Wilde Malve + Weg-Malve

Malve © Ernst Frühmann

Einige Malvenarten mit einem bedeutenden Anteil an Schleimstoffen sind wertvolle Arzneipflanzen, wenn bei Reizhusten, Entzündungen in Mund und Rachen oder im Magen und Darm die gereizten Schleimhäute geschützt und Entzündungen, oft mit Schmerzen verbunden, gelindert oder zum Abklingen gebracht werden sollen.

Die arzneilich genutzten Malvenarten, verbreitete Pflanzen in Natur und Garten, sind unter den verschiedensten deutschen Namen bekannt. Bei uns meist Käsepappel genannt, ist sie aber auch unter den Namen Rosspappel oder Katzenkäse u.a. bekannt. Das Wort Pappel könnte – laut Expertenmeinung – auf Grund der Inhaltsstoffe mit Brei, „Papp“ eher in Verbindung stehen als mit dem bekannten Baum. Der Wortteil „Katze“ bedeutet immer etwas eher Wertloses.

Der lateinische Name Malva kommt schon bei Vergil und Plinius vor und hängt mit der griechischen Bezeichnung für „weich“ zusammen. Das deutsche Wort Malve ist eine Entlehnung aus dem Lateinischen.Die Blütendrogen stammen von der Art Malva sylvestris oder von deren Kulturvarietäten wie der Mauretanischen Malve (M. sylvestris L. ssp. mauritiana (L.) ASCHERS. et GRAEBN., die in Südeuropa heimisch ist. Die Blattdrogen werden aus der Wilden Malve und der Weg-Malve gewonnen.

Wilde Malve © Ernst Frühmann

Wilde Malve © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung und Arzneiformen

Sowohl Blätter als auch Blüten werden als Tee bei Hustenerkrankungen, besonders bei Reizhusten, Magen- und Darmentzündungen und zum Spülen und Gurgeln bei Entzündungen im Mund- und Rachenbereich verwendet. Der geringe Gerbstoffgehalt hat dann zusätzlich auch einen gewissen adstringierenden (zusammenziehenden) Effekt.

Die Verwendung als Hustentee ist besonders wirkungsvoll, wenn die Ursache des Hustens an entzündeten Schleimhäuten in den oberen Luftwegen liegt.

Die Malve ist auch Bestandteil von Teemischungen, sowohl im Bereich des Magen- Darmtraktes als auch von Hustentees. Obwohl es bezüglich des Gehalts an Schleimstoffen fast egal ist, ob man die Blätter oder die Blüten als Tee verwendet, findet man in Magentees eher die Blätter der zwei Malvenarten, in Hustentees eher die Blüten der Wilden Malve oder ihrer Kulturvarietäten; diese Blüten sind auch Bestandteil des sogenannten „Eibischtees“, der folgende Zusammensetzung hat:

Eibischblatt 55,0
Eibischwurzel 25,0
Süßholzwurzel 15,0
Malvenblüte 5,0

In der Volksmedizin verwendet man Malvenblüten/-blätter auch für Bäder und Umschläge bei Ekzemen und entzündeten Geschwüren. Das in der Volksmedizin beschriebene Auflegen von frischen Blättern auf Wunden birgt eine deutliche Infektionsgefahr und darf als überholt angesehen werden!

Beachten sollte man, dass im Lebensmittelhandel oftmals unter der Bezeichnung „Malventee“ ein Tee mit Hibiskusblüten, die ja auch zu den Malvengewächsen gehören, angeboten wird; dieser ist als wohlschmeckender, erfrischender Tee zu empfehlen, hat aber nicht die angeführten Heilwirkungen und besteht aus dem fleischigen Außenkelch der Pflanze Hibiscus sabdariffa.

Die Stockrose (Alcea rosea L.), die als Zierpflanze in Bauerngärten beliebt ist, liefert auch dunkelrot gefärbte Blattdrogen. Auch diese sind kein Ersatz für die getrockneten Blüten der Wilden Malve.

Weg-Malve © Ernst Frühmann

Weg-Malve © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Malvenarten sind in vielen Teilen unserer Erde vorkommende Pflanzen, die an sonnigen Hängen und Wegrändern wachsen.

Ihre Verwendung als Schleimdroge hat eine lange Tradition; auch heute hat die Malve ihren berechtigten Platz in der Phytotherapie bei der Behandlung entzündeter Schleimhäute.

Sie werden als Hustenmittel und bei Entzündungen im Mund/Rachenraum sowohl als Einzeldroge als auch in Mischungen verwendet. Aber auch die Anwendung bei Entzündungen des Magen- Darmtraktes ist nach wie vor aktuell.

Gelber Enzian

Gelber Enzian © Ernst Frühmann

Bitterstoffe und damit auch der Gelbe Enzian mit seinem hohen Anteil an diesen interessanten Wirkstoffen in seinen oft kräftigen Wurzeln sind seit vielen Jahrhunderten – besonders zur Anregung der Verdauungssäfte – vielfach eingesetzte Arznei- und Hausmittel. Stand in längst vergangenen Zeiten die Wirkung der Bitterstoffe auf die Verdauungsorgane im Vordergrund, eröffneten wissenschaftliche Erkenntnisse über Bitterstoff-Rezeptoren in den letzten Jahren neue Behandlungsmöglichkeiten bei weiteren Erkrankungen. Dass Menschen Bitterstoffe auf ihrer Zunge dank der Bitterstoff-Rezeptoren wahrnehmen, ist schon lange bekannt. Neuere Forschungsergebnisse belegten die Wirkung der Bitterstoffe dank ebensolcher Rezeptoren bei Bronchialerkrankungen und in letzter Zeit auch bei verschiedenen Hauterkrankungen. Bitterstoffe, wie das Amarogentin aus der Wurzel des Gelben Enzian, reagieren mit diesen Bitterstoff-Rezeptoren, beleben dadurch den Stoffwechsel der Haut und können auch zur Regeneration der Hautbarriere beitragen.

Die Enzianarten mit ihren Bitterstoffen waren nicht nur in Arzneien beliebt; sie sind und waren auch Bestandteil verschiedener Kräuterliköre und Schnäpse, die vor oder nach dem Essen – als Aperitif oder als Digestiv – gereicht werden. Daher kam es auch zu einer Gefährdung verschiedener Enzianarten, deren Wurzeln genutzt wurden; mit dem Gelben Enzian waren der Getüpfelte Enzian, der Purpur-Enzian, der Pannonische oder Ostalpen-Enzian und der Schwalbenwurz-Enzian in den Arzneibüchern. Der hohe Bedarf machte es notwendig, diese Pflanzen unter Schutz zu stellen. Da es aber möglich ist, den Gelben Enzian zu kultivieren und die „Ernte“ in der Natur zu reglementieren, ist es zur Erholung der natürlichen Bestände in den Alpen und den anderen Standorten in Europa gekommen.

Gelber Enzian © Ernst Frühmann

Gelber Enzian © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

In drei Bereichen haben sich Extrakte aus Enzianwurzeln gut bewährt. Zunächst wirken die Bitterstoffe in passender Konzentration bei Appetitlosigkeit. Daher findet man die Enzianwurzel auch in verschiedenen flüssigen Stärkungsmitteln. Weiters eignen sich Extrakte zur Behandlung von dyspeptischen Beschwerden wie Völlegefühl, Blähungen, Übelkeit oder Druck und Schmerzen im Oberbauch. Darüber hinaus sind Enzianwurzelextrakte in einem kombinierten Arzneimittel mit Eisenkraut, Schlüsselblume, Holunder und Sauerampfer zur Verbesserung der Sekretolyse und zum Verdünnen von zähem Schleim bei Infektionen im Nasen-, Nebenhöhlenbereich. Krampflösende und das Abhusten von Schleim erleichternde Wirksamkeiten an der Lunge wurden auch nachgewiesen. Ebenso konnte gezeigt werden, dass äußerlich angewendete Enzianextrakte entzündungshemmende Eigenschaften entfalten und irritierte Haut beruhigen. Zusätzlich wird damit die innerliche Einnahme von Enzianextrakten zur Verbesserung der Ausbildung einer intakten Hautbarriere ergänzt.

Gegenanzeigen: Bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren wegen der Sekretionsförderung.

Nebenwirkungen: Bittermittel sollen nur über kürzere Zeiträume eingenommen werden. Als Nebenwirkungen können Kopfschmerzen, Ekelgefühl oder Brechreiz auftreten. Zu hohe Bitterstoffkonzentrationen können auch das Gegenteil bewirken: es kommt zur Appetithemmung und Sekretionsbeschränkung.

 

Gelber Enzian © Ernst Frühmann

Gelber Enzian © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Der Gelbe Enzian ist eine stattliche, naturgeschützte Pflanze, die zum Erhalt natürlicher Ressourcen auch feldmäßig angebaut wird. Die Wurzeln werden frühestens nach fünf Jahren im Frühjahr geerntet.

Der Bitterwert vom Amarogentin, dem intensivsten natürlichen Bitterstoff, liegt bei 58 Millionen. Extrakte aus den Wurzeln (Bitterwert 10.000 – 20.000) kommen bei Appetitlosigkeit, dyspeptischen Beschwerden, Husten oder Nebenhöhlenerkrankungen, zur Reparatur der Oberhaut und Wiederherstellung der Hautbarriere zur Anwendung.

Neben der arzneilichen Anwendung ist der Enzianschnaps ein seit vielen Jahrhunderten beliebtes Produkt aus der im Sommer geernteten Wurzel vom Gelben Enzian.

Weinrebe – rote Varietäten

Rotes Weinlaub © Ernst Frühmann

Bei der Betrachtung der Erfolgsgeschichte dieser Arzneipflanze in medizinischer Hinsicht in der Behandlung von Venenerkrankungen, richtet sich der Blick besonders auf Frankreich. Jene Sorten von Weinreben, die im Herbst meist durchgehend dunkelrot gefärbte Blätter ausbilden, stammen aus französischen Weingärten. Aber auch die Erkenntnisse über die Wirkung der Inhaltsstoffe bei der CVI (Chronischen Venenschwäche bzw. Veneninsuffizienz) verdanken wir zu einem wesentlichen Teil französischen Ärzten im vergangenen Jahrhundert. Die Blattdroge wurde auch ins französische Arzneibuch aufgenommen. Um die Weinstöcke nicht zu schwächen, werden die dunkelroten Blätter erst einige Wochen nach der Lese der Trauben geerntet, damit die Blätter Nährstoffe zur Speicherung dem Weinstock zurückgeben können. Die wertvollen Wirkstoffe wie Flavonoide, Polyphenole oder Anthocyane bleiben in den Blättern erhalten und bilden die Grundlage der Wirkung auf das venöse System des menschlichen Körpers.

Waren es zunächst nicht medizinische Gründe, die zum Anbau und zur Entwicklung verschiedener Rebsorten führten, erkannten ab der Zeitenwende die Menschen doch immer deutlicher den medizinischen Wert dieser Heilpflanze.

Einerseits war der Wein aus den Trauben mit seinem Anteil an Alkohol eine Möglichkeit aus Heilpflanzen jene Stoffe zu extrahieren, die in einem Heilmittel zur Anwendung kommen – von Wermutwein bis zu Herzweinen. Anderseits erkannte man auch die Wirkungen der Weinblätter, von denen jene Verwendung gefunden haben, die im Herbst den Weinbergen das leuchtende Rot verleihen. Neben den rot gefärbten Blättern haben jene Varietäten auch rote Beeren mit rotem Fruchtfleisch. Nicht zuletzt soll erwähnt werden, dass in verschiedenen Mittelmeerländern Speisen mit Fleisch in Weinblätter (z.B. Dolmades) gewickelt wurden und werden, weil diese auch für Menschen als gut genießbar gelten.

Rotes Weinlaub © Ernst Frühmann

Rotes Weinlaub © Ernst Frühmann

 

Medizinische Anwendung

Seit den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts sind es Blattextrakte aus dem Roten Weinlaub, die im deutschen Sprachraum am Markt sind, und einen hohen Anteil an Polyphenolen besitzen.

Anerkannt sind ihre Wirkungen bei der Behandlung der chronischen Venenschwäche (CVI = chronische venöse Insuffizienz), deren Symptome müde, schwere Beine sein können oder sich mit Kribbeln, Juckreiz, Spannungsgefühl oder Schmerzen in den Beinen zeigen. Geschwollene Knöchel und Unterschenkel, Krampfadern oder Hämorrhoiden sind weitere Formen eines gestörten Venensystems, das unterstützt werden muss. Wissenschaftliche Ergebnisse zeigen, dass Weinlaub Extrakte mit hohem Polyphenolanteil (20 – 30 Prozent) in einer Menge von 360 bis 720 Milligramm Trockenextrakt zu einem signifikanten Rückgang der subjektiven Beschwerden führen.

Die Extrakte können vorbeugend oder therapeutisch zur Anwendung kommen. Zur Therapie werden Extrakte als Kapseln oder Tropfen innerlich angeboten; zur unterstützenden äußerlichen Behandlung kommen Gele oder Salben zur Anwendung.

Rotes Weinlaub © Ernst Frühmann

Rotes Weinlaub © Ernst Frühmann

 

Zusammenfassung

Die Verwendung von Weinblättern in der Therapie von Erkrankungen ist seit fast 3500 Jahren bekannt. Sowohl Ägypter, als auch Griechen und Römer nützten die Heilkräfte der Weinblätter. Im letzten Jahrhundert waren es die Franzosen, die konsequent die Wirkung des Roten Weinlaubes erforscht haben. Anerkannt sind die antioxidativen, entzündungshemmenden, Kapillaren abdichtenden Wirkungen, die bei der chronischen Venenschwäche mit ihrer unterschiedlichen Symptomatik seit Jahrzehnten zur Anwendung kommen. Es ist sinnvoll, hochwertige Extrakte entweder vorbeugend oder in der Therapie über längere Zeiträume sowohl innerlich als auch äußerlich anzuwenden.

Artischocke

Artischocke © Ernst Frühmann

Innerhalb der letzten 20 Jahre wurden viele neue Erkenntnisse über die Konzentration von Wirkstoffen in verschiedenen Pflanzenteilen dieser Arzneipflanze, die 2003 wegen ihrer guten Wirkeigenschaften zur Arzneipflanze des Jahres gekürt wurde, gesammelt. Zusätzlich wurde erforscht, bei welcher Extraktionsmethode der optimale Extrakt als Grundlage für wirksame Arzneimittel in unterschiedlichen Indikationen gewonnen werden kann. Für die Herstellung von Extrakten für Arzneimittel hat sich gezeigt, dass die Blätter der grundständigen Blattrosette geerntet werden müssen, bevor die Pflanzen mit dem Blütenaustrieb beginnen. Wesentlich für den Gehalt bestimmter Wirkstoffe in den Extrakten ist auch die Herstellungsmethode, da Extrakte aus getrockneten Blättern oder Frischpflanzenextrakte hier weitgehende Unterschiede aufweisen. Bei der Verwendung der Blütenköpfe (eigentlich des Blütenbodens und der fleischigen Anteile der Hüllblätter) als delikates Gemüse ist darauf zu achten, dass diese vor dem Aufblühen der Röhrenblüten zu ernten sind.

Artischocke © Ernst Frühmann

Artischocke © Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin

Artischockenblätter und deren Extrakte (oft Frischpflanzenextrakte) werden bei funktionellen Verdauungsbeschwerden, die durch unzureichende Gallensekretion hervorgerufen wird, verwendet. Diese dyspeptischen Beschwerden äußern sich mit Völlegefühl, Blähungen und Verdauungsschwäche. Mit Artischockenextrakten kann eine Normalisierung einer gestörten Galle- Lebersekretion erreicht werden. Es hat sich gezeigt, dass Extrakte unterschiedlich hohe Konzentrationen von Wirkstoffen haben, wenn diese aus frischen Pflanzen oder getrockneten Blättern stammen. Frischpflanzenextrakte haben einen etwa 50 Prozent höheren Anteil an Caffeoylchinasäurederivaten, die wesentlich zur Verbesserung des Gallenflusses beitragen.

Aber auch eine positive Beeinflussung des Lipidstoffwechsels durch eine Senkung der Gesamtcholesterin- und der Triglyceridwerte wurde nachgewiesen, wobei es zu einer Senkung der LDL Werte und zu einem Anstieg der HDL Werte kommt. In Versuchen und Studien konnte auch nachgewiesen werden, dass ein wässriger Extrakt aus den Artischockenblättern die Leberzellen schützt und entgiftet oder er kann auch zur Verminderung von oxidativem Stress eingesetzt werden, wie neuere Arbeiten zeigen. In neueren Untersuchungen finden sich Hinweise, dass Artischocken Presssäfte zu einer Senkung des Nüchternblutzuckers führen können und damit für Typ-2-Diabetiker nützlich sein könnten.

 

DIGESTIF UND GEMÜSE 

Eine „halbtherapeutische“ Anwendung ist das italienische Digestivum „Cynar“, ein bitterer Artischockenlikör, der in Italien als Abschluss eines reichhaltigen Essens beliebt ist.

Auch die Verwendung in der Küche soll hier Erwähnung finden, ist die Artischocke doch ein außerordentlich gesundes Gemüse, das sich auch bei uns immer größerer Beliebtheit erfreut – und das nicht nur in Öl eingelegt und auf einer Pizza verteilt – den Gaumen verwöhnt.

Man kocht die geschlossenen Blütenköpfe in Wasser weich, zupft die Hüllblätter von außen ab und lutscht sie – eingetaucht in eine schmackhafte Soße – aus, bis man zum Blütenboden vorgedrungen ist, der als das Beste gilt, was die Artischocke zu bieten hat.

 

Artischocke © Ernst Frühmann

Artischocke © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Artischocke ist seit vielen Jahrhunderten bekannt, sowohl als besonderes Gemüse und in jüngerer Zeit auch als Arzneipflanze. Die wissenschaftliche Forschung hat bewiesen, dass die Wirkung der Artischockenblätter und deren wässriger Frischpflanzenextrakt von großem therapeutischem Wert sind.

Bitterstoffe, Flavonoide und Caffeoylchinasäuren wirken auf den gesamten Verdauungstrakt mit besonderer Wirkung auf das Leber-Galle-System. Dadurch werden dyspeptische Beschwerden vermieden, aber auch Lipidwerte gesenkt, die Leber geschützt und entgiftet, oxidativer Stress gemindert und Blutzuckerwerte günstig beeinflusst.

Saat-Lein oder Flachs

Saat-Leinen oder Flachs © Ernst Frühmann

Der Lein gehört zu unseren ältesten und sicher interessantesten Kulturpflanzen. Als Flachs diente er schon in der Steinzeit zur Herstellung von Materialien für den täglichen Gebrauch. Seine Verwendung als Genuss- und Heilmittel reicht nicht so weit zurück.

Der Leinsamen ist jener Pflanzenteil, der die Wirkstoffe besitzt, die zu den seit langer Zeit bekannten Wirkungen führen und die Anwendung zur Anregung des Darms bei leichter Verstopfung oder auch bei Entzündungen im Verdauungstrakt (wie Gastritis oder Reizdarmsyndrom) rechtfertigen. In den letzten Jahrzehnten haben nun neue wissenschaftliche Erkenntnisse weitere Wirksamkeiten erkannt, die an Wirkstoffe wie Peptide und Lignane geknüpft sind.

Der Leinsamen, der bei verschiedenen Beschwerden zur Anwendung kommt, sollte voll ausgereift geerntet werden, damit die optimale Wirksamkeit der Schleimstoffe erreicht wird. Wenn daraus das Leinöl gewonnen wird, kann die Kaltpressung bereits auch bei nicht vollständig ausgereiften Samen durchgeführt werden.

 

Saat-Lein oder Flachs © Ernst Frühmann

Saat-Lein oder Flachs © Ernst Frühmann

 

MEDIZINISCHE ANWENDUNG

 Der Leinsamen – in gequetschter oder geschroteter Form – gilt bei Personen über 12 Jahren als gutes, mildes Abführmittel, das mit reichlich Wasser eingenommen werden muss, damit die Schleimstoffe und der Rohfaseranteil optimal genützt werden. Die Darmpassage wird beschleunigt über eine Volumenzunahme des Darminhalts und einen stärkeren Dehnungsreiz, die damit zu einer verbesserten Darmperistaltik führen. Diese Unterstützung ist sinnvoll bei chronischer Darmträgheit oder Verstopfung und in Situationen, in denen weicherer Stuhl die leichtere Darmentleerung begünstigt; z.B. bei Hämorrhoiden, Analfissuren, nach operativen Eingriffen und in der Schwangerschaft.

Leinsamenzubereitungen zeigen eine gute Wirksamkeit bei funktionellen Oberbauchbeschwerden wie bei Reizmagen, nervösem Magen, chronischer Gastritis, Entzündungen im Mund und Rachen, Reizhusten. Eine komplementäre Anwendung bei Krebserkrankungen der Prostata oder im Hals- und Kopfbereich zeigt in Studien günstige Ergebnisse.

Äußerlich können Leinsamenpulver oder die Pressrückstände aus der Ölpressung in erwärmter Form bei Furunkeln, Geschwüren und anderen Hautproblemen zur Erweichung der Verdickungen oder zur Beruhigung der Haut aufgelegt werden.

Leinöl kommt in der Volksheilkunde immer wieder erfolgreich bei schrundigen Hautstellen, trockenen Hautausschlägen, Psoriasis, bei Gürtelrose und auch bei Warzen zur Anwendung. 

Wechselwirkungen: Die Resorption anderer Arzneimittel kann durch die gleichzeitige Einnahme von Leinsamen verzögert werden. Daher ist ein zeitlicher Abstand von mindestens einer halben bis zu einer Stunde einzuhalten.

Quellmittel und Arzneimittel, die die Darmbewegung hemmen, dürfen wegen der Gefahr eines Darmverschlusses nicht gleichzeitig eingenommen werden!

Nebenwirkungen: Reichliche Flüssigkeitszufuhr verringert die Wahrscheinlichkeit, dass die Einnahme von Leinsamen zu Blähungen führt.

Bei Übergewicht sollte wegen des hohen Ölanteils und des damit verbundenen hohen Nährwertes nur Leinsamen im Ganzen genommen werden.

Die Literatur berichtet, dass Blausäure aus den cyanogenen Glykosiden abgespalten wird. Dies ist aber nicht gefährlich, da im sauren Magenmilieu die spaltenden Enzyme praktisch inaktiviert werden. Der trotzdem gebildete Rest wird durch einen Entgiftungsmechanismus rasch eliminiert. Dies wurde bei der täglichen Einnahme von bis zu 300 Gramm Leinsamen nachgewiesen.

Gegenanzeigen: Bei drohendem oder bestehendem Darmverschluss sowie bei krankhaften Verengungen in der Speiseröhre oder im Magen-Darm Trakt ist von der Einnahme von Leinsamen Abstand zu nehmen.

Achtung auch bei bettlägerigen Menschen; bei der Einnahme im Sitzen immer genügend Wasser trinken, bis der Leinsamen im Magen ist und nicht mehr in der Speiseröhre quellen kann!

Saat-Lein oder Flachs © Ernst Frühmann

Saat-Lein oder Flachs © Ernst Frühmann

 

Zusammenfassung

Der Lein ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt; er wird heute auf allen Kontinenten kultiviert. Die Samen werden reif geerntet, können in einer Kaltpressung zu Leinöl verarbeitet werden oder in gequetschter, geschroteter oder gemahlener Form als Heilmittel genutzt werden.

Wegen seiner Quellungsfähigkeit wird der Leinsamen oft als mildes Abführmittel eingesetzt, kommt aber auch zur Beruhigung von Entzündungen und Schmerzzuständen zur Anwendung. In der Volksmedizin hat sich auch das Leinöl bewährt.

Gegenanzeigen, Neben- und Wechselwirkungen sind zu beachten!

Hänge-Birke + Moor-Birke

Birke © Ernst Frühmann

Wenige Heilpflanzen sind so vielfältig zu verwenden, wie dies bei den Birken der Fall ist. Medizinisch anerkannt ist die Anwendung der Blätter und der Rinde. Zusätzlich nützen wir den Saft der Birke, der durch das Anbohren der Stämme oder dicker Äste gewonnen wird oder holen aus dem Holz den Birkenzucker, der auch dann Birkenzucker genannt wird, wenn er aus anderen Pflanzen gewonnen wurde und oft als Xylit bezeichnet wird. Weniger geläufig ist vielen Menschen die Verwendung der Birkenknospen in der Gemmotherapie; Haarwuchsmittel enthielten früher oft Birkenwasser. Nicht unerwähnt sollte sein, dass junge Birken den Weg der Fronleichnamsprozessionen säumen und in nordischen Ländern in der Nacht zum ersten Mai als Zeichen der Liebe zueinander der Angebeteten vor die Haustüre gestellt wurden.

Die zwei Arten – die Weiß- oder Hänge-Birke und die Moor-Birke – zählen zu den wissenschaftlich anerkannten Heilpflanzen; die Birken sind allen aus der Natur bestens bekannt, erfreuen sie uns doch im Frühjahr mit dem zarten Grün, während sie bei günstigen Wetterbedingungen im Spätherbst oft mit leuchtend gelbem Laub im ersten Schnee stehen.

Birke © Ernst Frühmann

Birke © Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin

 Zubereitungen aus den Blättern der Birke gelten als gut wirksames wassertreibendes Mittel. Die Inhaltsstoffe reizen die Niere nicht, sorgen aber dennoch für eine starke, vermehrte Harnbildung unter der Voraussetzung, dass genügend weitere Flüssigkeitsmengen getrunken werden. Als Arzneimittel eignen sich Teezubereitungen, die Einnahme von Extrakten aus den Blättern in Tropfen- oder Drageeform, aber auch Frischpflanzenpresssäfte. Bei Produkten aus Birkenknospen kann auf die unterstützende Gabe von genügend Flüssigkeit verzichtet werden.

Zur Anwendung kommen diese Arzneimittel bei Harnwegserkrankungen, aber auch zur unterstützenden Behandlung rheumatischer Beschwerden. Die Gabe der Birkenzubereitungen kann unterstützend gegeben werden bei bakteriellen und entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege – selbstverständlich nach Abklärung der Erkrankung durch den Arzt – aber auch zur stärkeren Durchspülung bei Nierengrieß. Bei Harnwegsinfekten ist diese Behandlung meist auf ein bis maximal zwei Wochen beschränkt; bei rheumatischen Erkrankungen werden diese Zubereitungen als Kur über mehrere Wochen gegeben.

!Achtung! Bei Vorliegen von Wasseransammlungen (Ödemen), die durch eine eingeschränkte Herz– und Nierentätigkeit bedingt sind, ist die Anwendung von Birkenblätterextrakten als „Diuretikum“ nicht angezeigt.

Die Wirkung der Birkenblätter kann erweitert oder verstärkt werden durch eine Kombination mit Goldrutenkraut, Orthosiphonblättern, Löwenzahnblättern/wurzel, Schachtelhalmkraut, Liebstöckelwurzel, Wacholderbeeren und anderen wassertreiben Arzneipflanzen.

In der Volksmedizin werden Birkenblätter in Teemischungen gegeben, die bei Gicht und Rheuma helfen sollen; sie haben auch ihren Platz bei allen Tees, die als „Blutreinigungstees“ angeboten werden oder in Kombination mit anderen Drogen in Teezubereitungen für eine Frühjahrskur zu finden sind. Bei der volksmedizinischen Anwendung der Birke versucht man auch verschiedene Hautkrankheiten zu behandeln. Birkenwasser ist ein altes Hausmittel bei Problemen mit dem Haarwuchs oder bei Erkrankungen der Kopfhaut wie Schuppenbildung.

Eine völlig neue Perspektive der Behandlung von Wunden, Verbrennungen, Ekzemen brachte die Forschung über die wundheilungsfördernden, antiinflammatorischen Eigenschaften von Betulin hältigen Emulsionen. Durch 10% reines Betulin in 90% Sonnenblumenöl ohne weitere Emulgatoren oder Konservierungsstoffe kann zusätzlich die Gefahr allergischer Reaktionen vermieden werden. Die Verträglichkeit dieser Rezepturen wird zusätzlich zur wissenschaftlich abgesicherten, deutlich verbesserten Wundheilung mit geringerer Infektionsgefahr als sehr gut beschrieben.

Birke © Ernst Frühmann

Birke © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

In der Kulturgeschichte der nördlichen Regionen Europas hatte die Birke ihren festen Platz. Am Beginn des zweiten Jahrtausends scheint der gesicherte Nachweis als Heilmittel bei Hildegard von Bingen auf. In der modernen Medizin sind die Extrakte von Birkenblättern als wertvolles unterstützendes Arzneimittel bei bakteriellen und entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege anerkannt. Die Rinde der Hänge-Birke dient zur Gewinnung des Betulins, das in Fertigarzneimitteln zur Verbesserung der Wundheilung und nach Hauttransplantationen eingesetzt wird.

Ginseng

Ginseng © Ernst Frühmann

Hinter dem deutschen Gattungsnamen Ginseng stehen einige Ginseng Arten, von denen zwei Arten etwas herausragen. Die Wurzel vom Asiatischen oder Koreanischen Ginseng wird seit einigen Jahrtausenden als Heilmittel verwendet. Zunächst war die Ginsengwurzel nur den Königen und Kaisern in Asien vorbehalten. Der Amerikanische Ginseng (Panax quinquefolius) hat in Nordamerika seine Heimat und kommt dort seit einigen Jahrhunderten zur Anwendung.

In der Natur treffen wir in Europa auf keine Ginsengpflanzen. In botanischen Gärten ist der Ginseng immer wieder zu finden und er wird in Deutschland auch erfolgreich kultiviert.

Der Koreanische Ginseng hat in Europa einen hohen Bekanntheitsgrad. Die asiatischen Ginsengwurzeln kommen als weißer oder roter Ginseng in den Handel. Beim weißen Ginseng werden die Wurzeln nach dem Ernten geschält, gebleicht und dann getrocknet. Der rote Ginseng wird nach dem Waschen der Wurzel einer bis zu vierstündigen Behandlung mit heißem Wasser ausgesetzt und danach getrocknet. Dabei erlangt die Wurzel ein hornartiges, durchscheinendes, rötliches Aussehen, bei dem sich ein Teil seiner Wirkstoffe verändert. Die Behauptung, dass roter Ginseng wirksamer ist, kann wissenschaftlich nicht belegt werden.

Ginseng © Ernst Frühmann

Ginseng © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung 

Für die Hauptanwendungsbereiche des Ginseng eignen sich sowohl der Tee, als auch hochwertige Extrakte, die meist 4 – 8% Ginsensoside enthalten. Als sinnvolle Tagesdosis gilt die Einnahme von 100 mg Extrakt – meist in einer Dosis eingenommen. Während in Europa der weiße Ginseng offizinell ist und deren Extrakte meist 4% Ginsensoside enthalten, haben Extrakte mit dem roten Ginseng – in Japan offizinell – einen Gehalt von bis zu 8%. Dies trägt eventuell dazu bei, dass immer wieder die Meinung auftaucht, der rote Ginseng sei in der Wirkung besser.

Zur Anwendung kommen Tonika zur allgemeinen Stärkung und Kräftigung, bei Neigung zu Müdigkeit und bei Schwächegefühl, bei nachlassender Leistungs-, Konzentrations- und Merkfähigkeit oder in der Rekonvaleszenz.

Der Ginseng wird der Gruppe der Adaptogene zugeordnet; das sind jene Stoffe, die in der Lage sind die Anpassungsfähigkeit unseres Organismus gegenüber äußeren und inneren Störungen zu verbessern. Dazu gehören die Stress abschirmende Wirkung, die Fähigkeit besser angepasst an neue Dinge heranzugehen und diese mit mehr Gelassenheit anzunehmen. Dabei geht man davon aus, dass der Eustress, der unsere Leistungsfähigkeit beflügelt, erhalten bleibt und leistungsschädlicher Disstress abgeschirmt wird.

Neuere Studien zeigen, dass Ginsengextrakte bei Krebspatienten gegen Müdigkeit mit gutem Erfolg eingesetzt werden können und auch bei der Einnahme von Ginseng über einen längeren Zeitraum die Gefahr von toxischen Nebenwirkungen nicht auftreten. 

Nebenwirkungen:

Sie sind relativ selten, können aber bei hoher Dosierung und langer Anwendung Schlaflosigkeit, Nervosität, erhöhten Blutdruck und Durchfälle auslösen. Daher sollte eine längere Einnahme von Ginsengextrakten drei Monate nicht überschreiten. In der Schwangerschaft soll eine Anwendung vermieden werden.

Teezubereitung:

Drei Gramm der feingeschnittenen Droge werden mit 150 ml kochendem Wasser übergossen; man lässt 5 bis 10 Minuten ziehen und seiht ab. Als Tagesdosis sind 1 bis 3 Tassen täglich über einen Zeitraum von mehreren Wochen zu empfehlen.

 

Ginseng © Ernst Frühmann

Ginseng © Ernst Frühmann

 Zusammenfassung

In Asien zählt der Ginseng seit über 3000 Jahren zu den bedeutenden Heilpflanzen. Nur ein geringer Teil kommt aus Wildvorkommen. Der größte Teil stammt aus Kulturen der nördlichen Hemisphäre. Der Gehalt an Ginsenosiden bestimmt die Qualität der Extrakte und 100 mg davon – vom roten oder weißen Ginseng – gelten als optimale Tagesdosis. Die Hauptanwendungsgebiete sind die Leistungssteigerung, Konzentrationsverbesserung und verbesserte Merkfähigkeit; ältere Menschen nützen den Effekt der adaptogenen Wirkung – bessere Anpassungsfähigkeit des Organismus; die stressabschirmende Wirkung führt bei Erwachsenen aller Altersstufen zu mehr Lebensqualität.

Mädesüß

Mädesüß © Ernst Frühmann

Das Mädesüß ist eine jener Heilpflanzen, die wir in oft großen Mengen an feuchten Standorten in der Natur finden. Botaniker sehen bei dieser Heilpflanze feine Unterschiede und unterteilen sie in Unterarten; für die Verwendung als Heilpflanze wird in den Arzneibüchern die Art als Gesamtheit gesehen und die Unterarten werden in ihrer Verwendung mit eingeschlossen. Das Mädesüß ist dank seiner Wirkstoffe – mit wenigen Ausnahmen – ein für den menschlichen Körper gut verträgliches pflanzliches Heilmittel. Sowohl Blüten als auch Blätter sind in der Phytotherapie in Gebrauch, die Homöopathie verwendet auch die unterirdischen Pflanzenteile.

Dem Mädesüß wurden aber auch unterschiedliche andere Namen gegeben, die auf den Standort, Ähnlichkeiten zu anderen Pflanzen oder anderes hinweisen: Sumpf-Mädesüß oder Sumpfspiere, Wiesengeißbart, Wiesenkönigin, Spierstaude oder Rüsterstaude.

Der ursprüngliche lateinische Name Spiraea wurde vom Griechen Theophrast aus einem griechischen Wort für Gewinde abgeleitet, weil sich die Pflanze gut eignet zu Girlanden gewunden zu werden. Da die Heilpflanze im Volksmund auch den Namen Rüsterstaude hatte, wurde ihr der lateinische Beiname „ulmaria“ gegeben.

Mädesüß © Ernst Frühmann

Mädesüß © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Zubereitungen aus Mädesüß haben eine günstige Wirkung bei der Behandlung von banalen Erkältungskrankheiten oder auch bei grippalen Infekten mit mäßigem Fieber, bei denen eine Schwitzkur den Erfolg begünstigen soll. Bei leichten Gliederschmerzen kann die Anwendung auch hilfreich sein. Diese Wirkungen und Anwendungen sind anerkannt und aus den vorhandenen Wirkstoffen abzuleiten.

In der Volksmedizin wird Mädesüß als wassertreibendes Mittel oder als schweißtreibendes und hustenstillendes Mittel bei Erkältungen ebenso eingesetzt wie bei Muskel- bzw. Gelenksrheumatismus oder bei durch Gicht verursachte Schmerzen.

Mädesüß als Tee

Zwei Teelöffel getrocknete Mädesüßblüten werden mit 150 Milliliter kochendem Wasser übergossen; man lässt maximal 10 Minuten ziehen, seiht ab und trinkt mehrmals täglich eine Tasse.

Bei Erkältungskrankheiten oder fieberhaften grippalen Infekten nützt man auch den Vorteil Mädesüßblüten mit Linden- oder Holunderblüten zu mischen und damit einerseits den Geschmack zu verfeinern, andererseits aber auch das Wirkungsspektrum zu erweitern; die Zubereitung als Tee bleibt gleich.

Holunderblüten 30,0
Lindenblüten 30,0
Mädesüßblüten 20,0

Bei einer Überempfindlichkeit gegenüber Salicylaten soll Mädesüßtee nicht angewendet werden.

Mädesüß © Ernst Frühmann

Mädesüß © Ernst Frühmann

Zusammenfassung 

Die Heilpflanze Mädesüß ist oft in großen Mengen in der Natur auf feuchten Wiesen, an Bach- oder Flussufern als stattliche, meist deutlich über einen Meter hohe Pflanze zu finden. Sie wird im blühenden Zustand geerntet.

Der Salizylsäuremethylester ist für den Duft der Blüten verantwortlich. Die Wirkstoffe liegen in den Phenolcarbonsäuren, Flavonoiden und Ellagitanninen, die zu schweißtreibenden, entzündungshemmenden Wirksamkeiten bei banalen Erkältungskrankheiten und Gliederschmerzen führen.

Die Drogen – Blüten und Blätter – sollen bei Überempfindlichkeit auf Salicylate nicht verwendet werden.

Hundsrose

Hundsrose © Ernst Frühmann

In den Wintermonaten spielen die Scheinfrüchte der Hundsrose eine wichtige Rolle in der vorbeugenden Behandlung von Erkältungskrankheiten, aber auch in der unterstützenden Therapie eines grippalen Infektes. Der Gehalt an Vitamin C wird nur durch die Früchte der Acerolakirsche übertroffen und liegt deutlich über dem von Sanddornfrüchten oder den Früchten der Schwarzen Johannisbeeren. Da Vitamin C in größeren Mengen im Körper nicht gespeichert werden kann, ist auf eine regelmäßige Aufnahme aus Früchten oder Gemüse zu achten. Mangelerscheinungen sind heute selten und Erkrankungen wie Skorbut, die durch Vitamin C Mangel entstehen, gehören wohl der Vergangenheit an.

Für jeden sichtbar durch die leuchtend rote Farbe bilden die Scheinfrüchte mit den gelb–grün–braunen Blättern fröhliche Farbpunkte in der herbstlichen Landschaft. Dann ist auch bald die Zeit der Ernte für die Vitamin C-hältigen Hagebutten dieser Heilpflanze.

Man hat der Pflanze einen Namen gegeben, der aus dem Sanskrit (vrad = weich, biegsam) stammt und der mit der griechischen Bezeichnung vom Hund und Dornstrauch im lateinischen Namen Rosa canina L. gemischt wurde. Im Volksmund haben sich für die Hundsrose viele Bezeichnungen gebildet. Von der Bezeichnung „Hagebutte“ für die Früchte oder dem Namen „Hiefe“ in Deutschland, der ein altes Wort für Dornbusch ist, reicht die Palette bis zu Namen, die sich aus der juckreizfördernden Wirkung der Borstenhaare im Inneren der Scheinfrüchte ergeben, z. B. „Arschkitzel“. Das Europäische Arzneibuch unterscheidet zwischen den Hagebutten als Rosae pseudofructus cum fructibus – also alle Teile der getrockneten Früchte – und den getrockneten Achsenbechern, den Hagebuttenschalen, die dann Rosae pseudofructus genannt werden und von Haaren und Nussfrüchten befreit sind.

Hundsrose © Ernst Frühmann

Hundsrose © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Der Tee aus sorgsam geernteten und getrockneten Hagebutten ist bei optimalem Gehalt an Vitamin C nicht nur ein gutes Getränk bei vielen Formen von Erkältungskrankheiten, sondern auch ein anerkanntes Mittel zur Vorbeugung und Behandlung von grippalen Infekten und Vitamin C Mangelerkrankungen. Dies darf man aber nur dann erwarten, wenn bei der Zubereitung von einem halben Liter Tee fünf Gramm Hagebutten verwendet werden, die einen Gehalt von etwa 2% Vitamin C besitzen. Bei schonender Zubereitung ergibt dies einen Gehalt von rund 100 Milligramm Vitamin C im Teegetränk.

Vergleicht man nun mit Hagebutten aus dem Supermarkt, die einen Gehalt von 0,2% und eine Füllmenge von 1,5 Gramm pro Filterbeutel aufweisen, beträgt der Anteil an Vitamin C im Tee nur mehr drei Milligramm! Daraus ist wohl klar ersichtlich, dass eine Therapie mit Vitamin C nur mit qualitätsvollem Ausgangsmaterial und entsprechender Menge erreichbar ist.

Viele andere Anwendungsgebiete – wie die Wirkung auf die Verdauung und die Gallenfunktion, eine leicht entwässernde Wirkung, als Heilmittel bei Gicht und Rheumatismus u.a. – sind nicht ausreichend belegt.

Hagebuttenpulver als Nahrungsergänzungsmittel wird seit Jahren bei Arthrosen im Knie oder der Hüfte empfohlen. Dies gilt auch für rheumatische Beschwerden und chronische Rückenschmerzen. Die übliche Dosierung von fünf Gramm Hagebuttenpulver wird oft mehrere Monate täglich eingenommen. Die Einnahme kann auch auf zwei Dosen verteilt werden; das Pulver wird entweder mit einer größeren Menge Flüssigkeit eingenommen oder kann auch in ein Joghurt eingerührt werden.

Das Vitamin C, das in natürlicher Form aus den Hagebutten als Tee dem menschlichen Körper zugeführt werden kann, ist an vielen Funktionen mit beteiligt. Daher ist beim gesunden Erwachsenen die tägliche Aufnahme von rund 100 Milligramm sinnvoll. In bestimmten Situationen (Sportler, Raucher ua.) ist ein deutlich erhöhter Bedarf gegeben. Eine Unterversorgung von weniger als zehn Milligramm Vitamin C pro Tag über längere Zeit führt zu sichtbaren Mangelerscheinungen.

Hundsrose © Ernst Frühmann

Hundsrose © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Hundsrose ist ein in Europa weit verbreiteter Strauch, dessen Scheinfrüchte (oft Hagebutten genannt) Arznei oder nur als Teegetränk genutzt werden. Einerseits wird das Vitamin C schon seit langer Zeit mit seiner antioxidativen und immunstimulierenden Wirkung bei Erkältungskrankheiten und grippalen Infekten genützt. Seit dem Beginn dieses Jahrhunderts wird auch eine entzündungshemmende Wirkung bei Arthrosen der Hüft- und Kniegelenke postuliert.

Eisenhut

Eisenhut © Ernst Frühmann

Arzneipflanzen mit derart hohem Vergiftungspotenzial sind in der Phytotherapie praktisch nicht einsetzbar. Dafür zeigt der Blaue Eisenhut seine Stärken in homöopathischen Arzneimitteln bei der Anwendung von gesundheitlichen Problemen im physischen und psychischen Bereich, wenn Frost, Schreck, Schock, Ärger oder Verletzung die Ursache der Erkrankung ist.

In den Gebirgsregionen Europas stößt man bei Wanderungen bis weit über Höhen von 2000 Meter auf die giftigste der Heilpflanzen. Dort, wo Wanderer gerne rasten und im Bereich der Sennhütten ihre Jause verzehren, stehen auch immer wieder Pflanzen der Gattung Eisenhut. Auf diesen fetten, oft durch Weidetiere gut gedüngten Böden stoßen wir auf den Eisenhut, Sturmhut, oder wie immer ihn Menschen nach dem Aussehen seiner eigentümlichen Blütenform bezeichnet haben. Wegen ihrer Giftigkeit wurde diese Pflanze auch Teufelswurz genannt. Die Patronin der Zahnkranken, die Hl. Apollonia, findet sich in der Bezeichnung Apolloniakraut oder -wurzen und weist auf die erfolgreiche Behandlung von Zahnschmerzen hin.

Eisenhut © Ernst Frühmann

Eisenhut © Ernst Frühmann

Anwendung in TCM, Ayurveda-Medizin und Homöopathie 

Während die Traditionelle Europäische Medizin die Anwendung durch die starke Giftwirkung meidet, haben die zwei Medizinrichtungen aus Asien Mittel und Wege zur Entgiftung verschiedener Aconitum-Arten gefunden. Damit können sie unterschiedliche Erkrankungen gefahrlos behandeln, wenn das Ausgangsmaterial dementsprechend zuverlässig vorbehandelt wurde. Zusätzlich setzen sie in der Ayurveda-Medizin auch ungiftige Eisenhut-Arten zur Therapie ein.

Zur Herstellung einer Urtinktur als homöopathisches Arzneimittel werden sowohl getrocknete Wurzelknollen als auch die gesamten frischen Pflanzen verarbeitet. Wegen der hohen Giftwirkung muss man bei Verwendung der getrockneten, gepulverten Wurzeln sogar mit Atemschutz arbeiten.

Die hervorragende Wirkung bei der Behandlung von akuten Erkältungskrankheiten, die durch kalten Wind hervorgerufen werden, und beginnenden fieberhaften Infekten hat Aconitum napellus als Homöopathikum zum Mittel der “ersten Stunden” gemacht. Während vor einigen Jahrzehnten durchaus noch niedrigere Potenzen zur Anwendung kamen, wird heute meist die Potenzierungsstufe D30 oder C30 in Form der Globuli eingesetzt. Die schmerzlindernde Wirkung der Aconitum-Alkaloide bedingt die Anwendung bei neuralgischen Schmerzen, Gicht und Ischiasbeschwerden.

 

Unerwünschte Wirkungen und Giftwirkungen 

Die Dramatik der Folgen einer Intoxikation durch Pflanzenteile oder Substanzen (Alkaloide) aus dem Eisenhut zeigt, dass diese Giftpflanze keine wie immer gearteten Experimente zulässt. Schon kurz – nur einige Minuten – nach der Aufnahme einer zu hohen Dosis von Aconitumextrakten über den Mund oder die Haut bzw. Schleimhaut kommt es zu den ersten Reaktionen:

Es beginnt mit Taubheitsgefühl oder pelzigem Gefühl im Mund und an den Fingern und Zehen; dieses Gefühl breitet sich über den ganzen Körper mit einer Empfindungslosigkeit der Haut aus. Es folgen Schweißausbrüche (bereits 0,05 Milligramm Aconitin lösen bei Einnahme Schweißausbrüche aus), die Körpertemperatur sinkt ab und es kommt zu Durchfall, heftigem Erbrechen und Harnlassen.

Nun wird es dramatisch: die Atmung wird langsamer, schwächer und unregelmäßiger, Herzrhythmusstörungen treten auf, der Blutdruck sinkt, der Puls wird langsamer und schwächer, Sehstörungen und Ohrensausen folgen und nach rund sechs Stunden tritt der Tod durch Herzversagen und Atemlähmung ein. 

Eisenhut © Ernst Frühmann

Eisenhut © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Der Blaue Eisenhut zählt zu den giftigsten Pflanzen und ist daher für die Selbstmedikation ungeeignet. Schon 1,5 Milligramm Aconitin, die in 0,3 Gramm der Wurzelknollen enthalten sind, können für den Menschen tödlich sein. Die einzige Ausnahme bilden höher potenzierte homöopathische Arzneimittel, in denen Aconitum napellus ein wichtiger Bestandteil in der Erstbehandlung der Erkältungskrankheiten oder bei neuralgischen Schmerzen ist.

 
 

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