Blutwurz

Potentilla erecta

Unter dem Namen Potentilla gibt es einige hundert Arten. Medizinische Verwendung finden in dieser artenreichen Gattung in Europa vorwiegend zwei Arten. Das Gänsefingerkraut – Potentilla anserina L., das auch bei uns heimisch ist und die Blutwurz. In der Volksmedizin waren auch das Kriechende Fingerkraut und das Gold-Fingerkraut in Verwendung. Im deutschen Sprachraum hat man der Blutwurz die unterschiedlichsten Namen gegeben. So wurde sie wegen ihrer Anwendung auch Bauchwehwurz oder Ruhrwurz genannt. Durch ihr Aussehen bekam sie Namen wie Fingerkraut, Siebenfinger oder Rotwurz. Ein Name, der auch bei uns in der Literatur oft angeführt wurde, ist Tormentill. Die Lateinische Bezeichnung leitet sich im Hauptnamen von potentia = Kraft ab; die Bezeichnung erecta = aufrecht ist nicht immer gerechtfertigt, da die längeren Sprosse sehr oft nieder liegend sind.

Blutwurz © Ernst Frühmann

Blutwurz © Ernst Frühmann

Wirkungen und medizinische Anwendung

Die oberirdischen Teile der Blutwurz haben doch deutlich andere Inhaltsstoffe als der Wurzelstock, der mehrere verschiedene Stoffgruppen beinhaltet. Herausragend dabei sind die kondensierten (Catechin-Gerbstoffe) und hydrolysierbaren Gerbstoffe (Ellagitannine), deren Anteil zwischen 17 und 22 Prozent schwankt und deren Wirksamkeit den Einsatz der Droge bestimmt. Rund 80 Prozent dieser Gerbstoffe sind kondensierte Verbindungen; nur ein kleiner Teil sind jene Verbindungen, die auch durch Wasser gut spaltbar sind. Weitere Inhaltsstoffe sind die Flavonoide mit einem Gehalt von unter einem Prozent und Triterpene mit einem Anteil von bis zu 1,7 Prozent. In kleinen Mengen finden sich Fettsäuren, Zucker und Phenolcarbonsäuren.

Ebenso vielfältig wie die Inhaltsstoffe sind die Wirkungen der Blutwurz. Extrakte sind Radikalfänger, haben antioxidative Wirkungen, antibakterielle und antivirale Aktivitäten (auf Herpes Viren), sie wirken entzündungshemmend, zusammenziehend und entfalten eine deutlich antidiarrhoische Wirkung, die die häufige Verwendung der Blutwurz bei Durchfallerkrankungen rechtfertigt.

Bei empfindlichen Anwendern können die Gerbstoffe bei oraler Gabe (z.B. als Tee) zu Magenbeschwerden führen. Allgemein ist die Verträglichkeit bei der Einhaltung der Normaldosierung sehr gut. 

Blutwurzdrogen stammen vorwiegend aus Wildsammlungen. Ein hoher Anteil wird in Mittel- und Osteuropa geerntet.

Zwei Hauptindikationen werden heute in der Medizin anerkannt. Einmal ist es die Anwendung von Extrakten bei Entzündungen der Schleimhäute im Mund- und Rachenbereich. An der lokalen Wirkung sind vermutlich nicht nur die Gerbstoffe, sondern auch Triterpensaponine beteiligt. Verstärkt kann die Wirkung durch die Kombination mit anderen pflanzlichen Extrakten werden. So hat sich eine Kombination mit Extrakten aus Blutwurz, Ratanhia, Myrrhe und ätherischen Ölen bewährt.

Zweitens wurde die Erfahrung aus den letzten Jahrhunderten bestätigt, dass Extrakte (Tee, Tinktur oder Fluidextrakt) aus der Blutwurz gut geeignet sind bei Therapien von akuten unspezifischen Durchfallerkrankungen. Die Jahrhunderte lange Anwendung ohne Komplikationen – ausgenommen Magenprobleme bei empfindlichen Personen – lässt den Schluss einer toxikologischen Unbedenklichkeit zu. Bei einer Studie mit Kindern im Vorschulalter konnte gezeigt werden, dass sogar bei einer Rotavirus-Infektion Extrakte der Blutwurz deutlich zur schnelleren Genesung beigetragen haben.

Zubereitung von Blutwurz Tee:

5,0 Gramm getrocknete Droge (ungefähr ein Teelöffel) werden mit 150 Milliliter kaltem Wasser übergossen und man lässt 8 Stunden ziehen; nach dem Abseihen wird der Teerückstand mit 150 Milliliter siedendem Wasser übergossen, lässt 10 Minuten ziehen, seiht ab und vereinigt den kalten und warmen Tee-Extrakt.

Erwachsene trinken zweimal täglich diese Menge an Tee. Der kalt zubereitete Tee ist aromatischer im Geschmack.

Oder einfacher: 2-3 Gramm der Wurzeldroge werden mit 150 Milliliter siedendem Wasser übergossen und einige Minuten am Sieden gehalten; man lässt danach noch 10 Minuten ziehen, seiht ab und trinkt mehrmals täglich diesen Tee. 

Achtung!

Bei Durchfallerkrankungen, die länger als 2 Tage andauern, die im Stuhl Blutbeimengungen haben oder mit Fieber einhergehen, ist ein Arzt bei zu ziehen.

In der Volksmedizin werden Blutwurzextrakte bei Durchfallerkrankungen, bei leichten Entzündungen im Magen-Darm Bereich, bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum aber auch bei Magenbeschwerden, Erfrierungen, Verbrennungen, Hämorrhoiden und bei schlecht heilenden Wunden in Form von Tee, Umschlägen und Bädern angewendet.

Blutwurz © Ernst Frühmann

Blutwurz © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Blutwurz ist eine mehrjährige Heilpflanze, deren gelbe Blüten nur vier Kronblätter besitzen und die sich damit deutlich von den anderen Potentilla Arten unterscheidet. Ihr kräftiger Wurzelstock, der sich im Anschnitt rot färbt, kommt als Heilmittel zur Anwendung und stammt vorwiegend aus Wildsammlung.

Kondensierte und hydrolysierbare Gerbstoffe sind neben anderen Inhaltsstoffen die Wirkungsträger bei unspezifischen, akuten Durchfallerkrankungen und leichten Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachenraum. Extrakte der Blutwurz haben zusammenziehende, antioxidative, entzündungshemmende, antimikrobielle und Durchfall hemmende Eigenschaften.

 

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