Große Kapuzinerkresse

Kapuzinerkresse © Ernst Frühmann

Seit einigen Jahrhunderten fasziniert die Kapuzinerkresse Menschen in Europa aus unterschiedlichen Gründen. Eine große Gruppe schätzt die Kapuzinerkresse wegen ihres Potentials als Heilpflanze; zunächst in der Volksheilkunde und seit einigen Jahrzehnten, nach Aufklärung der Wirkungen der Glucosinolate, auch als Arzneipflanze zur Behandlung von Erkältungserkrankungen oder Entzündungen im Bereich der Harnwege. Viele Menschen begeistert die Kapuzinerkresse wegen ihres Geschmacks und verwenden sie daher zum Würzen verschiedener Gerichte; und andere Menschen erfreuen sich ganz einfach an der Schönheit der exotisch aussehenden gelben bis orangeroten Blüten zur Verzierung von Speisen oder als Farbtupfen im eigenen Garten oder als Topfpflanze am Balkon.

Auf den ersten Blick ist die Kapuzinerkresse, die im Jahr 2013 zur Arzneipflanze des Jahres gekürt wurde, deutlich weniger bekannt als Arzneipflanzen wie die Rosskastanie, die Kamille, der Efeu und andere, die auf diese Weise ausgezeichnet wurden. Die Anwendung als Tee ist eher ungebräuchlich, aber als Frischpflanze oder in Fertigprodukten können die Wirkstoffe in einigen Indikationen Wirkungen entfalten, die es sinnvoll erscheinen lassen, die Kapuzinerkresse als Heilmittel einzusetzen.

Heute lesen wir oft zur Charakterisierung der Kapuzinerkresse: „Die Antibiotika-Pflanze“ oder „Alternative zu Antibiotika“ und „Kapuzinerkresse kann sogar Antibiotika ersetzen“. Bleiben wir am Boden der wissenschaftlich fundierten Realität und akzeptieren wir, dass Wirkstoffe in der Kapuzinerkresse eine sinnvolle Alternative bei der Behandlung von Harnwegs- oder Atemwegsinfekten sein können.

Kapuzinerkresse © Ernst Frühmann

Kapuzinerkresse © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Die Erfahrung hat gezeigt, dass Frischpflanzenextrakte – aus Blättern und Blüten – sich sehr gut für die rechtzeitige Behandlung bei beginnenden Infektionen eignen. Gute Erfahrungen gibt es bei der Behandlung von unkomplizierten Harnwegsinfekten. Dabei zeigen Studien, dass es durchaus sinnvoll ist, die Kapuzinerkresse statt der bisher oft verwendeten Drogen – Bärentraubenblätter oder Preiselbeerblätter – anzuwenden. Studien bei rezidivierenden Harnwegsinfekten haben ergeben, dass die Kombination der Extrakte aus Kapuzinerkresse und Meerrettich die Rückfallzahlen bei wiederkehrenden Blasenentzündungen sehr deutlich gesenkt haben. Bei Entzündungen im Bereich der Atemwege gibt es auch sehr positive Berichte. In der Kombination mit Meerrettichwurzel hat man bei guter Verträglichkeit mit einem Fertigprodukt (Angocin®) sehr gute Erfahrungen bei der Behandlung von Nebenhöhlenerkrankungen, Bronchitis und Blasenentzündungen gemacht.

Bei einer Einnahme der frischen Blätter der Kapuzinerkresse werden die Isothiocyanate als Wirkstoffe am schnellsten durch die vorhandenen Enzyme (Myrosinase) freigesetzt.

Nebenwirkungen treten selten auf. Bei sehr empfindlichen Personen kann es durch das Senföl zu einer leichten Reizung der Schleimhäute im Magen- oder Darmbereich kommen. Durch die Einnahme nach dem Essen sollten diese Beschwerden zu vermeiden sein. Vorsicht ist auch angeraten bei Magen- oder Darmgeschwüren.

Kapuzinerkresse © Ernst Frühmann

Kapuzinerkresse © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die begrenzte Auswahl an Fertigprodukten, die Kapuzinerkresse enthalten und die Verwendung dieser Heilpflanze als Frischpflanze, führen zu einer geringeren Anwendungshäufigkeit, da zusätzlich eine Anwendung als Tee mit getrockneten Pflanzenteilen eher unüblich ist.

Dennoch hat die Kapuzinerkresse ihre Stärken, wenn es darum geht, eine unkomplizierte oder rezidivierende Harnwegsinfektion und Entzündungen der Atemwege zu behandeln, wo ein Antibiotikum noch nicht unbedingt notwendig ist, aber durch die Wirkstoffe der Kapuzinerkresse – auch in Kombination mit Meerrettich – eine Reduzierung der Keimzahl oder auch Biofilmbildung bei Bakterien durch die Hemmwirkung der Senföle auf Keime erwartet werden kann.

Bibernelle, Große/Kleine

Bibernelle © Ernst Frühmann

Glücklicherweise ist heute die Pest kein Thema mehr, war doch vor Jahrhunderten die Wurzel der Bibernelle ein „Rettungsanker“ für jene Menschen, die der meist tödlichen Gefahr entkommen wollten. Heute wissen wir, dass die massive bakteriell bedingte Erkrankung mit den Wirkstoffen dieser Wurzeln nicht ausreichend behandelt werden konnte. Geblieben ist aber die Erkenntnis, dass die Wurzel der Bibernelle – ob Große B. (Pimpinella major) oder Kleine B. (Pimpinella saxifraga) – wegen ihrer heilkräftigen Wirkung bei verschiedenen Beschwerden zur Anwendung kommen kann. Man diskutiert auch die mediterrane Art Pimpinella peregrina L. – dank ähnlicher Wirkstoffe – als Stammpflanze zuzulassen.

Leider gibt es immer wieder Verwechslungen mit der als Salatgewürz verwendeten Pflanze Sanguisorba minor SCOP. aus der Familie der Rosengewächse, die den deutschen Namen Kleiner Wiesenknopf trägt, und in der Umgangssprache auch Pimpernelle genannt wird.

Bibernelle © Ernst Frühmann

Bibernelle © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Bibernellwurzeln gelten als gutes, mildes Expektorans (Husten lösendes Mittel) bei Bronchitiden oder Katarrhen der oberen Luftwege. Weitere Anwendungsmöglichkeiten sind Entzündungen im Bereich der oberen Luftwege, die sich in Heiserkeit oder in einer Entzündung der Luftröhre und des Rachens äußern.

Bei Entzündungen der Schleimhäute im Mund- und Rachenraum eignen sich Teezubereitungen oder verdünnte Tinkturen (30 Tropfen Bibernelltinktur auf ein Glas Wasser) als Gurgellösungen zur Linderung der Beschwerden.

In der Volksmedizin wird der Bibernellwurzel eine harntreibende Wirkung zugesprochen und sie wird auch zur Behebung von Verdauungsstörungen eingesetzt. Alkoholische Zubereitungen eignen sich auch als Mundpflegemittel. Wegen des würzigen bis scharfen Geschmacks ist die Bibernellwurzel auch in Schnapszubereitungen zu finden.

Teezubereitung:

1 Teelöffel der Bibernellwurzel wird mit 150 ml kochendem Wasser übergossen; man lässt 10 – 15 min ziehen und seiht ab. Davon werden 3 – 4 Tassen täglich getrunken. Man kann die Wurzel auch kalt ansetzen, erhitzt dann zum Kochen, lässt eine Minute kochen und seiht ab.

Bibernelle © Ernst Frühmann

Bibernelle © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Bibernellwurzel wird ab dem 16. Jahrhundert in den Kräuterbüchern bei verschiedenen Erkrankungen als besonders heilkräftig beschrieben. Sie war zur Zeit der Pest mit dem Wacholder ein bedeutendes Mittel im Kampf um das Überleben. Heute kommen Teezubereitungen und Tinkturen aus der Wurzel der Großen und der Kleinen Bibernelle als schleimlösende, auswurffördernde und entzündungshemmende Mittel zur Anwendung. Verwendung finden sie bei Katarrhen der oberen Luftwege und zur Behandlung von Entzündungen im Mund und Rachenraum.

Weihrauch

Weihrauch © Ernst Frühmann

Der Weihrauch gilt schon seit Jahrtausenden in der Ayurvedamedizin als anerkanntes Arzneimittel. Im letzten Jahrhundert haben Extrakte aus dem Harz des Weihrauchs seine entzündungshemmenden Eigenschaften in der westlichen Medizin bekannt gemacht. Der Weihrauch zählte in der Antike zu den kostbarsten Geschenken; er war eine königliche Gabe, diente bei Opfern zu Ehren der Götter in großen Mengen als Räuchermittel und ist ab der Mitte des ersten Jahrtausends auch in den christlichen Kirchen ein Zeichen der Würdigung und Ehrerbietung.

Die Gattung Boswellia aus der Familie der Burseraceen unterscheidet je nach Herkunftsland bzw. Region mehrere Boswelliaarten. Boswellia serrata aus Indien ist jene Art der Weihrauchbäume, die derzeit zur Gewinnung der medizinisch verwendeten Extrakte aus dem Weihrauch bevorzugt wird. Der Weihrauch aus den Regionen Afrikas (Somalia und Äthiopien) bzw. der Südarabischen Halbinsel wird aus Wildbeständen von den Arten B. carteri, auch B. sacra genannt, und B. frereana gewonnen.

Weihrauch © Ernst Frühmann

Weihrauch © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Die Verwendung des Weihrauchs in der Medizin der Antike und der indischen Ayurvedamedizin waren die Grundlage für die Forschung der modernen Medizin. In Indien wurde ein Forschungsprojekt unter Beteiligung deutscher Forscher mit einem Boswelliaextrakt gestartet, in dem vor allem die entzündungshemmenden und antiödematösen Eigenschaften geprüft wurden. In diesen Studien konnte gezeigt werden, dass dieser spezielle Extrakt H15 bei einer bestimmten Form von Hirntumoren, bei entzündlichen Erkrankungen im Darm, wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn, und bei rheumatischer Arthritis erfolgreiche Anwendung fand. Eine günstige Wirkung konnte auch bei Psoriasis und bei Asthma bronchiale nachgewiesen werden. Es zeigte sich, dass dieser Boswelliaextrakt bei entzündlichen Darmerkrankungen durchaus der Standardtherapie ebenbürtig ist, aber auch eine wertvolle ergänzende Therapie darstellen kann.

Die wissenschaftlichen Ergebnisse dieser Untersuchungen stützen sich auf den Extrakt H15. Ob andere medizinische Produkte mit dem Inhalt “Weihrauchpulver” ähnliche Wirkungen erzielen, ist fraglich.

Die Dosierung für Erwachsene liegt bei der Verwendung der H15 Extrakte bei 3 mal täglich 350 Milligramm. Es ist auch möglich Weihrauch in Salben einzuarbeiten und äußerlich anzuwenden. Weihrauchextrakte werden auch mit anderen entzündungshemmenden Pflanzenextrakten (z.B. Kurkumaextrakt) kombiniert.

In der Schwangerschaft und Stillzeit sollte auf Boswelliaextrakte verzichtet werden.

Weihrauch © Ernst Frühmann

Weihrauch © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Seit Jahrtausenden wurde der Weihrauch als besonders kostbar angesehen und war daher Räuchermittel für Götter und weltliche Herrscher in kultischen Handlungen oder religiösen Zeremonien, wie auch jetzt in verschiedenen Religionen. Als Arzneimittel hatte er auch schon in der Antike und in der indischen Ayurvedamedizin hohes Ansehen. Die Beobachtungen und Erfahrungen vergangener Zeiten werden heute von der modernen Medizin wieder genützt und unter Verwendung spezieller Extrakte bei entzündlichen Erkrankungen von Gelenken, Darm und Haut eingesetzt.

Ginkgo

Ginkgo © Ernst Frühmann

Der Ginkgo sprengt wohl in mehrfacher Hinsicht die Grenzen der Normalität in der Welt der Arzneipflanzen. Es gibt kaum andere Pflanzen, die über einen dermaßen langen Zeitraum überlebten – etwa 250 Millionen Jahre – und auf der Erde zuerst dominant in vielen Arten wuchsen, jetzt aber nur mehr in dieser einzigen Art als Vertreter der Ginkgoales vertreten sind. Zum Jahrtausendwechsel wurde der Ginkgo zum Baum des Jahrtausends erklärt. Dieses lebende Fossil erlebte auch die Dinosaurier und andere Tiere und Pflanzen, die heute nicht mehr existieren. Sogar die Eiszeiten auf der Nordhalbkugel unserer Erde überlebte dieser extrem widerstandsfähige Baum in einem kleinen Areal in China, von wo er seine Ausbreitung in den letzten Jahrhunderten auch in die westliche Welt startete. Seine Widerstandskraft zeigte der Ginkgo auch beim ersten Abwurf der Atombomben auf Japan, wo er völlig verkohlt im folgenden Jahr wieder austrieb. Während der Ginkgo in der chinesischen Medizin seit Jahrtausenden Bedeutung hat, trat er seinen Siegeszug in der westlichen Medizin erst im letzten Jahrhundert, getragen von den wissenschaftlichen Ergebnissen des Extrakts EGb 761 der Firma Schwabe, an.

 

Ginkgo © Ernst Frühmann

Ginkgo © Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin

Im Unterschied zu den asiatischen Medizinrichtungen hat die westliche Medizin auf die Wirkungen der Extrakte aus den Ginkgoblättern gesetzt.

Unter Berücksichtigung verschiedener Risikofaktoren (wie Bluthochdruck, Blutzucker, Übergewicht, erhöhter Alkoholkonsum, Rauchen, körperliche Inaktivität, Hörverlust und damit verbundener Einsamkeit oder eingeschränkter sozialer Kontakte, Depression u.a.) sollen erste Gedächtnisverluste, geistige Leistungseinschränkungen und demenzielle Erkrankungen Warnsignale genug sein, geeignete Therapiekonzepte aufzustellen. Knapp zwei Prozent der Bewohner Deutschlands leiden an Demenz und 0,4 Prozent kommen jährlich neu dazu. Das sind deutliche Gründe kognitive Störungen ernst zu nehmen und Therapien anzugehen, die eine erfolgreiche Behandlung mit hochwertigen Ginkgoextrakten zusätzlich durch Bewegungstherapien, Ernährungsumstellungen, Pflege des sozialen Umfeldes und anderen Maßnahmen unterstützen.

Bei Hirnleistungsstörungen werden bis über 160 Milligramm Ginkgoextrakt über lange Zeit als Dosis gegeben, bei Patienten mit gefäßbedingter Demenz oder Alzheimerdemenz zeigen Studien durchaus positive Ergebnisse bei einer Dosierung von 160 bis 240 Milligramm. Aber auch Krankheitsbilder wie Tinnitus, Schwindel, Ohrensausen oder auch peripherer arterieller Verschlusskrankheit werden mit Ginkgoextrakten erfolgreich behandelt. Ein Drittel aller verordneten Medikamente gegen Durchblutungsstörungen stammen aus dem Ginkgoblatt. Abschließend soll aber doch auch klargestellt werden, dass Tee oder alkoholische Auszüge aus getrockneten Ginkgoblättern keine Arzneiform zur Selbstbehandlung darstellen, da sowohl die notwendige Dosierung verfehlt wird, als auch das Risiko der Ginkgolsäuren bestehen bleibt. 

Neben-, Wechselwirkungen und Gegenanzeigen: Hier ist bei einer gezielten Anwendung über längere Zeit die Expertise ihres Arztes oder Apothekers einzuholen.

Ginkgo © Ernst Frühmann

Ginkgo © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Der Ginkgo ist aus vielen Blickwinkeln betrachtet ein außergewöhnlicher Baum. Einerseits stellt der Ginkgobaum eine botanische Rarität dar, andererseits ist seine Anwendung in der östlichen (Samen) wie auch in der westlichen Medizin (Blätter) von größtem Interesse. Spezielle Ginkgoextrakte mit einem hohen Anteil an Flavonoiden und Ginkgoliden zeigen verschiedene Wirkungen, die bei kognitiven Störungen, Demenzerkrankungen, Tinnitus, Schwindel und anderen Erkrankungen positive, wissenschaftlich anerkannte, Ergebnisse bringen.

Bitterer Fenchel

Bitterer Fenchel © Ernst Frühmann

Der Fenchel wird nachweislich seit ein paar Jahrtausenden in verschiedenen Kulturkreisen und Regionen unserer Erde als Heil- oder Gewürzmittel eingesetzt. Noch vor 50 Jahren kam er auch vielfach vom Säugling bis zum alten Menschen bei Blähungen, Husten und anderen Erkrankungen zur Anwendung. Seit aber das im ätherischen Öl enthaltene Estragol ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt ist, ebbt die Diskussion über die negativen Wirkungen dieser Substanz im Fenchel nicht ab. Derzeit laufen wissenschaftliche Studien zu dieser Thematik, die hoffentlich bald Klarheit über die tatsächlich schädigenden Wirkungen bringen wird.

Da der Bittere Fenchel in der medizinischen Anwendung bevorzugt eingesetzt wird, soll er auch hier im Vordergrund stehen. Er unterscheidet sich im Vergleich zum Süßen Fenchel in der Zusammensetzung und im Duft des ätherischen Öles, das aus den Fenchelfrüchten gewonnen wird; Bitterer Fenchel duftet stark würzig und er schmeckt etwas scharf, würzig, aromatisch, aber auch bitter-süß.

Bitterer Fenchel © Ernst Frühmann

Bitterer Fenchel © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Beim Bitteren Fenchel zählen die Verwendung bei Magen-Darm- Beschwerden und Atemwegserkrankungen zu den anerkannten Anwendungsgebieten.

Extrakte aus Fenchelfrüchten wirken bei Atemwegserkrankungen als sekretolytisches, sekretomotorisches und antiseptisches Expektorans. Das bedeutet, dass die Sekretion des Schleimes durch eine Erhöhung des Wassergehalts im Bronchialsekret gesteigert wird und es zu einer Beschleunigung des Schleimtransports durch eine erhöhte Aktivität des Flimmerepithels der Bronchialschleimhaut kommt.

Bei leichten krampfartigen Magen- Darmbeschwerden – wie Blähungen oder Völlegefühl – wirkt der Fenchel krampflindernd und karminativ, vermutlich durch die Förderung der Motilität und weniger durch eine Krampflösung. Um krampfartige Zustände zu mildern, wird der Fenchel gerne den Abführtees beigemischt. Besonders häufig verwendet wurden Fenchelfrüchte in so genannten Kinderberuhigungstees.

In der Volksmedizin wird Fenchel zur Unterstützung eines verbesserten Milchflusses stillender Mütter gegeben. Fenchel-Augenwasser hilft bei äußerlicher Anwendung gegen Ermüdungserscheinungen des Auges und bei funktionellen Sehstörungen. 

Anwendungshinweise:

Der Gehalt an Estragol führt zu einer Einnahmebeschränkung. Der Gehalt an Estragol darf nicht über 5 Prozent liegen, die Dauer der Einnahme von Fenchelzubereitungen soll nicht über einige Wochen hinausgehen und mengenmäßig nicht im Übermaß (Literbereich) liegen.

In der Schwangerschaft, bei Säuglingen und Kleinkindern soll reines ätherisches Fenchelöl nicht angewendet werden; für alle anderen Anwender soll eine Anwendung zwei Wochen nicht übersteigen. Als Nebenwirkungen können in Einzelfällen allergische Reaktionen der Haut und im Bereich der Atemwege auftreten.

Bitterer Fenchel © Ernst Frühmann

Bitterer Fenchel © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Heimat des Fenchels mit einer Unterart ist der östliche Mittelmeerraum. Die Früchte vom Bitteren Fenchel stammen aus Kulturen und werden vorwiegend medizinisch angewendet. Das Ätherische Öl mit einem hohen Anteil an trans-Anethol und Fenchon ist für die Wirkung des Fenchels verantwortlich. Der Gehalt an Estragol darf 5% nicht übersteigen. Die Hauptanwendungsbereiche sind Katarrhe der oberen Luftwege und leichte, krampfartige Beschwerden im Magen- Darmbereich. In der Volksmedizin schätzen stillende Mütter den Fenchel als Laktagogum (Muttermilch fördernd); Augenwässer kommen bei Ermüdungserscheinungen des Auges zur Anwendung.

Kretischer Diptam

Kretischer Diptam © Ernst Frühmann

Es gibt nur wenige Arzneipflanzen, deren natürlicher Lebensraum auf ein derart enges Gebiet beschränkt ist und dessen ursprüngliches Vorkommen auf nur einer Insel im Mittelmeer gelegen ist. Da der Diptam in der Natur streng geschützt ist und ähnlich dem Edelweiß in den Alpen durch seine exponierten Standorte im gebirgigen Teil Kretas (Dikti Gebirge) auch Menschen beim Pflücken das Leben gekostet hat, sind wir heute auch auf den Anbau in Kulturen angewiesen.

Aus dem lateinischen Gattungs- oder Artnamen abgeleitet und auf den Standort bezogen gibt es in der deutschen Bezeichnung einige unterschiedliche Namen. Neben der in der Überschrift gewählten Bezeichnung wird diese Heilpflanze auch als Diktam, Diktam-Dost, Kreta-Dost und auch als Kreta-Majoran bezeichnet. Auf Kreta selbst kommen noch einige Namen dazu, wie Díktamo oder Díktamos und andere.

Genau zu beachten ist auch der Unterschied in den lateinischen Namen, da bei diesen zwei Pflanzen mit der Bezeichnung dictamnus, einmal im Gattungs- und das andere Mal im Artnamen, zwei völlig unterschiedliche Pflanzen aus zwei Familien angesprochen werden. Der Lippenblütler Origanum dictamnus ist klar vom giftigen Rautengewächs Dictamnus albus abzugrenzen, das in der deutschen Übersetzung auch als Diptam bezeichnet wird oder z.B. auch als Brennender Busch bekannt ist.

Obwohl der Kretische Diptam als „König unter den kretischen Kräutern“ oder „Allheilmittel zur Zeit der minoischen Kultur“ in höchsten Tönen wegen seiner vielseitigen Wirksamkeiten gelobt wird, fehlt ihm heute weitgehend die wissenschaftliche Anerkennung. Einzig das Fachgremium HMPC (Committee on Herbal Medicinal Products) gesteht dieser Heilpflanze seit 2013 aufgrund der langjährig belegten Anwendung den Status als traditionelles Arzneimittel (traditional use) zu. In der Volksmedizin genießt der Kretische Diptam nach wie vor uneingeschränkte Beachtung.

Kretischer Diptam © Ernst Frühmann

Kretischer Diptam © Ernst Frühmann

Volksmedizinische Anwendung 

Der Kretische Diptam wird heute insbesondere als “Allheilmittel“ auf Kreta angesehen und als getrocknetes Kraut zur Teezubereitung angeboten. Es gibt ein paar Länder in Europa, die diese Heilpflanze auch importieren. Häufig angewandt wird der Diptam bei Erkältungskrankheiten, Beschwerden im Magen- und Darmtrakt, bei rheumatischen Erkrankungen aber auch bei Entbindungen hat er sich bewährt. Geschätzt wird er auch zur Beruhigung und als Wundheilmittel. Selbst als Aphrodisiakum wird er angepriesen.

Laut HMPC sind folgende Indikationen bei peroraler Anwendung gerechtfertigt. Die Linderung von Husten bei Erkältungen und die Linderung von leichten gastrointestinalen Beschwerden. Äußerlich kann er zur Linderung von leichten Hautentzündungen und Prellungen als Umschlag angewendet werden.

Da keine klinischen Studien der Beurteilung zugrunde liegen, sind auch keine Angaben zur Anwendung bei Kindern, Schwangeren, Stillenden oder zu unerwünschten Wirkungen etc. bekannt.

Kretischer Diptam © Ernst Frühmann

Kretischer Diptam © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

 Der Kretische Diptam war ursprünglich endemisch auf der Mittelmeerinsel Kreta. Heute wird er auf Kreta und in anderen praktisch frostfreien Regionen Griechenlands kultiviert. Aus den Inhaltsstoffen – phenolische Verbindungen, Depside, Triterpene und ätherisches Öl – darf man antimikrobielle, antiinflammatorische, antiparasitäre und antioxidative Wirkungen erwarten. Seit der Antike werden in der Volksmedizin Zubereitungen aus dem Kraut bei Erkältungskrankheiten, zur Behandlung von Wunden, bei Verdauungsbeschwerden und in der Geburtshilfe eingesetzt. Wissenschaftliche Studien fehlen; die HMPC hat den Status „traditionellen Gebrauch“ vergeben.

Schlafmohn

Schlafmohn © Ernst Frühmann

Der Schlafmohn wird nicht nur seit Jahrtausenden wegen seiner stark wirksamen Stoffe aus dem Milchsaft der unreifen Kapseln als Medizin oder Suchtmittel genützt, er wird auch wegen seiner ölreichen und wohlschmeckenden Samen schon lange als Nahrungsmittel geschätzt. Während in Österreich über 3000 Hektar Anbauflächen existieren, ist in Deutschland der Anbau von Schlafmohn weitestgehend eingeschränkt. Die Opiumtinktur oder deren Reinalkaloide wie Morphin, Codein und andere werden für die medizinische Anwendung – aber leider auch zur missbräuchlichen Verwendung als Suchtmittel – aus verschiedenen Varietäten des Schlafmohns gewonnen. Kaum eine andere Pflanze hat in verschiedenen Kulturkreisen eine derart große Rolle als Heilmittel gespielt, aber auch wegen seiner rauscherregenden Wirkung viele Menschen ins Unglück gestürzt.

Jene Alkaloide, die für die Herstellung von Arzneimitteln entscheidend sind, finden wir in nennenswerten Mengen nur in zwei natürlich vorkommenden Arten – im Schlafmohn und in der vermutlichen Wildform oder auch als Unterart des Schlafmohns eingestuften Art, dem Papaver setigerum.

Schlafmohn © Ernst Frühmann

Schlafmohn © Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin 

Bei den Opiumzubereitungen steht die stopfende Wirkung im Vordergrund. Der Darm wird schon durch die Gabe weniger Tropfen Opiumtinktur ruhiggestellt und heftige Durchfälle klingen ab. Die schmerzstillende Wirkung von Opiumzubereitungen wird nicht genützt, da die Verwendung der Einzelkomponenten Morphin und Codein Vorteile gegenüber dem Gesamtextrakt hat. Die Begleitstoffe sind mitverantwortlich für die Aufnahme und Wirkung der Alkaloide bei Opiumgaben. Durch den “Wirkungsverstärker” Noscapin ist die schmerzstillende Wirkung größer als sie dem Morphinanteil entspricht. Deutlich stärker schmerzstillend als Morphin ist das Heroin, das aus Morphin gewonnen wird. Da die ärztlichen Verordnungen dem Suchtgift- bzw. dem Betäubungsmittelgesetz unterliegen, ist ihre Anwendung streng geregelt.

 

Unerwünschte Wirkungen: Sucht- und Giftwirkung 

Eine wesentliche Eigenschaft der Extrakte oder der Reinsubstanzen aus dem Mohn ist ihr Abhängigkeitspotential. Es gibt sowohl eine psychische als auch eine physische Abhängigkeit.

Die Giftwirkung ist davon abhängig, ob die Zubereitungen oral – über den Mund und die Magen-Darm-Passage – oder parenteral als Injektion verabreicht werden. Die akute Toxizität zeigt sich in einer Einschränkung der geistigen Leistungsfähigkeit, einer Sedierung und auch Verlangsamung der Atmung bis hin zur Atemlähmung; es kommt auch zu Übelkeit und Erbrechen. Zwei bis drei Gramm Opium können für einen gesunden Erwachsenen tödlich sein.

 

Schlafmohn © Ernst Frühmann

Schlafmohn © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Der Schlafmohn ist in Europa und Asien als verwilderte Pflanze zu finden. Als Kulturpflanze dient er über das Opium zur Gewinnung wichtiger Alkaloide wie Morphin oder Codein zur Schmerzbehandlung oder Stillung von Hustenreiz. Durch die Entwicklung modernster Technologien konnten Morphinpräparate auf den Markt gebracht werden, bei denen das Abhängigkeitspotential wesentlich verringert wurde; es stehen damit wichtige Schmerzmittel zur Bekämpfung starker Schmerzen zur Verfügung.

Die alkaloidfreien Samen des Mohns sind als Lebensmittel für die Zubereitung köstlicher Speisen sehr beliebt.

Beinwell

Beinwell © Ernst Frühmann

Seit über 2000 Jahren wird der Beinwell, der in der Natur sehr häufig zu finden ist, als Heilmittel genützt und geschätzt. Seitdem man dem Gehalt an Pyrrolizidinalkaloiden hohe Aufmerksamkeit schenkt und deren schädigende Auswirkungen auf die Leber in den Fokus gerückt sind, sind Heilmittel aus dem Beinwell nur mehr unter bestimmten Auflagen für die innerliche oder äußerliche Anwendung zugelassen. So stehen uns auch unter eingeschränkten Bedingungen in der Phytotherapie und Homöopathie Arzneizubereitungen aus dem Beinwell zur Verfügung.

Die Wirkstoffe sind im Beinwell so verteilt, dass einerseits Extrakte aus der Wurzel zur Herstellung eines Produkts bevorzugt werden, aber anderseits auch hochwertige Extrakte aus den blühenden oberirdischen Teilen die wirksame Komponente des Arzneimittels bilden. Im gezielten Arzneipflanzenanbau wird derzeit Symphytum x uplandicum NYMANN Sorte `“Harras“ zur Extraktgewinnung kultiviert.

Die lateinische und deutsche Bezeichnung der Heilpflanze weisen deutlich in die Richtung der Wirkung. So stammt die Bezeichnung Symphytum vom griechischen Wort symphyein und bedeutet „zusammenwachsen“. Dieser Name wurde Heilpflanzen gegeben, die bei Knochenbrüchen zur Anwendung kamen. Die deutschen Namen Wallwurz („wallen“ ist Zusammenheilen von Knochen) und Beinwell (im Althochdeutschen noch Beinwalla) drücken auch die Knochen heilende Wirkung aus.

Wie auch bei anderen Heilpflanzen führt auch beim Beinwell die Verwendung unterschiedlicher deutscher Namen zu Unsicherheiten in der genauen Definition. Der Beinwell wird auch als Schwarzwurz bezeichnet und soll nicht mit dem Gemüse Schwarzwurzel verwechselt werden; die Bezeichnung Schmeerwurz tragen auch verschiedene andere Pflanzen.

Beinwell © Ernst Frühmann

Beinwell © Ernst Frühmann

Anwendung in der Phytotherapie

Eine weitgehend gefahrlose Anwendung von Beinwellzubereitungen ist dank des Angebots von PA-freien Zubereitungen wieder möglich geworden. Wir finden Drogenextrakte oder Fluidextrakte (konzentrierte, flüssige Extrakte) in Cremen, Salben, Einreibungen und Umschlagpasten, die zur Behandlung von Prellungen, Zerrungen und Verstauchungen dienen. Es hat sich in Untersuchungen gezeigt, dass besonders bei Kindern (ab dem sechsten Lebensjahr) diese PA-freien Extrakte mit sehr gutem Erfolg zur Anwendung kamen. Traumaplant® in Österreich oder Kytta® (Extrakte aus der Wurzel) in Deutschland sind Markennamen mit diesen Extrakten. Bei Traumaplant® werden der Presssaft der Pflanze und der alkoholische Extrakt aus dem Presskuchen zum wirkstoffreichen Extrakt verarbeitet. Die Anwendung der Salbe ist auf acht Wochen pro Jahr beschränkt.  

Die äußerliche Anwendung bei schmerzhaften Muskel- und Gelenksbeschwerden, Sehnenscheidenentzündungen und eine unterstützende Behandlung bei Knochenbrüchen sind Indikationen von Beinwellsalben.

Gegenanzeigen: In der Schwangerschaft sollte die Anwendung von Beinwellzubereitungen ausschließlich durch den Arzt entschieden werden. 

Achtung: Pflanzliche Arzneimittel dürfen in Österreich nur dann in Verkehr gebracht werden, wenn durch ihre Anwendung eine maximale Tagesdosis von 1 µg PA nicht überschritten wird. Für Deutschland wurde eine andere erweiterte Regelung mit Grenzwerten getroffen.

Homöopathie: Homöopathische Arzneimittel werden aus frischen Beinwellwurzeln, die vor der Blüte geerntet werden, hergestellt; sie dürfen zur äußerlichen Anwendung ab D4, bei innerlichem Gebrauch ab D6 verabreicht werden. Hauptanwendungsgebiete sind Knochenhaut- und Knochenverletzungen als Folge von Unfällen oder nach Operationen; Homöopathische Arzneimittel sollen die Kallusbildung anregen und werden sogar bei Verletzungen am Auge verordnet.

Beinweill © Ernst Frühmann

Beinweill © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Der Beinwell ist eine Heilpflanze, die schon in der Antike zur Behandlung von Knochenbrüchen Verwendung fand. Es ist aber zu beachten, dass bei Beinwellpflanzen aus der Natur neben den verschiedenen Wirkstoffen der Gehalt an Leber schädigenden und Krebs erregenden Pyrrolizidinalkaloiden (PA) unbedingt zu beachten ist. PA-freie Produkte aus der Apotheke ermöglichen aber die Verwendung dieser Heilpflanze, die bei Prellungen, Zerrungen und Verstauchungen bei Kindern und Erwachsenen mit gutem Erfolg zur Anwendung kommt. 

Wilde Malve + Weg-Malve

Malve © Ernst Frühmann

Einige Malvenarten mit einem bedeutenden Anteil an Schleimstoffen sind wertvolle Arzneipflanzen, wenn bei Reizhusten, Entzündungen in Mund und Rachen oder im Magen und Darm die gereizten Schleimhäute geschützt und Entzündungen, oft mit Schmerzen verbunden, gelindert oder zum Abklingen gebracht werden sollen.

Die arzneilich genutzten Malvenarten, verbreitete Pflanzen in Natur und Garten, sind unter den verschiedensten deutschen Namen bekannt. Bei uns meist Käsepappel genannt, ist sie aber auch unter den Namen Rosspappel oder Katzenkäse u.a. bekannt. Das Wort Pappel könnte – laut Expertenmeinung – auf Grund der Inhaltsstoffe mit Brei, „Papp“ eher in Verbindung stehen als mit dem bekannten Baum. Der Wortteil „Katze“ bedeutet immer etwas eher Wertloses.

Der lateinische Name Malva kommt schon bei Vergil und Plinius vor und hängt mit der griechischen Bezeichnung für „weich“ zusammen. Das deutsche Wort Malve ist eine Entlehnung aus dem Lateinischen.Die Blütendrogen stammen von der Art Malva sylvestris oder von deren Kulturvarietäten wie der Mauretanischen Malve (M. sylvestris L. ssp. mauritiana (L.) ASCHERS. et GRAEBN., die in Südeuropa heimisch ist. Die Blattdrogen werden aus der Wilden Malve und der Weg-Malve gewonnen.

Wilde Malve © Ernst Frühmann

Wilde Malve © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung und Arzneiformen

Sowohl Blätter als auch Blüten werden als Tee bei Hustenerkrankungen, besonders bei Reizhusten, Magen- und Darmentzündungen und zum Spülen und Gurgeln bei Entzündungen im Mund- und Rachenbereich verwendet. Der geringe Gerbstoffgehalt hat dann zusätzlich auch einen gewissen adstringierenden (zusammenziehenden) Effekt.

Die Verwendung als Hustentee ist besonders wirkungsvoll, wenn die Ursache des Hustens an entzündeten Schleimhäuten in den oberen Luftwegen liegt.

Die Malve ist auch Bestandteil von Teemischungen, sowohl im Bereich des Magen- Darmtraktes als auch von Hustentees. Obwohl es bezüglich des Gehalts an Schleimstoffen fast egal ist, ob man die Blätter oder die Blüten als Tee verwendet, findet man in Magentees eher die Blätter der zwei Malvenarten, in Hustentees eher die Blüten der Wilden Malve oder ihrer Kulturvarietäten; diese Blüten sind auch Bestandteil des sogenannten „Eibischtees“, der folgende Zusammensetzung hat:

Eibischblatt 55,0
Eibischwurzel 25,0
Süßholzwurzel 15,0
Malvenblüte 5,0

In der Volksmedizin verwendet man Malvenblüten/-blätter auch für Bäder und Umschläge bei Ekzemen und entzündeten Geschwüren. Das in der Volksmedizin beschriebene Auflegen von frischen Blättern auf Wunden birgt eine deutliche Infektionsgefahr und darf als überholt angesehen werden!

Beachten sollte man, dass im Lebensmittelhandel oftmals unter der Bezeichnung „Malventee“ ein Tee mit Hibiskusblüten, die ja auch zu den Malvengewächsen gehören, angeboten wird; dieser ist als wohlschmeckender, erfrischender Tee zu empfehlen, hat aber nicht die angeführten Heilwirkungen und besteht aus dem fleischigen Außenkelch der Pflanze Hibiscus sabdariffa.

Die Stockrose (Alcea rosea L.), die als Zierpflanze in Bauerngärten beliebt ist, liefert auch dunkelrot gefärbte Blattdrogen. Auch diese sind kein Ersatz für die getrockneten Blüten der Wilden Malve.

Weg-Malve © Ernst Frühmann

Weg-Malve © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Malvenarten sind in vielen Teilen unserer Erde vorkommende Pflanzen, die an sonnigen Hängen und Wegrändern wachsen.

Ihre Verwendung als Schleimdroge hat eine lange Tradition; auch heute hat die Malve ihren berechtigten Platz in der Phytotherapie bei der Behandlung entzündeter Schleimhäute.

Sie werden als Hustenmittel und bei Entzündungen im Mund/Rachenraum sowohl als Einzeldroge als auch in Mischungen verwendet. Aber auch die Anwendung bei Entzündungen des Magen- Darmtraktes ist nach wie vor aktuell.

Gelber Enzian

Gelber Enzian © Ernst Frühmann

Bitterstoffe und damit auch der Gelbe Enzian mit seinem hohen Anteil an diesen interessanten Wirkstoffen in seinen oft kräftigen Wurzeln sind seit vielen Jahrhunderten – besonders zur Anregung der Verdauungssäfte – vielfach eingesetzte Arznei- und Hausmittel. Stand in längst vergangenen Zeiten die Wirkung der Bitterstoffe auf die Verdauungsorgane im Vordergrund, eröffneten wissenschaftliche Erkenntnisse über Bitterstoff-Rezeptoren in den letzten Jahren neue Behandlungsmöglichkeiten bei weiteren Erkrankungen. Dass Menschen Bitterstoffe auf ihrer Zunge dank der Bitterstoff-Rezeptoren wahrnehmen, ist schon lange bekannt. Neuere Forschungsergebnisse belegten die Wirkung der Bitterstoffe dank ebensolcher Rezeptoren bei Bronchialerkrankungen und in letzter Zeit auch bei verschiedenen Hauterkrankungen. Bitterstoffe, wie das Amarogentin aus der Wurzel des Gelben Enzian, reagieren mit diesen Bitterstoff-Rezeptoren, beleben dadurch den Stoffwechsel der Haut und können auch zur Regeneration der Hautbarriere beitragen.

Die Enzianarten mit ihren Bitterstoffen waren nicht nur in Arzneien beliebt; sie sind und waren auch Bestandteil verschiedener Kräuterliköre und Schnäpse, die vor oder nach dem Essen – als Aperitif oder als Digestiv – gereicht werden. Daher kam es auch zu einer Gefährdung verschiedener Enzianarten, deren Wurzeln genutzt wurden; mit dem Gelben Enzian waren der Getüpfelte Enzian, der Purpur-Enzian, der Pannonische oder Ostalpen-Enzian und der Schwalbenwurz-Enzian in den Arzneibüchern. Der hohe Bedarf machte es notwendig, diese Pflanzen unter Schutz zu stellen. Da es aber möglich ist, den Gelben Enzian zu kultivieren und die „Ernte“ in der Natur zu reglementieren, ist es zur Erholung der natürlichen Bestände in den Alpen und den anderen Standorten in Europa gekommen.

Gelber Enzian © Ernst Frühmann

Gelber Enzian © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

In drei Bereichen haben sich Extrakte aus Enzianwurzeln gut bewährt. Zunächst wirken die Bitterstoffe in passender Konzentration bei Appetitlosigkeit. Daher findet man die Enzianwurzel auch in verschiedenen flüssigen Stärkungsmitteln. Weiters eignen sich Extrakte zur Behandlung von dyspeptischen Beschwerden wie Völlegefühl, Blähungen, Übelkeit oder Druck und Schmerzen im Oberbauch. Darüber hinaus sind Enzianwurzelextrakte in einem kombinierten Arzneimittel mit Eisenkraut, Schlüsselblume, Holunder und Sauerampfer zur Verbesserung der Sekretolyse und zum Verdünnen von zähem Schleim bei Infektionen im Nasen-, Nebenhöhlenbereich. Krampflösende und das Abhusten von Schleim erleichternde Wirksamkeiten an der Lunge wurden auch nachgewiesen. Ebenso konnte gezeigt werden, dass äußerlich angewendete Enzianextrakte entzündungshemmende Eigenschaften entfalten und irritierte Haut beruhigen. Zusätzlich wird damit die innerliche Einnahme von Enzianextrakten zur Verbesserung der Ausbildung einer intakten Hautbarriere ergänzt.

Gegenanzeigen: Bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren wegen der Sekretionsförderung.

Nebenwirkungen: Bittermittel sollen nur über kürzere Zeiträume eingenommen werden. Als Nebenwirkungen können Kopfschmerzen, Ekelgefühl oder Brechreiz auftreten. Zu hohe Bitterstoffkonzentrationen können auch das Gegenteil bewirken: es kommt zur Appetithemmung und Sekretionsbeschränkung.

 

Gelber Enzian © Ernst Frühmann

Gelber Enzian © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Der Gelbe Enzian ist eine stattliche, naturgeschützte Pflanze, die zum Erhalt natürlicher Ressourcen auch feldmäßig angebaut wird. Die Wurzeln werden frühestens nach fünf Jahren im Frühjahr geerntet.

Der Bitterwert vom Amarogentin, dem intensivsten natürlichen Bitterstoff, liegt bei 58 Millionen. Extrakte aus den Wurzeln (Bitterwert 10.000 – 20.000) kommen bei Appetitlosigkeit, dyspeptischen Beschwerden, Husten oder Nebenhöhlenerkrankungen, zur Reparatur der Oberhaut und Wiederherstellung der Hautbarriere zur Anwendung.

Neben der arzneilichen Anwendung ist der Enzianschnaps ein seit vielen Jahrhunderten beliebtes Produkt aus der im Sommer geernteten Wurzel vom Gelben Enzian.

 
 

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