Echter Baldrian

Valeriana officinalis L. s.l.

Wenn wir im Frühsommer in der Natur wandern, stoßen wir in den Alpen auf einige Arten der Gattung Valeriana. Während der Echte Baldrian schon durch seine Größe in der Natur leicht gefunden werden kann, sind andere nahe Verwandte bei weitem nicht so auffällig, aber trotzdem recht gut zu finden und als eine Baldrianart erkennbar. An feuchten Stellen – zum Beispiel in der Nähe des Fieberklees – steht immer wieder auch der oft zart rosa blühende Sumpf-Baldrian (Valeriana dioica), aber auch der Berg-Baldrian (V. montana) und der Dreiblatt-Baldrian (V. tripteris) sind recht häufig zu sehen. Eine begehrte Baldrianart, der Echte Speik oder Keltische Baldrian (V. celtica), wächst aber nur in einigen kleinräumigen Gebieten der Alpen.

Beim Echten Baldrian handelt es sich um eine formenreiche Art – das s.l. bedeutet (sensu latiore) „im weiteren Sinne“, die mit zahlreichen Unterarten in der Natur vorkommt. Je nach Standort sind die Blätter – Fiederblätter schmäler oder breiter und dunkel- oder hellgrün – unterschiedlich geformt und die Blüten können weiß oder zart rosa sein. Der Baldrian gedeiht vorwiegend im Schatten, aber auch an sonnigen Hängen, er ist auf relativ trockenen Standorten genauso vertreten wie in relativ feuchten Arealen. Für die Anwendung als beruhigendes Mittel sind seine getrockneten oder frischen Wurzeln von Bedeutung.

Der Baldrian ist heute das am häufigsten verwendete Phytotherapeutikum bei Nervosität, Unruhe und Einschlafstörungen. Wir wenden den Baldrian in Tees, Tinkturen, Extrakten oder vielen Fertigarzneimitteln und homöopathischen Arzneimitteln an – allein oder in Kombination mit anderen Arzneipflanzen.

Baldrian © Ernst Frühmann

Echter Baldrian © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Für Unruhezustände am Tag, nervös bedingte Herzbeschwerden oder Stresssituationen haben sich Baldriandosierungen von 50 – 150 mg Trockenextrakt als wirksam erwiesen. Dies entspricht einer Drogenmenge (getrocknete Wurzel) von maximal einem Gramm. Die Abenddosierung bei Einschlafstörungen sollte aber bei Erwachsenen zwischen 300 bis 600 mg Extrakt liegen, was einer Menge von etwa 3 – 4 g Baldrianwurzel entspricht.

Ein Aspekt ist auch zu beachten, damit mit Baldrian auch das gewünschte Ergebnis erreicht wird: Baldrian soll bei Einschlafproblemen regelmäßig eingenommen werden. Damit wird gewährleistet, dass die volle Wirksamkeit des Baldrians genützt werden kann. Einen Abhängigkeits- oder Gewöhnungseffekt gibt es beim Baldrian nicht, da er den natürlichen Schlafrhythmus nicht verändert. Prof. Dingermann aus Frankfurt vergleicht den Baldrian mit einem Temperaturregler. Man dreht die Heizung auf, es kommt gleich warmes Wasser in den Heizkörper, aber die Raumtemperatur stellt sich erst langsam um.

Baldrianwurzel sollte aus Sicht des HMPC bei Kindern erst ab 12 Jahren angewandt werden. Schwangere und Stillende sollten aufgrund fehlender Sicherheitsdaten auf Baldrian verzichten.

Echter Baldrian © Ernst Frühmann

Echter Baldrian © Ernst Frühmann

Zusammenfassung 

Der Echte Baldrian ist eine formenreiche Art, die heute auf der nördlichen Halbkugel weit verbreitet ist. Die beruhigende Wirkung des Baldrians wurde im Altertum und im Mittelalter kaum beschrieben; erst seit ca. 200 Jahren nützt man zunehmend die Wirkung des Baldrians als Mittel bei Unruhezuständen für den Tag und als Einschlafhilfe, ohne dass dabei Gewöhnung oder Abhängigkeit entstehen kann. Die Dosierung für Erwachsene sollte für Extrakte am Tag bei 50 – 150 mg, am Abend als Einschlafhilfe bei 300 – 600 mg liegen.

 

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