Weinrebe – rote Varietäten
Vitis vinifera L. var. tinctoria (V. v. L. ssp. vinifera)
Heilpflanze des Jahres 2023
Bei der Betrachtung der Erfolgsgeschichte dieser Arzneipflanze in medizinischer Hinsicht in der Behandlung von Venenerkrankungen, richtet sich der Blick besonders auf Frankreich. Jene Sorten von Weinreben, die im Herbst meist durchgehend dunkelrot gefärbte Blätter ausbilden, stammen aus französischen Weingärten. Aber auch die Erkenntnisse über die Wirkung der Inhaltsstoffe bei der CVI (Chronischen Venenschwäche bzw. Veneninsuffizienz) verdanken wir zu einem wesentlichen Teil französischen Ärzten im vergangenen Jahrhundert. Die Blattdroge wurde auch ins französische Arzneibuch aufgenommen. Um die Weinstöcke nicht zu schwächen, werden die dunkelroten Blätter erst einige Wochen nach der Lese der Trauben geerntet, damit die Blätter Nährstoffe zur Speicherung dem Weinstock zurückgeben können. Die wertvollen Wirkstoffe wie Flavonoide, Polyphenole oder Anthocyane bleiben in den Blättern erhalten und bilden die Grundlage der Wirkung auf das venöse System des menschlichen Körpers.
Waren es zunächst nicht medizinische Gründe, die zum Anbau und zur Entwicklung verschiedener Rebsorten führten, erkannten ab der Zeitenwende die Menschen doch immer deutlicher den medizinischen Wert dieser Heilpflanze.
Einerseits war der Wein aus den Trauben mit seinem Anteil an Alkohol eine Möglichkeit aus Heilpflanzen jene Stoffe zu extrahieren, die in einem Heilmittel zur Anwendung kommen – von Wermutwein bis zu Herzweinen. Anderseits erkannte man auch die Wirkungen der Weinblätter, von denen jene Verwendung gefunden haben, die im Herbst den Weinbergen das leuchtende Rot verleihen. Neben den rot gefärbten Blättern haben jene Varietäten auch rote Beeren mit rotem Fruchtfleisch. Nicht zuletzt soll erwähnt werden, dass in verschiedenen Mittelmeerländern Speisen mit Fleisch in Weinblätter (z.B. Dolmades) gewickelt wurden und werden, weil diese auch für Menschen als gut genießbar gelten.

Rotes Weinlaub © Ernst Frühmann
Medizinische Anwendung
Seit den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts sind es Blattextrakte aus dem Roten Weinlaub, die im deutschen Sprachraum am Markt sind, und einen hohen Anteil an Polyphenolen besitzen.
Anerkannt sind ihre Wirkungen bei der Behandlung der chronischen Venenschwäche (CVI = chronische venöse Insuffizienz), deren Symptome müde, schwere Beine sein können oder sich mit Kribbeln, Juckreiz, Spannungsgefühl oder Schmerzen in den Beinen zeigen. Geschwollene Knöchel und Unterschenkel, Krampfadern oder Hämorrhoiden sind weitere Formen eines gestörten Venensystems, das unterstützt werden muss. Wissenschaftliche Ergebnisse zeigen, dass Weinlaub Extrakte mit hohem Polyphenolanteil (20 – 30 Prozent) in einer Menge von 360 bis 720 Milligramm Trockenextrakt zu einem signifikanten Rückgang der subjektiven Beschwerden führen.
Die Extrakte können vorbeugend oder therapeutisch zur Anwendung kommen. Zur Therapie werden Extrakte als Kapseln oder Tropfen innerlich angeboten; zur unterstützenden äußerlichen Behandlung kommen Gele oder Salben zur Anwendung.

Rotes Weinlaub © Ernst Frühmann
Zusammenfassung
Die Verwendung von Weinblättern in der Therapie von Erkrankungen ist seit fast 3500 Jahren bekannt. Sowohl Ägypter, als auch Griechen und Römer nützten die Heilkräfte der Weinblätter. Im letzten Jahrhundert waren es die Franzosen, die konsequent die Wirkung des Roten Weinlaubes erforscht haben. Anerkannt sind die antioxidativen, entzündungshemmenden, Kapillaren abdichtenden Wirkungen, die bei der chronischen Venenschwäche mit ihrer unterschiedlichen Symptomatik seit Jahrzehnten zur Anwendung kommen. Es ist sinnvoll, hochwertige Extrakte entweder vorbeugend oder in der Therapie über längere Zeiträume sowohl innerlich als auch äußerlich anzuwenden.