Tüpfel-Johanniskraut

Hypericum perforatum L.

Die Menschen haben dieser Pflanze viele Namen gegeben, wie Hartheu, Sonnwendkraut, Hexenkraut, Jageteufel, Herrgottsblut oder in der Steiermark Tausendlöcherlkraut; Namen, die ausdrucksstark dieses “Kraut” charakterisieren.

Mit Hartheu drückte man aus, dass das Heu für die Tiere durch die harten Stängel schlecht genießbar war; Johanniskraut zeigt an, dass diese Heilpflanze um „Johanni“ – am 24. Juni – blüht oder auch, dass dahinter Johannes der Täufer steht.

Das Hexenkraut vermittelt uns seine Verwendung im Mittelalter und das steirische Tausendlöcherlkraut bezieht sich auf die hellen Punkte (Ölzellen) in den Blättern, die man früher mit dem Teufel in Verbindung brachte, der vor Wut die Blätter mit der Nadel durchbohrt hatte, weil die Menschen durch das Johanniskraut vor Hexen und teuflischen Dämonen geschützt waren.

Man schreibt dem Johanniskraut besondere Kraft zu, wenn es am Namenstag geerntet wird; es wirkt dann besonders gut gegen das Böse und Dämonische.

Wenn man getrocknete Johanniskrautbüschel unter das Dach hängt, bewahren diese vor Schäden wie Blitzschlag.

Tüpfel-Johanniskraut © Ernst Frühmann

Tüpfel-Johanniskraut © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Wesentlich für die Wirkung von Johanniskrautzubereitungen ist die Arzneiform und die darin enthaltenen Inhaltsstoffe; Tee, Tinktur, Fluid-Extrakte, Öl oder standardisierter Extrakt weisen unterschiedliche Konzentration der Wirkstoffe auf.

Das rotgefärbte Johanniskrautöl wird aus Oliven-, Weizenkeim- oder Sonnenblumenöl hergestellt und kann innerlich als gallentreibendes Mittel oder als Schutz für einen gereizten Magen Anwendung finden; äußerlich wird es wegen seiner entzündungshemmenden Wirkung als Wundheilmittel oder bei Verbrennungen, aber auch bei Muskelverletzungen und Verstauchungen eingesetzt.

Das getrocknete Kraut (bis zu 4 Gramm täglich) wird zur Teeherstellung verwendet. Der Tee sollte über mehrere Wochen zur Behandlung von Angst und nervöser Unruhe, bei Schlafstörungen und gegen depressive Verstimmung getrunken werden.

Eine Behandlung über Monate ist wegen der guten Verträglichkeit und geringen Nebenwirkungsrate möglich. Dies gilt auch für hochwertige standardisierte Extrakte, die für Fertigarzneimittel verwendet werden. Sie eignen sich besonders gut zur Behandlung leichter bis mittelschwerer Depressionen, zeigen ähnlich gute Ergebnisse wie synthetische Antidepressiva, aber mit wesentlich geringeren Nebenwirkungen, wie z.B. keine Gewichtszunahme bei Langzeitbehandlung. Es ist aber auf die Rezeptpflicht verschiedener Arzneimittel aus Johanniskraut zu achten.

Auch die SAD, das ist die saisonabhängige Depression, die sich besonders in den Herbst- und Wintermonaten durch Schlafbedürfnis, Müdigkeit, verminderten Antrieb, Kohlenhydrathunger, Gewichtszunahme u.a. ausdrückt, ist günstig mit hochwertigen Johanniskrautextrakten zu therapieren; die Erfolgsquote erreicht Werte, die mit einer Lichttherapie vergleichbar sind.

Trotz bester Ergebnisse in Studien sollte nicht übersehen werden, dass Johanniskraut kein Wundermittel ist; es gibt auch hier Patienten, die mit diesen hochwertigen Extrakten nicht hinreichend erfolgreich behandelt werden können.

Die Dosisempfehlung war in den letzten Jahren dreimal täglich 300 mg oder auch zweimal täglich 425 mg.

In der Volksheilkunde wird Johanniskrautöl wegen seines Gerbstoffgehaltes bei Durchfällen verwendet; außerdem wird es als harntreibendes Mittel, bei Gicht und Rheumatismus, sowie bei Bettnässen gegeben.

Die Homöopathie verwendet das frische, blühende Kraut zur Bereitung der Urtinktur. Homöopathische Zubereitungen finden Anwendung bei starken Schmerzzuständen und bei Nervenschmerzen, ebenso zur Behandlung von Depressionen u.a.m.

Wechselwirkungen

Die durch Studien belegten Wechselwirkungen mit verschiedenen anderen Medikamenten sind bedeutend; daher sollte der Arzt immer über die Einnahme eines Johanniskrautproduktes informiert sein.

Wesentlichen Einfluß üben Johanniskrautextrakte auf Präparate vom Cumarintyp aus, die zur Blutverdünnung gegeben werden; dabei wird die Wirkung vermindert, d.h. dass das Blut nicht genügend verdünnt wird.

Gänzlich abgesetzt sollte Johanniskraut werden, wenn – wie bei transplantierten Patienten – die Einnahme von Cyclosporin nötig ist, da der Abstoßungsschutz transplantierter Organe stark herabgesetzt werden kann.

Bei Frauen, die niedrig dosierte Antibabypillen einnehmen, ist Vorsicht geboten. Auch die Kombination mit synthetischen Antidepressiva vom Typ SSRI (z.B. Seropram) ist zu vermeiden. Probleme gab es auch bei der gleichzeitigen Einnahme von Aids- bzw. HIV-Medikamenten (z.B. Indinavir).

Für Patienten, die ein herzwirksames Digoxinpräparat einnehmen, ist zu bedenken, dass der Digoxinspiegel um bis zu 25 % absinken kann.

Johanniskrautextrakte können die Wirkung anderer Medikamente vermindern, aber auch – wie bei synthetischen Antidepressiva – verstärken.

Über eine Einnahme von freiverkäuflichen oder verordneten, rezeptpflichtigen Johanniskrautpräparaten sollte daher auch immer aus der Sicht der Wechselwirkung entschieden werden.

 

Arzneiformen

Teezubereitung: 1 – 2 Teelöffel der Droge werden mit 150 ml siedendem Wasser übergossen. Man lässt 10 Minuten ziehen und seiht ab. Morgens und abends sind je 1 bis 2 Tassen Tee jeweils frisch bereitet zu trinken.

Als tägliche Dosis werden 2 – 4 g getrocknete Droge angegeben.

Man sollte sich dennoch im Klaren sein, dass durch den stark schwankenden Gehalt von Hyperforin in den Johanniskrautpflanzen – 0,2 bis 4 % – ein stark schwankender Anteil von Wirkstoffen bei einer Teekur gegenüber standardisierten Johanniskrautpräparaten zu erwarten ist. Zusätzlich ist zu bedenken, dass der fettlösliche Wirkstoff Hyperforin nur in geringen Teilen in eine Teezubereitung übergeht.

 

Herstellung von Johanniskraut Öl:

Die frischen Johanniskrautblüten – 25 Teile – werden zerquetscht und mit Olivenöl – 100 Teile – übergossen. Man lässt es in einem hellen, offenen Gefäß – an einem warmen Ort – unter oftmaligem Umschütteln gären; dann wird das Gefäß verschlossen und ca. sechs Wochen an einen sonnigen Ort gestellt, bis das Öl leuchtend rot gefärbt ist. Danach wird das Öl abgepresst und mit Natriumsulfat – 6 Teile – entwässert.

Tüpfel-Johanniskraut © Ernst Frühmann

Tüpfel-Johanniskraut © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

 Schon die Ärzte der Antike nützten die Wirkungen des Johanniskrauts.

Besonders im Mittelalter stand zusätzlich die Zauberkraft dieser Heilpflanze im Vordergrund.

Die moderne Medizin schätzt Hypericum in Form hochwertiger Extrakte als wertvolles Antidepressivum bei leichten bis mittelschweren Depressionen, Angst und Unruhezuständen. Wegen der möglichen Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln sollte der Arzt über die Einnahme von hochdosierten Extrakten immer informiert werden.

Die Verwendung von Hypericum D6 bei Schmerzzuständen oder des roten Johanniskrautöls haben durchaus ihre Berechtigung.

 

Heilpflanzen Artikel!

Lehrgang für PKAs

Heilkräuter Coach

Unser Buch