Kretischer Diptam

Origanum dictamnus L.

Es gibt nur wenige Arzneipflanzen, deren natürlicher Lebensraum auf ein derart enges Gebiet beschränkt ist und dessen ursprüngliches Vorkommen auf nur einer Insel im Mittelmeer gelegen ist. Da der Diptam in der Natur streng geschützt ist und ähnlich dem Edelweiß in den Alpen durch seine exponierten Standorte im gebirgigen Teil Kretas (Dikti Gebirge) auch Menschen beim Pflücken das Leben gekostet hat, sind wir heute auch auf den Anbau in Kulturen angewiesen.

Aus dem lateinischen Gattungs- oder Artnamen abgeleitet und auf den Standort bezogen gibt es in der deutschen Bezeichnung einige unterschiedliche Namen. Neben der in der Überschrift gewählten Bezeichnung wird diese Heilpflanze auch als Diktam, Diktam-Dost, Kreta-Dost und auch als Kreta-Majoran bezeichnet. Auf Kreta selbst kommen noch einige Namen dazu, wie Díktamo oder Díktamos und andere.

Genau zu beachten ist auch der Unterschied in den lateinischen Namen, da bei diesen zwei Pflanzen mit der Bezeichnung dictamnus, einmal im Gattungs- und das andere Mal im Artnamen, zwei völlig unterschiedliche Pflanzen aus zwei Familien angesprochen werden. Der Lippenblütler Origanum dictamnus ist klar vom giftigen Rautengewächs Dictamnus albus abzugrenzen, das in der deutschen Übersetzung auch als Diptam bezeichnet wird oder z.B. auch als Brennender Busch bekannt ist.

Obwohl der Kretische Diptam als „König unter den kretischen Kräutern“ oder „Allheilmittel zur Zeit der minoischen Kultur“ in höchsten Tönen wegen seiner vielseitigen Wirksamkeiten gelobt wird, fehlt ihm heute weitgehend die wissenschaftliche Anerkennung. Einzig das Fachgremium HMPC (Committee on Herbal Medicinal Products) gesteht dieser Heilpflanze seit 2013 aufgrund der langjährig belegten Anwendung den Status als traditionelles Arzneimittel (traditional use) zu. In der Volksmedizin genießt der Kretische Diptam nach wie vor uneingeschränkte Beachtung.

Kretischer Diptam © Ernst Frühmann

Kretischer Diptam © Ernst Frühmann

Volksmedizinische Anwendung 

Der Kretische Diptam wird heute insbesondere als “Allheilmittel“ auf Kreta angesehen und als getrocknetes Kraut zur Teezubereitung angeboten. Es gibt ein paar Länder in Europa, die diese Heilpflanze auch importieren. Häufig angewandt wird der Diptam bei Erkältungskrankheiten, Beschwerden im Magen- und Darmtrakt, bei rheumatischen Erkrankungen aber auch bei Entbindungen hat er sich bewährt. Geschätzt wird er auch zur Beruhigung und als Wundheilmittel. Selbst als Aphrodisiakum wird er angepriesen.

Laut HMPC sind folgende Indikationen bei peroraler Anwendung gerechtfertigt. Die Linderung von Husten bei Erkältungen und die Linderung von leichten gastrointestinalen Beschwerden. Äußerlich kann er zur Linderung von leichten Hautentzündungen und Prellungen als Umschlag angewendet werden.

Da keine klinischen Studien der Beurteilung zugrunde liegen, sind auch keine Angaben zur Anwendung bei Kindern, Schwangeren, Stillenden oder zu unerwünschten Wirkungen etc. bekannt.

Kretischer Diptam © Ernst Frühmann

Kretischer Diptam © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

 Der Kretische Diptam war ursprünglich endemisch auf der Mittelmeerinsel Kreta. Heute wird er auf Kreta und in anderen praktisch frostfreien Regionen Griechenlands kultiviert. Aus den Inhaltsstoffen – phenolische Verbindungen, Depside, Triterpene und ätherisches Öl – darf man antimikrobielle, antiinflammatorische, antiparasitäre und antioxidative Wirkungen erwarten. Seit der Antike werden in der Volksmedizin Zubereitungen aus dem Kraut bei Erkältungskrankheiten, zur Behandlung von Wunden, bei Verdauungsbeschwerden und in der Geburtshilfe eingesetzt. Wissenschaftliche Studien fehlen; die HMPC hat den Status „traditionellen Gebrauch“ vergeben.

 

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