Wort árktos ableitet und Bär bedeutet. Ob das griechische Wort labein, das ergreifen oder festhalten ausdrückt und auch von Plinius mit lappa Verwendung findet, oder doch einen anderen Ursprung hat, ist nicht endgültig geklärt. Wegen der Größe der Blätter tauchte nach dem Mittelalter die Bezeichnung bardana auf, die auch heute noch mit der lateinischen Definition der Wurzel (Radix bardanae) bekannt ist und mit Pferdedecke übersetzt werden kann.

Klette © Ernst Frühmann

Klette © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Durch die langjährigen Erfahrungen in den letzten Jahrzehnten werden Extrakte aus der Wurzel der Großen Klette als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Zur innerlichen Einnahme wurde die harntreibende Wirkung bei Harnwegsbeschwerden zur Durchspülung der Harnwege anerkannt. Die Klettenwurzel wird auch zur Anregung des Appetits verwendet. Bei Hautproblemen kam es zur Anerkennung der Wirksamkeit bei äußerlicher Anwendung vor allem bei seborrhoischer Haut.

In der Volksmedizin kommt es auch zur Anwendung der Extrakte zur äußerlichen Behandlung bei schlecht heilenden Wunden, Psoriasis und unreiner Haut. Dies ist aber ebenso wenig wissenschaftlich belegt, wie die Verwendung als Badezusatz oder die Anwendung des Klettenwurzelöls zur Verbesserung des Haarwuchses.

Die innerliche Gabe der Extrakte in der volksmedizinischen Anwendung erstreckten sich auf Erkrankungen wie Appetitlosigkeit, Beschwerden im Magen- und Darmtrakt, bei Blasen- und Gallenproblemen oder auch bei rheumatischen Krankheiten.

In der Homöopathie werden homöopathische Arzneimittel aus der frischen Wurzel hergestellt und bei rheumatischen Schmerzen oder Hautausschlägen eingesetzt.

Nebenwirkungen sind selten beobachtet worden. Bei öligen Wurzelauszügen ist es vereinzelt zu einer Kontaktdermatitis gekommen. Sequiterpenlactone könnten dafür verantwortlich sein.

 

Teeherstellung: 2,5 Gramm der getrockneten, fein geschnittenen Wurzel werden zunächst mit 200 Milliliter kaltem Wasser übergossen; man lässt diesen Ansatz bis zu ein paar Stunden unter gelegentlichem Umrühren stehen; dann wird diese Zubereitung bis zu einer Stunde lang gekocht und durch ein Sieb abgeseiht.

Klette © Ernst Frühmann

Klette © Ernst Frühmann

 

Zusammenfassung

In Europa und Asien wurde die Gattung Klette (nicht nur die Große Klette) seit Jahrtausenden als Heilmittel genützt. Während in der TCM die Früchte und Wurzeln Verwendung finden, kommen in der Phytotherapie und Homöopathie nur die Wurzeln sowohl innerlich als auch äußerlich in Heilmitteln zur Anwendung. Anerkannt ist die Appetitsteigerung und die harntreibende Wirkung zur Durchspülung der Harnwege bei Harnwegsbeschwerden oder auch die Wirksamkeit bei Hautproblemen wie seborrhoischer Haut.

Flohsamen, 2 Arten

Flohsamen - Pflanze © Ernst Frühmann

In der Natur begleiten uns einige Wegericharten in großer Menge; ein Teil davon ist fast omnipräsent und zeigt sich darin, dass wir den Spitzwegerich oder den Breitwegerich bei fast jedem Spaziergang finden können. Der Spitzwegerich als heimisches Wegerichgewächs hat in der Indikation Hustenerkrankungen seine wissenschaftliche Anerkennung gefunden.

Zwei Arten, die den deutschen Namen Flohsamen tragen beziehungsweise die Flohsamen liefern, sind Bewohner der wärmeren Zonen – vom Mittelmeerraum bis Indien. Der hohe Gehalt an Schleimstoffen macht beide Flohsamenarten zu gut verträglichen Quellmitteln, die in der Fähigkeit Wasser zu binden, ein Vielfaches über dem heimischen Leinsamen liegen. Die hohe Quellungsfähigkeit schafft die Möglichkeiten, den Flohsamen durch die deutliche Zunahme an Volumen des Darminhalts einerseits als Abführmittel einzusetzen und anderseits die hohe Aufnahmefähigkeit von Wasser so zu nützen, dass bei Durchfallerkrankungen der hohe Wasseranteil im Darm gebunden und eine normale Passage erreicht wird. Flohsamen und Flohsamenschalen sind damit ein natürliches, effektives Darmregulans, das keine Gewöhnungseffekte zeigt.

Flohsamen - Pflanze © Ernst Frühmann

Flohsamen – Pflanze © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Flohsamen – häufiger handelt es sich in der Verwendung um Indischen Flohsamen – gelten als gutes, mildes Abführmittel, das mit reichlich Wasser eingenommen werden muss. Da die Wirkung über eine Volumenzunahme des Darminhalts zu einem stärkeren Dehnungsreiz und zu einer verbesserten Darmperistaltik führt, wird die Darmpassage beschleunigt. Dies nützt man bei chronischer Darmträgheit und Situationen, in denen weicherer Stuhl zur leichteren Darmentleerung führen soll – z.B. bei Hämorrhoiden, Analfissuren, nach operativen Eingriffen und in der Schwangerschaft.

Die wasserbindende Wirkung wird dazu genützt, dass es bei Durchfallerkrankungen zu einer verlangsamten Darmpassage kommt und zu einer Verfestigung des Stuhls.

Die Gabe bei Reizdarm hat sich ebenso bewährt, wie sich gezeigt hat, dass die Gabe von Flohsamen zu einer Senkung des LDL-Cholesterolspiegels führt, da Gallensäuren, die zu einer Resorption von Cholesterol notwendig sind, vermehrt ausgeschieden werden.

Weiters versucht man mit Flohsamen bei Übergewicht das Hungergefühl zu nehmen, sodass damit weniger Essen verzehrt wird.

Ein weiterer Vorteil liegt auch darin, dass Flohsamen oder deren Schalen praktisch nicht zu Blähungen führen.

 

Wechselwirkungen: Wenn mit dem Flohsamen gleichzeitig andere Medikamente eingenommen werden, kann die Resorption dieser Arzneimittel verzögert werden.

Bei insulinpflichtigen Diabetikern ist zu überprüfen, ob bei der Einnahme von Flohsamen die Insulindosis reduziert werden muss.

 

Gegenanzeigen: Bei schwer einstellbaren Diabetikern, bei drohendem oder bestehendem Darmverschluss sowie bei krankhaften Verengungen in der Speiseröhre oder im Magen-Darmtrakt ist von einer Einnahme von Flohsamen Abstand zu nehmen.

 

Hinweis: In seltenen Fällen können – speziell bei pulverisierter Droge – allergische Reaktionen auftreten. Bei Flohsamenschalen ist eine allergische Reaktion unwahrscheinlich.

Bettlägerige Menschen müssen bei der Einnahme von Flohsamenpulver aufgerichtet werden, damit verhindert wird, dass das Flohsamenpulver in der Speiseröhre zu quellen beginnt.

 

Teezubereitung: Ist nicht üblich und auch nicht sinnvoll!

 

Einnahme: 1-2 Teelöffel (5-10 g) Flohsamen lässt man mit maximal 100 ml Wasser etwas vorquellen. Diese leicht schleimige Masse einnehmen und mindestens 200 ml Wasser nachtrinken. Die Tagesdosis sollte für Erwachsene 40 g nicht übersteigen. Für Flohsamenschalen sollte die Tagesdosis maximal zwischen 10 und 20 g liegen.

 

Flohsamen © Ernst Frühmann

Flohsamen © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Wegericharten, die Flohsamen produzieren, sind im Raum Iran bis Indien oder im Mittelmeerraum beheimatet. Der wesentliche Teil der Wirkung wird durch den hohen Anteil von Schleimstoffen bewirkt. Die Quellzahl liegt zwischen 10 und 40. Zur Anwendung kommen die Flohsamen der beiden Arten bei Verstopfung, zur leichteren Darmentleerung bei Hämorrhoiden, bei Analfissuren, nach Operationen und in der Schwangerschaft sowie bei Reizdarm, zur Senkung der Cholesterolwerte und auch bei Durchfallerkrankungen.

Pfefferminze

Pfefferminze © Ernst Frühmann

In der Phytotherapie ist die Pfefferminze eine sehr wertvolle Pflanze. Die wohlschmeckende Heilpflanze kann in verschiedenen Tees einerseits ihre Wirkung entfalten, anderseits aber auch zu einer geschmacklichen Verbesserung in Teezubereitungen, Zahnpasten, Kaugummi, Getränken und anderem beitragen. Nicht nur die Pfefferminzblätter sind bei verschiedenen Erkrankungen anerkannt; die Wirkung des ätherischen Öls wird ebenso in unterschiedlichen Arzneiformen genützt – sei es in Salben, flüssigen Arzneimitteln oder auch in moderner Galenik, wenn das ätherische Öl in einer Arzneiform, die erst im Dünn- und Dickdarm wirkt, zur Behandlung des Reizdarmsyndroms zur Anwendung kommt.

In der Pfefferminze ist der Gehalt an Menthol recht hoch; es gibt andere Minzenarten, die frei von Menthol sind oder ganz geringe Mengen von Menthol enthalten. Zu nennen wäre hier z.B. die Krauseminze (M. spicata var. crispa) mit einem hohen Anteil an Carvon und Limonen. Wir kennen in der Natur aber auch Minzenarten, die die Pfefferminze beim Mentholgehalt überflügeln. Wenn aus dem ätherischen Öl das Menthol – als Hauptteil (-)-Menthol, auch als Levomenthol bezeichnet – aus einer Pflanze gewonnen wird, nimmt man die Ackerminze (Mentha arvensis L.), da diese Minzenart den höchsten Gehalt an Menthol besitzt. Dabei lässt sich das kristalline Menthol durch Ausfrieren aus dem ätherischen Öl der Ackerminze gewinnen.

Die Pfefferminze gibt es gesichert erst seit dem Ende des 17. Jahrhunderts. Alle Minzenarten, die vorher von der Antike über das Mittelalter zur Anwendung kamen, waren andere Minzenarten. Dennoch galten die Minzen des Altertums schon als hervorragende Heilmittel bei verschiedenen Erkrankungen vom Kopf bis hin zu Magen-, Darm- und Lebererkrankungen.

Pfefferminze © Ernst Frühmann

Pfefferminze © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Die unterschiedlichen Inhaltsstoffe der Pfefferminze ermöglichen einige Anwendungsgebiete. Sehr häufig kommt diese Heilpflanze bei verschiedenen Verdauungsproblemen im Magen- Darmbereich oder auch als Gallenmittel zur Anwendung. Die krampflösenden Eigenschaften werden bei krampfartigen, kolikartigen Beschwerden im Magen oder Darm oder bei Blähungen genützt. Aber auch bei Übelkeit und Völlegefühl ist die Pfefferminze ein gut geeignetes Magenmittel durch die lokalanästhetischen Eigenschaften des Menthols. Die Kombination mit Kümmelfrüchten oder Kümmelöl erweitert das Wirkungsspektrum und eignet sich gut bei den dyspeptischen Beschwerden. Das ätherische Öl und vermutlich auch die Flavonoide bewirken eine deutliche Steigerung der Gallenproduktion. Erkältungen, Husten und rheumatische Beschwerden können mit Pfefferminzöl günstig beeinflusst werden. Die mild beruhigende Eigenschaft wird in der volksmedizinischen Anwendung als Zusatz zu entsprechenden Teemischungen genützt.

Das ätherische Öl wird innerlich in magensaftresistenten Kapseln bei Reizdarmsyndrom oder äußerlich zur Behandlung von Kopfschmerz (Spannungskopfschmerzen) eingesetzt.

Wirklich berechtigt ist auch – wegen des guten Geschmacks der Pfefferminze – die Verwendung als Aromatikum in verschiedenen Arzneiformen wie Lutschpastillen, Mundwässern, Zahnpasten u.a.

Teezubereitung: Als Dosierung kann gelten: 3 – 6 g Droge pro Tag als Tee oder 5 – 15 g der Tinktur pro Tag.

Der Gebrauch ist auch über längere Zeit möglich, wenn die Tagesdosis niedrig gehalten wird; Nebenwirkungen sind bei der empfohlenen Dosis nicht zu erwarten. Ein Dauergebrauch ist aber nicht sinnvoll.

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen: Bei Gallenproblemen muss die Anwendung von Pfefferminzöl mit dem Arzt abgesprochen werden! Bei Kindern unter drei Jahren und Asthmatikern ist von Arzneimitteln mit Pfefferminzöl im Bereich Gesicht/Nase Abstand zu nehmen, da die Atemmuskulatur sonst zu verkrampfen droht und lebensgefährliche Situationen entstehen können.

 

Pfefferminze als Genussmittel

Der charakteristische Geschmack, der durch das ätherische Öl bestimmt wird, verführt zur Anwendung in bestimmten Lebens- und Genussmitteln. In England verfeinert man gerne die Soße zu Lammfleisch mit Pfefferminze und auch der Arabische Raum nützt sie zu Fleischspeisen. Im Zentrum Europas wird der Minzgeschmack eher mit Eis, Schokolade – wie die berühmten Täfelchen oder Pralinen, die man nach dem Abendessen genießt. Aber auch in Getränken setzt man gerne auf den erfrischenden Geschmack der Pfefferminze.

Pfefferminze © Ernst Frühmann

Pfefferminze © Ernst Frühmann

Zusammenfassung 

Die Pfefferminze ist eine Heilpflanze, die in der heute angebotenen Form des Tripelbastards in Europa erst etwas über 300 Jahre verwendet wird. Dennoch kamen Minzenarten schon in der griechischen Mythologie und Heilkunst vor.

In der Phytotherapie reicht ihr Anwendungsbereich von Kopfschmerzen oder rheumatischen Beschwerden, von Erkältungskrankheiten bis zum Verdauungstrakt mit Problemen im Magen und Darm oder mit der Galle. Zur Anwendung kommen die Blätter der Pfefferminze oder das ätherische Öl als innerlich und äußerlich angewendetes Heilmittel.

Echter Baldrian

Baldrian © Ernst Frühmann

Wenn wir im Frühsommer in der Natur wandern, stoßen wir in den Alpen auf einige Arten der Gattung Valeriana. Während der Echte Baldrian schon durch seine Größe in der Natur leicht gefunden werden kann, sind andere nahe Verwandte bei weitem nicht so auffällig, aber trotzdem recht gut zu finden und als eine Baldrianart erkennbar. An feuchten Stellen – zum Beispiel in der Nähe des Fieberklees – steht immer wieder auch der oft zart rosa blühende Sumpf-Baldrian (Valeriana dioica), aber auch der Berg-Baldrian (V. montana) und der Dreiblatt-Baldrian (V. tripteris) sind recht häufig zu sehen. Eine begehrte Baldrianart, der Echte Speik oder Keltische Baldrian (V. celtica), wächst aber nur in einigen kleinräumigen Gebieten der Alpen.

Beim Echten Baldrian handelt es sich um eine formenreiche Art – das s.l. bedeutet (sensu latiore) „im weiteren Sinne“, die mit zahlreichen Unterarten in der Natur vorkommt. Je nach Standort sind die Blätter – Fiederblätter schmäler oder breiter und dunkel- oder hellgrün – unterschiedlich geformt und die Blüten können weiß oder zart rosa sein. Der Baldrian gedeiht vorwiegend im Schatten, aber auch an sonnigen Hängen, er ist auf relativ trockenen Standorten genauso vertreten wie in relativ feuchten Arealen. Für die Anwendung als beruhigendes Mittel sind seine getrockneten oder frischen Wurzeln von Bedeutung.

Der Baldrian ist heute das am häufigsten verwendete Phytotherapeutikum bei Nervosität, Unruhe und Einschlafstörungen. Wir wenden den Baldrian in Tees, Tinkturen, Extrakten oder vielen Fertigarzneimitteln und homöopathischen Arzneimitteln an – allein oder in Kombination mit anderen Arzneipflanzen.

Baldrian © Ernst Frühmann

Echter Baldrian © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Für Unruhezustände am Tag, nervös bedingte Herzbeschwerden oder Stresssituationen haben sich Baldriandosierungen von 50 – 150 mg Trockenextrakt als wirksam erwiesen. Dies entspricht einer Drogenmenge (getrocknete Wurzel) von maximal einem Gramm. Die Abenddosierung bei Einschlafstörungen sollte aber bei Erwachsenen zwischen 300 bis 600 mg Extrakt liegen, was einer Menge von etwa 3 – 4 g Baldrianwurzel entspricht.

Ein Aspekt ist auch zu beachten, damit mit Baldrian auch das gewünschte Ergebnis erreicht wird: Baldrian soll bei Einschlafproblemen regelmäßig eingenommen werden. Damit wird gewährleistet, dass die volle Wirksamkeit des Baldrians genützt werden kann. Einen Abhängigkeits- oder Gewöhnungseffekt gibt es beim Baldrian nicht, da er den natürlichen Schlafrhythmus nicht verändert. Prof. Dingermann aus Frankfurt vergleicht den Baldrian mit einem Temperaturregler. Man dreht die Heizung auf, es kommt gleich warmes Wasser in den Heizkörper, aber die Raumtemperatur stellt sich erst langsam um.

Baldrianwurzel sollte aus Sicht des HMPC bei Kindern erst ab 12 Jahren angewandt werden. Schwangere und Stillende sollten aufgrund fehlender Sicherheitsdaten auf Baldrian verzichten.

Echter Baldrian © Ernst Frühmann

Echter Baldrian © Ernst Frühmann

Zusammenfassung 

Der Echte Baldrian ist eine formenreiche Art, die heute auf der nördlichen Halbkugel weit verbreitet ist. Die beruhigende Wirkung des Baldrians wurde im Altertum und im Mittelalter kaum beschrieben; erst seit ca. 200 Jahren nützt man zunehmend die Wirkung des Baldrians als Mittel bei Unruhezuständen für den Tag und als Einschlafhilfe, ohne dass dabei Gewöhnung oder Abhängigkeit entstehen kann. Die Dosierung für Erwachsene sollte für Extrakte am Tag bei 50 – 150 mg, am Abend als Einschlafhilfe bei 300 – 600 mg liegen.

 
 

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