Tollkirsche

Atropa belladonna L.

Eine bedeutende Anzahl von Heil- und Arzneipflanzen zählt zu den Giftpflanzen, die aufgrund ihrer Wirkstoffe – Alkaloide, Fingerhut-Glykoside und andere – den stark wirksamen Arzneipflanzen zugeordnet werden. Durch die meist sehr geringe therapeutische Breite sind sie für eine Selbstmedikation und Anwendung als Tee nicht geeignet. Einzelne Wirkstoffe dieser Pflanzen haben in der Medizin große Bedeutung erlangt, aber gerade bei den Giftpflanzen liegt das Wohl der Menschen in der Wahl der richtigen therapeutischen Einzel- und Tagesmaximaldosis, aber auch in einer Vermeidung jeglicher Überdosierung.

Das Erkennen dieser Giftpflanzen in der Natur ist von großem Nutzen, ereignen sich doch bedauerlicherweise beim Sammeln von Wildkräutern immer wieder Verwechslungen, die zu Vergiftungserscheinungen – auch mit tödlichem Ausgang – geführt haben und führen. Leuchtend gefärbte oder glänzende Beeren einiger dieser giftigen Pflanzen sind zusätzlich eine ernst zu nehmende Gefahr für die Kinder.

Tollkirsche © Ernst Frühmann

Tollkirsche © Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin 

Die Stärke der Alkaloide als Wirkstoffe und der unterschiedliche Gehalt an Wirkstoffen erfordert die Verwendung genau dosierter Arzneimittel oder eingestellter Extrakte beziehungsweise Pulver aus der Wurzel oder aus den Blättern. Zusätzlich sind die maximale Einzeldosis und die maximale Tagesdosis strikt zu beachten.

Durch die krampflösenden Eigenschaften können Extrakte oder eingestellte Pulver der Tollkirschenblätter oder -wurzel bei Krämpfen oder bei kolikartigen Schmerzen im Gastrointestinaltrakt (gesamten Verdauungstrakt) einschließlich der Gallenwege zum Einsatz kommen. Dies gilt auch für Koliken im Magen bei Magengeschwüren mit dem Vorteil, dass Extrakte aus der Tollkirsche zusätzlich die Sekretion im Magen beschränken. Dabei kann die Wirkung eines Kamillentees durch die Zugabe von fünf Tropfen Belladonnatinktur deutlich gesteigert werden.

Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz von Belladonna-Extrakten bei der Dysmenorrhoe, den krampfartigen Schmerzen bei Regelbeschwerden.

Die Augenheilkunde nützt die 0,5-prozentigen Atropin Augentropfen zur Erweiterung der Pupillen bei Augenuntersuchungen durch Augenärzte. Seit einigen Jahren kommen auch 0,01-prozentige Atropin Augentropfen in der Therapie kurzsichtiger Kinder zur Anwendung.

Vor etwa 40 Jahren gab es noch einige Arzneimittel mit dem Zusatz von Belladonna Extrakten bei Mitteln gegen Sodbrennen.

Anwendung in der Homöopathie 

Homöopathische Arzneimittel aus Atropa belladonna werden erfolgreich im Bereich fieberhafter Erkrankungen oder Angina in verschiedenen Potenzen und Darreichungsformen eingesetzt, immer dann, wenn Hitze und Schwitzen vorliegen oder hochrote Mandeln zu behandeln sind.

Aber auch bei Sodbrennen kommt Atropa belladonna in Arzneimitteln der anthroposophischen Medizin zur Anwendung.

Die Giftwirkung 

Die vier wichtigsten Vergiftungssymptome nach einer Einnahme atropinhältiger Pflanzenteile sind:

• Rötung des Gesichts

• Trockenheit der Schleimhäute

• Pulsbeschleunigung

• Pupillenerweiterung

Größere Atropinmengen äußern sich in starker motorischer Unruhe, Rededrang, Halluzinationen usw. Noch höhere Dosen wirken zentral lähmend mit der Gefahr des Atemstillstandes.

Als lebensbedrohend gelten für Erwachsene 10 bis 20 Beeren, für Kinder 3 bis 5 Beeren. Obwohl Blätter und Wurzeln höhere Konzentrationen an Giftstoffen besitzen, liegt die Gefahr vorwiegend in den verlockenden Beeren.

Bei Vergiftungserscheinungen sind umgehend Gegenmaßnahmen zu setzen: Erbrechen, Gabe von Aktivkohle und ärztliches Eingreifen!!

Für Informationen in Österreich ist auch rund um die Uhr die Vergiftungsinformationszentrale unter der Tel.: +43 14064343 erreichbar; In Deutschland: Die Liste der 7 Giftnotrufzentralen ist auf https://www.bvl.bund.de ersichtlich.

 

Tollkirsche © Ernst Frühmann

Tollkirsche © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Tollkirsche ist in weiten Teilen Europas heimisch und zählt zu den bedeutenden Giftpflanzen unserer Heimat. Der Gehalt an Alkaloiden schwankt zwischen 0,3 und 1,2 Prozent. Die giftigen Alkaloide werden aus den Wurzeln, Blättern oder Zweigspitzen gewonnen.

Richtig dosiert können Extrakte in verschiedenen Indikationen zur Anwendung kommen. In der Homöopathie ist Atropa belladonna ein wichtiges Arzneimittel.

Bei Vergiftungen sind möglichst rasch Erstmaßnahmen zu treffen und durch einen Arzt erste Behandlungsschritte zu setzen.

 

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