Bitterer Fenchel

Bitterer Fenchel © Ernst Frühmann

Der Fenchel wird nachweislich seit ein paar Jahrtausenden in verschiedenen Kulturkreisen und Regionen unserer Erde als Heil- oder Gewürzmittel eingesetzt. Noch vor 50 Jahren kam er auch vielfach vom Säugling bis zum alten Menschen bei Blähungen, Husten und anderen Erkrankungen zur Anwendung. Seit aber das im ätherischen Öl enthaltene Estragol ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt ist, ebbt die Diskussion über die negativen Wirkungen dieser Substanz im Fenchel nicht ab. Derzeit laufen wissenschaftliche Studien zu dieser Thematik, die hoffentlich bald Klarheit über die tatsächlich schädigenden Wirkungen bringen wird.

Da der Bittere Fenchel in der medizinischen Anwendung bevorzugt eingesetzt wird, soll er auch hier im Vordergrund stehen. Er unterscheidet sich im Vergleich zum Süßen Fenchel in der Zusammensetzung und im Duft des ätherischen Öles, das aus den Fenchelfrüchten gewonnen wird; Bitterer Fenchel duftet stark würzig und er schmeckt etwas scharf, würzig, aromatisch, aber auch bitter-süß.

Bitterer Fenchel © Ernst Frühmann

Bitterer Fenchel © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Beim Bitteren Fenchel zählen die Verwendung bei Magen-Darm- Beschwerden und Atemwegserkrankungen zu den anerkannten Anwendungsgebieten.

Extrakte aus Fenchelfrüchten wirken bei Atemwegserkrankungen als sekretolytisches, sekretomotorisches und antiseptisches Expektorans. Das bedeutet, dass die Sekretion des Schleimes durch eine Erhöhung des Wassergehalts im Bronchialsekret gesteigert wird und es zu einer Beschleunigung des Schleimtransports durch eine erhöhte Aktivität des Flimmerepithels der Bronchialschleimhaut kommt.

Bei leichten krampfartigen Magen- Darmbeschwerden – wie Blähungen oder Völlegefühl – wirkt der Fenchel krampflindernd und karminativ, vermutlich durch die Förderung der Motilität und weniger durch eine Krampflösung. Um krampfartige Zustände zu mildern, wird der Fenchel gerne den Abführtees beigemischt. Besonders häufig verwendet wurden Fenchelfrüchte in so genannten Kinderberuhigungstees.

In der Volksmedizin wird Fenchel zur Unterstützung eines verbesserten Milchflusses stillender Mütter gegeben. Fenchel-Augenwasser hilft bei äußerlicher Anwendung gegen Ermüdungserscheinungen des Auges und bei funktionellen Sehstörungen. 

Anwendungshinweise:

Der Gehalt an Estragol führt zu einer Einnahmebeschränkung. Der Gehalt an Estragol darf nicht über 5 Prozent liegen, die Dauer der Einnahme von Fenchelzubereitungen soll nicht über einige Wochen hinausgehen und mengenmäßig nicht im Übermaß (Literbereich) liegen.

In der Schwangerschaft, bei Säuglingen und Kleinkindern soll reines ätherisches Fenchelöl nicht angewendet werden; für alle anderen Anwender soll eine Anwendung zwei Wochen nicht übersteigen. Als Nebenwirkungen können in Einzelfällen allergische Reaktionen der Haut und im Bereich der Atemwege auftreten.

Bitterer Fenchel © Ernst Frühmann

Bitterer Fenchel © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Heimat des Fenchels mit einer Unterart ist der östliche Mittelmeerraum. Die Früchte vom Bitteren Fenchel stammen aus Kulturen und werden vorwiegend medizinisch angewendet. Das Ätherische Öl mit einem hohen Anteil an trans-Anethol und Fenchon ist für die Wirkung des Fenchels verantwortlich. Der Gehalt an Estragol darf 5% nicht übersteigen. Die Hauptanwendungsbereiche sind Katarrhe der oberen Luftwege und leichte, krampfartige Beschwerden im Magen- Darmbereich. In der Volksmedizin schätzen stillende Mütter den Fenchel als Laktagogum (Muttermilch fördernd); Augenwässer kommen bei Ermüdungserscheinungen des Auges zur Anwendung.

Kretischer Diptam

Kretischer Diptam © Ernst Frühmann

Es gibt nur wenige Arzneipflanzen, deren natürlicher Lebensraum auf ein derart enges Gebiet beschränkt ist und dessen ursprüngliches Vorkommen auf nur einer Insel im Mittelmeer gelegen ist. Da der Diptam in der Natur streng geschützt ist und ähnlich dem Edelweiß in den Alpen durch seine exponierten Standorte im gebirgigen Teil Kretas (Dikti Gebirge) auch Menschen beim Pflücken das Leben gekostet hat, sind wir heute auch auf den Anbau in Kulturen angewiesen.

Aus dem lateinischen Gattungs- oder Artnamen abgeleitet und auf den Standort bezogen gibt es in der deutschen Bezeichnung einige unterschiedliche Namen. Neben der in der Überschrift gewählten Bezeichnung wird diese Heilpflanze auch als Diktam, Diktam-Dost, Kreta-Dost und auch als Kreta-Majoran bezeichnet. Auf Kreta selbst kommen noch einige Namen dazu, wie Díktamo oder Díktamos und andere.

Genau zu beachten ist auch der Unterschied in den lateinischen Namen, da bei diesen zwei Pflanzen mit der Bezeichnung dictamnus, einmal im Gattungs- und das andere Mal im Artnamen, zwei völlig unterschiedliche Pflanzen aus zwei Familien angesprochen werden. Der Lippenblütler Origanum dictamnus ist klar vom giftigen Rautengewächs Dictamnus albus abzugrenzen, das in der deutschen Übersetzung auch als Diptam bezeichnet wird oder z.B. auch als Brennender Busch bekannt ist.

Obwohl der Kretische Diptam als „König unter den kretischen Kräutern“ oder „Allheilmittel zur Zeit der minoischen Kultur“ in höchsten Tönen wegen seiner vielseitigen Wirksamkeiten gelobt wird, fehlt ihm heute weitgehend die wissenschaftliche Anerkennung. Einzig das Fachgremium HMPC (Committee on Herbal Medicinal Products) gesteht dieser Heilpflanze seit 2013 aufgrund der langjährig belegten Anwendung den Status als traditionelles Arzneimittel (traditional use) zu. In der Volksmedizin genießt der Kretische Diptam nach wie vor uneingeschränkte Beachtung.

Kretischer Diptam © Ernst Frühmann

Kretischer Diptam © Ernst Frühmann

Volksmedizinische Anwendung 

Der Kretische Diptam wird heute insbesondere als “Allheilmittel“ auf Kreta angesehen und als getrocknetes Kraut zur Teezubereitung angeboten. Es gibt ein paar Länder in Europa, die diese Heilpflanze auch importieren. Häufig angewandt wird der Diptam bei Erkältungskrankheiten, Beschwerden im Magen- und Darmtrakt, bei rheumatischen Erkrankungen aber auch bei Entbindungen hat er sich bewährt. Geschätzt wird er auch zur Beruhigung und als Wundheilmittel. Selbst als Aphrodisiakum wird er angepriesen.

Laut HMPC sind folgende Indikationen bei peroraler Anwendung gerechtfertigt. Die Linderung von Husten bei Erkältungen und die Linderung von leichten gastrointestinalen Beschwerden. Äußerlich kann er zur Linderung von leichten Hautentzündungen und Prellungen als Umschlag angewendet werden.

Da keine klinischen Studien der Beurteilung zugrunde liegen, sind auch keine Angaben zur Anwendung bei Kindern, Schwangeren, Stillenden oder zu unerwünschten Wirkungen etc. bekannt.

Kretischer Diptam © Ernst Frühmann

Kretischer Diptam © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

 Der Kretische Diptam war ursprünglich endemisch auf der Mittelmeerinsel Kreta. Heute wird er auf Kreta und in anderen praktisch frostfreien Regionen Griechenlands kultiviert. Aus den Inhaltsstoffen – phenolische Verbindungen, Depside, Triterpene und ätherisches Öl – darf man antimikrobielle, antiinflammatorische, antiparasitäre und antioxidative Wirkungen erwarten. Seit der Antike werden in der Volksmedizin Zubereitungen aus dem Kraut bei Erkältungskrankheiten, zur Behandlung von Wunden, bei Verdauungsbeschwerden und in der Geburtshilfe eingesetzt. Wissenschaftliche Studien fehlen; die HMPC hat den Status „traditionellen Gebrauch“ vergeben.

Schlafmohn

Schlafmohn © Ernst Frühmann

Der Schlafmohn wird nicht nur seit Jahrtausenden wegen seiner stark wirksamen Stoffe aus dem Milchsaft der unreifen Kapseln als Medizin oder Suchtmittel genützt, er wird auch wegen seiner ölreichen und wohlschmeckenden Samen schon lange als Nahrungsmittel geschätzt. Während in Österreich über 3000 Hektar Anbauflächen existieren, ist in Deutschland der Anbau von Schlafmohn weitestgehend eingeschränkt. Die Opiumtinktur oder deren Reinalkaloide wie Morphin, Codein und andere werden für die medizinische Anwendung – aber leider auch zur missbräuchlichen Verwendung als Suchtmittel – aus verschiedenen Varietäten des Schlafmohns gewonnen. Kaum eine andere Pflanze hat in verschiedenen Kulturkreisen eine derart große Rolle als Heilmittel gespielt, aber auch wegen seiner rauscherregenden Wirkung viele Menschen ins Unglück gestürzt.

Jene Alkaloide, die für die Herstellung von Arzneimitteln entscheidend sind, finden wir in nennenswerten Mengen nur in zwei natürlich vorkommenden Arten – im Schlafmohn und in der vermutlichen Wildform oder auch als Unterart des Schlafmohns eingestuften Art, dem Papaver setigerum.

Schlafmohn © Ernst Frühmann

Schlafmohn © Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin 

Bei den Opiumzubereitungen steht die stopfende Wirkung im Vordergrund. Der Darm wird schon durch die Gabe weniger Tropfen Opiumtinktur ruhiggestellt und heftige Durchfälle klingen ab. Die schmerzstillende Wirkung von Opiumzubereitungen wird nicht genützt, da die Verwendung der Einzelkomponenten Morphin und Codein Vorteile gegenüber dem Gesamtextrakt hat. Die Begleitstoffe sind mitverantwortlich für die Aufnahme und Wirkung der Alkaloide bei Opiumgaben. Durch den “Wirkungsverstärker” Noscapin ist die schmerzstillende Wirkung größer als sie dem Morphinanteil entspricht. Deutlich stärker schmerzstillend als Morphin ist das Heroin, das aus Morphin gewonnen wird. Da die ärztlichen Verordnungen dem Suchtgift- bzw. dem Betäubungsmittelgesetz unterliegen, ist ihre Anwendung streng geregelt.

 

Unerwünschte Wirkungen: Sucht- und Giftwirkung 

Eine wesentliche Eigenschaft der Extrakte oder der Reinsubstanzen aus dem Mohn ist ihr Abhängigkeitspotential. Es gibt sowohl eine psychische als auch eine physische Abhängigkeit.

Die Giftwirkung ist davon abhängig, ob die Zubereitungen oral – über den Mund und die Magen-Darm-Passage – oder parenteral als Injektion verabreicht werden. Die akute Toxizität zeigt sich in einer Einschränkung der geistigen Leistungsfähigkeit, einer Sedierung und auch Verlangsamung der Atmung bis hin zur Atemlähmung; es kommt auch zu Übelkeit und Erbrechen. Zwei bis drei Gramm Opium können für einen gesunden Erwachsenen tödlich sein.

 

Schlafmohn © Ernst Frühmann

Schlafmohn © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Der Schlafmohn ist in Europa und Asien als verwilderte Pflanze zu finden. Als Kulturpflanze dient er über das Opium zur Gewinnung wichtiger Alkaloide wie Morphin oder Codein zur Schmerzbehandlung oder Stillung von Hustenreiz. Durch die Entwicklung modernster Technologien konnten Morphinpräparate auf den Markt gebracht werden, bei denen das Abhängigkeitspotential wesentlich verringert wurde; es stehen damit wichtige Schmerzmittel zur Bekämpfung starker Schmerzen zur Verfügung.

Die alkaloidfreien Samen des Mohns sind als Lebensmittel für die Zubereitung köstlicher Speisen sehr beliebt.

Beinwell

Beinwell © Ernst Frühmann

Seit über 2000 Jahren wird der Beinwell, der in der Natur sehr häufig zu finden ist, als Heilmittel genützt und geschätzt. Seitdem man dem Gehalt an Pyrrolizidinalkaloiden hohe Aufmerksamkeit schenkt und deren schädigende Auswirkungen auf die Leber in den Fokus gerückt sind, sind Heilmittel aus dem Beinwell nur mehr unter bestimmten Auflagen für die innerliche oder äußerliche Anwendung zugelassen. So stehen uns auch unter eingeschränkten Bedingungen in der Phytotherapie und Homöopathie Arzneizubereitungen aus dem Beinwell zur Verfügung.

Die Wirkstoffe sind im Beinwell so verteilt, dass einerseits Extrakte aus der Wurzel zur Herstellung eines Produkts bevorzugt werden, aber anderseits auch hochwertige Extrakte aus den blühenden oberirdischen Teilen die wirksame Komponente des Arzneimittels bilden. Im gezielten Arzneipflanzenanbau wird derzeit Symphytum x uplandicum NYMANN Sorte `“Harras“ zur Extraktgewinnung kultiviert.

Die lateinische und deutsche Bezeichnung der Heilpflanze weisen deutlich in die Richtung der Wirkung. So stammt die Bezeichnung Symphytum vom griechischen Wort symphyein und bedeutet „zusammenwachsen“. Dieser Name wurde Heilpflanzen gegeben, die bei Knochenbrüchen zur Anwendung kamen. Die deutschen Namen Wallwurz („wallen“ ist Zusammenheilen von Knochen) und Beinwell (im Althochdeutschen noch Beinwalla) drücken auch die Knochen heilende Wirkung aus.

Wie auch bei anderen Heilpflanzen führt auch beim Beinwell die Verwendung unterschiedlicher deutscher Namen zu Unsicherheiten in der genauen Definition. Der Beinwell wird auch als Schwarzwurz bezeichnet und soll nicht mit dem Gemüse Schwarzwurzel verwechselt werden; die Bezeichnung Schmeerwurz tragen auch verschiedene andere Pflanzen.

Beinwell © Ernst Frühmann

Beinwell © Ernst Frühmann

Anwendung in der Phytotherapie

Eine weitgehend gefahrlose Anwendung von Beinwellzubereitungen ist dank des Angebots von PA-freien Zubereitungen wieder möglich geworden. Wir finden Drogenextrakte oder Fluidextrakte (konzentrierte, flüssige Extrakte) in Cremen, Salben, Einreibungen und Umschlagpasten, die zur Behandlung von Prellungen, Zerrungen und Verstauchungen dienen. Es hat sich in Untersuchungen gezeigt, dass besonders bei Kindern (ab dem sechsten Lebensjahr) diese PA-freien Extrakte mit sehr gutem Erfolg zur Anwendung kamen. Traumaplant® in Österreich oder Kytta® (Extrakte aus der Wurzel) in Deutschland sind Markennamen mit diesen Extrakten. Bei Traumaplant® werden der Presssaft der Pflanze und der alkoholische Extrakt aus dem Presskuchen zum wirkstoffreichen Extrakt verarbeitet. Die Anwendung der Salbe ist auf acht Wochen pro Jahr beschränkt.  

Die äußerliche Anwendung bei schmerzhaften Muskel- und Gelenksbeschwerden, Sehnenscheidenentzündungen und eine unterstützende Behandlung bei Knochenbrüchen sind Indikationen von Beinwellsalben.

Gegenanzeigen: In der Schwangerschaft sollte die Anwendung von Beinwellzubereitungen ausschließlich durch den Arzt entschieden werden. 

Achtung: Pflanzliche Arzneimittel dürfen in Österreich nur dann in Verkehr gebracht werden, wenn durch ihre Anwendung eine maximale Tagesdosis von 1 µg PA nicht überschritten wird. Für Deutschland wurde eine andere erweiterte Regelung mit Grenzwerten getroffen.

Homöopathie: Homöopathische Arzneimittel werden aus frischen Beinwellwurzeln, die vor der Blüte geerntet werden, hergestellt; sie dürfen zur äußerlichen Anwendung ab D4, bei innerlichem Gebrauch ab D6 verabreicht werden. Hauptanwendungsgebiete sind Knochenhaut- und Knochenverletzungen als Folge von Unfällen oder nach Operationen; Homöopathische Arzneimittel sollen die Kallusbildung anregen und werden sogar bei Verletzungen am Auge verordnet.

Beinweill © Ernst Frühmann

Beinweill © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Der Beinwell ist eine Heilpflanze, die schon in der Antike zur Behandlung von Knochenbrüchen Verwendung fand. Es ist aber zu beachten, dass bei Beinwellpflanzen aus der Natur neben den verschiedenen Wirkstoffen der Gehalt an Leber schädigenden und Krebs erregenden Pyrrolizidinalkaloiden (PA) unbedingt zu beachten ist. PA-freie Produkte aus der Apotheke ermöglichen aber die Verwendung dieser Heilpflanze, die bei Prellungen, Zerrungen und Verstauchungen bei Kindern und Erwachsenen mit gutem Erfolg zur Anwendung kommt. 

Wilde Malve + Weg-Malve

Malve © Ernst Frühmann

Einige Malvenarten mit einem bedeutenden Anteil an Schleimstoffen sind wertvolle Arzneipflanzen, wenn bei Reizhusten, Entzündungen in Mund und Rachen oder im Magen und Darm die gereizten Schleimhäute geschützt und Entzündungen, oft mit Schmerzen verbunden, gelindert oder zum Abklingen gebracht werden sollen.

Die arzneilich genutzten Malvenarten, verbreitete Pflanzen in Natur und Garten, sind unter den verschiedensten deutschen Namen bekannt. Bei uns meist Käsepappel genannt, ist sie aber auch unter den Namen Rosspappel oder Katzenkäse u.a. bekannt. Das Wort Pappel könnte – laut Expertenmeinung – auf Grund der Inhaltsstoffe mit Brei, „Papp“ eher in Verbindung stehen als mit dem bekannten Baum. Der Wortteil „Katze“ bedeutet immer etwas eher Wertloses.

Der lateinische Name Malva kommt schon bei Vergil und Plinius vor und hängt mit der griechischen Bezeichnung für „weich“ zusammen. Das deutsche Wort Malve ist eine Entlehnung aus dem Lateinischen.Die Blütendrogen stammen von der Art Malva sylvestris oder von deren Kulturvarietäten wie der Mauretanischen Malve (M. sylvestris L. ssp. mauritiana (L.) ASCHERS. et GRAEBN., die in Südeuropa heimisch ist. Die Blattdrogen werden aus der Wilden Malve und der Weg-Malve gewonnen.

Wilde Malve © Ernst Frühmann

Wilde Malve © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung und Arzneiformen

Sowohl Blätter als auch Blüten werden als Tee bei Hustenerkrankungen, besonders bei Reizhusten, Magen- und Darmentzündungen und zum Spülen und Gurgeln bei Entzündungen im Mund- und Rachenbereich verwendet. Der geringe Gerbstoffgehalt hat dann zusätzlich auch einen gewissen adstringierenden (zusammenziehenden) Effekt.

Die Verwendung als Hustentee ist besonders wirkungsvoll, wenn die Ursache des Hustens an entzündeten Schleimhäuten in den oberen Luftwegen liegt.

Die Malve ist auch Bestandteil von Teemischungen, sowohl im Bereich des Magen- Darmtraktes als auch von Hustentees. Obwohl es bezüglich des Gehalts an Schleimstoffen fast egal ist, ob man die Blätter oder die Blüten als Tee verwendet, findet man in Magentees eher die Blätter der zwei Malvenarten, in Hustentees eher die Blüten der Wilden Malve oder ihrer Kulturvarietäten; diese Blüten sind auch Bestandteil des sogenannten „Eibischtees“, der folgende Zusammensetzung hat:

Eibischblatt 55,0
Eibischwurzel 25,0
Süßholzwurzel 15,0
Malvenblüte 5,0

In der Volksmedizin verwendet man Malvenblüten/-blätter auch für Bäder und Umschläge bei Ekzemen und entzündeten Geschwüren. Das in der Volksmedizin beschriebene Auflegen von frischen Blättern auf Wunden birgt eine deutliche Infektionsgefahr und darf als überholt angesehen werden!

Beachten sollte man, dass im Lebensmittelhandel oftmals unter der Bezeichnung „Malventee“ ein Tee mit Hibiskusblüten, die ja auch zu den Malvengewächsen gehören, angeboten wird; dieser ist als wohlschmeckender, erfrischender Tee zu empfehlen, hat aber nicht die angeführten Heilwirkungen und besteht aus dem fleischigen Außenkelch der Pflanze Hibiscus sabdariffa.

Die Stockrose (Alcea rosea L.), die als Zierpflanze in Bauerngärten beliebt ist, liefert auch dunkelrot gefärbte Blattdrogen. Auch diese sind kein Ersatz für die getrockneten Blüten der Wilden Malve.

Weg-Malve © Ernst Frühmann

Weg-Malve © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Malvenarten sind in vielen Teilen unserer Erde vorkommende Pflanzen, die an sonnigen Hängen und Wegrändern wachsen.

Ihre Verwendung als Schleimdroge hat eine lange Tradition; auch heute hat die Malve ihren berechtigten Platz in der Phytotherapie bei der Behandlung entzündeter Schleimhäute.

Sie werden als Hustenmittel und bei Entzündungen im Mund/Rachenraum sowohl als Einzeldroge als auch in Mischungen verwendet. Aber auch die Anwendung bei Entzündungen des Magen- Darmtraktes ist nach wie vor aktuell.

Gelber Enzian

Gelber Enzian © Ernst Frühmann

Bitterstoffe und damit auch der Gelbe Enzian mit seinem hohen Anteil an diesen interessanten Wirkstoffen in seinen oft kräftigen Wurzeln sind seit vielen Jahrhunderten – besonders zur Anregung der Verdauungssäfte – vielfach eingesetzte Arznei- und Hausmittel. Stand in längst vergangenen Zeiten die Wirkung der Bitterstoffe auf die Verdauungsorgane im Vordergrund, eröffneten wissenschaftliche Erkenntnisse über Bitterstoff-Rezeptoren in den letzten Jahren neue Behandlungsmöglichkeiten bei weiteren Erkrankungen. Dass Menschen Bitterstoffe auf ihrer Zunge dank der Bitterstoff-Rezeptoren wahrnehmen, ist schon lange bekannt. Neuere Forschungsergebnisse belegten die Wirkung der Bitterstoffe dank ebensolcher Rezeptoren bei Bronchialerkrankungen und in letzter Zeit auch bei verschiedenen Hauterkrankungen. Bitterstoffe, wie das Amarogentin aus der Wurzel des Gelben Enzian, reagieren mit diesen Bitterstoff-Rezeptoren, beleben dadurch den Stoffwechsel der Haut und können auch zur Regeneration der Hautbarriere beitragen.

Die Enzianarten mit ihren Bitterstoffen waren nicht nur in Arzneien beliebt; sie sind und waren auch Bestandteil verschiedener Kräuterliköre und Schnäpse, die vor oder nach dem Essen – als Aperitif oder als Digestiv – gereicht werden. Daher kam es auch zu einer Gefährdung verschiedener Enzianarten, deren Wurzeln genutzt wurden; mit dem Gelben Enzian waren der Getüpfelte Enzian, der Purpur-Enzian, der Pannonische oder Ostalpen-Enzian und der Schwalbenwurz-Enzian in den Arzneibüchern. Der hohe Bedarf machte es notwendig, diese Pflanzen unter Schutz zu stellen. Da es aber möglich ist, den Gelben Enzian zu kultivieren und die „Ernte“ in der Natur zu reglementieren, ist es zur Erholung der natürlichen Bestände in den Alpen und den anderen Standorten in Europa gekommen.

Gelber Enzian © Ernst Frühmann

Gelber Enzian © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

In drei Bereichen haben sich Extrakte aus Enzianwurzeln gut bewährt. Zunächst wirken die Bitterstoffe in passender Konzentration bei Appetitlosigkeit. Daher findet man die Enzianwurzel auch in verschiedenen flüssigen Stärkungsmitteln. Weiters eignen sich Extrakte zur Behandlung von dyspeptischen Beschwerden wie Völlegefühl, Blähungen, Übelkeit oder Druck und Schmerzen im Oberbauch. Darüber hinaus sind Enzianwurzelextrakte in einem kombinierten Arzneimittel mit Eisenkraut, Schlüsselblume, Holunder und Sauerampfer zur Verbesserung der Sekretolyse und zum Verdünnen von zähem Schleim bei Infektionen im Nasen-, Nebenhöhlenbereich. Krampflösende und das Abhusten von Schleim erleichternde Wirksamkeiten an der Lunge wurden auch nachgewiesen. Ebenso konnte gezeigt werden, dass äußerlich angewendete Enzianextrakte entzündungshemmende Eigenschaften entfalten und irritierte Haut beruhigen. Zusätzlich wird damit die innerliche Einnahme von Enzianextrakten zur Verbesserung der Ausbildung einer intakten Hautbarriere ergänzt.

Gegenanzeigen: Bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren wegen der Sekretionsförderung.

Nebenwirkungen: Bittermittel sollen nur über kürzere Zeiträume eingenommen werden. Als Nebenwirkungen können Kopfschmerzen, Ekelgefühl oder Brechreiz auftreten. Zu hohe Bitterstoffkonzentrationen können auch das Gegenteil bewirken: es kommt zur Appetithemmung und Sekretionsbeschränkung.

 

Gelber Enzian © Ernst Frühmann

Gelber Enzian © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Der Gelbe Enzian ist eine stattliche, naturgeschützte Pflanze, die zum Erhalt natürlicher Ressourcen auch feldmäßig angebaut wird. Die Wurzeln werden frühestens nach fünf Jahren im Frühjahr geerntet.

Der Bitterwert vom Amarogentin, dem intensivsten natürlichen Bitterstoff, liegt bei 58 Millionen. Extrakte aus den Wurzeln (Bitterwert 10.000 – 20.000) kommen bei Appetitlosigkeit, dyspeptischen Beschwerden, Husten oder Nebenhöhlenerkrankungen, zur Reparatur der Oberhaut und Wiederherstellung der Hautbarriere zur Anwendung.

Neben der arzneilichen Anwendung ist der Enzianschnaps ein seit vielen Jahrhunderten beliebtes Produkt aus der im Sommer geernteten Wurzel vom Gelben Enzian.

Weinrebe – rote Varietäten

Rotes Weinlaub © Ernst Frühmann

Bei der Betrachtung der Erfolgsgeschichte dieser Arzneipflanze in medizinischer Hinsicht in der Behandlung von Venenerkrankungen, richtet sich der Blick besonders auf Frankreich. Jene Sorten von Weinreben, die im Herbst meist durchgehend dunkelrot gefärbte Blätter ausbilden, stammen aus französischen Weingärten. Aber auch die Erkenntnisse über die Wirkung der Inhaltsstoffe bei der CVI (Chronischen Venenschwäche bzw. Veneninsuffizienz) verdanken wir zu einem wesentlichen Teil französischen Ärzten im vergangenen Jahrhundert. Die Blattdroge wurde auch ins französische Arzneibuch aufgenommen. Um die Weinstöcke nicht zu schwächen, werden die dunkelroten Blätter erst einige Wochen nach der Lese der Trauben geerntet, damit die Blätter Nährstoffe zur Speicherung dem Weinstock zurückgeben können. Die wertvollen Wirkstoffe wie Flavonoide, Polyphenole oder Anthocyane bleiben in den Blättern erhalten und bilden die Grundlage der Wirkung auf das venöse System des menschlichen Körpers.

Waren es zunächst nicht medizinische Gründe, die zum Anbau und zur Entwicklung verschiedener Rebsorten führten, erkannten ab der Zeitenwende die Menschen doch immer deutlicher den medizinischen Wert dieser Heilpflanze.

Einerseits war der Wein aus den Trauben mit seinem Anteil an Alkohol eine Möglichkeit aus Heilpflanzen jene Stoffe zu extrahieren, die in einem Heilmittel zur Anwendung kommen – von Wermutwein bis zu Herzweinen. Anderseits erkannte man auch die Wirkungen der Weinblätter, von denen jene Verwendung gefunden haben, die im Herbst den Weinbergen das leuchtende Rot verleihen. Neben den rot gefärbten Blättern haben jene Varietäten auch rote Beeren mit rotem Fruchtfleisch. Nicht zuletzt soll erwähnt werden, dass in verschiedenen Mittelmeerländern Speisen mit Fleisch in Weinblätter (z.B. Dolmades) gewickelt wurden und werden, weil diese auch für Menschen als gut genießbar gelten.

Rotes Weinlaub © Ernst Frühmann

Rotes Weinlaub © Ernst Frühmann

 

Medizinische Anwendung

Seit den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts sind es Blattextrakte aus dem Roten Weinlaub, die im deutschen Sprachraum am Markt sind, und einen hohen Anteil an Polyphenolen besitzen.

Anerkannt sind ihre Wirkungen bei der Behandlung der chronischen Venenschwäche (CVI = chronische venöse Insuffizienz), deren Symptome müde, schwere Beine sein können oder sich mit Kribbeln, Juckreiz, Spannungsgefühl oder Schmerzen in den Beinen zeigen. Geschwollene Knöchel und Unterschenkel, Krampfadern oder Hämorrhoiden sind weitere Formen eines gestörten Venensystems, das unterstützt werden muss. Wissenschaftliche Ergebnisse zeigen, dass Weinlaub Extrakte mit hohem Polyphenolanteil (20 – 30 Prozent) in einer Menge von 360 bis 720 Milligramm Trockenextrakt zu einem signifikanten Rückgang der subjektiven Beschwerden führen.

Die Extrakte können vorbeugend oder therapeutisch zur Anwendung kommen. Zur Therapie werden Extrakte als Kapseln oder Tropfen innerlich angeboten; zur unterstützenden äußerlichen Behandlung kommen Gele oder Salben zur Anwendung.

Rotes Weinlaub © Ernst Frühmann

Rotes Weinlaub © Ernst Frühmann

 

Zusammenfassung

Die Verwendung von Weinblättern in der Therapie von Erkrankungen ist seit fast 3500 Jahren bekannt. Sowohl Ägypter, als auch Griechen und Römer nützten die Heilkräfte der Weinblätter. Im letzten Jahrhundert waren es die Franzosen, die konsequent die Wirkung des Roten Weinlaubes erforscht haben. Anerkannt sind die antioxidativen, entzündungshemmenden, Kapillaren abdichtenden Wirkungen, die bei der chronischen Venenschwäche mit ihrer unterschiedlichen Symptomatik seit Jahrzehnten zur Anwendung kommen. Es ist sinnvoll, hochwertige Extrakte entweder vorbeugend oder in der Therapie über längere Zeiträume sowohl innerlich als auch äußerlich anzuwenden.

Artischocke

Artischocke © Ernst Frühmann

Innerhalb der letzten 20 Jahre wurden viele neue Erkenntnisse über die Konzentration von Wirkstoffen in verschiedenen Pflanzenteilen dieser Arzneipflanze, die 2003 wegen ihrer guten Wirkeigenschaften zur Arzneipflanze des Jahres gekürt wurde, gesammelt. Zusätzlich wurde erforscht, bei welcher Extraktionsmethode der optimale Extrakt als Grundlage für wirksame Arzneimittel in unterschiedlichen Indikationen gewonnen werden kann. Für die Herstellung von Extrakten für Arzneimittel hat sich gezeigt, dass die Blätter der grundständigen Blattrosette geerntet werden müssen, bevor die Pflanzen mit dem Blütenaustrieb beginnen. Wesentlich für den Gehalt bestimmter Wirkstoffe in den Extrakten ist auch die Herstellungsmethode, da Extrakte aus getrockneten Blättern oder Frischpflanzenextrakte hier weitgehende Unterschiede aufweisen. Bei der Verwendung der Blütenköpfe (eigentlich des Blütenbodens und der fleischigen Anteile der Hüllblätter) als delikates Gemüse ist darauf zu achten, dass diese vor dem Aufblühen der Röhrenblüten zu ernten sind.

Artischocke © Ernst Frühmann

Artischocke © Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin

Artischockenblätter und deren Extrakte (oft Frischpflanzenextrakte) werden bei funktionellen Verdauungsbeschwerden, die durch unzureichende Gallensekretion hervorgerufen wird, verwendet. Diese dyspeptischen Beschwerden äußern sich mit Völlegefühl, Blähungen und Verdauungsschwäche. Mit Artischockenextrakten kann eine Normalisierung einer gestörten Galle- Lebersekretion erreicht werden. Es hat sich gezeigt, dass Extrakte unterschiedlich hohe Konzentrationen von Wirkstoffen haben, wenn diese aus frischen Pflanzen oder getrockneten Blättern stammen. Frischpflanzenextrakte haben einen etwa 50 Prozent höheren Anteil an Caffeoylchinasäurederivaten, die wesentlich zur Verbesserung des Gallenflusses beitragen.

Aber auch eine positive Beeinflussung des Lipidstoffwechsels durch eine Senkung der Gesamtcholesterin- und der Triglyceridwerte wurde nachgewiesen, wobei es zu einer Senkung der LDL Werte und zu einem Anstieg der HDL Werte kommt. In Versuchen und Studien konnte auch nachgewiesen werden, dass ein wässriger Extrakt aus den Artischockenblättern die Leberzellen schützt und entgiftet oder er kann auch zur Verminderung von oxidativem Stress eingesetzt werden, wie neuere Arbeiten zeigen. In neueren Untersuchungen finden sich Hinweise, dass Artischocken Presssäfte zu einer Senkung des Nüchternblutzuckers führen können und damit für Typ-2-Diabetiker nützlich sein könnten.

 

DIGESTIF UND GEMÜSE 

Eine „halbtherapeutische“ Anwendung ist das italienische Digestivum „Cynar“, ein bitterer Artischockenlikör, der in Italien als Abschluss eines reichhaltigen Essens beliebt ist.

Auch die Verwendung in der Küche soll hier Erwähnung finden, ist die Artischocke doch ein außerordentlich gesundes Gemüse, das sich auch bei uns immer größerer Beliebtheit erfreut – und das nicht nur in Öl eingelegt und auf einer Pizza verteilt – den Gaumen verwöhnt.

Man kocht die geschlossenen Blütenköpfe in Wasser weich, zupft die Hüllblätter von außen ab und lutscht sie – eingetaucht in eine schmackhafte Soße – aus, bis man zum Blütenboden vorgedrungen ist, der als das Beste gilt, was die Artischocke zu bieten hat.

 

Artischocke © Ernst Frühmann

Artischocke © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Artischocke ist seit vielen Jahrhunderten bekannt, sowohl als besonderes Gemüse und in jüngerer Zeit auch als Arzneipflanze. Die wissenschaftliche Forschung hat bewiesen, dass die Wirkung der Artischockenblätter und deren wässriger Frischpflanzenextrakt von großem therapeutischem Wert sind.

Bitterstoffe, Flavonoide und Caffeoylchinasäuren wirken auf den gesamten Verdauungstrakt mit besonderer Wirkung auf das Leber-Galle-System. Dadurch werden dyspeptische Beschwerden vermieden, aber auch Lipidwerte gesenkt, die Leber geschützt und entgiftet, oxidativer Stress gemindert und Blutzuckerwerte günstig beeinflusst.

Saat-Lein oder Flachs

Saat-Leinen oder Flachs © Ernst Frühmann

Der Lein gehört zu unseren ältesten und sicher interessantesten Kulturpflanzen. Als Flachs diente er schon in der Steinzeit zur Herstellung von Materialien für den täglichen Gebrauch. Seine Verwendung als Genuss- und Heilmittel reicht nicht so weit zurück.

Der Leinsamen ist jener Pflanzenteil, der die Wirkstoffe besitzt, die zu den seit langer Zeit bekannten Wirkungen führen und die Anwendung zur Anregung des Darms bei leichter Verstopfung oder auch bei Entzündungen im Verdauungstrakt (wie Gastritis oder Reizdarmsyndrom) rechtfertigen. In den letzten Jahrzehnten haben nun neue wissenschaftliche Erkenntnisse weitere Wirksamkeiten erkannt, die an Wirkstoffe wie Peptide und Lignane geknüpft sind.

Der Leinsamen, der bei verschiedenen Beschwerden zur Anwendung kommt, sollte voll ausgereift geerntet werden, damit die optimale Wirksamkeit der Schleimstoffe erreicht wird. Wenn daraus das Leinöl gewonnen wird, kann die Kaltpressung bereits auch bei nicht vollständig ausgereiften Samen durchgeführt werden.

 

Saat-Lein oder Flachs © Ernst Frühmann

Saat-Lein oder Flachs © Ernst Frühmann

 

MEDIZINISCHE ANWENDUNG

 Der Leinsamen – in gequetschter oder geschroteter Form – gilt bei Personen über 12 Jahren als gutes, mildes Abführmittel, das mit reichlich Wasser eingenommen werden muss, damit die Schleimstoffe und der Rohfaseranteil optimal genützt werden. Die Darmpassage wird beschleunigt über eine Volumenzunahme des Darminhalts und einen stärkeren Dehnungsreiz, die damit zu einer verbesserten Darmperistaltik führen. Diese Unterstützung ist sinnvoll bei chronischer Darmträgheit oder Verstopfung und in Situationen, in denen weicherer Stuhl die leichtere Darmentleerung begünstigt; z.B. bei Hämorrhoiden, Analfissuren, nach operativen Eingriffen und in der Schwangerschaft.

Leinsamenzubereitungen zeigen eine gute Wirksamkeit bei funktionellen Oberbauchbeschwerden wie bei Reizmagen, nervösem Magen, chronischer Gastritis, Entzündungen im Mund und Rachen, Reizhusten. Eine komplementäre Anwendung bei Krebserkrankungen der Prostata oder im Hals- und Kopfbereich zeigt in Studien günstige Ergebnisse.

Äußerlich können Leinsamenpulver oder die Pressrückstände aus der Ölpressung in erwärmter Form bei Furunkeln, Geschwüren und anderen Hautproblemen zur Erweichung der Verdickungen oder zur Beruhigung der Haut aufgelegt werden.

Leinöl kommt in der Volksheilkunde immer wieder erfolgreich bei schrundigen Hautstellen, trockenen Hautausschlägen, Psoriasis, bei Gürtelrose und auch bei Warzen zur Anwendung. 

Wechselwirkungen: Die Resorption anderer Arzneimittel kann durch die gleichzeitige Einnahme von Leinsamen verzögert werden. Daher ist ein zeitlicher Abstand von mindestens einer halben bis zu einer Stunde einzuhalten.

Quellmittel und Arzneimittel, die die Darmbewegung hemmen, dürfen wegen der Gefahr eines Darmverschlusses nicht gleichzeitig eingenommen werden!

Nebenwirkungen: Reichliche Flüssigkeitszufuhr verringert die Wahrscheinlichkeit, dass die Einnahme von Leinsamen zu Blähungen führt.

Bei Übergewicht sollte wegen des hohen Ölanteils und des damit verbundenen hohen Nährwertes nur Leinsamen im Ganzen genommen werden.

Die Literatur berichtet, dass Blausäure aus den cyanogenen Glykosiden abgespalten wird. Dies ist aber nicht gefährlich, da im sauren Magenmilieu die spaltenden Enzyme praktisch inaktiviert werden. Der trotzdem gebildete Rest wird durch einen Entgiftungsmechanismus rasch eliminiert. Dies wurde bei der täglichen Einnahme von bis zu 300 Gramm Leinsamen nachgewiesen.

Gegenanzeigen: Bei drohendem oder bestehendem Darmverschluss sowie bei krankhaften Verengungen in der Speiseröhre oder im Magen-Darm Trakt ist von der Einnahme von Leinsamen Abstand zu nehmen.

Achtung auch bei bettlägerigen Menschen; bei der Einnahme im Sitzen immer genügend Wasser trinken, bis der Leinsamen im Magen ist und nicht mehr in der Speiseröhre quellen kann!

Saat-Lein oder Flachs © Ernst Frühmann

Saat-Lein oder Flachs © Ernst Frühmann

 

Zusammenfassung

Der Lein ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt; er wird heute auf allen Kontinenten kultiviert. Die Samen werden reif geerntet, können in einer Kaltpressung zu Leinöl verarbeitet werden oder in gequetschter, geschroteter oder gemahlener Form als Heilmittel genutzt werden.

Wegen seiner Quellungsfähigkeit wird der Leinsamen oft als mildes Abführmittel eingesetzt, kommt aber auch zur Beruhigung von Entzündungen und Schmerzzuständen zur Anwendung. In der Volksmedizin hat sich auch das Leinöl bewährt.

Gegenanzeigen, Neben- und Wechselwirkungen sind zu beachten!

Hänge-Birke + Moor-Birke

Birke © Ernst Frühmann

Wenige Heilpflanzen sind so vielfältig zu verwenden, wie dies bei den Birken der Fall ist. Medizinisch anerkannt ist die Anwendung der Blätter und der Rinde. Zusätzlich nützen wir den Saft der Birke, der durch das Anbohren der Stämme oder dicker Äste gewonnen wird oder holen aus dem Holz den Birkenzucker, der auch dann Birkenzucker genannt wird, wenn er aus anderen Pflanzen gewonnen wurde und oft als Xylit bezeichnet wird. Weniger geläufig ist vielen Menschen die Verwendung der Birkenknospen in der Gemmotherapie; Haarwuchsmittel enthielten früher oft Birkenwasser. Nicht unerwähnt sollte sein, dass junge Birken den Weg der Fronleichnamsprozessionen säumen und in nordischen Ländern in der Nacht zum ersten Mai als Zeichen der Liebe zueinander der Angebeteten vor die Haustüre gestellt wurden.

Die zwei Arten – die Weiß- oder Hänge-Birke und die Moor-Birke – zählen zu den wissenschaftlich anerkannten Heilpflanzen; die Birken sind allen aus der Natur bestens bekannt, erfreuen sie uns doch im Frühjahr mit dem zarten Grün, während sie bei günstigen Wetterbedingungen im Spätherbst oft mit leuchtend gelbem Laub im ersten Schnee stehen.

Birke © Ernst Frühmann

Birke © Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin

 Zubereitungen aus den Blättern der Birke gelten als gut wirksames wassertreibendes Mittel. Die Inhaltsstoffe reizen die Niere nicht, sorgen aber dennoch für eine starke, vermehrte Harnbildung unter der Voraussetzung, dass genügend weitere Flüssigkeitsmengen getrunken werden. Als Arzneimittel eignen sich Teezubereitungen, die Einnahme von Extrakten aus den Blättern in Tropfen- oder Drageeform, aber auch Frischpflanzenpresssäfte. Bei Produkten aus Birkenknospen kann auf die unterstützende Gabe von genügend Flüssigkeit verzichtet werden.

Zur Anwendung kommen diese Arzneimittel bei Harnwegserkrankungen, aber auch zur unterstützenden Behandlung rheumatischer Beschwerden. Die Gabe der Birkenzubereitungen kann unterstützend gegeben werden bei bakteriellen und entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege – selbstverständlich nach Abklärung der Erkrankung durch den Arzt – aber auch zur stärkeren Durchspülung bei Nierengrieß. Bei Harnwegsinfekten ist diese Behandlung meist auf ein bis maximal zwei Wochen beschränkt; bei rheumatischen Erkrankungen werden diese Zubereitungen als Kur über mehrere Wochen gegeben.

!Achtung! Bei Vorliegen von Wasseransammlungen (Ödemen), die durch eine eingeschränkte Herz– und Nierentätigkeit bedingt sind, ist die Anwendung von Birkenblätterextrakten als „Diuretikum“ nicht angezeigt.

Die Wirkung der Birkenblätter kann erweitert oder verstärkt werden durch eine Kombination mit Goldrutenkraut, Orthosiphonblättern, Löwenzahnblättern/wurzel, Schachtelhalmkraut, Liebstöckelwurzel, Wacholderbeeren und anderen wassertreiben Arzneipflanzen.

In der Volksmedizin werden Birkenblätter in Teemischungen gegeben, die bei Gicht und Rheuma helfen sollen; sie haben auch ihren Platz bei allen Tees, die als „Blutreinigungstees“ angeboten werden oder in Kombination mit anderen Drogen in Teezubereitungen für eine Frühjahrskur zu finden sind. Bei der volksmedizinischen Anwendung der Birke versucht man auch verschiedene Hautkrankheiten zu behandeln. Birkenwasser ist ein altes Hausmittel bei Problemen mit dem Haarwuchs oder bei Erkrankungen der Kopfhaut wie Schuppenbildung.

Eine völlig neue Perspektive der Behandlung von Wunden, Verbrennungen, Ekzemen brachte die Forschung über die wundheilungsfördernden, antiinflammatorischen Eigenschaften von Betulin hältigen Emulsionen. Durch 10% reines Betulin in 90% Sonnenblumenöl ohne weitere Emulgatoren oder Konservierungsstoffe kann zusätzlich die Gefahr allergischer Reaktionen vermieden werden. Die Verträglichkeit dieser Rezepturen wird zusätzlich zur wissenschaftlich abgesicherten, deutlich verbesserten Wundheilung mit geringerer Infektionsgefahr als sehr gut beschrieben.

Birke © Ernst Frühmann

Birke © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

In der Kulturgeschichte der nördlichen Regionen Europas hatte die Birke ihren festen Platz. Am Beginn des zweiten Jahrtausends scheint der gesicherte Nachweis als Heilmittel bei Hildegard von Bingen auf. In der modernen Medizin sind die Extrakte von Birkenblättern als wertvolles unterstützendes Arzneimittel bei bakteriellen und entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege anerkannt. Die Rinde der Hänge-Birke dient zur Gewinnung des Betulins, das in Fertigarzneimitteln zur Verbesserung der Wundheilung und nach Hauttransplantationen eingesetzt wird.

 
 

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