Baldrian
Valeriana officinalis L. s.l.
Beim Echten Baldrian handelt es sich um eine formenreiche Art, die mit zahlreichen Unterarten in der Natur zu finden ist. Je nach Standort sind die Blätter – Fiederblätter schmäler oder breiter und dunkel- oder hellgrün – unterschiedlich geformt und die Blüten können weiß oder zart rosa sein. Der Baldrian gedeiht sowohl an sonnigen Hängen wie auch im Schatten. Er ist auf relativ trockenen Standorten genauso vertreten wie in relativ feuchten Arealen. Für die Anwendung als beruhigendes Mittel sind seine getrockneten oder frischen Wurzeln von Bedeutung.
Der Baldrian ist heute das am häufigsten verwendete Phytotherapeutikum bei Nervosität, Unruhe und Einschlafstörungen. Wir wenden den Baldrian in Tees, Tinkturen, Extrakten oder vielen Fertigarzneimitteln und homöopathischen Arzneimitteln an – allein oder in Kombination mit anderen Arzneipflanzen.

Baldrian © Ernst Frühmann
Medizinische Anwendung
Für Unruhezustände am Tag, nervös bedingte Herzbeschwerden oder Stresssituationen haben sich Baldriandosierungen von 50 – 150 mg Trockenextrakt als wirksam erwiesen. Dies entspricht einer Drogenmenge (getrocknete Wurzel) von maximal einem Gramm. Die Abenddosierung bei Einschlafstörungen sollte aber bei Erwachsenen zwischen 300 bis 600 mg Extrakt liegen, was einer Menge von bis rund 3 – 4 Gramm Baldrianwurzel entspricht.
Es gab Fertigpräparate, die „nur“ Valepotriate als Inhaltsstoff hatten. Diese empfindlichen Verbindungen in der Baldrianwurzel, die bei der Extraktion leicht verloren gehen – z. B. bei der Teezubereitung – wurden aber als beruhigendes Mittel bei Prüfungsangst empfohlen, da sie nicht müde machen und auch die Konzentration erhalten bleibt, was z. B. bei einer Führerscheinprüfung oder anderen Prüfungen wichtig ist. Durch die Diskussion über zytotoxische Eigenschaften sind derzeit in Österreich keine AM auf dem Markt.
Ein Aspekt ist auch zu beachten, damit mit Baldrian auch das gewünschte Ergebnis erreicht wird:
Baldrian soll bei Einschlafproblemen regelmäßig eingenommen werden. Damit wird gewährleistet, dass die volle Wirksamkeit des Baldrians genützt werden kann. Einen Abhängigkeits- oder Gewöhnungseffekt gibt es beim Baldrian nicht, da er den natürlichen Schlafrhythmus nicht verändert.
Prof. Dingermann aus Frankfurt vergleicht den Baldrian mit einem Temperaturregler. Man dreht die Heizung auf, es kommt gleich warmes Wasser in den Heizkörper, aber die Raumtemperatur stellt sich erst langsam um.
Teezubereitung
Ein Teelöffel der getrockneten Baldrianwurzel mit 150 ml heißem Wasser übergießen. Man lässt 10 min ziehen und seiht ab.
Für geschmacksempfindliche Personen ist es auch sinnvoll, dass der Baldriantee auf kaltem Wege hergestellt wird. Dabei wird die Baldrianwurzel 8 – 10 Stunden in kaltem Wasser angesetzt, dann wird zum Sieden erhitzt und abgeseiht.
Für ein Vollbad sollte man 100 g Baldrianwurzel in 3 l siedendem Wasser 10 min ziehen lassen und den Extrakt dem Badewasser zusetzen.
Der Baldrian kann auch mit anderen beruhigenden Arzneipflanzen wie mit dem Hopfen, der Passionsblume oder der Melisse in Teemischungen oder in Extrakten kombiniert werden.

Baldrian © Ernst Frühmann
Zusammenfassung
Der echte Baldrian ist eine formenreiche Art, die heute auf der nördlichen Halbkugel weit verbreitet ist. Die beruhigende Wirkung des Baldrians wurde im Altertum und im Mittelalter kaum beschrieben; erst seit ca. 200 Jahren nützt man zunehmend die Wirkung des Baldrians als Mittel bei Unruhezuständen für den Tag und als Einschlafhilfe, ohne dass dabei Gewöhnung oder Abhängigkeit entstehen kann. Die Dosierung liegt für Extrakte am Tag bei 50 – 150 mg, am Abend als Einschlafhilfe bei 300 – 600 mg.