Tollkirsche

Tollkirsche © Ernst Frühmann

Eine bedeutende Anzahl von Heil- und Arzneipflanzen zählt zu den Giftpflanzen, die aufgrund ihrer Wirkstoffe – Alkaloide, Fingerhut-Glykoside und andere – den stark wirksamen Arzneipflanzen zugeordnet werden. Durch die meist sehr geringe therapeutische Breite sind sie für eine Selbstmedikation und Anwendung als Tee nicht geeignet. Einzelne Wirkstoffe dieser Pflanzen haben in der Medizin große Bedeutung erlangt, aber gerade bei den Giftpflanzen liegt das Wohl der Menschen in der Wahl der richtigen therapeutischen Einzel- und Tagesmaximaldosis, aber auch in einer Vermeidung jeglicher Überdosierung.

Das Erkennen dieser Giftpflanzen in der Natur ist von großem Nutzen, ereignen sich doch bedauerlicherweise beim Sammeln von Wildkräutern immer wieder Verwechslungen, die zu Vergiftungserscheinungen – auch mit tödlichem Ausgang – geführt haben und führen. Leuchtend gefärbte oder glänzende Beeren einiger dieser giftigen Pflanzen sind zusätzlich eine ernst zu nehmende Gefahr für die Kinder.

Tollkirsche © Ernst Frühmann

Tollkirsche © Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin 

Die Stärke der Alkaloide als Wirkstoffe und der unterschiedliche Gehalt an Wirkstoffen erfordert die Verwendung genau dosierter Arzneimittel oder eingestellter Extrakte beziehungsweise Pulver aus der Wurzel oder aus den Blättern. Zusätzlich sind die maximale Einzeldosis und die maximale Tagesdosis strikt zu beachten.

Durch die krampflösenden Eigenschaften können Extrakte oder eingestellte Pulver der Tollkirschenblätter oder -wurzel bei Krämpfen oder bei kolikartigen Schmerzen im Gastrointestinaltrakt (gesamten Verdauungstrakt) einschließlich der Gallenwege zum Einsatz kommen. Dies gilt auch für Koliken im Magen bei Magengeschwüren mit dem Vorteil, dass Extrakte aus der Tollkirsche zusätzlich die Sekretion im Magen beschränken. Dabei kann die Wirkung eines Kamillentees durch die Zugabe von fünf Tropfen Belladonnatinktur deutlich gesteigert werden.

Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz von Belladonna-Extrakten bei der Dysmenorrhoe, den krampfartigen Schmerzen bei Regelbeschwerden.

Die Augenheilkunde nützt die 0,5-prozentigen Atropin Augentropfen zur Erweiterung der Pupillen bei Augenuntersuchungen durch Augenärzte. Seit einigen Jahren kommen auch 0,01-prozentige Atropin Augentropfen in der Therapie kurzsichtiger Kinder zur Anwendung.

Vor etwa 40 Jahren gab es noch einige Arzneimittel mit dem Zusatz von Belladonna Extrakten bei Mitteln gegen Sodbrennen.

Anwendung in der Homöopathie 

Homöopathische Arzneimittel aus Atropa belladonna werden erfolgreich im Bereich fieberhafter Erkrankungen oder Angina in verschiedenen Potenzen und Darreichungsformen eingesetzt, immer dann, wenn Hitze und Schwitzen vorliegen oder hochrote Mandeln zu behandeln sind.

Aber auch bei Sodbrennen kommt Atropa belladonna in Arzneimitteln der anthroposophischen Medizin zur Anwendung.

Die Giftwirkung 

Die vier wichtigsten Vergiftungssymptome nach einer Einnahme atropinhältiger Pflanzenteile sind:

• Rötung des Gesichts

• Trockenheit der Schleimhäute

• Pulsbeschleunigung

• Pupillenerweiterung

Größere Atropinmengen äußern sich in starker motorischer Unruhe, Rededrang, Halluzinationen usw. Noch höhere Dosen wirken zentral lähmend mit der Gefahr des Atemstillstandes.

Als lebensbedrohend gelten für Erwachsene 10 bis 20 Beeren, für Kinder 3 bis 5 Beeren. Obwohl Blätter und Wurzeln höhere Konzentrationen an Giftstoffen besitzen, liegt die Gefahr vorwiegend in den verlockenden Beeren.

Bei Vergiftungserscheinungen sind umgehend Gegenmaßnahmen zu setzen: Erbrechen, Gabe von Aktivkohle und ärztliches Eingreifen!!

Für Informationen in Österreich ist auch rund um die Uhr die Vergiftungsinformationszentrale unter der Tel.: +43 14064343 erreichbar; In Deutschland: Die Liste der 7 Giftnotrufzentralen ist auf https://www.bvl.bund.de ersichtlich.

 

Tollkirsche © Ernst Frühmann

Tollkirsche © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Tollkirsche ist in weiten Teilen Europas heimisch und zählt zu den bedeutenden Giftpflanzen unserer Heimat. Der Gehalt an Alkaloiden schwankt zwischen 0,3 und 1,2 Prozent. Die giftigen Alkaloide werden aus den Wurzeln, Blättern oder Zweigspitzen gewonnen.

Richtig dosiert können Extrakte in verschiedenen Indikationen zur Anwendung kommen. In der Homöopathie ist Atropa belladonna ein wichtiges Arzneimittel.

Bei Vergiftungen sind möglichst rasch Erstmaßnahmen zu treffen und durch einen Arzt erste Behandlungsschritte zu setzen.

Tausendgüldenkraut

Tausendgüldenkraut © Ernst Frühmann

Während früher einige Arten vom Tausendgüldenkraut medizinische Verwendung fanden und dies auch in der lateinischen Bezeichnung ausgedrückt wurde, sind nun diese Arten unter dem Begriff „im weiteren Sinn“ (s.l.) zusammengefasst worden. Das erleichtert durchaus das sichere Ansprechen in der Natur. Geblieben sind viele Synonyme in der Verwendung der deutschen Namen, die teilweise auf die Verwendung in der Medizin – wie Fieberkraut oder Bitterkraut – hinweisen. Gleich geblieben sind auch die parallel verwendeten Namen Tausendguldenkraut oder Tausendgüldenkraut im deutschen Sprachraum.

Für Menschen, die gerne ihre Heilpflanzen in der Natur sammeln, ist wichtig zu wissen und zu beachten, dass das Tausendgüldenkraut unter Naturschutz steht!

Ihren Gattungsnamen hat die Heilpflanze wohl aus dem Griechischen. Dioskurides bezeichnete sie als kentaurion to mikron (= kleines Kentaurion). Die Römer nannten sie fel terrae (= Erdgalle) wegen des überaus bitteren Geschmacks. Die Bezeichnung der Art wurde vom griechischen Wort erythraios abgeleitet, das auf die rötliche Farbe der Blüten hinweist.

Tausendgüldenkraut © Ernst Frühmann

Tausendgüldenkraut © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung 

Appetitlosigkeit ist ein Problem, das Kinder und oft auch ältere Menschen besonders betrifft. Mit einer vernünftigen Dosis (einige Teelöffel Tee) sind sicher auch Kinder dazu zu bewegen, diesen bitteren Tee zu trinken oder ein paar Tropfen der bitteren Tinktur einzunehmen.

Das Tausendgüldenkraut kommt alleine oder in Kombination mit anderen Heilpflanzen, die Bitterstoffe oder auch Anteile an ätherischem Öl besitzen, zur Anwendung.

Wenn zu wenig an Verdauungssäften gebildet wird, sind die Bitterstoffe des Tausendgüldenkrautes eine wichtige Maßnahme, damit die Verdauungsabläufe wieder einwandfrei funktionieren und sogenannte funktionelle Beschwerden vermieden werden. Meist gibt es keine organischen Erkrankungen und trotzdem kommt es zu dyspeptischen Beschwerden, Blähungen und Achylie (=das Fehlen von Verdauungssäften). Unterschiedliche Ursachen führen zu dyspeptischen Beschwerden, zu denen Oberbauchbeschwerden wie vorzeitiges Sättigungsgefühl, Völlegefühl nach dem Essen, Aufstoßen, Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen oder Blähungen gehören.

Zusätzlich zur verstärkten Produktion von Speichel und Magensaft wird auch das Gallensystem durch Bitterstoffe aktiviert und dadurch die Verdauung wieder optimiert.

Positive Wirkungen werden auch beschrieben bei Essunlust junger Menschen oder Menschen, die großen nervlichen Belastungen ausgesetzt sind und daher wenig Appetit haben oder durch zu hastiges Essen die Speisen schlecht verdauen.

In der Literatur wird auch ein interessantes Phänomen/Paradoxon beschrieben, das von Ärzten beobachtet wurde: übergewichtige Menschen beginnen nach längerer Einnahme von Tausendgüldenkrauttee ihr Übergewicht abzubauen.

Vorsicht ist geboten bei Personen, die einen Überschuss an Magensäure haben. In diesem Fall sollten keine Bitterstoffe zur Behandlung von Verdauungsproblemen gegeben werden. Bei Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüren sind Bitterstoffe kontraindiziert. Beschwerden, die länger als eine Woche dauern, sind vom Arzt abzuklären!

 

Teezubereitung:

Zwei bis drei Gramm getrocknetes Tausendgüldenkraut werden mit 150 Milliliter kochendem Wasser übergossen; man lässt etwa zehn Minuten ziehen, seiht ab und trinkt den leicht warmen Tee schluckweise.

Als Appetittee wird er ½ Stunde vor dem Essen, als Verdauungstee nach dem Essen getrunken. Der Tee soll nicht gesüßt werden!

Tausendgüldenkraut © Ernst Frühmann

Tausendgüldenkraut © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Das Tausendgüldenkraut zählt zu den reinen Bitterstoffpflanzen. Der Bitterwert sollte mindestens 2000 betragen. Dies wird leichter dadurch erreicht, wenn die Pflanzen zur Zeit der Vollblüte geerntet werden.

Die Heilpflanze wird allein oder in Kombination mit anderen Bitterstoffpflanzen bei Appetitlosigkeit oder beim Symptomenkomplex der dyspeptischen Beschwerden verabreicht, wenn eine Steigerung der Produktion von Verdauungssäften erwünscht ist.

Rosmarin

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Die Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten scheint wohl die große Stärke vom Rosmarin zu sein. Als Heilmittel, Gewürz für viele Speisen oder als Duftstoff in der Kosmetik und Parfumindustrie begleitet uns dieser immergrüne Strauch seit Jahrtausenden. Aber auch als Antioxidans und zur Konservierung von Nahrungsmitteln war der Rosmarin im Mittelmeerraum ein wertvolles Naturprodukt.

Der Rosmarin liebt trockene und möglichst warme Standorte; gut geschützt kann er auch in unseren klimatischen Bedingungen überleben. Bei zu großer Kälte ist ein Überwintern im Keller bei Temperaturen unter 10°C notwendig. Dabei braucht der Rosmarin viel Licht und soll dann im späten Frühjahr im Garten wieder ausgesetzt werden. Es gibt aber auch Sorten, die Temperaturen bis minus 22°C im Freien „überleben“ können und daher als winterhart gelten.

Besonders gut für sein Gedeihen eignen sich offensichtlich Klima und Böden in Frankreich. Dort wachsen die Pflanzen mit besonders intensiven aromatischen Blättern und ätherischem Öl. Das wirkt sich z.B. auch beim Geschmack des Honigs aus, der in Regionen mit einem hohen Anteil an Rosmarinpflanzen gewonnen wird, wie etwa in der Gegend von Narbonne. Ebenso soll das Fleisch der Schafe, die gerne Rosmarinblätter fressen, einen besonders angenehmen Geschmack haben.

Liest man in der Literatur über die lateinische Bezeichnung des Rosmarins, kann man feststellen, dass es vor kurzer Zeit zu einem Wechsel der seit vielen Jahrzehnten üblichen Bezeichnung Rosmarinus officinalis zu Salvia rosmarinus kam, einem Namen, der schon vor 100 Jahren als Synonym verwendet wurde. Botaniker sind sich derzeit nicht ganz einig über die Richtigkeit dieser Namensänderung. Schön, dass der deutsche Name Rosmarin davon unberührt bleibt. 

Rosmarin © Ernst Frühmann

Rosmarin © Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin

Medizinisch anerkannt sind eine Besserung der Gallen- und Leberfunktion und Anwendungen bei leichten, krampfartigen Beschwerden des Magens oder des Darms und bei dyspeptischen Beschwerden; es kommt auch zu einer Sekretionssteigerung im Magen mit einer Verbesserung des Appetits. Völlegefühl und Blähungen können von Zubereitungen aus Rosmarin günstig beeinflusst werden.

Auch äußerlich sind Extrakte aus den Rosmarinblättern, alkoholische Zubereitungen oder Arzneiformen mit ätherischem Rosmarinöl wirksam. Die durchblutungsfördernden, hautreizenden und antiseptischen Eigenschaften, besonders des Rosmarinöles, sind Wirkungsgrundlage bei der unterstützenden Therapie von Muskel- oder Gelenksschmerzen, bei Kreislaufbeschwerden und bei der Förderung der Wundheilung.

In den letzten Jahrzehnten wird auch verstärkt eine Wirkung auf die Gedächtnisleistung diskutiert. Untersuchungen zeigten, dass das ätherische Öl des Rosmarins die Merkfähigkeit von älteren Personen günstig beeinflussen kann.

Vorsicht ist in der Schwangerschaft geboten. Wegen der toxischen Nebenwirkungen von Bestandteilen des ätherischen Öles sind Zubereitungen aus Rosmarinblättern während dieser Zeit nicht anzuraten.

 

Zubereitungen

Zwei Gramm (1 Teelöffel) der getrockneten Rosmarinblätter werden mit 150 Milliliter (= eine Tasse) kochendem Wasser übergossen; man lässt 10 bis 15 Minuten ziehen und seiht ab. Drei bis vier Tassen Rosmarintee können täglich getrunken werden.

Für die Bereitung eines Bades werden 100 Gramm Rosmarinblätter mit 20 Liter heißem Wasser übergossen; man lässt bis zu 30 Minuten ziehen, seiht ab und setzt den Extrakt dem Bad zu. Diese Bäder werden zur unterstützenden Behandlung von Erschöpfungszuständen empfohlen.

Neben den wässrigen Zubereitungsformen wie Tee oder Bad werden auch alkoholische Zubereitungen wie der Rosmarinspiritus oder der Rosmarinwein verwendet.

Die Verarbeitung mit fetten Ölen ist ebenso üblich, wie die Herstellung von Rosmarinessig. Das ätherische Öl kann in Badeöle ebenso eingearbeitet werden wie in Salben oder flüssige Einreibungen.

 

Der Rosmarin in der Küche

 Der Rosmarin mit seinem herb-würzigen, etwas scharfen und bitter- aromatischen Geschmack eignet sich als Gewürz für viele Speisen. Die Intensität der Bestandteile des ätherischen Öles lässt nur eine sparsame Verwendung zu – nach dem Motto „weniger ist mehr“. Im getrockneten Zustand ist die bitter-herbe Komponente etwas stärker als bei der Frischpflanze; deshalb soll man getrockneten Rosmarin noch sparsamer verwenden als frischen.

Er passt zu Fleischspeisen wie Wild, Geflügel und Lamm, aber auch zu Fisch, Soßen, Salaten und Gemüse wie Kartoffeln und Hülsenfrüchten. Gerade in der sehr bekömmlichen mediterranen Küche wird der Rosmarin besonders gerne verwendet.

 

Rosmarin © Ernst Frühmann

Rosmarin © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Der langen Tradition der Verwendung des Rosmarins als Gewürzpflanze stehen nur ein paar Jahrhunderte der Heilpflanze gegenüber. Auch heute steht die Verwendung als Gewürz im Vordergrund. Dennoch besitzt die Pflanze genügend Wirkstoffe, die bei verschiedenen Verdauungsproblemen gute Dienste leisten und auch in der äußerlichen Anwendung als durchblutungsförderndes Bad oder Einreibemittel ihren Platz haben.

Ringelblume

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Die Haut ist in allen unseren Lebensabschnitten – vom Säugling bis zum älteren Menschen – vielfältigen Einflüssen und Belastungen ausgesetzt.

Extrakte von Arzneipflanzen können die gesunde Haut schützen, die Funktionen der Haut erhalten, bringen Entzündungen der Haut zum Abklingen oder können Heilungsprozesse bei Verletzungen beschleunigen.

Eine dieser Pflanzen, die sowohl in der kosmetischen Pflege als auch in der medizinischen Behandlung der Haut große Bedeutung hat, ist die Ringelblume. Heute finden wir sie über weite Teile Europas als Zierpflanze in vielen Gärten verbreitet – besonders die gefüllten Arten mit zahlreichen Zungenblüten; sie wird aber auch in Kulturen als Arzneipflanze gezogen. Die Farbe der Blüten liegt zwischen einem kräftigen gelben Farbton und einem leuchtenden Orange in Abhängigkeit vom Anteil der Carotinoide. In der Kosmetik oder zur medizinischen Anwendung kommen dann vorwiegend die Zungenblüten unter der Bezeichnung Calendulae flos sine calycibus als bevorzugte Ware mit hohem Wirkstoffanteil in den Handel. Die gesamten Blütenköpfchen werden als minderwertige Ware angesehen.

Ringelblume © Ernst Frühmann

Ringelblume © Ernst Frühmann

 

Anwendung in der Medizin und Kosmetik

In den verschiedenen Salbenzubereitungen oder wässrig-alkoholischen Extrakten nützt man die entzündungshemmenden und wundheilungsfördernden Wirkungen der Inhaltsstoffe der Ringelblumenblüten. Einen gewissen Einfluss auf die entzündungswidrige Wirkung hat offenbar die richtige Wahl der Salbengrundlage. Fette Öle wie Erdnussöl, medizinische Salbengrundlagen, aber auch Schweineschmalz, sind gut für die Extraktion der Wirkstoffe aus den Ringelblumenblüten geeignet. Ebenso ist es möglich hochwertige Extrakte, die die fettlöslichen Wirkstoffe enthalten, in eine Salbengrundlage einzuarbeiten.

Damit sind Zubereitungen der Ringelblume ein hochwertiges Arzneimittel bei schlecht heilenden Wunden, Verbrennungen, venösen Stauungen, Krampfadern oder auch bei Dekubitus (Wundliegen). Beschleunigt wird die Heilung sowohl durch die Förderung der Granulation des Gewebes (z.B. bei Frostbeulen und Brandwunden) als auch durch die Hemmung von Entzündungsvorgängen. Zusätzlich wirken Ringelblumensalben durchblutungsfördernd und haben gegenüber Arnikazubereitungen den Vorteil, dass sie meist auch bei empfindlicher, allergiebereiter Haut eingesetzt werden können. Eine Neigung zur Allergie durch Korbblütler sollte man aber immer im Auge behalten. Die Verwendung der Ringelblumensalbe bei venösen Durchblutungsstörungen bringt den Vorteil, dass Entzündungen reduziert und die Hautverhältnisse in den betroffenen Arealen durch die pflegenden Eigenschaften verbessert werden. Zur Verhinderung des Wundliegens bettlägeriger Patienten ist es sinnvoll, Ringelblumensalbe vorbeugend zu verwenden. Aber auch bereits wundgelegene Patienten können oft erfolgreich mit Ringelblumensalbe behandelt werden. Wasser-Alkoholextrakte der Ringelblumenblüten eignen sich auch zur Behandlung von Mund- und Rachenschleimhautentzündungen. In homöopathischen Arzneimitteln ist immer wieder Calendula officinalis zu finden.

Aufgrund dieser vielseitigen und umfassenden Eigenschaften werden Ringelblumenzubereitungen zur Pflege empfindlicher, trockener und wunder Haut verwendet; Extrakte finden sich in Bädern, Seifen, sowie in Sonnenschutzcremen, Zahnpasten u.a.m. Auch in der Baby– und Kinderhautpflege haben sich Ringelblumensalben bewährt.

Eine Überdosierung und Nebenwirkungen sind allgemein nicht zu erwarten. Daher ist es auch gestattet, im kosmetischen Bereich ohne gesundheitliches Risiko Ringelblumen bis zu einem Anteil von zehn Prozent zu verwenden.

Ringelblume © Ernst Frühmann

Ringelblume © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Ringelblume ist seit etwa neun Jahrhunderten ein wertvolles pflanzliches Heilmittel in der Volksmedizin zur Behandlung unterschiedlicher Erkrankungen. Sie fand in den letzten Jahrzehnten auch wissenschaftliche Anerkennung mit steigender Beachtung in der Selbstmedikation der Wundversorgung oder entzündeter Haut, der Therapie venöser Erkrankungen und als Dekubitus-Prophylaxe bei bettlägerigen Patienten.

Aber auch in der Kosmetik und zur Pflege zarter Kinderhaut bewähren sich diese gut wirksamen pflanzlichen Extrakte.

Faulbaum

Faulbaum © Ernst Frühmann

Der Faulbaum zählt mit dem Kreuzdorn zu den im deutschen Sprachraum heimischen Arzneipflanzen, die durch die stark abführend wirksamen Anthrachinone zu den stark wirksamen Abführmitteln bei Stuhlverstopfungen gerechnet werden. Während beim Faulbaum die getrocknete Rinde zur Anwendung kommt, sind es beim Kreuzdorn die reifen, getrockneten Beeren. Drei weitere Heilpflanzen – Aloe, Medizin-Rhabarber und Senna, die bei uns in der Natur nicht zu finden sind, ergänzen mit ähnlichen Wirkstoffen die Palette der stark abführend wirkenden Anthrachinon haltigen Drogen.

Zwei Tatsachen sind bei der Verwendung der Faulbaumrinde als Abführmittel auf jeden Fall zu beachten. Wenn man selbst die Faulbaumrinde in der Natur durch das Schälen der jüngeren Äste gewinnt, muss die Rinde getrocknet und anschließend ein Jahr gelagert werden. Dadurch werden die Wirkstoffe so verändert, dass sie nur noch abführend wirksam sind und die ursprünglich auch das Erbrechen fördernde Wirkung eingebüßt haben. Zusätzlich soll man bedenken, dass bereits 0,5 Gramm der getrockneten Rinde (im Unterschied zu etwa zwei Gramm bei sehr vielen anderen Heilpflanzen) als Dosis für Erwachsene bei der Herstellung einer Tasse Tee ausreichend sind, um eine gesicherte abführende Wirkung zu erzielen.

Faulbaum © Ernst Frühmann

Faulbaum © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung 

Wenn man bedenkt, dass in den Industrieländern bis zu 20 Prozent der Menschen unter Obstipation leiden und diese Zahl bei älteren Menschen deutlich höher liegt, ist in einem Stufenplan Handeln angesagt. Während die Anthranoiddrogen als eine der letzten Möglichkeiten angesehen werden sollten, gibt es davor zwei Gruppen von milderen stuhlerweichenden Mitteln.

Die Faulbaumrinde findet überall dort Anwendung, wo eine schonende Entleerung des Stuhls erwünscht ist und mit milderen Mitteln nicht erreicht werden kann. Sie ist geeignet als sicheres Abführmittel bei Stuhlverstopfungen mit einer beschränkten Anwendungszeit von maximal ein bis zwei Wochen, als Mittel zur schonenden Entleerung bei Analfissuren, Hämorrhoiden oder nach Operationen im Analbereich.

Die Verwendung der Faulbaumrinde in sogenannten Blutreinigungstees, Entschlackungstees, Gallentees oder Teemischungen zur Gewichtsreduktion ist heute nicht mehr üblich, aber in älteren Kräuterbüchern noch nachzulesen.

Risiken und Gegenanzeigen

Die Pflanze stellt in der Natur ein gewisses Risiko dar: die rot bis schwarz gefärbten Beeren sind besonders für Kinder verlockend; schon der Verzehr einiger weniger Früchte kann zu Übelkeit, Erbrechen, Koliken und blutigen Durchfällen bis zu Kollapszuständen führen. Ähnliche Folgen gibt es durch Zubereitungen frisch getrockneter Rinde.

Die längere Anwendung und eine überhöhte Dosierung von Faulbaumrinde führen zu Elektrolytverlusten, besonders auch von Kalium.

Gegenanzeigen gelten für Schwangere, Stillende und Jugendliche bis 12 Jahre; verschiedene Krankheitsbilder fallen hier auch hinein.

Arzneiformen

Tee: Die häufigste Form der Einnahme ist die Zuführung der Wirkstoffe des Faulbaums in einer Teezubereitung. Dabei werden 0,5 Gramm Droge mit 150 ml kochendem Wasser übergossen; man lässt 10 bis 15 Minuten ziehen und seiht ab. Die Dosierung sollte beim Erwachsenen im Bereich von 30 Milligramm Anthrachinonglykoside liegen um Bauchschmerzen und andere Nebenwirkungen hintanzuhalten.

Oft ist eine halbe Tasse Faulbaumrindentee ausreichend, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Man kann die Faulbaumrinde auch mit krampflösenden, blähungstreibenden Heilpflanzen wie Fenchel oder Kamille in einem Abführtee kombinieren.

Faulbaum © Ernst Frühmann

Faulbaum © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Der Faulbaum ist ein in weiten Teilen Europas beheimateter Strauch oder ein kleiner Baum. Seine Früchte und auch die frische Rinde können zu Übelkeit, Erbrechen und zu blutigen Durchfällen führen.

Die über ein Jahr gelagerte Rinde ist für Erwachsene ein sicher wirksames Abführmittel, das bei Stuhlverstopfung maximal ein bis zwei Wochen zur Anwendung kommen soll. Um weichen Stuhl zu produzieren ist auch bei Analfissuren, Hämorrhoiden oder nach Operationen im Analbereich eine kurzzeitige Anwendung sinnvoll.

Melisse

Melisse © Ernst Frühmann

Die Melisse trägt wegen ihres angenehmen, zitronenartigen Duftes und Geschmacks auch die Bezeichnung Zitronenmelisse und gilt als sehr beliebte Heil- und Gewürzpflanze. Sie kommt wegen ihrer Wirkung in vielen beruhigenden Arzneimitteln vor, ist aber auch als geschmackskorrigierende Pflanze in vielen Teemischungen enthalten.

In unseren Breiten bevorzugt die Melisse einen humusreichen, lockeren Boden; die Erde sollte eher feucht gehalten werden und der Standort sonnig sein. Als günstigster Erntezeitpunkt gilt die Zeit vor der Blüte, wenn man die Melisse im eigenen Garten hat. Dann haben die Blätter ihren vollen aromatischen Duft und Geschmack. Die Melissenblätter können frisch verarbeitet werden oder getrocknet Verwendung finden. Die Trocknung muss schonend bei maximal 40° Celsius erfolgen, damit das ätherische Öl in den Blättern weitgehend erhalten bleibt.

Melisse © Ernst Frühmann

Melisse © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung 

Einerseits sind Zubereitungen von Melissenblättern ein altbewährtes Mittel bei Nervosität, Prüfungsangst und Konzentrationsschwäche bei Kindern im Schulalter, aber auch bei Einschlafstörungen in höherer Dosierung. Es gibt auch gute Untersuchungen für eine Kombination von Melissen- mit Baldrianextrakten, dass Kinder mit Hyperaktivitäts-symptomen und Konzentrationsschwierigkeiten nach einigen Wochen deutlich verminderte Unruhezustände aufwiesen und deren Konzentrationsfähigkeit verbessert war. Die beruhigende Wirkung der Melisse ist auch der Grund, warum man sie bei psychovegetativen Herzbeschwerden verwendet. Wegen ihrer krampflösenden Eigenschaften finden wir die Melisse in vielen Teemischungen bei funktionellen Magen– und Darmbeschwerden bis hin zu Komplikationen im Gallenbereich.

Die Gruppe der Hydroxyzimtsäurederivate macht die Anwendung der Extrakte aus Melissenblättern im Hautbereich sinnvoll. Sowohl die Verwendung bei entzündeter Haut in Form von Umschlägen oder Bädern als auch die Verwendung von Extrakten mit hohen Konzentrationen von Lamiaceengerbstoffen haben heute in der Therapie von Herpeserkrankungen ihren festen Platz. Besonders Erkrankungen wie Herpes labialis – die Fieberblasen – reagieren sehr schnell auf die Behandlung mit standardisierten Melissenblattextrakten. Die Phenolcarbonsäurederivate vom Rosmarinsäuretyp reagieren bei Fieberblasen vermutlich mit den Eiweißstoffen der Virus– und Zellmembranen. Dadurch ist es bei rechtzeitiger Anwendung der Melissenextraktsalbe möglich, die explosionsartige Vermehrung von Herpes simplex Viren zu stoppen und die Ausbreitung der Fieberblasen zu verhindern. Eine Erfahrung aus der TCM zeigt uns, dass das Trinken von reichlichen Mengen Melissentee die lokale Therapie durchaus unterstützt.

Das ätherische Melissenöl findet man auch in Einreibungen zur Behandlung von Nervenschmerzen und rheumatischen Erkrankungen. Beim Kauf von Melissenöl ist darauf zu achten, dass es wirklich reines Melissenöl ist. Da durch den geringen Gehalt an ätherischem Öl in den Blättern nur wenig ätherisches Öl gewonnen werden kann, werden oft Öle angeboten, die mit dem preiswerteren Lemongrasöl bzw. Citronellöl, die auch einen zitronenartigen Duft haben, gestreckt sind.

In den letzten Jahrzehnten wurden viele Erfahrungen gesammelt, die in der Aromatherapie oder Aromapflege mit ätherischen Ölen gemacht wurden. Unter vielen anderen ätherischen Ölen hat auch das reine Melissenöl in der Aromatherapie von Palliativpatienten oder auch in der Aromapflege von Menschen mit Demenzerkrankungen zu guten Ergebnissen geführt. Hier muss individuell entschieden werden, ob der Einsatz von Duftlampen, Massagen mit Melissenöl in einem Trägeröl (Mandel- oder Jojobaöl), Bädern oder Inhalationen zu einem optimalen Ergebnis führt. 

Melisse © Ernst Frühmann

Melisse © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Melisse oder Zitronenmelisse ist eine Heilpflanze, die seit über 2000 Jahren wegen ihres angenehmen Duftes und ihrer vielfältigen Wirksamkeit als Heilmittel, Bienenfutter und Gewürz Verwendung findet.

Der Anwendungsbereich erstreckt sich vom entspannenden, beruhigenden, krampflösenden Tee über Bäder oder die äußerliche Verwendung in schmerzlindernden Einreibungen bis hin zur Salbe gegen Fieberblasen, die wesentlich zur schnelleren Abheilung beiträgt.

Auch als Gewürz werden die Blätter der Melisse wegen ihres zitronenartigen Geschmacks geschätzt und verschiedenen Speisen zugesetzt.

Große Brennnessel

Brennnessel © Ernst Frühmann

Vor einigen Monaten wurde die Große Brennnessel zur Heilpflanze des Jahres 2022 auserkoren. Betrachtet man das Potenzial dieser Pflanze aus verschiedenen Gesichtspunkten, dann ist dies mehr als gerechtfertigt. Bei kaum einer anderen Pflanze stehen sich Bewunderer und Gegner so diametral gegenüber, wie bei der Beurteilung des Nutzens der Gattung Brennnessel als Heilpflanze oder wegen seiner vielfältigen nützlichen Eigenschaften und der Gegnerschaft wegen ihres Rufes als nutzloses „Unkraut“ mit Brennhaaren oder der deshalb notwendigen Vernichtung an natürlichen Standorten.

 

Unter den Arten der Gattung Brennnessel, die in Europa heimisch sind, ragt für den Einsatz als Arzneipflanze die Große Brennnessel deutlich heraus. Nicht nur, dass sie seit vielen Jahrhunderten wegen ihrer wassertreibenden (aquaretischen) Wirksamkeit geschätzt war, sind im letzten Jahrhundert auch die entzündungshemmenden Eigenschaften mit ihrem Wirkmechanismus aufgeklärt und von der Wissenschaft bestätigt worden. Bemerkenswert ist auch der Umstand, dass alle Teile der Großen Brennnessel therapeutisch genützt werden können, da die Wurzeln dieser Brennnesselart bei der benignen Prostatahyperplasie zur Anwendung kommen.

Brennnessel © Ernst Frühmann

Brennnessel © Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin

Die Blätter oder das Kraut der Großen Brennnessel führen zur Erhöhung der Harnmenge und dadurch zur Durchspülung der ableitenden Harnorgane bei entzündlichen Erkrankungen oder zur unterstützenden Behandlung bei bakteriell bedingten Harnwegserkrankungen. Ebenso nützt man die Durchspülung mit größeren Teemengen vorbeugend oder zur Behandlung bei Nierengrieß. Innerlich und äußerlich können verschiedene Zubereitungen auch bei Gliederschmerzen, Gelenksentzündungen (Arthritis, Arthrose) oder zur Behandlung rheumatischer Beschwerden eingesetzt werden. Ob in letzteren Fällen und bei Prostataerkrankungen Brennnesselextrakte sinnvoll oder ausreichend sind, sollte mit einem Arzt entschieden werden.

Wissenschaftliche Berichte belegen, dass der Einsatz von Extrakten aus den Wurzeln (Rhizom und Wurzeln) der Brennnessel bei der benignen Prostatahyperplasie (der gutartigen Vergrößerung der Prostata) im Stadium I und II zur Besserung von oben angesprochen Problemen führen.

In der Volksmedizin kommen zu den oben erwähnten Indikationen noch die Pflege des Haarbodens mit Brennnesseltinktur und verschiedene andere Erkrankungen dazu, die von der Wissenschaft nicht anerkannt sind wie die Anwendung der Brennnesselfrüchte zur unterstützenden Behandlung verschiedener gesundheitlicher Probleme.

Vorsicht mit Brennnesselextrakten ist geboten bei eventuell auftretenden allergischen Reaktionen und bei Ödemen (Wasseransammlungen), die durch eine eingeschränkte Nieren- oder Herztätigkeit bedingt sind.

Brennnessel © Ernst Frühmann

Brennnessel © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Große Brennnessel ist eine ausdauernde, zweihäusige Heilpflanze, deren ober- und unterirdische Pflanzenteile, dank unterschiedlicher Wirkstoffe in den Blättern und Wurzeln, in verschiedenen Indikationen medizinisch genutzt werden.

Die Hauptindikationen der Brennnesselblätter sind die Anwendung zur Durchspülung der ableitenden Harnorgane bei entzündlichen Erkrankungen und bei rheumatoider Arthritis oder Arthrose.

Die Brennnesselwurzeln werden als Tee oder Extrakt in Fertigpräparaten zur Behandlung der benignen Prostatahyperplasie im Stadium I und II eingesetzt.

Grindelie oder Gummikraut

Grindelie © Ernst Frühmann

Mit der Grindelie werden ein paar Arten einer Heilpflanze vorgestellt, die in weiten Teilen Europas weniger bekannt sind, in einigen Ländern Europas doch als hustenwirksame Heilpflanze verarbeitet werden, an natürlichen Standorten in Europa fehlen, aber in botanischen Gärten oft zu finden sind und in Kultur gezogen werden können.

Es handelt sich um einige Arten von fast 60 bekannten Arten der Gattung Grindelia, die als Heilpflanzen Anerkennung gefunden haben und um Pflanzen, deren Heimat in den trockenen Gebieten des südwestlichen Teiles der USA und in Mexiko liegt.

Die Angaben über jene Arten, die als Heilpflanzen genützt werden, sind in der Literatur nicht ganz einheitlich. In neuester Literatur sind G. robusta NUTT., das Kalifornische Gummikraut, G. hirsutula HOOK., das Haarige Gummikraut, G. lanceolata NUTT., das Schmalblättrige Gummikraut und G. squarrosa (PURSCH) DUNAL, das Sperrige Gummikraut angeführt.

Den Namen verdankt die Gattung Grindelia dem aus Lettland stammenden Arzt, Apotheker, Chemiker und Botaniker David Hieronymus Grindel, der im Übergang vom 18. ins 19. Jahrhundert zu einem wesentlichen Teil in Riga lebte und wirkte, aber auch in Jena und St. Petersburg seine Studienabschlüsse machte. Die Bezeichnung Gummikraut weist auf die harzigen Pflanzensäfte und Ausscheidungen hin, die im Zentrum der Blütenknospen sichtbar sind.

Grindelie © Ernst Frühmann

Grindelie © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

In den Ländern Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien kommen einige Arzneimittel aus der Phytotherapie oder der Homöopathie mit Extrakten aus den Grindeliaarten für Kinder und Erwachsene in verschiedenen Arzneiformen zur Anwendung. Anerkannte Anwendungen für die Extrakte aus dem blühenden Kraut sind produktiver Husten, Katarrhe der oberen Luftwege, erkältungsbedingter Husten und Husten, der länger als sieben Tage andauert und wenn es zu nächtlichem Husten kommt.

Von den Arzneiformen eignen sich die Teezubereitung, der Fluidextrakt oder Fertigarzneimittel in Form von Lutschpastillen, Tropfen, Sirupen oder Zäpfchen. Hier kann Grindelia alleine verarbeitet sein oder sie wird mit meist mehreren anderen Extrakten von Arzneipflanzen, aber auch chemischen Stoffen (Schmerzmittel, Fieber senkende Mittel oder Husten dämpfende Mittel) kombiniert.

Die übliche Tagesdosis bei der Teezubereitung beträgt für Erwachsene vier bis sechs Gramm. Bei der Zubereitung werden zwei bis drei Gramm getrocknetes Kraut mit 150 Milliliter kochendem Wasser übergossen, man lässt 10 Minuten ziehen und seiht dann ab.

In der Homöopathie sind Grindeliazubereitungen zur Behandlung von Bronchialerkrankungen wie chronischer Bronchitis mit Bildung von zähem Schleim, der schwer abgehustet werden kann, angebracht. Grindelia ist aber auch angezeigt bei Asthma, Atembeschwerden mit pfeifenden Atemgeräuschen oder Atemnot während des Schlafes. Bei dieser Situation mit Atemaussetzern und Schnarchen wird Grindelia auch als „Antischnarchmittel“ empfohlen. Auch bei Tieren (bei Katzen, Hunden und Pferden) gibt es gute Erfahrungen mit diesem Homöopathikum.

Grindelia robusta wird in der Homöopathie als Einzelmittel in verschiedenen Potenzierungen angeboten oder als Komplexmittel mit pflanzlichen und mineralischen Homöopathika kombiniert.

Grindelie © Ernst Frühmann

Grindelie © Ernst Frühmann

Zusammenfassung 

Die Grindelie ist eine Heilpflanze Nordamerikas, die wir in der Natur in Europa nicht finden, die aber in Kulturen, wie in Norditalien, gezogen werden kann. Vier Arten dieser artenreichen Gattung aus der Familie der Korbblütler sind als Arzneipflanzen geeignet.

Als pflanzliches oder homöopathisches Arzneimittel kommt sie auch in einigen europäischen Ländern meist in Kombination mit anderen Heilpflanzen zur Anwendung bei produktivem Husten, festsitzendem und zähem Schleim, krampfartigem Husten und entzündlichen Bronchialerkrankungen sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen.

Echter Dost

Echter Dost © Ernst Frühmann

Der Echte Dost hat bei einigen Erkrankungen im Bereich des Verdauungstraktes, der Atemwege, der Niere-Blase, bei Schmerzen im rheumatischen Bereich oder in der Frauenheilkunde in der Volksmedizin seinen fixen Platz. Er ist aber auch als Gewürz sehr bekannt und beliebt; waren es zunächst eher Speisen in Ländern des Mittelmeerraumes, die mit Oregano gewürzt wurden, wie z.B. die italienische Pizza, so hat der Oregano (Echte Dost) inzwischen in vielen anderen Ländern Europas einen festen Platz zum Würzen von verschiedenen Gerichten.

Der lateinische Name dieser Heil- und Gewürzpflanze definiert diese Pflanze ganz klar. Etwas schwieriger ist die Zuordnung mit der Vielzahl deutscher Namen. Im deutschen Sprachraum dominieren die Bezeichnungen Echter oder Gemeiner Dost, Wilder oder Griechischer Majoran, Oregano oder Origano. Allein der Name Oregano wird für fast 40 Origanum-Arten verwendet und macht daher die Zuordnung deutlich komplizierter. Die in Griechenland beheimatete Oreganoart Origanum dictamnus, die als Kretischer Diptam aber ebenso als Oregano bezeichnet wird oder eine Spanische Art und weitere Arten nützen die Bezeichnung Oregano.

Das deutsche Wort Dost drückt wohl den buschartigen Wuchs der Pflanze aus. Das griechische Wort origanon trägt die Worte óros = Berg und gános = Zierde in sich.

Echter Dost © Ernst Frühmann

Echter Dost © Ernst Frühmann

Volksmedizinische Anwendung

Da die Kommission E wegen der nicht erwiesenen Wirksamkeit den Dost nicht zur therapeutischen Anwendung befürwortet, bleibt seine Anwendung in der Volksmedizin. In dieser wird der Echte Dost entsprechend seiner wirksamen Inhaltsstoffe als appetitanregendes und verdauungsförderndes Mittel bei Magen- und Darmproblemen, Blähungen oder verminderter Produktion von Gallenflüssigkeit angewandt. Er kommt auch als schleimlösendes Hustenmittel oder auch bei chronischem Husten zur Anwendung und wird bei Harnwegsproblemen, rheumatischen Erkrankungen und als krampflösendes Mittel bei schmerzhafter Menstruation eingesetzt. Bei Entzündungen im Mund und Rachen kann mit einer Teezubereitung aus Dost zur Beruhigung der Schleimhäute gegurgelt werden; eine Kombination aus Dost, Salbei und Kamille verstärkt die Wirkung.

Bei einer Teezubereitung wird ein Esslöffel mit 250 Milliliter kochendem Wasser übergossen, man lässt maximal zehn Minuten ziehen und seiht dann ab. Der Tee wird ungesüßt getrunken; nur bei Hustenerkrankungen könnte man die Zubereitung mit Honig ergänzen.

Gewürz in der Küche

Der Dost ist eine Gewürzpflanze, die in der Küche der Mittelmeerländer schon sehr lange ihren festen Platz hat. In der Mitte des letzten Jahrhunderts ist Oregano als Gewürz auch in Mitteleuropa angenommen worden. Oregano sollte wegen seiner hohen Würzkraft eher sparsam eingesetzt werden und wegen der Flüchtigkeit seiner Stoffe erst gegen Ende der Zubereitung der Speise zugesetzt werden. Um die Aromaentfaltung zu optimieren soll man das getrocknete Pulver mit Alkohol oder Öl „befeuchten“.

Echter Dost © Ernst Frühmann

Echter Dost © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Der Echte Dost ist eine Heil- und Gewürzpflanze, die in weiten Teilen Europas vom Mittelmeerraum bis in den Süden Skandinaviens beheimatet ist.

In der Volksmedizin werden Triebspitzen der blühenden Pflanzen oder das ätherische Öl bei Verdauungsstörungen, Erkrankungen des Respirationstraktes und einigen anderen krankhaften Beschwerden eingesetzt. Für viele Menschen ist der Echte Dost dank des aromatischen Aromas auch ein beliebtes Würzmittel bei verschiedenen Speisen.

Gemeine Fichte

Fichte © Ernst Frühmann

Die Fichte ist für viele Menschen in weiten Teilen Europas der beherrschende Baum, wenn unsere Wege durch bewaldete Gebiete führen und wenn es um Spaziergänge oder Wanderungen geht, die einen wichtigen Faktor für unsere Gesundheit durch die Bewegung darstellen. Die Dominanz der Fichten in der gewinnorientierten Waldwirtschaft hat uns in den letzten Jahrzehnten auch die Problematik der weitreichenden Monokulturen mit Fichten aufgezeigt. Zunehmende Temperaturen, Trockenheit, der Borkenkäfer und andere Schädlinge setzen den Fichten enorm zu; daher scheint der Weg zurück zum Mischwald mit einem gesunden Anteil an Laubbäumen wohl vorgezeichnet zu sein. Dass die Fichte in Monokultur weit weg vom Idealbild eines gesunden Waldes ist, drückt ein alter Spruch deutlich aus: „Wo der Förster hat gefichtet, dort ist die Natur vernichtet.“

Für die Gesundheit der Menschen ist die Fichte nicht nur durch die Waldspaziergänge und das modern gewordene Waldbaden ein wesentlicher Faktor. Seit vielen Jahrhunderten werden das Harz oder das Fichtenfaulpech, das ätherische Öl oder Extrakte in Form von Salben, verschiedenen Sirupzubereitungen, Inhalationen und Bädern zur Heilung oder Gesunderhaltung genützt.

Die Fichte war und ist ein wichtiges Bauholz; aber sie war nicht nur für den Bau von Schiffen, Häusern und anderem wichtig, sondern lieferte auch in der Geigenbaukunst mit ausgesuchten Bäumen aus dem Gebirge einen entscheidenden Werkstoff.

Fichte © Ernst Frühmann

Fichte © Ernst Frühmann

Volksmedizinische Anwendung

Vier Arzneiformen werden bei der Verarbeitung von Fichtentrieben oder Fichtennadeln, von ätherischem Öl oder Fichtenpech sehr gerne eingesetzt. In der Volksmedizin besonders beliebt ist der Schichtsirup, der mit den frischen, jungen Maitrieben der Fichte (auch der Tanne) hergestellt wird. Dieser Saft – im Volksmund Maiwipferlsaft genannt – dient ebenso als schleimlösendes, auswurfförderndes Hustenmittel wie der aus den jungen Trieben hergestellte Fichtenwipferltee.

Das ätherische Öl, das aus den Nadeln oder den Zweigspitzen oder Ästen durch Wasserdampfdestillation gewonnen wird kommt innerlich und äußerlich bei katarrhalischen Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege zur Anwendung. Bei rheumatischen Beschwerden oder neuralgischen Schmerzen werden alkoholische oder ölige Zubereitungen, Salben, Gele oder Emulsionen mit ätherischem Öl, äußerlich angewandt. Zubereitungen können aber auch zu verstärkten Reizungen der Haut oder der Schleimhäute führen und für das ätherische Öl gelten Asthma bronchiale und Keuchhusten als Gegenanzeige.

Das Bad durch Zugabe des ätherischen Öles oder als Auszug aus Fichtennadeln kann bei rheumatischen Erkrankungen, Hautbehandlungen oder bei Erkältungen eine wertvolle Unterstützung sein.

Eine lange Tradition hat die Zubereitung von Fichtenharz- oder Fichtenfaulpechsalben. Wurden diese Salben in früheren Zeiten durch Aufschmelzen der Harzausscheidungen in Schweinefett zubereitet, werden heute Salben hergestellt, die nach Reinigung des Faulpechs mit einigen Salbengrundlagen zubereitet werden; Forschungsergebnisse aus Finnland und Österreich konnten in den letzten Jahren die Wirkungen dieser Zubereitungen auch wissenschaftlich untermauern. Heilmittel aus Fichtenpech werden als Heil- und Zugsalben bei Wunden, Pilzerkrankungen, Geschwüren, Fieberblasen und anderen Hautproblemen eingesetzt.

Die oben besprochenen Arzneiformen aus der Fichte kommen auch in Aromatherapie und Tiermedizin oder als Räuchermittel zur Anwendung.

 

Fichte © Ernst Frühmann

Fichte © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Fichte ist in weiten Teilen Europas heimisch und für die Waldwirtschaft ein dominierender Baum, der aber nicht nur einen wertvollen Werkstoff darstellt, sondern auch in der Volksmedizin seit vielen Jahrhunderten die Grundlage für arzneiliche Zubereitungen bildet. 

Genützt werden das ätherische Öl, die jungen Triebe (Maiwipferln) und das Fichtenfaulpech in mehreren Arzneiformen für den innerlichen und äußerlichen Gebrauch. Behandelt werden Hustenerkrankungen und Hautprobleme, untergeordnet aber auch einige andere gesundheitliche Beschwerden.

 
 

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