Meerzwiebel

Urginea maritima (L.) Baker agg.

Jeder Reisende, der etwas mehr als seine Badebucht am Mittelmeer kennenlernen will, findet im Spätsommer, angrenzend an die Sand- oder Schotterstrände, auf den steinigen, ausgetrockneten und braunen Böden die blattlosen Zwiebeln der Meerzwiebel, aus denen sich bis 1,5m hohe blütentragende Triebe entwickeln. Die zahlreichen zarten, weißen Blüten bilden im strahlenden Sonnenlicht einen klaren Kontrast zum Blau des Himmels und des Mittelmeeres und zum Braun der verdorrten Vegetation. Erst nach dem Regen der Wintermonate treiben im zeitigen Frühjahr die grünen Blätter aus den, aus der Erde ragenden, Zwiebeln.

Die Meerzwiebel ist eine Sammelart, wie es das agg. (Aggregat) in der lateinischen Bezeichnung ausdrückt. Von den Varietäten wird für medizinische Zwecke die weiße, in der Homöopathie die rote Varietät bevorzugt.

Meerzwiebel © Ernst Frühmann

Meerzwiebel © Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin

Extrakte, Tinkturen und auch die isolierten herzwirksamen Glykoside der Meerzwiebel waren im 20. Jh. noch häufig verwendete Arzneimittel bei leichter bis mittelschwerer Herzinsuffizienz (Herzschwächezustände NYHA I–II) auch, wenn eine verminderte Nierenleistung vorlag. Eine verstärkte Diurese wird durch die wassertreibende Wirkung der Wirkstoffe zusätzlich erreicht.

Aufgrund der geringen therapeutischen Breite, der Giftwirkung, der Wechselwirkungen und Nebenwirkungen ist zu beachten, dass eine ärztliche Verordnung und Therapiekontrolle unabdingbar sind!

Auch in der Volksmedizin waren im angelsächsischen Raum, im Mittelmeergebiet und in Indien Zubereitungen aus der Meerzwiebel viel verwendete Arzneimittel bei Herzkrankheiten; aber auch die entwässernde Wirkung, die Wirkung auf die Atemorgane zur Behandlung der Bronchitis wurden neben der äußerlichen Anwendung bei Brandwunden und anderen Hautproblemen genützt. In Griechenland kann man auch heute noch Seifen mit Meerzwiebelextrakt kaufen, die dieser Pflanze mit Olivenöl verbesserten Haarwuchs bescheinigen.

In der Homöopathie wird aus der roten Varietät der Zwiebel, die nach der Blüte im Herbst ausgegraben wird, die Urtinktur hergestellt. Scilla maritima wird bei Reizungen der Schleimhäute, vor allem bei chronischer Bronchitis mit vermehrter Schleimansammlung und bei Husten mit unfreiwilligem Harnabgang eingesetzt. Oft wird der Husten von heftigem Schnupfen begleitet.

In der Behandlung der Herzerkrankungen wird Scilla als D3 oder D4 oft mit Crataegus oder Convallaria kombiniert; Scilla maritima kommt bei älteren Menschen zur Anwendung aber nur nach ärztlicher Verordnung.

 

Giftwirkung und unerwünschte Wirkungen

Die Gefahr der Vergiftung ist in Mitteleuropa gering, da die Pflanze in der Natur nicht vorkommt und eine Behandlung mit Scillaextrakt ausschließlich dem Arzt vorbehalten sein soll.

Bei der Einnahme einer überhöhten Dosis kommt es zu Übelkeit, Brennen im Mund, Erbrechen, schmerzhaften Koliken und Durchfall. Herzrhythmusstörungen, Sehstörungen und hartnäckiger Husten sind weitere Zeichen für eine Vergiftung.

Als Gegenmaßnahmen sind Aktivkohle und ein stark wirksames Abführmittel zu geben, Erbrechen auszulösen und ärztliche Hilfe zu holen.

Meerzwiebel © Ernst Frühmann

Meerzwiebel © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Meerzwiebel ist eine auffallend schön blühende Pflanze des Mittelmeerraumes. Sie wurde in früheren Zeiten häufig als Herzmittel verwendet, aber wegen ihrer Giftigkeit und geringen therapeutischen Breite in unserer Zeit durch gezielter einsetzbare Präparate verdrängt; einzig in der Homöopathie hat sie noch eingeschränkte Bedeutung.

Ihre Giftigkeit ist nicht zu unterschätzen, in Mitteleuropa ist die Gefahr aber gering, da die Pflanze in der Natur nicht vorkommt; bei einem Urlaub am Mittelmeer sollte man sich der Giftigkeit bewusst sein.

 

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