Jojobastrauch

Jojobastrauch © Ernst Frühmann

Für viele unserer Leser ist es vielleicht überraschend, dass eine Pflanze als „Heilpflanze“ vorgestellt wird, die nicht schon auf den ersten Blick als solche zu erkennen ist. Wenn wir aber die menschliche Haut als wichtiges Organ unseres Körpers betrachten, wird klar, dass wir auch Pflanzen, die Öle, Wachse oder natürliche Emulgatoren liefern, als Heilpflanzen betrachten. Wichtig für die Haut ist, dass die Inhaltsstoffe die Haut weder sensibilisieren noch irritieren und damit in der kosmetischen Behandlung oder in Kombination mit Arzneistoffen Salben, Öle oder andere Arzneimittel ergeben, die von der gesunden bis zur irritierten oder erkrankten Haut gut vertragen werden.

So scheint es wichtig, dass eine Pflanze, deren Heimat und Anbaugebiete weit außerhalb von Europa liegen, einem breiteren Kreis vorgestellt wird.

Die Botaniker sind sich über die Zuordnung zur Pflanzenfamilie nicht einig, daher werden in der Fachliteratur beide obengenannten Familien verwendet.

Jojobastrauch © Ernst Frühmann

Jojobastrauch © Ernst Frühmann

Anwendung in Medizin und Kosmetik

Obwohl sich das flüssige Jojobawachs nicht mit Wasser oder Alkohol mischen lässt, zieht es – auf die Haut aufgebracht – schnell ein, verteilt sich gut auf der Haut und hinterlässt keinen Fettfilm. In Konzentrationen von 0,1 bis 25 % wirkt das Jojobawachs weder irritierend noch sensibilisierend auf die Haut. Es hat hohe Stabilität und wird daher bei normaler Lagerung praktisch nicht verändert; es vermittelt ein angenehmes Hautgefühl und wird nach dem Auftragen auf die Haut nicht aufgespalten. Ein weiterer Vorteil ist seine lang anhaltende Fähigkeit, Feuchtigkeit zu binden und damit den pflegenden Effekt auf die Haut zu gewährleisten.

Das flüssige Jojobawachs ist ein ideales Trägermittel zum Verdünnen ätherischer Öle, wenn diese auf die Haut aufgetragen werden sollen oder in einem Massageöl zur Anwendung kommen sollen.

Durch die hohe Stabilität des Jojobawachses ist die Gefahr, dass eine Zubereitung „ranzig“ wird, nicht gegeben.

Gemischt mit verschiedenen anderen Bestandteilen ist Jojobawachs gut geeignet zur Reinigung und Hautpflege bei Windelpatienten in der Analgegend oder auch bei Hämorrhoidalleiden.

In der Kosmetik findet man das Jojobawachs in Gesichtscremen, Sonnenschutzpräparaten, Haarölen, aber auch in Shampoos und pflegenden Reinigungsprodukten.

Anwendung in der Volksmedizin

Durch die geringe Verbreitung in der Natur liegen nur wenige Dokumentationen über die Anwendung von Naturvölkern vor.

Fest steht, dass Indios das Jojobawachs zur Wundbehandlung verwendeten und dass heute in der Volksmedizin auch bei Akne und Psoriasis versucht wird, die Hautirritationen mit Jojobawachs zu verbessern.

Jojobastrauch © Ernst Frühmann

Jojobastrauch © Ernst Frühmann

Zusammenfassung 

Der Jojobastrauch wächst in den Trockengebieten mehrerer Kontinente und wird in den USA, Argentinien, Kenia, Indien und Australien angebaut.

Das Jojobawachs ist bei Raumtemperatur flüssig, sehr stabil, wird durch Kaltpressung gewonnen und wird nicht ranzig.

Es wird von der Haut sehr gut vertragen, irritiert und sensibilisiert die Haut nicht, hält die Feuchtigkeit in der Haut und hinterlässt beim Auftragen keinen Fettfilm.

Jojobawachs findet man wegen seiner guten Eigenschaften in medizinischen Cremen, zahlreichen Pflege- und Reinigungsprodukten.

Gemeine Nachtkerze

Gemeine Nachkerze © Ernst Frühmann

Neben der Gemeinen Nachtkerze gibt es eine zweite Art, die ebenfalls zur Gewinnung des Nachtkerzenöls verwendet werden darf, und die uns in der Natur, aber vor allem im Garten als Zierpflanze begegnet: die Rotkelch-Nachtkerze (Oenothera glazioviana oder Oe. lamarckiana), die besonders große Blüten mit roten Kelchblättern hat. Oenothera biennis hat im Gegensatz dazu grüne Kelchblätter und ist die in Österreich am häufigsten vorkommende Art.

Weitere Namen der Nachtkerze, wie Nachtblume, gelber Nachtschatten, Nachtschlüsselblume weisen auf das Blühen in der Nacht hin, andere Namen, wie Schinkenwurz oder Schinkenkraut, beziehen sich darauf, dass sich die Wurzel beim Kochen im Wasser rot färbt.

Obwohl die Pflanze den Griechen nicht bekannt war, ist der Name aus den griechischen Worten oinos=Wein und ther=Tier zusammengesetzt. Das Wort biennis bezieht sich auf die Zweijährigkeit.

Gemeine Nachkerze © Ernst Frühmann

Gemeine Nachkerze © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Nachtkerzensamenöl kann bei der Neurodermitis ein wertvoller Teil in der unterstützenden Behandlung sein. Es lindert in der Therapie Juckreiz und Schuppung oder vermindert Rötungen und Hautentzündungen. Man hat herausgefunden, dass bei den Betroffenen ein Enzymsystem, das die γ-Linolensäure aus der Linolensäure bildet, nicht funktioniert und dieser Mangel durch den direkten Einsatz von Nachtkerzenöl kompensiert wird.

Weitere Anwendungsgebiete sind die entzündungshemmenden Eigenschaften bei rheumatoider Arthritis, es gibt auch Hinweise für eine Blutdruck senkende und antitumorale Wirkung. Gute Erfahrungen gibt es auch bei der Behandlung des prämenstruellen Syndroms (verschiedene Beschwerden einige Tage vor Eintritt der Regelblutung) und bei klimakterischen Beschwerden.

Volksmedizin

In der Volksmedizin kommt diese Heilpflanze auch noch in jenen Bereichen zur Anwendung, in denen sie in früheren Jahrhunderten empfohlen wurde. Der Brei aus den zerkleinerten Wurzeln wird zur Behandlung von Quetschungen und Verletzungen verwendet; der Gerbstoffgehalt in den Blättern kann zur Behandlung von Durchfallerkrankungen genützt werden. Der Verzehr der Wurzeln als Gemüse soll kräftigende Eigenschaften besitzen.

Fertigprodukte als Nahrungsergänzungsmittel u.ä.: Öl-Extrakte finden wir in Kapseln, die 0,5 g Nachtkerzen-Öl enthalten; von diesen sollen Erwachsene bis zu 3 x täglich 4 Kapseln einnehmen. Die therapeutische Dosis liegt bei 240 bis 320 mg Linolensäure täglich. Zur Besserung des trockenen Hautzustandes können ergänzend Salben oder Cremen äußerlich angewendet werden. Die Symptome sollten sich nach spätestens 12 Wochen bessern. Eine Behandlungsdauer von 6 Monaten soll angestrebt werden. 

Anwendung in der Kosmetik

Der hautpflegende Charakter der Inhaltsstoffe hat Hersteller von hochwertigen Naturprodukten dazu angeregt, eine Pflegeserie mit Nachtkerzenöl für die reifere Haut als revitalisierende Produkte anzubieten.

Gemeine Nachkerze © Ernst Frühmann

Gemeine Nachkerze © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Gemeine Nachtkerze ist eine Heilpflanze, die in der indigenen Bevölkerung Nordamerikas schon lange als Heilmittel eingesetzt wurde, aber erst vor rund 400 Jahren nach Europa gekommen ist. Früher wurden verschiedene Teile der Pflanze auch in der Küche verarbeitet. Heute wird sie wegen des hohen Anteils an Linolen- und γ-Linolensäure bei der Behandlung verschiedener Erkrankungen geschätzt; das Öl kommt bei der Neurodermitis zur Milderung verschiedener Hautprobleme zum Einsatz; aber auch einige andere Erkrankungen sollen auf die Gabe von Nachtkerzenöl gut ansprechen.

Wasserhanf

Wasserhanf © Ernst Frühmann

Unter dem Namen Eupatorium gibt es drei Arten, die medizinische Verwendung finden. Zwei Arten sind in Nordamerika heimisch, eine Art finden wir in Europa. Die in Europa heimische Art Eupatorium cannabinum L. (Gemeiner Wasserdost oder –hanf) war früher auch in der Volksheilkunde im Gebrauch; seit man aber weiß, dass diese europäische Art die für die Leber schädlichen Pyrrolizidin-Alkaloide und auch Sesquiterpenlactone, die eventuell Allergien auslösen können, enthält, finden wir nur noch homöopathische Arzneimittel, die zur Anwendung kommen.

Die in Nordamerika beheimatete Art Eupatorium perfoliatum L. war schon bei den Indianern in medizinischer Verwendung und ist auch jene Art, die heute in der Homöopathie die größte Bedeutung hat. Bisher wurden in dieser Art keine Pyrrolizidin-Alkaloide gefunden. Zusätzlich kommt auch die Art Eupatorium purpureum L. (Purpurroter Wasserhanf) zur Anwendung.

Wasserhanf © Ernst Frühmann

Wasserhanf © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung 

Da in der Art Eupatorium perfoliatum keine Pyrrolizidin-Alkaloide nachgewiesen werden konnten, ist eine Anwendung in den – in der Volksheilkunde – angegebenen Einsatzgebieten möglich. Dazu gehören die Anwendungen als Bittermittel zur Anregung der Verdauung und als Schweiß treibendes Mittel bei fieberhaften Erkrankungen. Und auch als wassertreibendes Mittel wurde Wasserhanf eingesetzt oder als Heilmittel bei katarrhalischen Erkrankungen im Bereich der Atemwege verwendet.

Eupatorium in der Homöopathie:

In der Homöopathie wird zur Herstellung von Arzneimitteln aus Eupatorium perfoliatum die gesamte Pflanze am Beginn der Blüte geerntet und als Frischpflanze verarbeitet. Bei E. purpureum wird der frische Wurzelstock verwendet.

Zur Anwendung kommen die Homöopathika bei grippeähnlichen, fiebrigen Infekten, bei Erkältungskrankheiten, bei Cholezystopathien (teils krampfartige, schmerzhafte und entzündliche Erkrankungen, die im Bereich der Galle ausgelöst werden) und bei rheumatischen Schmerzen (Zerschlagenheitsgefühl in Knochen und Gliedern).

E. cannabinum ist in Homöopathischen Fertigarzneimitteln zur Steigerung der Abwehrleistung des Immunsystems enthalten.

Nebenwirkungen:

In therapeutischen Dosen in der Homöopathie sind praktisch keine Nebenwirkungen bekannt. Bei Hautkontakt kann es zu Sensibilisierungen kommen. Die Sesquiterpenlactone können allergische Reaktionen auslösen.

Wasserhanf © Ernst Frühmann

Wasserhanf © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Vom Wasserhanf werden drei Arten – zwei Arten aus Nordamerika und eine Art aus Europa – medizinisch genützt. In Amerika war der Wasserhanf schon für die Indianer ein wertvolles Heilmittel; in Europa waren schon die Ärzte der Antike mit der Anwendung von Wasserhanf vertraut.

Durch das Vorkommen von Pyrrolizidin-Alkaloiden in der Art Eupatorium cannabinum (Europa) ist das Risiko einer ernsthaften Erkrankung der Leber bei einer Anwendung z.B. als Teezubereitung gegeben.

Daher werden heute ausschließlich Homöopathische Zubereitungen als Arzneimittel bei verschiedenen Erkrankungen wie Steigerung der Leistung des Immunsystems oder Erkältungskrankheiten mit Fieber angeboten.

Kermesbeere

Kermesbeere © Ernst Frühmann

Die Kermesbeere ist eine Heilpflanze, die aus dem Norden Amerikas zugewandert ist und ursprünglich in Europa nicht beheimatet war. Wie so manch anderer Neophyt (in Europa nicht heimische Pflanze), wurde auch diese Heilpflanze bei uns heimisch. Es gibt etwa 35 Arten, die sich in verschiedenen Erdteilen befinden; ein paar Arten davon – wie auch die als Heilpflanze verwendete Art Phytolacca americana – werden in Gärten angebaut oder sind verwildert vor allem im südlichen Europa verbreitet.

Da man früher den dunklen Saft der Kermesbeeren zum Färben von Wein und Süßigkeiten verwendet hat, wurde diese Pflanze in oder in der Nähe von Weingärten kultiviert und ist auch heute immer wieder in Weingärten anzutreffen.

Die Pflanze trägt auch den Namen Phytolacca decandra; dieser Name bezieht sich auf die 10 Staubblätter.

Kermesbeere © Ernst Frühmann

Kermesbeere © Ernst Frühmann

Anwendung in der Phytotherapie und Homöopathie 

Die Kermesbeere oder deren Extrakte haben heute in der Phytotherapie geringere Bedeutung als in der Homöopathie.

Abgesehen von der Verwendung in der Volksmedizin in Nordamerika, in der die Extrakte aus der getrockneten Wurzel zur Behandlung von Rheumatismus, Katarrhen, Entzündungen der Mandeln (Tonsillitis) und des Kehlkopfes (Laryngitis) und anderen Erkrankungen genützt werden, gibt es jetzt auch ein interessantes pflanzliches Arzneimittel bei schmerzhaften Entzündungen im Hals- und Rachenbereich; dieses enthält zwei weitere Pflanzenextrakte neben der Kermesbeere.

In der Homöopathie wird der Extrakt aus der frischen, im Herbst gegrabenen Wurzel von Phytolacca americana bei folgenden Beschwerden eingesetzt: hoch fieberhafte Infekte, Entzündungen der Schleimhäute im Bereich Mund- oder Rachenraum und der Atmungsorgane, Brustdrüsenerkrankungen stillender Mütter mit Entzündungen (Mastitis) und bei rheumatischen Erkrankungen.

Kermesbeere als Schnecken-Mittel

Wenn man sich die Samen aus den reifen Früchten holt, diese trocknet und zu einem Pulver verreibt, kann man daraus zur Schneckenzeit ein Mittel zubereiten, das als Schneckentod eingesetzt werden kann. Es gibt dazu verschiedene Anleitungen.

Kermesbeere © Ernst Frühmann

Kermesbeere © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Kermesbeere hat ihre Heimat in Nordamerika. Sie ist heute als Kulturpflanze oder verwildert in den südlichen Ländern Europas zu finden. Durch den hohen Gehalt an Triterpensaponinen in den Samen und Wurzeln wird sie als giftig eingestuft. Bei der volksmedizinischen Anwendung in Nordamerika kommt es immer wieder zu Vergiftungsfällen.

Extrakte – vorwiegend aus der getrockneten oder frischen Wurzel – werden in Fertigarzneimitteln und in homöopathischen Arzneimitteln angewendet. In der Homöopathie behandelt man fiebrige Infekte, Entzündungen der Atemwege oder Brustdrüsen und rheumatische Beschwerden.

Zwiebel

Zwiebel © Ernst Frühmann

Betrachtet man die Familie der Lauchgewächse, dann gibt es drei Vertreter, die uns bestens geläufig und bekannt sind. Alle drei finden wir als wichtige Lebensmittel in der Zubereitung von Speisen, die dabei nicht nur wegen ihres besonderen Geschmacks geschätzt werden, sondern auch gleichzeitig für die Gesundheit als wertvoll eingestuft werden.

Während der Bärlauch im Frühjahr viele Speisen als Zutat erobert hat, ist der Knoblauch neben seiner Verwendung in der Küche in Nahrungsergänzungsmitteln und Arzneimitteln als Knoblauchpulver oder Ölmazerat ein fixer Bestandteil in Kombinationen mit Mistelextrakten und Weißdornextrakten. Die Zwiebel ist natürlich aus der Küche nicht wegzudenken, aber ihre größte Bedeutung aus medizinischer Sicht liegt in ihrer Anwendung als Arzneimittel in der Homöopathie oder auch in der Ayurveda-Medizin.

Die Zwiebel, die auch als Sommer- oder Speisezwiebel bezeichnet wird, hat mehrere Varietäten wie die Schalotte (var. ascalonicum), die Winterzwiebel (var. cepiforme) oder die Etagenzwiebel (var. viviparum).

Zwiebel © Ernst Frühmann

Zwiebel © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

In der Volksheilkunde gibt man Zwiebelextrakte – Sirup oder Tinktur – zur Vorbeugung altersbedingter Gefäßerkrankungen (ähnlich den Knoblauchwirkungen), bei Appetitlosigkeit, Husten oder Katarrhen der oberen Luftwege, bei Asthma und auch bei Verdauungsstörungen.

Äußerlich kommen sie bei Insektenstichen, leichten Verbrennungen, Blutergüssen oder zur Behandlung von Narben, Warzen und Hühneraugen zur Anwendung. Beliebt ist auch das Auflegen von Zwiebelscheiben bei Ohrenschmerzen von Kindern.

In der Ayurvedamedizin Indiens hat die Küchenzwiebel einen hohen Stellenwert bei der Behandlung von Entzündungen und Schmerzen, als Schleim bildendes, Auswurf förderndes Mittel bei Husten, bei verschiedenen Verdauungsproblemen, als wassertreibendes Mittel und bei juckender, irritierter Haut.

Allium cepa in der Homöopathie:

Allium cepa ist zunächst einmal das klassische Mittel, wenn Schleimhäute – Nase, Auge – gereizt sind. Immer dann, wenn ein scharfes, dünnes Sekret aus der Nase kommt und die Nasenöffnung rötet oder die Augen tränen, dann ist Allium cepa in niedriger Potenzierung eine Option. Wärme und der Abend verschlechtern den Zustand; frische Luft und Bewegung bringen Erleichterung. Ein weiteres lohnendes Einsatzgebiet sind Nervenschmerzen nach chirurgischen Eingriffen oder Amputationen in Form eines Phantomschmerzes oder Stumpfneuralgien.

Zwiebel © Ernst Frühmann

Zwiebel © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Seit rund 6000 Jahren ist die Zwiebel ein wertvolles Lebensmittel zur Erhaltung der Kraft und Gesundheit, aber auch eine wichtige Grundlage für Arzneimittel in der Ayurvedamedizin und seit 200 Jahren auch für die Homöopathie. Die Volksmedizin nützt die Inhaltsstoffe der Zwiebel für innerliche Anwendungen bei Erkrankungen der Atemwege (Husten, Asthma), der Verdauungsorgane bei Appetitmangel u.a., zur natürlichen Senkung erhöhter Blutzucker-, Blutdruck- und Blutfettwerte. Auch das Auflegen von Zwiebelscheiben bei Ohrenschmerzen von Kindern gehört zum Erfahrungsschatz der Volksmedizin.

Tüpfel-Johanniskraut

Tüpfel-Johanniskraut © Ernst Frühmann

Die Menschen haben dieser Pflanze viele Namen gegeben, wie Hartheu, Sonnwendkraut, Hexenkraut, Jageteufel, Herrgottsblut oder in der Steiermark Tausendlöcherlkraut; Namen, die ausdrucksstark dieses “Kraut” charakterisieren.

Mit Hartheu drückte man aus, dass das Heu für die Tiere durch die harten Stängel schlecht genießbar war; Johanniskraut zeigt an, dass diese Heilpflanze um „Johanni“ – am 24. Juni – blüht oder auch, dass dahinter Johannes der Täufer steht.

Das Hexenkraut vermittelt uns seine Verwendung im Mittelalter und das steirische Tausendlöcherlkraut bezieht sich auf die hellen Punkte (Ölzellen) in den Blättern, die man früher mit dem Teufel in Verbindung brachte, der vor Wut die Blätter mit der Nadel durchbohrt hatte, weil die Menschen durch das Johanniskraut vor Hexen und teuflischen Dämonen geschützt waren.

Man schreibt dem Johanniskraut besondere Kraft zu, wenn es am Namenstag geerntet wird; es wirkt dann besonders gut gegen das Böse und Dämonische.

Wenn man getrocknete Johanniskrautbüschel unter das Dach hängt, bewahren diese vor Schäden wie Blitzschlag.

Tüpfel-Johanniskraut © Ernst Frühmann

Tüpfel-Johanniskraut © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Wesentlich für die Wirkung von Johanniskrautzubereitungen ist die Arzneiform und die darin enthaltenen Inhaltsstoffe; Tee, Tinktur, Fluid-Extrakte, Öl oder standardisierter Extrakt weisen unterschiedliche Konzentration der Wirkstoffe auf.

Das rotgefärbte Johanniskrautöl wird aus Oliven-, Weizenkeim- oder Sonnenblumenöl hergestellt und kann innerlich als gallentreibendes Mittel oder als Schutz für einen gereizten Magen Anwendung finden; äußerlich wird es wegen seiner entzündungshemmenden Wirkung als Wundheilmittel oder bei Verbrennungen, aber auch bei Muskelverletzungen und Verstauchungen eingesetzt.

Das getrocknete Kraut (bis zu 4 Gramm täglich) wird zur Teeherstellung verwendet. Der Tee sollte über mehrere Wochen zur Behandlung von Angst und nervöser Unruhe, bei Schlafstörungen und gegen depressive Verstimmung getrunken werden.

Eine Behandlung über Monate ist wegen der guten Verträglichkeit und geringen Nebenwirkungsrate möglich. Dies gilt auch für hochwertige standardisierte Extrakte, die für Fertigarzneimittel verwendet werden. Sie eignen sich besonders gut zur Behandlung leichter bis mittelschwerer Depressionen, zeigen ähnlich gute Ergebnisse wie synthetische Antidepressiva, aber mit wesentlich geringeren Nebenwirkungen, wie z.B. keine Gewichtszunahme bei Langzeitbehandlung. Es ist aber auf die Rezeptpflicht verschiedener Arzneimittel aus Johanniskraut zu achten.

Auch die SAD, das ist die saisonabhängige Depression, die sich besonders in den Herbst- und Wintermonaten durch Schlafbedürfnis, Müdigkeit, verminderten Antrieb, Kohlenhydrathunger, Gewichtszunahme u.a. ausdrückt, ist günstig mit hochwertigen Johanniskrautextrakten zu therapieren; die Erfolgsquote erreicht Werte, die mit einer Lichttherapie vergleichbar sind.

Trotz bester Ergebnisse in Studien sollte nicht übersehen werden, dass Johanniskraut kein Wundermittel ist; es gibt auch hier Patienten, die mit diesen hochwertigen Extrakten nicht hinreichend erfolgreich behandelt werden können.

Die Dosisempfehlung war in den letzten Jahren dreimal täglich 300 mg oder auch zweimal täglich 425 mg.

In der Volksheilkunde wird Johanniskrautöl wegen seines Gerbstoffgehaltes bei Durchfällen verwendet; außerdem wird es als harntreibendes Mittel, bei Gicht und Rheumatismus, sowie bei Bettnässen gegeben.

Die Homöopathie verwendet das frische, blühende Kraut zur Bereitung der Urtinktur. Homöopathische Zubereitungen finden Anwendung bei starken Schmerzzuständen und bei Nervenschmerzen, ebenso zur Behandlung von Depressionen u.a.m.

Wechselwirkungen

Die durch Studien belegten Wechselwirkungen mit verschiedenen anderen Medikamenten sind bedeutend; daher sollte der Arzt immer über die Einnahme eines Johanniskrautproduktes informiert sein.

Wesentlichen Einfluß üben Johanniskrautextrakte auf Präparate vom Cumarintyp aus, die zur Blutverdünnung gegeben werden; dabei wird die Wirkung vermindert, d.h. dass das Blut nicht genügend verdünnt wird.

Gänzlich abgesetzt sollte Johanniskraut werden, wenn – wie bei transplantierten Patienten – die Einnahme von Cyclosporin nötig ist, da der Abstoßungsschutz transplantierter Organe stark herabgesetzt werden kann.

Bei Frauen, die niedrig dosierte Antibabypillen einnehmen, ist Vorsicht geboten. Auch die Kombination mit synthetischen Antidepressiva vom Typ SSRI (z.B. Seropram) ist zu vermeiden. Probleme gab es auch bei der gleichzeitigen Einnahme von Aids- bzw. HIV-Medikamenten (z.B. Indinavir).

Für Patienten, die ein herzwirksames Digoxinpräparat einnehmen, ist zu bedenken, dass der Digoxinspiegel um bis zu 25 % absinken kann.

Johanniskrautextrakte können die Wirkung anderer Medikamente vermindern, aber auch – wie bei synthetischen Antidepressiva – verstärken.

Über eine Einnahme von freiverkäuflichen oder verordneten, rezeptpflichtigen Johanniskrautpräparaten sollte daher auch immer aus der Sicht der Wechselwirkung entschieden werden.

 

Arzneiformen

Teezubereitung: 1 – 2 Teelöffel der Droge werden mit 150 ml siedendem Wasser übergossen. Man lässt 10 Minuten ziehen und seiht ab. Morgens und abends sind je 1 bis 2 Tassen Tee jeweils frisch bereitet zu trinken.

Als tägliche Dosis werden 2 – 4 g getrocknete Droge angegeben.

Man sollte sich dennoch im Klaren sein, dass durch den stark schwankenden Gehalt von Hyperforin in den Johanniskrautpflanzen – 0,2 bis 4 % – ein stark schwankender Anteil von Wirkstoffen bei einer Teekur gegenüber standardisierten Johanniskrautpräparaten zu erwarten ist. Zusätzlich ist zu bedenken, dass der fettlösliche Wirkstoff Hyperforin nur in geringen Teilen in eine Teezubereitung übergeht.

 

Herstellung von Johanniskraut Öl:

Die frischen Johanniskrautblüten – 25 Teile – werden zerquetscht und mit Olivenöl – 100 Teile – übergossen. Man lässt es in einem hellen, offenen Gefäß – an einem warmen Ort – unter oftmaligem Umschütteln gären; dann wird das Gefäß verschlossen und ca. sechs Wochen an einen sonnigen Ort gestellt, bis das Öl leuchtend rot gefärbt ist. Danach wird das Öl abgepresst und mit Natriumsulfat – 6 Teile – entwässert.

Tüpfel-Johanniskraut © Ernst Frühmann

Tüpfel-Johanniskraut © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

 Schon die Ärzte der Antike nützten die Wirkungen des Johanniskrauts.

Besonders im Mittelalter stand zusätzlich die Zauberkraft dieser Heilpflanze im Vordergrund.

Die moderne Medizin schätzt Hypericum in Form hochwertiger Extrakte als wertvolles Antidepressivum bei leichten bis mittelschweren Depressionen, Angst und Unruhezuständen. Wegen der möglichen Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln sollte der Arzt über die Einnahme von hochdosierten Extrakten immer informiert werden.

Die Verwendung von Hypericum D6 bei Schmerzzuständen oder des roten Johanniskrautöls haben durchaus ihre Berechtigung.

Stevia

Stevia © Ernst Frühmann

Mit der Steviapflanze begeben wir uns in ein Gebiet, das von dem Begriff einer klassischen Heilpflanze etwas abweicht. Sie ist aber in ihrer Heimat Südamerika in der Volksmedizin durchaus verankert.

Stevia ist aber vor allem eine Pflanze, die seit vielen Jahren wegen ihrer Süßkraft intensiv diskutiert wurde und deren Zulassung – auch in der EU – vehement gefordert worden ist. Seit 2011 sind jene Stoffe in der EU als Lebensmittelzusatzstoffe zugelassen, die die Süßkraft dieser Pflanze begründen. Diese Steviolglykoside dürfen nun auch in der EU in Verkehr gebracht werden. Es sind aber mit dieser Zulassung nicht gleichzeitig Stevia als Pflanze oder deren Blätter als Süßungsmittel erlaubt, da noch keine Klarheit über die restlichen Inhaltsstoffe in der Stevia besteht.

Dies führt nun wieder zu Diskussionen, ob diese Stoffe natürlich sind; als Naturprodukt versteht die eine Seite nur die Pflanze oder den Gesamtextrakt, während die andere Seite die vorliegenden Steviolglykoside – in der Natur in dieser Form entstanden – als natürlich bezeichnet.

 

Stevia © Ernst Frühmann

Stevia © Ernst Frühmann

Verwendung von Stevia und Steviolglykosiden

Da die Steviolglykoside nicht nur süß sondern auch bitter vermitteln, ist die Industrie dazu übergegangen, dass das Glykosid Rebaudiosid A mit den besten sensorischen Eigenschaften (am süßesten und am wenigsten bitter) in möglichst hohem Anteil eingebunden wird. Zusätzlich werden oft Zucker und andere Produkte in das Endprodukt „Stevia“ eingebaut, damit es zu einem geschmacklich möglichst zuckerähnlichen Produkt kommt.

Es wurde auch eine Empfehlung für die Tageshöchstmenge festgelegt. Die Dosis von 4 mg Steviol pro kg Körpergewicht (KG) soll nicht überschritten werden. Das bedeutet, dass umgerechnet 12 mg pro kg KG von dem Glykosid Rebaudiosid A verzehrt werden dürfen.

Wenn man nun bedenkt, dass bei einem Menschen mit einem Gewicht von 70 kg KG 840 mg Rebaudiosid A eingenommen werden könnten, dann entspricht dies einem Wert von 252 g Zucker; das entspricht der 5-fachen Menge, die von der WHO für Zucker empfohlen wurde.

Dieses Beispiel zeigt, dass Steviolglykoside durchaus eine Zucker sparende und damit Kalorien minimierende Komponente sein können.

Damit werden auch folgende Argumente für den vermehrten Einsatz von Steviolglykosiden unterstützt, die immer wieder kolportiert werden:

„Stevia“ bei Fettleibigkeit, bei leicht erhöhtem Blutzucker oder bei Diabetes zu verwenden, „Stevia“ beugt Karies oder Zahnfleischerkrankungen vor und „Stevia“ hilft bei Juckreiz von Neurodermitis.

Mit den Steviolglykosiden kann man auf Grund der hohen Süßkraft durchaus Zucker und damit Kalorien einsparen. Man sollte aber dennoch versuchen, die „Lust auf Süßes“ durch entsprechende Ernährung zu minimieren um damit der Gesundheit einen wesentlichen Dienst zu erweisen.

 

Stevia © Ernst Frühmann

Stevia © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Stevia kann in Europa nicht als Heilpflanze im engeren Sinn gesehen werden. Sie hat aber wegen ihrer Zuckerersatzstoffe das Interesse auf sich gelenkt.

Die süß schmeckende Pflanze ist als Süßstoff nicht zugelassen, sondern nur die Stoffe, die für den süßen Geschmack verantwortlich sind. Dabei geht es um die „Naturstoffe“ Steviol und Rebaudiosid A; letzteres wird wegen seines besonders zuckerähnlichen Geschmacks geschätzt.

Stevia wird auch immer wieder positiv erwähnt, wenn es um Übergewicht, Diabetes, Karies oder Juckreiz bei Neurodermitis geht.

Sanikel

Sanikel  © Ernst Frühmann

Die hohe Wertschätzung dieser Heilpflanze ist bereits aus ihrem lateinischen Namen sichtbar. Sanare (heilen) steckt im Namen Sanicula, und diese Heilkraft des Sanikel wurde bei vielen Erkrankungen im Volk genützt. Aus dem lateinischen Namen ist die Sanicula weiblich; im deutschen Sprachgebrauch hat sich eher der Sanikel als männlich durchgesetzt.

Durch ähnliche Namen kam es auch zur Verwendung anderer Pflanzen. Die Große Sterndolde wird auch als Schwarzer Sanikel bezeichnet, die statt des Sanikel Anwendung fand; sie hat zwar auch Triterpensaponine und Flavonoide als Inhaltsstoffe, diese besitzen aber doch andere chemische Strukturen und Wirkungen. Als weitere Verwechslungsmöglichkeit gibt es die Zahnwurz, die auch als Sanigl bezeichnet wurde.

Rund 40 Arten der Sanikel sind auf der Welt in verschiedenen Kontinenten verteilt. In Europa finden wir in der Natur nur diesen Sanikel.

Sanikel  © Ernst Frühmann

Sanikel © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung 

Die Anwendung des Sanikel finden wir heute in der Phytotherapie, in der Volksmedizin und in der Homöopathie.

In der Phytotherapie gilt die Anwendung bei leichten Katarrhen der Luftwege als anerkannt. Dazu werden Teezubereitungen aus den getrockneten Sanikel-Pflanzen in einer Menge von 4 – 6 Gramm/Tag empfohlen. Wenn es notwendig ist, kann Sanikel-Kraut für Teezubereitungen mit anderen, gegen Husten wirksame Heilpflanzen, kombiniert werden.

In der Volksmedizin schätzte man die Wirkungen dieser Heilpflanze bei Blutungen im Magen- und Darmtrakt, bei der Behandlung von Wunden, bei Quetschungen und Zerrungen, bei Entzündungen des Rachens oder des Zahnfleisches.

In der Homöopathie werden die frischen, blühenden, oberirdischen Teile der Pflanze verarbeitet. Als Anwendungsgebiete gelten Durchfallerkrankungen.

 

Teezubereitung:

1 Teelöffel der Sanikel-Droge wird mit 150 ml kochendem Wasser übergossen; man lässt 10 min. ziehen und seiht ab. Meist werden 2 – 3 Tassen täglich bis zum Abklingen der Symptome getrunken.

 

Altes Rezept bei Magengeschwüren:

Sanikelblätter, Ringelblumenblüten, Vogelknöterichkraut und Bockshornkleesamen zu gleichen Teilen (z.B. je 25 Gramm) mischen. 4 TL davon mit 250 ml Wasser (wie oben) zubereiten.

 

Hausmittel bei offenen Wunden:

Die Blätter und Blüten werden in Butter gekocht, das auf Körpertemperatur abgekühlte Filtrat auf die Wunde gelegt.

 

Sanikel  © Ernst Frühmann

Sanikel © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Der Sanikel wird seit rund fünfhundert Jahren in der Volksmedizin als Heilpflanze sehr geschätzt. Am besten gedeiht die Pflanze in den Laubwäldern Europas. Geerntet werden die blühenden Pflanzen im späteren Frühjahr bei einem hohen Gehalt an Triterpensaponinen. Von der Medizin anerkannt ist die Wirksamkeit bei leichten Katarrhen der Luftwege. Die Volksmedizin schätzt Zubereitungen aus dem Sanikel auch zur Wundbehandlung, bei Blutungen im Magen- und Darmbereich, bei Entzündungen im Rachen und bei Quetschungen oder Zerrungen.

 

Thymian

Thymian © Ernst Frühmann

Der Thymian zählt gesichert seit 2000 Jahren zu den bekannten Heilpflanzen und ist auch heute noch eine bedeutende Heilpflanze zur Herstellung von Tees, Extrakten, Sirupen und Fertigarzneimitteln bei Erkrankungen, bei denen Schleim verflüssigt werden oder krampfartiger Husten beruhigt werden soll.

Der Echte und der Spanische Thymian können alleine oder in Kombination mit anderen Heilpflanzen, die gegen Husten wirksam sind, zur Anwendung kommen. In vielen Fällen kann mit Thymian allein das Auslangen gefunden werden; er wird aber auch oft als unterstützendes Mittel in einer adjuvanten Therapie wertvoll sein. Der Thymian ist für alle Altersgruppen – vom Baby bis zum älteren Menschen – gut geeignet. Im Jahr 2006 war der Echte Thymian die Arzneipflanze des Jahres. 

Thymian © Ernst Frühmann

Thymian © Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin

Durch seine Wirkstoffe wird der Thymian berechtigterweise als Hustenkrampf lösendes Mittel bei akuter und chronischer Bronchitis sowie Katarrhen der oberen Luftwege verwendet.

Der Thymian dient auch zur äußerlichen Anwendung als Mund- und Gurgelmittel bei Entzündungen im Mund – und Rachenraum. Durch seine hautreizenden Eigenschaften finden wir den Thymian auch in Einreibungen und Badezusätzen.

Die Inhaltsstoffe des Thymians wirken aber auch auf den Magen und die Verdauungsorgane. So wird der Appetit etwas gesteigert und die Speisen – besonders fette Speisen – durch den Zusatz von Thymian besser vertragen und verdaut. Damit werden oft auch Gärungserscheinungen im Darm und krampfartige Beschwerden im Verdauungstrakt vermindert oder beseitigt.

Arzneiformen:

Sehr häufig wird der Thymian als Tee zubereitet. Man kann ihn als Einzeldroge verwenden; dann übergießt man 1 Teelöffel (1,5 g) mit 150 ml kochendem Wasser, lässt 10 – 15 Minuten zugedeckt ziehen, seiht ab und trinkt mehrmals täglich eine Tasse.

Eine Mischung aus Spitzwegerichkraut, Primelwurzel und Thymiankraut zu gleichen Teilen erweitert das Wirkungsspektrum und ist daher eine gute Alternative zum Thymian als Einzeldroge.

Die Verwendung von flüssigen Extrakten des Thymians hat sich besonders bewährt. So werden Tinkturen, Fluid- oder Trockenextrakte, besonders aber Sirupe wegen der guten Dosierbarkeit oft mit Erfolg gegeben.

Als Homöopathikum wird der Thymian nur selten verwendet.

Thymian als Gewürz

Der Thymian wird in der Küche wegen seines intensiven Geruchs und wegen seines würzig aromatischen und ein wenig harzigen Geschmacks geschätzt.

Er passt sehr gut zu Fleischgerichten, aber auch zu Fischterrinen, Saucen und Salaten. Auch verschiedene Gemüse werden gerne mit Thymian gewürzt, wie z.B. Kohlgerichte, Zucchini oder Tomaten.

Thymian soll eher sparsam verwendet werden; er kann sowohl frisch als auch getrocknet verarbeitet werden.

Eine Kombination mit Rosmarin, Oregano, Salbei oder Bohnenkraut gibt einer Speise mediterranes Flair. 

Risiken und Gegenanzeigen

Nebenwirkungen sind kaum zu erwarten. Einzig eine hohe Dosierung mit Thymol kann Probleme bringen – besonders in der Schwangerschaft. Dies ist aber bei normaler Dosierung in Form von Tee oder Extrakten nicht zu erwarten.

 

Thymian © Ernst Frühmann

Thymian © Ernst Frühmann

 

Zusammenfassung

Der Echte Thymian ist seit vielen Jahrhunderten in Europa ein altes und bewährtes Arzneimittel bei verschiedenen Erkrankungen. Besondere Bedeutung hat der Thymian bei Erkrankungen der oberen Luftwege, bei akuten und chronischen Bronchitiden. Hier entfalten verschiedene Bestandteile des ätherischen Öls ihre expektorierenden Eigenschaften und die Hustenkrampf lösende Wirkung.

Bei Erkrankungen im Magen-Darmbereich wird er seltener eingesetzt.

Einen wichtigen Platz hat der Thymian als schmackhaftes Gewürz in der Küche.

 

Malabarnuss

Malabarnuss © Ernst Frühmann

Die Bedeutung dieser Heilpflanze liegt darin, dass sie in der Ayurveda Medizin seit vielen Jahrhunderten bei Erkrankungen der Atemwege besonders geschätzt wird und bis heute als Pflanzenextrakt auch reichliche Anwendung findet.

In Europa haben Extrakte aus der Pflanze nie den Stellenwert erlangt, den diese in Indien und den angrenzenden Ländern besitzt. Dafür hat bei uns eine Variante des Inhaltsstoffes Vasicin als synthetisch hergestelltes Arzneimittel den Ruf erlangt, eines der besten schleimlösenden Heilmittel zu sein.

Der Name Malabar schafft eine Verbindung zur südlichen Westküste Indiens, die auch Malabarküste genannt wird. Deren Bewohner werden Malabaren genannt und ihre Sprache ist das Malajalam.

Obwohl die Malabarnuss meistens als Adhatoda vasica bezeichnet wird, wäre es richtiger, dass man ihr die Bezeichnung Justicia adhatoda gibt, da sie heute der Gattung Justicia zugeschlagen wird.

Malabarnuss © Ernst Frühmann

Malabarnuss © Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin

Grundsätzlich kommen Extrakte aus der Pflanze nur in Indien und auf Sri Lanka in der medizinischen Behandlung von Atemswegserkrankungen zum Einsatz. Diese Extrakte zeigen erweiternde Wirkungen auf die Bronchialgefäße, Auswurf fördernde und krampflösende Eigenschaften.

In Europa anerkennt man die oben genannten Wirkungen, nützt diese hervorragenden Eigenschaften dieser Heilpflanze über chemische Substanzen, die in den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts aus den Leitsubstanzen der Malabarnuss entwickelt wurden. Bei der Veränderung des Alkaloids Vasicin zur chemischen Substanz Bromhexin ist man auf ein Arzneimittel gekommen, das zu den besten sekretlösenden Heilmitteln zählt, die wir heute bei Erkrankungen des Bronchialtraktes verwenden. Eine Weiterentwicklung dieses Arzneimittels führte zu einem in der Leber beim Abbau von Bromhexin gebildeten Hauptmetaboliten, dem Ambroxol. Man könnte damit sagen, dass die aus der Indischen Medizin stammende Heilpflanze und deren Alkaloid Vasicin zu sehr guten Arzneimitteln bei Husten mit zähem Sekret oder bei Erkältungskrankheiten mit Beteiligung der Nebenhöhlen geführt hat.

Wissenschaftler erwarten noch weitere erfolgreiche Arzneimittel durch Veränderung der natürlichen Alkaloide aus den Malabarnussblättern.

Anwendung in der Homöopathie

Die Extrakte aus frischen Blättern der Malabarnuss sind die Grundlage für die Anwendung in der Homöopathie. Homöopathische Zubereitungen werden zur Behandlung akuter Entzündungen der Atemwege oder bei der allergischen Rhinitis, wie Heuschnupfen eingesetzt.

Anwendung in der Ayurveda Medizin

In der Traditionellen Medizin Indiens gelten die Blätter der Malabarnuss als das Mittel der Wahl bei Asthma und Lungentuberkulose. In einer alten Schrift heißt es, dass „niemand, der an dieser Krankheit leidet, zu verzweifeln braucht, solange diese Heilpflanze existiert“.

Bei Atemwegserkrankungen wie Husten, Bronchitis, Tuberkulose, Asthma oder Nebenhöhlenentzündung werden die Schleim lösenden, Auswurf fördernden, antiasthmatischen, Krampf lösenden und Entzündungen hemmenden Wirkungen genützt.

Extrakte der Heilpflanze besitzen die Eigenschaften leicht und trocken, womit sie auf Kapha senkend wirken; durch die kühlende Wirkung verringern sie Pitta; der bittere, herbe Geschmack unterstützt zusätzlich diese Wirkungen.

Bei Husten mit zähem Schleim werden 2 Teelöffel eines frischen Saftes aus den Blättern der Heilpflanze mit Honig oder mit einem Teelöffel Ingwerwurzelsaft gemischt und verabreicht.

Malabarnuss © Ernst Frühmann

Malabarnuss © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Malabarnuss hat ihre Heimat im Süden Asiens. Besondere Bedeutung haben Extrakte aus den Blättern in der Ayurveda Medizin in Indien und auf Sri Lanka bei Husten, Bronchitis, Asthma und Nebenhöhlenentzündungen wegen ihrer Schleim lösenden, Auswurf fördernden, antiasthmatischen, Krampf lösenden und Entzündungen hemmenden Wirkungen.

In Europa kommen homöopathische Zubereitungen bei allergischer Rhinitis zum Einsatz.

Bei der medizinischen Anwendung stützt man sich in Europa auf chemische Substanzen, die aus dem Vasicin, einem Alkaloid der Malabarnuss, entwickelt wurden. Diese kommen bei entzündlichen Erkrankungen im Bronchialbereich – gepaart mit zähem Schleim – sehr erfolgreich zur Anwendung.

 

 

 

 
 

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