Mariendistel

Mariendistel © Ernst Frühmann

Seit mehreren Jahrzehnten ist die Mariendistel eine durch viele Studien belegte und bewährte Arzneipflanze bei progressiven Erkrankungen der Leber, die ohne den prophylaktischen oder therapeutischen Einsatz von Extrakten aus den Fruchtschalen zur Zerstörung der Leberzellen führen. In Würdigung der bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse über sie, aber auch der letzten Forschungsergebnisse mit neuen Perspektiven für die zukünftige Anwendung hochwertiger Mariendistelextrakte, hat die HMPPA (Herbal Medicinal Products Platform Austria) die Mariendistel zur Arzneipflanze 2021 gekürt.

In Anlehnung an das distelähnliche Aussehen der Mariendistel gab man ihr zunächst den Namen Carduus marianus L. und vereinte damit die Bezeichnung der Römer für eine Distelart mit marianus, das auf eine Legende zu Ehren der hl. Maria hinweist. Danach sollen die weißen Streifen entlang der Nervatur in den Blättern der Mariendistel von der Milch der Muttergottes stammen, da beim Stillen des Jesuskindes ein paar Tropfen auf den Boden gefallen sind, die von der Pflanze aufgenommen wurden.

Mariendistel © Ernst Frühmann

Mariendistel © Ernst Frühmann

 

Medizinische Anwendung 

Die Hauptwirkung der Extrakte aus den Mariendistelfrüchten wird dem Silymarin zugeschrieben. Dieser Wirkstoffkomplex verändert einerseits die Struktur der Leberzellmembranen so, dass Gifte (Toxine) nicht in das Innere der Zellen eindringen können oder erschwert transportiert werden; zusätzlich besitzen Extrakte auch Radikalfängereigenschaften, wirken antioxidativ, regen die Regenerationsfähigkeit der Leberzellen an. Höhere Dosen senken auch die Sterblichkeit bei Menschen mit einer alkoholbedingten Leberzirrhose. Zusätzlich hemmen Extrakte eine krankhafte Vermehrung des Bindegewebes (antifibrotische Wirkung z.B. bei Leberzirrhose), wirken entzündungshemmend, immunmodulierend und regen eine verstärkte Gallenabsonderung an.

Der Silymarinkomplex oder Silibinin werden sowohl zur Vorbeugung als auch zur Behandlung durch Gifte verursachter (toxischer) Leberschäden verwendet oder können von chronisch-entzündlichen Lebererkrankungen bis zur Leberzirrhose, bei Fettleber oder nach Hepatitiserkrankungen zur Anwendung kommen. Bei einem irrtümlichen Genuss des Knollenblätterpilzes bringt eine rechtzeitige parenterale Gabe von Silibinin, einem Wirkstoff aus dem Silymarinkomplex, die Chance, die Leberzellen dieses Patienten vor der Zerstörung durch die Giftstoffe zu schützen.

Studien der letzten Jahre eröffnen für die Zukunft hoffentlich weitere therapeutische Optionen mit Mariendistelextrakten. So gibt es Hinweise, dass Prostata-Tumorzellen im Wachstum gehemmt werden und auch deutliche protektive Wirkungen bei der Entwicklung von anderen Tumoren gefunden wurden. Hoffnungsvolle Ergebnisse gibt es auch im Bereich einer cholesterinsenkenden Wirksamkeit und einer günstigen Beeinflussung des Zuckerstoffwechsels. Auch die topische Anwendung von Silymarin gibt neue Hoffnung bei der Behandlung von Hautschäden nach einer Chemo- oder Strahlentherapie.

Für einen therapeutischen Nutzen ist einem Arzneimittel mit definiertem Silymaringehalt der Vorzug zu geben. Tagesdosen von 400 bis 600 Milligramm werden, je nach Erkrankung, für eine erfolgreiche Therapie verordnet.

Teezubereitung der Früchte: sie ist weniger sinnvoll, weil durch das Wasser nur ein geringer Anteil der Wirkstoffe gelöst werden kann und damit die teils notwendige Dosis von 3×140 Milligramm, berechnet als Silibinin fast unerreichbar ist. Wer trotzdem einen Tee versuchen will, nimmt 20 Gramm fein zerteilte Früchte pro Tasse Tee, macht daraus eine Abkochung durch längeres Kochen und seiht dann ab.

Bei dyspeptischen Beschwerden kann man 3 Gramm (= 1 Teelöffel) der zerquetschten Früchte mit kochendem Wasser übergießen und 10 bis 30 Minuten ziehen lassen; dann seiht man ab und trinkt 3 bis 4 mal täglich eine Tasse frisch bereiteten Tee.

Mariendistel © Ernst Frühmann

Mariendistel © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Mariendistel hat ihre Heimat im Mittelmeerraum, lässt sich aber auch mit bestem Erfolg in Mitteleuropa kultivieren. Die wertvollen Wirkstoffe sitzen in den Schalen der Früchte, sind aber schlecht wasserlöslich. Daher ist Extrakten mit einem gesicherten Anteil an Flavonolignanen der Vorzug zu geben.

Hochwertige Mariendistelextrakte bewirken eine Stabilisierung der Leberzellmembranen, haben Radikalfängereigenschaften und verbessern die Regenerationsfähigkeit der Leberzellen. Derzeit werden vorwiegend verschiedene Erkrankungen der Leber behandelt; für die Zukunft scheinen sich neue Möglichkeiten zu ergeben.

Kampferbaum

Kampferbaum © Ernst Frühmann

Die Gattung mit dem lateinischen Namen Cinnamomum umfasst eine große Fülle an Arten. Einige ihrer bekanntesten Vertreter sind die Zimtbäume aus China, oder der, von der Qualität höher eingeschätzte Ceylon-Zimtbaum aus Sri Lanka, dessen sekundäre Rinde wesentlich dünner ist. Auch der Kampferbaum ist keine einheitliche Art. Da der Kampferbaum von Neuseeland über Südostasien bis China beheimatet ist, unterscheiden die Botaniker hier einige Unterarten und darin noch Varietäten. Dies drückt sich auch in den unterschiedlichen Namen der Unterarten aus, die auf Region hinweisen, in denen sie zuhause sind – wie zum Beispiel Cinnamomum camphora ssp. newzealanda.

Kampferbäume können sehr alt werden – bis zu 1500 Jahre, sie können beachtliche Höhen erreichen – bis 50 Meter und mehr, ihre Stammstärke kann bei älteren Exemplaren bis über fünf Meter betragen und Kampferbäume können bei passendem Klima – wie auf Taiwan – auch bis 1800 Meter Seehöhe gedeihen.

Kampferbaum © Ernst Frühmann

Kampferbaum © Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin

Der rechtsdrehende D(+)-Kampfer, der früher aus dem ätherischen Öl des Kampferbaumes gewonnen wurde, wird heute oft durch den synthetisch hergestellten, razemischen Kampfer ersetzt. Der Kampfer ist kaum wasserlöslich und kommt durch seine Fettlöslichkeit in Salben (Brustbalsamen oder Sportsalben) oder in alkoholischen Lösungen (Kampferspiritus oder Franzbranntwein) und anderen individuellen Rezepturen oder medizinischen Produkten zur Anwendung. Es kann aber auch das ätherische Öl des Kampferbaumes angewendet werden.

Eine bewährte Kombination von Weißdorn mit D(+)-Kampfer aus dem chinesischen Kampferbaum wird zur unterstützenden Behandlung bei nachlassender Leistungsfähigkeit des Herzens angeboten und für Kreislaufregulationsstörungen bei niederem Blutdruck empfohlen. Bei funktionellen Herzbeschwerden haben sich auch Herzsalben mit einem bedeutenden Anteil an Kampfer in Kombination mit anderen ätherischen Ölen, wie Rosmarin- oder Fichtennadelöl bewährt. Bei Herzbeschwerden sollte aber immer die Therapie mit einem Arzt besprochen und auf die geringe therapeutische Breite von Kampfer geachtet werden.

Kampferöl oder Kampfer sind oft Bestandteile in Salben oder Ölen zur Inhalation bei der Behandlung von Katarrhen der Atemwege. Durch die bronchosekretolytische Wirkung des Kampfers kommt es bei der Inhalation zum erleichterten Abhusten des gebildeten Schleimes.

Die äußerliche Anwendung von Kampfersalben oder Kampferspiritus ist durch die hyperämisierende Wirkung ein altbewährtes Mittel bei stumpfen Verletzungen, Verstauchungen, Prellungen und bei neuralgischen oder rheumatischen Schmerzen.

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen

Durch Kampfer kann es zu allergischen Reaktionen kommen.

Bei Säuglingen und Kleinkindern sollen Kampfer-Zubereitungen nicht im Gesicht – besonders in der Nähe der Nase – aufgetragen werden.

Kampferbaum © Ernst Frühmann

Kampferbaum © Ernst Frühmann

Zusammenfassung 

Kampferbäume können sehr groß und sehr alt werden. Sie haben ihre Heimat im Osten und Südosten Asiens, gedeihen aber in vielen warmen Regionen der Erde.

Aus dem Holz werden das Kampferöl und/oder der D(+)-Kampfer gewonnen, deren Wirksamkeiten innerlich und äußerlich genützt werden. Äußerlich kommen diese in Salben oder als Kampferspiritus bei Muskelbeschwerden oder stumpfen Verletzungen und bei Katarrhen der Atemwege zur Anwendung. Innerlich wird der Kampfer zur Anregung der Herzfunktion und des Kreislaufzentrums unter medizinischer Begleitung eingesetzt.

Eukalyptus

Eukalyptus © Ernst Frühmann

In der sehr artenreichen Gattung des Eukalyptus werden nur jene paar Arten zur Gewinnung der Blattdroge oder des ätherischen Öles eingesetzt, die einen hohen Gehalt von 1,8-Cineol aufweisen. Da viele Studienergebnisse an diesem Wirkstoff festgemacht wurden, ist es sinnvoll auf den Gehalt an 1,8-Cineol zu achten und die Qualität danach zu beurteilen.

Der Eukalyptus hat im deutschen Sprachraum weitere Namen wie Blaugummibaum, Fieberbaum oder Fieberheilbaum. Diese Bezeichnungen beziehen sich auf die Farbe seiner Blätter oder seine medizinische Verwendung. Die deutsche Bezeichnung Fieberbaum steht für die Trockenlegung der Sümpfe und der damit verbundenen Befreiung vom Fieber durch Malaria. Der Name Eukalyptus leitet sich aus dem Griechischen ab. Eu – kalyptós bedeutet gut – bedeckt und bezieht sich auf die verwachsenen Kronblätter, die deckelartig abfallen. 

Der Eukalyptusbaum ist ein echter Überlebenskünstler, da seine Wurzelstöcke und Samen ein Feuer oft überleben und danach wieder viel schneller austreiben als andere Pflanzenarten. Daher sind Buschfeuer für Eukalyptus im Wettbewerb mit anderen Waldpflanzen kein Nachteil, denn diese verschaffen Vorteile im Neustart und vernichten zusätzlich auch Parasiten. Durch die hohe Hitze des Feuers können die Samenschalen des Baumes platzen und damit zur Vermehrung beitragen. Viele Eukalyptusarten bilden spezielle verholzte Verdickungen (Lignotuber) aus, die „schlafende Knospen“ und Nährstoffe enthalten und damit ein Wiederaustreiben der Bäume auch dann ermöglichen, wenn es durch Feuer zu einer vollkommenen Zerstörung der oberirdischen Teile gekommen ist.

Eukalyptus © Ernst Frühmann

Eukalyptus © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Eukalyptusblätter werden heute eher selten verwendet; häufig kommt das ätherische Öl oder das 1,8-Cineol zur Anwendung, wenn Erkrankungen und Beschwerden im Bereich der Atemwege zu behandeln sind. 

Aus den Blättern zubereiteter Tee kann bei Bronchitiden angewendet werden und ist durch den Gerbstoffgehalt auch bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum wirksam. 

Das ätherische Öl oder das daraus gewonnene 1,8-Cineol entfaltet doch verschiedene Wirkungen; bei der Behandlung von Bronchialerkrankungen kommt es zur auswurffördernden (expektorierenden) Wirkung durch Verflüssigung von zähem Schleim und verstärktem Abtransport von Schleim – den sekretolytischen und sekretomotorischen Eigenschaften. Das ätherische Öl kann in therapeutischer Dosis eingenommen werden und wird teilweise durch die Lunge ausgeschieden. Es kann aber auch bei Nebenhöhlenerkrankungen inhaliert werden oder wird in Einreibungen oder Bädern zur Durchblutungsverbesserung eingesetzt.  

Gegenanzeigen, Nebenwirkungen 

GA: Bei Säuglingen und Kleinkindern sollen Eukalyptus-Zubereitungen nicht im Gesicht – besonders in der Nähe der Nase – aufgetragen werden. Bei Erwachsenen: keine Anwendung bei schweren Lebererkrankungen und Entzündungen im Magen-Darmbereich und im Bereich der Gallenwege.

NW: Bei erhöhten Dosierungen kann es zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall kommen. Eukalyptusöl kann durch eine Aktivierung eines Enzymsystems in der Leber die Wirkung anderer Arzneimittel abschwächen oder die Wirkungszeit verkürzen.

Eukalyptus © Ernst Frühmann

Eukalyptus © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Tasmanien ist die ursprüngliche Heimat der Eukalyptusbäume. Heute wird dieser schnellwachsende und hohe Baum in vielen Gebieten der Erde kultiviert.

Eukalyptusblätter werden für Therapien heute seltener verwendet. Dafür hat das ätherische Öl oder das daraus gewonnene 1,8-Cineol hohe Bedeutung in der Behandlung von Erkältungskrankheiten der Luftwege und bei Asthma als schleimlösendes, auswurfförderndes und leicht krampflösendes Mittel oder äußerlich bei rheumatischen Beschwerden.

Schafgarbe

Schafgarbe © Ernst Frühmann

Dank der unterschiedlichen und vielfältigen Wirksamkeit der Inhalts- und Wirkstoffe dieser Heilpflanze trägt die Schafgarbe heuer das Prädikat „Staude des Jahres 2021“.

Wissenschaftlich anerkannt sind Wirkungen auf den Magen- Darmtrakt, auf die Haut oder bei Krampfzuständen bei entweder innerlicher oder auch äußerlicher Anwendung. Für viele Menschen sind Zubereitungen aus der Schafgabe gut wirksame Arzneimittel und auch gut verträglich; bei einer kleinen Gruppe von Menschen kann es zu allergischen Reaktionen kommen, die bei Korbblütlern allgemein bekannt sind.

Namen wie Bauchwehkraut, Jungfrauenkraut, Blutstillkraut oder Achilleskraut weisen in der Volksmedizin bereits auf die Wirksamkeiten der Heilpflanze hin.

So zahlreich die Pflanze in der Natur zu finden ist, so zahlreich ist auch ihr Variantenreichtum bezüglich ihrer Gestalt, ihrer Chromosomenvielfalt und ihrer chemischen Varianten; daher muss man bei der Schafgarbe davon ausgehen, dass man bei dieser Sammelart bei ähnlichem Aussehen nicht immer auf die gleiche Qualität trifft, besonders dann, wenn es Proazulen-freie Sippen sind.

Schafgarbe © Ernst Frühmann

Schafgarbe © Ernst Frühmann

ANWENDUNG IN DER MEDIZIN UND VOLKSMEDIZIN

Die Fülle der Inhaltsstoffe bringt ein sehr vielseitiges Wirkungsspektrum; dadurch ergeben sich auch verschiedene Anwendungsmöglichkeiten in der wissenschaftlich anerkannten Literatur und in der Volksmedizin.

Wässrige Zubereitungen (Tee) und alkoholische Extrakte zeigen sehr gute Wirkungen auf den Verdauungstrakt. Da viele Wirkstoffe der Schafgarbe in Wasser und Alkohol gut löslich sind, sind beide Formen für eine Therapie gut geeignet.

Sinnvoll und anerkannt ist der Einsatz bei dyspeptischen Beschwerden, wie bei leichten, krampfartigen Beschwerden und Entzündungen im Magen–Darmbereich, bei Völlegefühl, Blähungen, Appetitlosigkeit und bei Gallenproblemen zur Förderung der Gallenproduktion bei zu geringer Gallensekretion. Aber auch im gynäkologischen Bereich gibt man Schafgarbe bei Menstruationsbeschwerden bzw. leichten krampfartigen Unterleibsbeschwerden.

Nicht nur im innerlichen Bereich gilt die Schafgarbe als hervorragende Heilpflanze. Äußerlich ist ihre Anwendung angezeigt bei entzündeter Haut, Schleimhauterkrankungen oder als Wundheilmittel. Sitzbäder bei schmerzhaften Krampfzuständen des kleinen Beckens der Frau werden ebenfalls medizinisch empfohlen.

Die blutstillende Eigenschaft nützt man außer bei Wunden auch bei Problemen mit Hämorrhoiden. Sogar eitrige Wunden, Geschwüre und Blutergüsse werden in der Volksmedizin mit Schafgarbe behandelt.

Trotz dieser vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten sollte aber auch nicht vergessen werden, dass diese Pflanze aufgrund ihrer Inhaltsstoffe auch Allergiepotenzial besitzt, und daher nicht von allen Menschen genützt werden kann.

Schafgarbe © Ernst Frühmann

Schafgarbe © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Schafgarbe ist eine in weiten Teilen Europas heimische Heilpflanze, die weiß oder rosa blüht und durch feine Unterschiede eine Sammelart bildet. Seit vielen Jahrhunderten ist die Schafgarbe eine wertvolle Hilfe bei verschiedenen Erkrankungen. Auch heute wird sie von der Wissenschaft als appetitanregendes, krampflösendes, verdauungsförderndes, gallenwirksames Heilmittel anerkannt. Weitere Anwendung findet die Schafgarbe in der Frauenheilkunde, bei Hautproblemen und zur Wundbehandlung.

Das Allergiepotenzial, durch Sesquiterpenlactone verursacht, sollte man bei einer kleinen Gruppe von Menschen nicht unbeachtet lassen.

Zirbe

Zirbe © Ernst Frühmann

Mit der Zirbe wird ein Baum vorgestellt, der mit der Bedeutung vieler Heilpflanzen bei weitem nicht Schritt halten kann. Dennoch scheint es sinnvoll, in einer Zeit, in der das Waldbaden oder andere gesundheitsfördernde Aspekte des Waldes in den Vordergrund gerückt werden, diesen, in mancher Hinsicht besonderen und auch unter Naturschutz stehenden Baum, in den Mittelpunkt zu rücken.

Schaut man auf die bevorzugten Standorte der Zirben, dann findet man sie waldbildend in Höhen von 1500 bis 2400 Meter Seehöhe auf dem europäischen Kontinent in den Alpen und Karpaten. Durch die Höhenlage und die damit verbundenen extremen klimatischen Bedingungen wächst die Zirbe sehr langsam, kann aber ein Alter von bis zu 1000 Jahren erreichen. Oft bildet sie mit den Lärchen in den Hochgebirgsregionen die typischen Zirben-Lärchenwälder; sie bildet gerade in den Wochen der goldenen Herbsttage mit dem satten Grün ihrer Nadeln einen bezaubernden Kontrast zu den goldgelben Nadeln der Lärchen.

Zirbe © Ernst Frühmann

Zirbe © Ernst Frühmann

Volksmedizinische Anwendung und Inhaltsstoffe

Zum Unterschied von vielen Heilpflanzen, deren Wirkungen auch wissenschaftlich anerkannt sind, stützen sich Berichte über Wirksamkeiten der Zirbe überwiegend auf praktische Erfahrungen bei der meistens äußerlichen Anwendung des reinen, unvermischten ätherischen Öles der Zirbe. Diesem werden in der Volksmedizin mit der antibakteriellen Wirksamkeit als Inhalation günstige Wirkungen bei Atemwegsbeschwerden bescheinigt und auch bei Muskelproblemen kann die durchblutungsfördernde Wirkung bei leichten Massagen Linderung bringen. Weiters werden dem ätherischen Öl beruhigende, entspannende und schlaffördernde Wirksamkeit bescheinigt. Schließlich eignet sich das ätherische Öl zur Raumluftreinigung oder zur Bindung unangenehmer Gerüche, wie z.B. Zigarettenrauch.

Für eine wissenschaftliche Anerkennung der günstigen Eigenschaften des ätherischen Öles im Zirbenholz reichen die derzeit vorliegenden wissenschaftlichen Untersuchungen nur bedingt. Dennoch darf man einem wissenschaftlichem Bericht des Joanneum Reseach Institut Österreich vertrauen, der zeigt, dass Zirbenholz zu einer Senkung der Herzfrequenz führt und damit pro Tag etwa 3500 Herzschläge eingespart werden; dies entspricht etwa einem Vierundzwanzigstel der täglichen Herzleistung.

 

Zirbenholz & Zirbensamen – besonders beliebt 

Es liegt nicht nur am angenehmen, über viele Jahre anhaltenden Duft, dass das Zirbenholz seit vielen Jahrhunderten ein überaus begehrtes Holz ist. Da die Zirbe als leichteste heimische Nadelholzart bei der Trocknung das geringste Schwindverhalten zeigt, kommt es praktisch kaum zur Bildung von Rissen. Obwohl im geschnittenen Holz sehr viele rotbraune, fest verwachsene Äste eingelagert sind, lässt sich das Holz gut hobeln, ohne dass Risse entstehen. Diese lebendige Holzstruktur ist für das Zirbenholz charakteristisch. Der langanhaltende Duft des Holzes gibt jedem Zirbenzimmer eine ganz besondere Note; zusätzlich hat dieser von uns Menschen als sehr angenehm empfundene Duft auf Schädlinge eine toxische Wirkung und trägt so auch zu einer hohen Beständigkeit und Langlebigkeit des Zirbenholzes bei.

Wem eine ganze Zirbenstube oder ein Zirbenholzbett zu aufwändig sind, kann sich Zirbenholzspäne in ein Kissen füllen und auf diese Weise mit dem Kissen in der Nähe des Kopfpolsters den angenehmen Duft der Zirbe ins Schlafzimmer holen. Eine weitere Möglichkeit ist eine Brotdose aus Zirbenholz in der Küche, aus der einem bei jedem Öffnen der Duft der Zirbe entgegenströmt und zusätzlich das Brot länger zügig halten soll.

Eine weitere Besonderheit der Zirbe sind die Zapfen mit den Samen. Diese können in feine Scheiben geschnitten und dann mit Alkohol (etwa 40%) und braunem Zucker angesetzt werden. Der Zirbenlikör oder auch Zirbenschnaps sind wegen ihres einzigartigen Geschmacks beliebte Getränke nach fetten Speisen zur besseren Verdauung aber auch ein gern genommener abschließender, aromatischer, alkoholischer Schluck nach einer kräftigen Jause auf einer Almhütte nach einer langen Wanderung in den Bergen.

Zirbe © Ernst Frühmann

Zirbe © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Zirbe steht unter Naturschutz und ist in den Alpen und Karpaten zwischen 1500 und 2400 Meter Seehöhe heimisch; das ätherische Öl der Zirbe kommt in der Volksmedizin und Aromatherapie zur Anwendung.

Das ätherische Öl wird dank der antimikrobiellen Wirksamkeit in der Behandlung von Erkältungserkrankungen eingesetzt, kann aber auch durch seine durchblutungsfördernden Eigenschaften bei Muskelverspannungen zur Anwendung kommen.

Beliebt ist das duftende Holz der Zirbe für Möbel und anderes; gerne werden die Zapfen der Zirbe zu Zirbenschnaps („Zirberl“) oder Zirbenlikör verarbeitet.

Hibiskus

Hibiskus © Ernst Frühmann

Bei der Vielzahl der Hibiskusarten, die wegen der attraktiven Blüten mit den unterschiedlichsten Farben in Töpfen gezogen oder auch in Gärten gepflanzt werden, sollte man bedenken, dass es sich beim Hibiskus oder der Karkade um eine ganz genau definierte Art handelt, die bei uns in Mitteleuropa nicht heimisch ist.

Der Hibiskus (Hibiscus sabdariffa) ist unter verschiedenen Namen bekannt; so wird er auch Rote Malve, Karkade, Roselle, Sabdariff-Eibisch, Sudan-Eibisch, Afrikanische Malve oder Karkadeh (in Afrika geläufig) genannt, teilweise Namen, die seine Herkunft bereits anzeigen.

Betrachtet man die Verwendung der fleischigen, getrockneten Kelchblätter der Hibiskusblüten in den letzten Jahrzehnten in Europa, dann sieht man ganz deutlich, dass sie hauptsächlich als wohlschmeckende Zugabe in fruchtigen Teemischungen aufscheinen. Die Erfahrungen zu ihrer medizinischen Anwendung stammen zum großen Teil aus Ländern Afrikas und anderen subtropisch bis tropischen Regionen unserer Welt.

Afrika ist auch der Kontinent, in dem man auf den Märkten (z.B. in Ägypten) diesen getrockneten Pflanzenteilen immer begegnet, sie als Tee angeboten bekommt und wenn man mit offenen Augen die Landschaft (z.B. im Niltal) betrachtet, immer wieder auf den Anbau dieser Pflanzen stößt.

Hibiskus © Ernst Frühmann

Hibiskus © Ernst Frühmann

Volksmedizinische und andere Anwendungen

Seit etwa 100 Jahren zeigt uns die Volksmedizin Westafrikas, dass das Trinken von Tee oder anderen Karkadenextrakten, eine moderate Wirksamkeit bei der Behandlung verschiedener Erkrankungen, wie Bluthochdruck, Lebererkrankungen oder Fieber, hat. Für die rein wissenschaftlich orientierte Medizin in Europa sind die derzeitigen Studien dazu zu wenig aussagekräftig. Dank nicht bekannter Nebenwirkungen scheint ein Versuch, grenzwertige Blutdruckwerte mit täglich ein paar Tassen Hibiskustee günstig zu beeinflussen, möglich und könnte eine der ersten unterstützenden Maßnahmen zur Senkung des Blutdrucks sein; empfehlenswert dabei ist aber sicher eine begleitende Kontrolle durch einen Arzt.

Für Teetrinker, die sowohl fruchtige Aromen im Winter mit heißem Tee schätzen, als auch erfrischende Teegetränke im Sommer als Durstlöscher bevorzugen, bieten die getrockneten, fleischigen Kelchblätter viele Variationsmöglichkeiten im Bereich der Geschmacks- und Farbnuancen. Hier kann man sich aus vielen Rezeptvorschlägen von Mittelamerika über Afrika bis nach Asien inspirieren lassen.

Zwei Eigenschaften dieser Pflanze sollten noch angesprochen werden; einerseits können die Fasern, ähnlich der Jute, genützt werden und der faserfreie Rest kann der Herstellung von Papier dienen.

Hibiskus © Ernst Frühmann

Hibiskus © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Karkade ist seit etwa 100 Jahren eine Heilpflanze, die besonders in Teilen Afrikas geschätzt wird. Volksmedizinisch kommen die fleischigen, tiefroten Blütenkelche bei Fettleibigkeit, leicht erhöhten Blutzuckerwerten, Bluthochdruck, Fieber und Lebererkrankungen zur Anwendung. 

Viel häufiger werden die getrockneten Kelchblätter zur Bereitung fruchtig-säuerlicher heißer Tees im Winter oder kühler erfrischender Sommergetränke genützt, die meist intensiv rot gefärbt sind.

Echter Safran

Echter Safran © Ernst Frühmann

Der Safran fasziniert seit Jahrtausenden die Menschen. Erste schriftliche Zeugnisse über seine Verwendung als Medizin finden wir im Papyrus Ebers, das in Ägypten gefunden wurde und aus der Zeit der Pharaonen stammt. Heute kann dieses etwa 3500 Jahre alte Juwel mit medizinischen Aufzeichnungen leider nur mehr in fragmentarischer Form in der Universitätsbibliothek Leipzig bewundert werden.

Nicht nur in der Medizin erfreute sich der Safran größter Beliebtheit. Seit Jahrtausenden gilt der Echte Safran als überaus begehrtes Gewürz, das ursprünglich den Königshäusern vorbehalten war, dann aber auch anderen wohlhabenden Schichten der Bevölkerung zur Verfügung stand.

Durch die beschränkten Möglichkeiten im Anbau und die große Anzahl von Blüten, die zur Gewinnung der je drei orange-rötlichen Narben ausschließlich durch manuelle Arbeit notwendig sind, hat der Safran als Gewürz immer einen hohen Wert erzielt. So wird der Safran heute als das „Rote Gold“ bezeichnet. Durch den hohen Preis gibt es immer wieder Versuche den Safran mit ähnlich aussehenden Narben anderer Pflanzen, wie z.B. denen der Färberdistel, zu verfälschen.

Ein geübter Erntehelfer schafft es etwa 60.000 Blüten pro Tag zu pflücken. Die Narbenschenkel von bis zu 200.000 Blüten ergeben ein Kilogramm getrockneten Safran.

Echter Safran © Ernst Frühmann

Echter Safran © Ernst Frühmann

Anwendung: Volksmedizin, HOM, TCM und Ayurveda

Während es in der Schulmedizin derzeit noch keine Anerkennung für eine wirkungsvolle Anwendung von Safran für verschiedene Erkrankungen gibt, wird der Safran in der Volksmedizin immer wieder als Heilmittel versucht. Kleinere Dosen können Hustenkrämpfe dämpfen, führen zu einer Anregung der Magensaftsekretion und sind auch als verdauungsförderndes, beruhigendes und menstruationsverstärkendes Mittel einzusetzen. Die Betonung liegt auf kleinere Dosen – etwa 1,5 Gramm/Tag für Erwachsene. Mittlere Dosen können bereits zu Vergiftungserscheinungen führen und eine Dosis von 20 Gramm Safran hat meist tödliche Folgen. Durch die Anregung der glatten Muskulatur der Gebärmutter wurde der Safran auch immer wieder als Abortivum bei unerwünschten Schwangerschaften verwendet. Wegen dieser abortiven Wirkung darf Safran in der Schwangerschaft nicht verwendet werden.

Forschungen mit Safrantabletten haben in den letzten Jahren gezeigt, dass diese bei geeigneter Dosierung gut verträglich waren und in drei Indikationen erfolgversprechende Ergebnisse erzielt haben. Bei leichten bis mittleren Depressionen zeigten sich ähnlich gute Wirkungen wie bei bekannten Antidepressiva; geforscht wurde auch über die Verwendung als Antioxidans und über den Einsatz von Safran beim prämenstruellen Syndrom (PMS).

In der Homöopathie findet der Safran Anwendung bei Nasenbluten oder Gebärmutterblutungen, bei Neigung zu schmerzhaften Krämpfen und bei Gemütsstörungen.

Als eher bedeutende Heilpflanze gilt der Safran, der in Kaschmir kultiviert wird, in der Ayurvedamedizin, wenn es um die Indikationen Haut und Nerven geht. Aber auch bei anderen erkrankten Organen ist der Safran ein geschätztes Therapeutikum.

Die TCM (Traditionelle chinesische Medizin) nützt den Safran bei Depressionen, Nervosität, Hämatomen, Krämpfen und anderen Erkrankungen.

Nicht übersehen sollte man weitere Einsatzmöglichkeiten des Safran. Er ist ein überaus beliebtes Gewürz und Färbemittel in bekannten Speisen vieler Länder z.B. rund um das Mittelmeer; man findet ihn in Kosmetika und er wird zum Färben von Textilien verwendet.

Echter Safran © Ernst Frühmann

Echter Safran © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die schriftlichen Belege über die Verwendung des Safran als Medizin oder Gewürz reichen etwa 3500 Jahre zurück. Der Safran blüht von Ende September bis Anfang November; geerntet werden die Blüten und davon werden die drei orangeroten Narbenschenkel verwendet.

Durch ausschließlich manuelle Ernte und Verarbeitung ist der Safran das wertvollste Gewürz – auch rotes Gold genannt. Sowohl die Medizin in China und Indien, als auch die Volksmedizin und Homöopathie in Europa verwenden den Safran bei verschiedenen Erkrankungen.

In kleinen Dosen ist der Safran als Gewürz oder Medizin unbedenklich, in erhöhten Dosen können Nebenwirkungen auftreten und über 20 Gramm/Tag besteht Lebensgefahr.

Gemeine Esche

Gemeine Esche © Ernst Frühmann

Von den zwei Eschenarten ist die Gemeine Esche in Europa die dominierende Art. In den südlichsten Gebieten Europas wird sie von der Schmalblättrigen Esche abgelöst. Betrachten wir die Bedeutung der Eschen in der Medizin, können wir feststellen, dass die gemeine Esche seit weit mehr als 2000 Jahren für Heilzwecke genützt wird.

Wesentlich breitere Wertschätzung genießt dieser mächtige Baum dank seiner besonderen Holzqualität. Die Esche gehört zu den Edellaubhölzern und zählt nach der Buche und Eiche zu den wichtigsten Laubnutzhölzern Mitteleuropas. Ihr schweres und hartes Holz zeichnet sich durch besondere Festigkeit und Elastizität aus; ihre Zug- und Biegefestigkeit übertrifft die der Eiche.

Die mächtigsten, etwa 200 Jahre alten Eschen stehen in einem polnischen Nationalpark mit Höhen von über 40 Metern und einem Stammumfang von bis zu über 5 Metern. Von Polen aus verbreitete sich seit etwa 1990 eine folgenschwere Pilzerkrankung, die große Eschenbestände in weiten Teilen Europas vernichtete.

Gemeine Esche © Ernst Frühmann

Gemeine Esche © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Das HMPC (Herbal Medicinal Product Committee), eine Kommission auf europäischer Ebene, stuft die Blätter als traditionelles pflanzliches Arzneimittel ein. Danach können Zubereitungen aus den Eschenblättern bei leichten Gliederschmerzen oder zur Erhöhung der Harnmenge und damit unterstützend zur Durchspülung der Harnwege bei Harnwegsbeschwerden angewendet werden.

Die Teezubereitung aus den Eschenblättern (Tagesdosis 10–30 Gramm) kann als Aufguss (1,5–5 Gramm fein geschnittene Eschenblätter mit 150 Milliliter kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen) erfolgen oder auf kaltem Weg als Mazerat zubereitet werden. Die Wirksamkeit kann durch eine Kombination mit anderen aquaretisch wirksamen Drogen wie Orthosiphonblätter, Goldrutenkraut oder Brennnesselblätter u.a. erweitert werden. Eschenrinde wird nicht für den Tee genommen; aus ihr wird eine Tinktur hergestellt.

Eine Kombination aus Zitterpappel, Goldrutenkraut und der Eschenrinde wird als Fertigarzneimittel in Apotheken angeboten. Durch die schmerzlindernden, entzündungshemmenden und abschwellenden Eigenschaften ist eine unterstützende Behandlung bei rheumatischen Erkrankungen und chronischen Bewegungsschmerzen angezeigt. 

Hinweise zu Eschenextrakten, wie das Anwendungsverbot bei Herzschwäche und Nierenerkrankungen, Vorsicht in der Schwangerschaft und Stillzeit oder bei der Anwendung unter 18 Jahren und weitere Empfehlungen sind zu beachten.

 

Gemeine Esche © Ernst Frühmann

Gemeine Esche © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Gemeine Esche ist ein geschätztes Nutzholz und eine Heilpflanze mit langer Tradition, die in weiten Teilen Europas vorkommt, deren Bestände aber derzeit stark gefährdet sind. Die hohe Qualität des Holzes machte den Baum beliebt in der Möbelherstellung und Fertigung von Werkzeugen.

Als traditionelles pflanzliches Arzneimittel sind Extrakte aus den Blättern und der Rinde anerkannt in der unterstützenden Behandlung leichter Gliederschmerzen und zur Durchspülung der Harnwege bei Harnwegsbeschwerden dank der schmerzlindernden, abschwellenden und entzündungshemmenden Eigenschaften der Extrakte der Esche.

Meerzwiebel

Meerzwiebel © Ernst Frühmann

Jeder Reisende, der etwas mehr als seine Badebucht am Mittelmeer kennenlernen will, findet im Spätsommer, angrenzend an die Sand- oder Schotterstrände, auf den steinigen, ausgetrockneten und braunen Böden die blattlosen Zwiebeln der Meerzwiebel, aus denen sich bis 1,5m hohe blütentragende Triebe entwickeln. Die zahlreichen zarten, weißen Blüten bilden im strahlenden Sonnenlicht einen klaren Kontrast zum Blau des Himmels und des Mittelmeeres und zum Braun der verdorrten Vegetation. Erst nach dem Regen der Wintermonate treiben im zeitigen Frühjahr die grünen Blätter aus den, aus der Erde ragenden, Zwiebeln.

Die Meerzwiebel ist eine Sammelart, wie es das agg. (Aggregat) in der lateinischen Bezeichnung ausdrückt. Von den Varietäten wird für medizinische Zwecke die weiße, in der Homöopathie die rote Varietät bevorzugt.

Meerzwiebel © Ernst Frühmann

Meerzwiebel © Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin

Extrakte, Tinkturen und auch die isolierten herzwirksamen Glykoside der Meerzwiebel waren im 20. Jh. noch häufig verwendete Arzneimittel bei leichter bis mittelschwerer Herzinsuffizienz (Herzschwächezustände NYHA I–II) auch, wenn eine verminderte Nierenleistung vorlag. Eine verstärkte Diurese wird durch die wassertreibende Wirkung der Wirkstoffe zusätzlich erreicht.

Aufgrund der geringen therapeutischen Breite, der Giftwirkung, der Wechselwirkungen und Nebenwirkungen ist zu beachten, dass eine ärztliche Verordnung und Therapiekontrolle unabdingbar sind!

Auch in der Volksmedizin waren im angelsächsischen Raum, im Mittelmeergebiet und in Indien Zubereitungen aus der Meerzwiebel viel verwendete Arzneimittel bei Herzkrankheiten; aber auch die entwässernde Wirkung, die Wirkung auf die Atemorgane zur Behandlung der Bronchitis wurden neben der äußerlichen Anwendung bei Brandwunden und anderen Hautproblemen genützt. In Griechenland kann man auch heute noch Seifen mit Meerzwiebelextrakt kaufen, die dieser Pflanze mit Olivenöl verbesserten Haarwuchs bescheinigen.

In der Homöopathie wird aus der roten Varietät der Zwiebel, die nach der Blüte im Herbst ausgegraben wird, die Urtinktur hergestellt. Scilla maritima wird bei Reizungen der Schleimhäute, vor allem bei chronischer Bronchitis mit vermehrter Schleimansammlung und bei Husten mit unfreiwilligem Harnabgang eingesetzt. Oft wird der Husten von heftigem Schnupfen begleitet.

In der Behandlung der Herzerkrankungen wird Scilla als D3 oder D4 oft mit Crataegus oder Convallaria kombiniert; Scilla maritima kommt bei älteren Menschen zur Anwendung aber nur nach ärztlicher Verordnung.

 

Giftwirkung und unerwünschte Wirkungen

Die Gefahr der Vergiftung ist in Mitteleuropa gering, da die Pflanze in der Natur nicht vorkommt und eine Behandlung mit Scillaextrakt ausschließlich dem Arzt vorbehalten sein soll.

Bei der Einnahme einer überhöhten Dosis kommt es zu Übelkeit, Brennen im Mund, Erbrechen, schmerzhaften Koliken und Durchfall. Herzrhythmusstörungen, Sehstörungen und hartnäckiger Husten sind weitere Zeichen für eine Vergiftung.

Als Gegenmaßnahmen sind Aktivkohle und ein stark wirksames Abführmittel zu geben, Erbrechen auszulösen und ärztliche Hilfe zu holen.

Meerzwiebel © Ernst Frühmann

Meerzwiebel © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Meerzwiebel ist eine auffallend schön blühende Pflanze des Mittelmeerraumes. Sie wurde in früheren Zeiten häufig als Herzmittel verwendet, aber wegen ihrer Giftigkeit und geringen therapeutischen Breite in unserer Zeit durch gezielter einsetzbare Präparate verdrängt; einzig in der Homöopathie hat sie noch eingeschränkte Bedeutung.

Ihre Giftigkeit ist nicht zu unterschätzen, in Mitteleuropa ist die Gefahr aber gering, da die Pflanze in der Natur nicht vorkommt; bei einem Urlaub am Mittelmeer sollte man sich der Giftigkeit bewusst sein.

Alpen-Edelweiß

Alpen-Edelweiß © Ernst Frühmann

Als Heilpflanze ist das Edelweiß seit Jahrhunderten bei verschiedenen Erkrankungen in der Volksmedizin in Verwendung. Nun gibt es durch neuere wissenschaftliche Erkenntnisse auch berechtigte Hoffnungen, dass das Edelweiß auch in der Schulmedizin bald Anerkennung finden könnte. Dank dieser neuen Forschungsergebnisse und anderer Entscheidungskriterien hat die HMPPA (Herbal Medicinal Products Platform Austria) das Edelweiß zur Arzneipflanze 2019 erkoren. Die HMPPA ist ein wissenschaftliches Netzwerk österreichischer Universitäten und Fachhochschulen mit dem gemeinsamen Ziel, die Erforschung und Entwicklung von Naturstoffen und pflanzlichen Arzneistoffen voran zu treiben.

Das Edelweiß wurde bereits 1886 in Österreich (1878 in Obwalden, Schweiz) unter Schutz gestellt; heute steht es in allen deutschsprachigen Gebieten der Alpen unter Naturschutz.

Das Edelweiß hat aber auch für verschiedene Institutionen hohe Symbolkraft erlangt. So ziert das Edelweiß – Sinnbild für Mut und Stärke – als Abzeichen die Hüte vieler Wanderer und die Alpenvereine haben diese „königliche“ Pflanze der Alpen in ihrem Logo. Münzen schmückt diese Blüte und Brauereien, Touristiker, Apotheken, Berghütten, Gasthäuser und Hotels nützen das Edelweiß in ihrem Namen.

Alpen-Edelweiß © Ernst Frühmann

Alpen-Edelweiß © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Extrakte aus dem Edelweiß kommen derzeit – wie im Kapitel der Geschichte beschrieben – in der Volksheilkunde zur Anwendung. Ein weiterer Einsatzbereich ist die Kosmetik, in der die Wirkstoffe wegen der antioxidativen und der anti-aging Wirkung in hochwertigen Hautpflegeprodukten und Sonnenschutzcremen Verwendung finden.

Zusätzlich wird das Edelweiß auch in der Homöopathie und der anthroposophischen Medizin als Heilmittel eingesetzt.

Wird es bald wissenschaftlich abgesicherte Arzneimittel mit Extrakten oder Leitsubstanzen aus dem Edelweiß geben?

Betrachten wir die Wirkungen der Inhaltsstoffe mit sehr guten Ergebnissen im Labor und an Tieren, dann darf man gespannt auf das Ergebnis klinischer Studien warten. Wissenschaftler erwarten, dass Extrakte in Zukunft bei Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes zur Verringerung der Magen-Darm Peristaltik möglich sind; weitere Studien zur Behandlung der Arteriosklerose, Gefäßschutz und Cholesterinsenkung stehen zur Diskussion. Hohe Erwartungen werden in die Entwicklung neuer Herz-Kreislaufmittel gesetzt mit den Wirkstoffen Leoligin und 5-Methoxyleoligin. Es ist also zu hoffen, dass das Edelweiß als Arzneimittel ebenso begehrt wird, wie als Königin der Alpenpflanzen.

Alpen-Edelweiß © Ernst Frühmann

Alpen-Edelweiß © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Das Edelweiß ist eine Heilpflanze, die von den Pyrenäen über die Alpen und Karpaten bis zum Dinarischen Gebirge in einer einzigen Art wächst.

In der traditionellen Volksmedizin wurden Extrakte dieser begehrten Pflanze bei Ruhr, Durchfall, Bauchschmerzen, Herzkrankheiten und Erkrankungen des Respirationstraktes eingesetzt.

Dank neuer Erkenntnisse über die Wirkungen der Inhaltsstoffe sehen Wissenschaftler gute Aussichten, dass in Zukunft Extrakte aus dem Edelweiß bei Herz- und Kreislauferkrankungen günstige Effekte zeigen werden.

 
 

Heilpflanzen Artikel!

Lehrgang für PKAs

Heilkräuter Coach

Unser Buch