Saat-Lein oder Flachs

Linum usitatissimum L.

Der Lein gehört zu unseren ältesten und sicher interessantesten Kulturpflanzen. Als Flachs diente er schon in der Steinzeit zur Herstellung von Materialien für den täglichen Gebrauch. Seine Verwendung als Genuss- und Heilmittel reicht nicht so weit zurück.

Der Leinsamen ist jener Pflanzenteil, der die Wirkstoffe besitzt, die zu den seit langer Zeit bekannten Wirkungen führen und die Anwendung zur Anregung des Darms bei leichter Verstopfung oder auch bei Entzündungen im Verdauungstrakt (wie Gastritis oder Reizdarmsyndrom) rechtfertigen. In den letzten Jahrzehnten haben nun neue wissenschaftliche Erkenntnisse weitere Wirksamkeiten erkannt, die an Wirkstoffe wie Peptide und Lignane geknüpft sind.

Der Leinsamen, der bei verschiedenen Beschwerden zur Anwendung kommt, sollte voll ausgereift geerntet werden, damit die optimale Wirksamkeit der Schleimstoffe erreicht wird. Wenn daraus das Leinöl gewonnen wird, kann die Kaltpressung bereits auch bei nicht vollständig ausgereiften Samen durchgeführt werden.

 

Saat-Lein oder Flachs © Ernst Frühmann

Saat-Lein oder Flachs © Ernst Frühmann

 

MEDIZINISCHE ANWENDUNG

 Der Leinsamen – in gequetschter oder geschroteter Form – gilt bei Personen über 12 Jahren als gutes, mildes Abführmittel, das mit reichlich Wasser eingenommen werden muss, damit die Schleimstoffe und der Rohfaseranteil optimal genützt werden. Die Darmpassage wird beschleunigt über eine Volumenzunahme des Darminhalts und einen stärkeren Dehnungsreiz, die damit zu einer verbesserten Darmperistaltik führen. Diese Unterstützung ist sinnvoll bei chronischer Darmträgheit oder Verstopfung und in Situationen, in denen weicherer Stuhl die leichtere Darmentleerung begünstigt; z.B. bei Hämorrhoiden, Analfissuren, nach operativen Eingriffen und in der Schwangerschaft.

Leinsamenzubereitungen zeigen eine gute Wirksamkeit bei funktionellen Oberbauchbeschwerden wie bei Reizmagen, nervösem Magen, chronischer Gastritis, Entzündungen im Mund und Rachen, Reizhusten. Eine komplementäre Anwendung bei Krebserkrankungen der Prostata oder im Hals- und Kopfbereich zeigt in Studien günstige Ergebnisse.

Äußerlich können Leinsamenpulver oder die Pressrückstände aus der Ölpressung in erwärmter Form bei Furunkeln, Geschwüren und anderen Hautproblemen zur Erweichung der Verdickungen oder zur Beruhigung der Haut aufgelegt werden.

Leinöl kommt in der Volksheilkunde immer wieder erfolgreich bei schrundigen Hautstellen, trockenen Hautausschlägen, Psoriasis, bei Gürtelrose und auch bei Warzen zur Anwendung. 

Wechselwirkungen: Die Resorption anderer Arzneimittel kann durch die gleichzeitige Einnahme von Leinsamen verzögert werden. Daher ist ein zeitlicher Abstand von mindestens einer halben bis zu einer Stunde einzuhalten.

Quellmittel und Arzneimittel, die die Darmbewegung hemmen, dürfen wegen der Gefahr eines Darmverschlusses nicht gleichzeitig eingenommen werden!

Nebenwirkungen: Reichliche Flüssigkeitszufuhr verringert die Wahrscheinlichkeit, dass die Einnahme von Leinsamen zu Blähungen führt.

Bei Übergewicht sollte wegen des hohen Ölanteils und des damit verbundenen hohen Nährwertes nur Leinsamen im Ganzen genommen werden.

Die Literatur berichtet, dass Blausäure aus den cyanogenen Glykosiden abgespalten wird. Dies ist aber nicht gefährlich, da im sauren Magenmilieu die spaltenden Enzyme praktisch inaktiviert werden. Der trotzdem gebildete Rest wird durch einen Entgiftungsmechanismus rasch eliminiert. Dies wurde bei der täglichen Einnahme von bis zu 300 Gramm Leinsamen nachgewiesen.

Gegenanzeigen: Bei drohendem oder bestehendem Darmverschluss sowie bei krankhaften Verengungen in der Speiseröhre oder im Magen-Darm Trakt ist von der Einnahme von Leinsamen Abstand zu nehmen.

Achtung auch bei bettlägerigen Menschen; bei der Einnahme im Sitzen immer genügend Wasser trinken, bis der Leinsamen im Magen ist und nicht mehr in der Speiseröhre quellen kann!

Saat-Lein oder Flachs © Ernst Frühmann

Saat-Lein oder Flachs © Ernst Frühmann

 

Zusammenfassung

Der Lein ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt; er wird heute auf allen Kontinenten kultiviert. Die Samen werden reif geerntet, können in einer Kaltpressung zu Leinöl verarbeitet werden oder in gequetschter, geschroteter oder gemahlener Form als Heilmittel genutzt werden.

Wegen seiner Quellungsfähigkeit wird der Leinsamen oft als mildes Abführmittel eingesetzt, kommt aber auch zur Beruhigung von Entzündungen und Schmerzzuständen zur Anwendung. In der Volksmedizin hat sich auch das Leinöl bewährt.

Gegenanzeigen, Neben- und Wechselwirkungen sind zu beachten!

 

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