Kalmus

Kalmus © Ernst Frühmann

Wegen seines aromatischen Duftes hat der Kalmus Namen wie Gewürzkalmus, Deutscher Zitwer oder Deutscher Ingwer erhalten; eine der volkstümlichen Bezeichnungen in Niederbayern war „Schmeckats“ für das „wohlriechende Rohr“ der aromatischen Rhizome.

Auch in Österreich gibt es feuchte Gebiete als Standorte mit großen Mengen an Kalmus. Er wächst in den feuchten Randzonen zu Seen bis hinein ins flache Wasser. Man kann den Kalmus auf der gesamten nördlichen Halbkugel in gemäßigten Zonen finden.

Im Wesentlichen unterscheidet man heute den Kalmus nach dem Verbreitungsgebiet oder nach dem Ploidiegrad. Die drei Gruppen sind diploid, triploid und tetraploid.

Erstere ist die in Amerika heimische Gruppe, die frei von ß–Asaron (=cis–Isoasaron) ist. Die sterile triploide Form Europas hat einen geringeren Anteil an ß–Asaron im ätherischen Öl als die tetraploide Gruppe im asiatischen Raum (vorwiegend Indien) mit bis zu über 80 % Anteil an ß–Asaron im ätherischen Öl.

Kalmus © Ernst Frühmann

Kalmus © Ernst Frühmann

Volksmedizinische Anwendung

Der hohe Gehalt an ätherischem Öl (zwischen 2 und 9 %) bestimmt die Wirkung und Anwendung des Kalmuswurzelstocks. Er wird als aromatisches Bittermittel (Amarum aromaticum) eingestuft und bei Magen–Darmproblemen mit gutem Erfolg verwendet. Als Anwendungsgebiete gelten Appetitlosigkeit, Verdauungsbeschwerden, Flatulenz und Blähungen. In Kombination mit anderen Drogen finden wir den Kalmus in Teemischungen gegen Magen-, Leber- und Gallenbeschwerden.

In der Volksmedizin verschiedener Länder Asiens und Europas wird und wurde der Kalmus bei verschiedensten Erkrankungen angewendet, wie etwa als Heilmittel bei Erkältungskrankheiten wie Husten und Schnupfen, bei Kopf- und Zahnschmerzen, Zahnfleischentzündungen, bei rheumatischen Schmerzen, Arthritis und Darmentzündungen; auch zur Entwöhnung des Rauchens und gegen Zahnungsbeschwerden bei Kleinkindern wurde Kalmus versucht.

Äußerliche Anwendung finden Kalmusextrakte als Zusatz zu hautreizenden und durchblutungsfördernden Bädern und als Einreibungen.

Teezubereitung :

1 bis 1,5 Gramm werden mit 150 ml kochendem Wasser übergossen; man lässt 5 Minuten ziehen, seiht ab und trinkt den Tee mäßig warm zu den Mahlzeiten.

Man kann den Tee auch zubereiten, indem man kaltes Wasser über die Droge gießt, bis zum Aufwallen erhitzt und nach kurzem Ziehen abseiht.

 

Anwendung in der Ayurveda–Medizin

In Indien und auf Sri Lanka ist der Kalmus als Heilpflanze außerordentlich angesehen. Seine Verwendung in der Ayurveda–Medizin erstreckt sich auf mehrere Anwendungsgebiete.

• Er gilt als „hirntonisch“, als durchblutungsfördernd im Gehirn und wird auch bei Tinnitus verwendet.

• Er hilft bei verschiedenen Verdauungsproblemen wie Appetitlosigkeit und dyspeptischen Beschwerden.

• Er wird bei Fieber (z.B. bei Malaria tertiana) eingesetzt – ist also antipyretisch; er ist aber auch erhitzend und erhöht so das Dosha Pitta

• Er wirkt antiallergisch.

• Er ist bittertonisch und wirkt fettreduzierend und ist damit ein Mittel bei Adipositas (Übergewicht), da er das Dosha Kapha reduziert.

 

Risiken und Gegenanzeigen

Für cis–Isoasaron sind mutagene, chromosomenschädigende und kanzerogene Effekte beschrieben.

Obwohl das ätherische Öl amerikanischer Kalmuspflanzen kein cis–Isoasaron enthält, ist in den USA und Kanada der Kalmus auf der Liste der verbotenen Heilpflanzen.

Auf Grund der erbgutschädigenden Wirkungen, die für cis–Isoasaron nachgewiesen wurden, sollen Kalmuszubereitungen Kindern und Schwangeren nicht gegeben werden.

Obwohl die europäische Droge ß–Asaron nur in geringen Mengen enthält, ist die Droge doch mit Vorsicht und nicht über lange Zeit anzuwenden.

Kalmus © Ernst Frühmann

Kalmus © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Der Kalmus findet sich in der Natur der nördlichen Hemisphäre in feuchten Gebieten und an Seen in oft großen Mengen. Wegen der problematischen Anteile an cis–Isoasaron im ätherischen Öl der Wurzelstöcke findet das Kalmusrhizom nur eingeschränkt bei Magen- und Verdauungsbeschwerden Anwendung.

In der Ayurveda–Medizin zählt der Kalmus zu den wichtigen Heilpflanzen.

Echtes Labkraut

Echtes Labkraut © Ernst Frühmann

Beim Wandern in der Natur werden wir oft auf Pflanzen stoßen, die zur Gattung Galium gehören, da es in dieser Gattung etwa 300 Arten auf der Welt gibt; ungefähr die Hälfte dieser Arten sind auf unserem Kontinent heimisch.

Nicht alle Galium-Arten werden im Deutschen als Labkraut bezeichnet; der Echte Waldmeister hat nun auch den Namen Galium odoratum, während viele andere Waldmeisterarten als Asperula bezeichnet werden. Linné gab auch dem Echten Waldmeister ursprünglich den Namen Asperula odorata, bevor ein anderer Botaniker ihn den Labkräutern zuordnete. Anderseits gibt es Labkräuter – wie das Kreuzlabkraut, das den lateinischen Namen Cruciata bekommen hat. Die Zuordnung ist bei dieser großen Familie nicht ganz einfach.

In der Fachliteratur werden einige Galium-Arten aufgelistet, die in der Volksmedizin und teilweise auch in der Homöopathie Verwendung finden. Dazu gehören das Gemeine oder Weiße Labkraut (G. album), das Klebkraut oder Kletten-Labkraut (G. aparine), der Echte Waldmeister (G. odoratum) und eben das Echte oder Gelbe Labkraut mit Unterarten.

Echtes Labkraut © Ernst Frühmann

Echtes Labkraut © Ernst Frühmann

Anwendung in der Volksmedizin

Da es zum Labkraut keine wissenschaftlichen Studien über die Wirkungen gibt, fehlt dem Echten Labkraut die Anerkennung in der Schulmedizin. Es gibt aber eine Monographie im Deutschen Arzneibuch.

In der Volksmedizin kommen Zubereitungen aus den getrockneten oberirdischen Teilen der blühenden Pflanzen bei verschiedenen Erkrankungen zum Einsatz.

So wird Labkraut in der volksmedizinischen Verwendung bei Nieren- und Blasenerkrankungen zur Vermehrung der Harnmenge angewandt. Weitere Anwendung findet es bei geschwollenen Knöcheln zur Verminderung der Ödeme; äußerlich unterstützt es auch bei schlecht heilenden Wunden oder leichten Hautverletzungen die Wundheilung. In der Volksmedizin gilt es auch als leichtes Diaphoretikum – als schweißtreibendes Mittel.

Teebereitung:

Das zur Blütezeit geerntete und getrocknete Kraut mit säuerlich, bitterem, leicht adstringierendem Geschmack wird als Aufguss zubereitet und davon werden 2 – 3 Tassen täglich getrunken.

Zur äußerlichen Anwendung – z.B. für feuchte Umschläge – kann man auch folgende Herstellungsvariante wählen: 2 Teelöffel getrocknetes Labkraut mit 250 Milliliter kaltem Wasser übergießen, zum Sieden erhitzen, 2 Minuten köcheln lassen und abseihen.

Labkraut in der Homöopathie

Zur Bereitung der homöopathischen Urtinktur wird die frische, blühende Pflanze geerntet und verarbeitet. Hier wird aber auch oft das Kletten-Labkraut verwendet.

Sonstige Verwendung

Das Labkraut hat den Menschen aber auch noch andere Dienste geleistet. Im frischen Presssaft findet sich eine Protease, die als „Labferment“ wirksam wird und damit – ähnlich der Wirkung des Labs aus dem Kälbermagen – die Milch zum Gerinnen bringt und der Käseerzeugung dient. Man kann aber auch die frisch getrockneten Labkrautpflanzen in Milch einlegen und so deren Gerinnung herbeiführen. Hier ist nicht nur das Echte Labkraut sondern auch das Kletten-Labkraut gut geeignet. Nach Auskunft eines Schweizer Käseexperten eignet sich das Labkraut nicht zur Herstellung von Hartkäse.

Echtes Labkraut © Ernst Frühmann

Echtes Labkraut © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Das Labkraut gehört zu den Heilpflanzen, die nachweislich schon seit etwa 2000 Jahren zur Behandlung verschiedener Beschwerden eingesetzt wurden.

Neben dem echten Labkraut werden auch andere Labkrautarten in der Volksmedizin verwendet; die Schulmedizin erkennt die Wirkung wegen fehlender Studien nicht an. In der Volksmedizin nützt man Teezubereitungen bei Nieren- Blasenerkrankungen oder Verletzungen der Haut und als schweißtreibendes Mittel. Das Labkraut eignet sich auch zur Herstellung von Käse.

 

Echte Nelkenwurz

Nelkenwurz  © Ernst Frühmann

Mit der Echten Nelkenwurz finden wir in der Natur eine zweite Art, die sich zwar im Aussehen deutlich unterscheidet, aber früher in der Volksmedizin auch zur Anwendung kam – die Bach-Nelkenwurz oder Geum rivale L.). Da der Gehalt an ätherischem Öl bei rund einem Hundertstel gegenüber der Echten Nelkenwurz liegen kann, scheint eine Verwendung statt der Echten Nelkenwurz nicht sinnvoll zu sein.

Der Nelkenwurz hat man auch viele weitere Namen gegeben: Märzwurz, Mannskraft, Heil aller Welt oder im Volksmund auch Benediktenkraut, Wilder Sanikel uva.

Den Namen Benediktenkraut verdankt die Heilpflanze dem Umstand, dass sie dem Hl. Benedikt geweiht war – dem Gründer des ersten Klosters in Europa. Die Regeln, die der Hl. Benedikt seinen Mitbrüdern auferlegte, waren manchen zu streng und zeigten ihnen immer wieder ihr sündhaftes Verhalten, ihre Schwächen und ihre Laxheit auf. So sollen ihm Mitbrüder Gift zum Wein in den Messkelch gemischt haben. Das Gift hat sich aber zu einer Schlange zusammengeballt und ist aus dem Kelch gekrochen.

Nelkenwurz  © Ernst Frühmann

Nelkenwurz © Ernst Frühmann

Anwendung in der Volksmedizin

Da es bis jetzt keine Studien gibt, die die Wirksamkeit der Nelkenwurz auf wissenschaftlicher Ebene bestätigen, gibt es keine Anerkennung durch die Schulmedizin.

Die angesprochenen Wirkstoffe lassen aber erwarten, dass die in der Volksmedizin gemachten Erfahrungen bei der Behandlung folgender Erkrankungen mit Zubereitungen aus der Nelkenwurz Linderung bringen.

Die Kombination von Gerbstoffen mit Eugenol ist sinnvoll in der Anwendung bei Durchfallerkrankungen oder Verdauungsbeschwerden, bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut oder des Zahnfleisches als Gurgelmittel; weiters können bei Hauterkrankungen Waschungen oder Umschläge hilfreich sein und bei Hämorrhoidalleiden Sitzbäder Linderung bringen oder Frostbeulen mit Bädern behandelt werden.

Es wurde festgestellt, dass durch das Eugenol die Produktion von Gallensaft deutlich gesteigert wird.

Anwendung in der Homöopathie:

Bei übermäßiger Schweißabsonderung, bei Entzündungen der Harnblase und Harnröhre.

Anwendung in der Kosmetik und in Lebensmitteln:

Nelkenwurz dient als Zusatz in Zahnpasten und Mundwässern aber auch zum Aromatisieren von Likören – wie vom Benediktiner.

Nelkenwurz  © Ernst Frühmann

Nelkenwurz © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Echte Nelkenwurz ist eine Heilpflanze aus den gemäßigten Zonen Eurasiens, Nordamerikas und Nordafrikas. Sie wird seit rund 2000 Jahren als Heilpflanze beschrieben. Es fehlen leider wissenschaftlich anerkannte Studien zu ihrer Wirksamkeit; Gerbstoffe und ätherisches Öl (Eugenol) lassen erwarten, dass die Verwendung als Mittel bei Durchfallerkrankungen, bei Entzündungen im Mund und Rachen oder des Zahnfleisches eine Linderung der Beschwerden bewirken kann.

Grosser Wiesenknopf

Kleiner Wiesenknopf © Ernst Frühmann

Zur Gattung des Wiesenknopfs finden wir in der Natur bei uns zwei Arten. Zunächst gibt es den oben angesprochenen Großen Wiesenknopf, den wir eher an feuchteren Stellen finden können; dazu kommt der Kleine Wiesenknopf mit einer Unterart, der Trockenwiesen oder Wegränder bevorzugt.

Im lateinischen Beinamen des Großen Wiesenknopfs spiegelt sich die bevorzugte Verwendung als Heilmittel. Officinalis im Pflanzennamen drückte ab der Zeit um Linné aus, dass diese Pflanze arzneiliche Anwendung findet. Der Name Sanguisorba enthält zwei lateinische Worte; einerseits sanguis (Blut) und sorbere (saugen).

Ein wesentliches Problem bringt die Namensgebung dieser Heilpflanze, die immer wieder einer Klarstellung bedarf und zeigt, wie wichtig und präzise der lateinische Name zur richtigen Klassifizierung notwendig ist. Wenn wir auf die im Volksmund üblichen Namen des Wiesenknopfs schauen, dann finden wir Bezeichnungen wie Blutknopf, Große Bibernell oder Großer Bimbernell, Pimpernelle und viele andere Namen.

Gerade die Bezeichnung Bibernell verführt dazu, dass die Große Bibernelle (Pimpinella major) damit gemeint ist oder der Name Pimpernell mit Pimpinella (Lateinischer Name der Kleinen und Großen Bibernelle) assoziiert wird. Verwirrend ist zusätzlich auch die alte lateinische Bezeichnung des Großen Wiesenknopfs, der früher einmal Pimpinella officinalis GAERTN. genannt wurde; auch heute taucht dieser Name immer noch als Synonym auf. Man sollte daher klare bildliche Vorstellungen von den Bibernellenarten (Doldenblütler) und den Wiesenknopfarten (Rosengewächse) haben.

Großer Wiesenknopf © Ernst Frühmann

Großer Wiesenknopf © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Obwohl es derzeit noch durch keine wissenschaftlichen Organisationen zu Positivmonographien gekommen ist, vertrauen immer wieder Menschen den in der Volksmedizin geläufigen Anwendungsgebieten.

Dort gilt der Wiesenknopf als wirksam bei Durchfallerkrankungen, als blutstillendes Mittel bei Blutungen wie Gebärmutterblutungen, blutenden Hämorrhoiden, verschiedenen Verletzungen der Haut wie Verbrennungen oder Schürfwunden. Aber auch bei Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachenraum helfen Gurgellösungen, eventuell auch in Kombination mit anderen Heilpflanzen, die entzündete oder gerötete Schleimhaut beruhigen.

 

Sanguisorba officinalis in der Homöopathie

Zur Bereitung der Urtinktur werden die frischen, zur Blütezeit geernteten, oberirdischen Pflanzenteile verarbeitet.

Als Anwendungsgebiete gelten: Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, Durchfallerkrankungen, Gebärmutterblutungen, Blutungen im Klimakterium und Störungen im Bereich der weiblichen Geschlechtsorgane, Beschwerden im venösen Gefäßsystem wie z.B. Krampfaderleiden.

Großer Wiesenknopf © Ernst Frühmann

Großer Wiesenknopf © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Der Große Wiesenknopf ist eine Heilpflanze, die feuchtere Gebiete als Lebensraum bevorzugt. Auffällig sind ihre braunroten Blütenstände mit bis zu 80 Blüten (ohne Kronblätter) und Fiederblätter mit bis zu 13 grob gesägten Teilblättern.

In den letzten 500 Jahren hatte die Heilpflanze bei verschiedenen Erkrankungen ihren festen Platz. Vorwiegend wurden damit Blutungen gestoppt, Wunden geheilt oder Durchfallerkrankungen behandelt. Ihre Bedeutung ist heute in der Phytotherapie geringer; in der Homöopathie hat sie aber nach wie vor ihren Platz.

Koriander

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Der Koriander hat im Volk verschiedene Namen erhalten. So wurde er Schwindelkorn, Wanzenkraut, Wanzendill, Arabische Petersilie oder Stinkdill genannt. Sein Name kommt wahrscheinlich vom griechischen Wort koriandron, in dem das Wort koris steckt und Wanze bedeutet. Dieser Zusammenhang ist erklärbar, da der unangenehme Geruch der Pflanze mit dem der Wanzen assoziiert wird.

Sowohl das frische Kraut, als auch die unreifen Früchte riechen unangenehm wanzenartig. Nach der Trocknung duftet hingegen die Droge würzig aromatisch mit einem süßlichen Ton. Der Geschmack wird als würzig und leicht brennend beschrieben.

Koriander © Ernst Frühmann

Koriander © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Korianderfrüchte und deren Extrakte fördern den Appetit, führen zu einer gesteigerten Magensaftsekretion und damit auch zu einer verbesserten Verdauungs-Funktion bei dyspeptischen Beschwerden, zu denen Völlegefühl, Blähungen, Druck im Oberbauch und funktionelle Beschwerden zählen. Auch bei leichten Krämpfen im Verdauungstrakt und beim Reizdarmsyndrom bewährt sich die Anwendung von Korianderextrakten. Korianderfrüchte bei üblem Mundgeruch zu kauen und damit Fehlsteuerungen zu beheben, hat sich als wirksam erwiesen.

In der Volksmedizin wird das ätherische Öl auch zur besseren Heilung von Wunden angewendet oder man unterstützt die Behandlung von superinfizierten Ekzemen und bei Impetigo contagiosa (einer bakteriellen, hochinfektiösen Hauterkrankung, die besonders häufig bei Kindern auftritt). Man versucht auch Rheuma und Gelenkschmerzen damit zu behandeln.

Ayurveda-Medizin: Da die Bedeutung des Korianders in der Ayurveda-Medizin hoch ist, wird er dementsprechend in großen Mengen in Indien angebaut. Koriander hat die vier Geschmacksrichtungen herb, bitter, süß und scharf in sich; damit verringert er alle drei Doshas.

Hauptsächlich findet er Verwendung als Mittel, das auf das Verdauungssystem wirkt. Die durststillende, karminative und digestive Wirkung steht im Vordergrund bei Indikationen wie Durst, Völlegefühl, Übelkeit, Verdauungsstörungen, Kolik, Diarrhö oder Mundgeruch.

Weitere Anwendungsgebiete sind Konzentrationsschwäche, Schwindel, Husten, Heiserkeit, Fieber, Schwäche, Entzündungen oder auch Augenentzündungen.

Teezubereitung: 1,0 – 3,0 Gramm – knapp vor der Teezubereitung – angestoßene Früchte werden mit 150 ml kochendem Wasser übergossen, man lässt 10 – 15 Minuten im zugedeckten Gefäß ziehen und seiht dann ab.

Koriander in der Küche: Er ist ein hervorragendes Gewürz, das frisches Brot gut würzt, aber auch bekömmlicher macht, den Lebkuchen einen besonderen Geschmack verleiht oder auch wichtiger Bestandteil in Curry-Mischungen ist. Koriander ist ein beliebter Geschmacks- und Wirkungsträger in „geistigen“ Getränken wie im Karmelitergeist oder anderen Aperitif-Getränken oder Digestiva. Aber auch in Kombination mit anderen Gewürzen kommt sein Aroma bei Fruchtzubereitungen – wie z.B. zu Pflaumenmus – gut an.

Koriander © Ernst Frühmann

Koriander © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Der Koriander hat seine Heimat im östlichen Mittelmeerraum und Asien; er wird heute als Gewürzpflanze in den gemäßigten Zonen der nördlichen Halbkugel kultiviert. Seine Heilwirkung wird bereits im Sanskrit beschrieben. Auch heute anerkennt man seine Heilkraft und er zählt zu den gut wirksamen appetitsteigernden und verdauungsfördernden Mitteln.

Ätherisches Öl führt zu einer Appetitanregung, einer verstärkten Magensaftsekretion und verbesserten Verdauungs-Funktion bei dyspeptischen Beschwerden.

Gelbwurz oder Curcuma

Gelbwurz © Ernst Frühmann

Die Kurzcharakteristik der Heilpflanze könnte lauten: Tradition trifft Zukunftsperspektiven oder Zukunftspotenzial.

Es kommt nicht so oft vor, dass eine Heilpflanze seit Jahrtausenden hohes Ansehen genießt und trotzdem hohe Erwartungen in deren Zukunft gesetzt werden. Sollten sich die derzeit vorliegenden Forschungsergebnisse bei der Anwendung am Menschen bewahrheiten, dürfen wir Curcuma-Extrakte bei der Behandlung weiterer Krankheiten erwarten.

Wenn es um Curcuma geht, sind auf jeden Fall zwei Pflanzenarten im Spiel, die in ihrer Heimat seit Jahrtausenden wertvolle Heilpflanzen sind, aber auch als Gewürz eine Spitzenposition halten. Mit der oben genannten Gelbwurz, deren heutiges Hauptanbaugebiet in Indien liegt, rittert die Javanische Gelbwurz (Curcuma xanthorrhiza oder zanthorrhiza ROXB.) aus Indonesien um die Gunst der Anwender. Bisher galten beide Arten – trotz einiger Unterschiede – als etwa gleichwertig.

Eine weitere Besonderheit bei diesen Heilpflanzen liegt darin, dass das Potenzial ihrer Wirkungen noch nicht ausgeschöpft ist. Wurden diese Heilpflanzen aus der Tradition der Verwendung als Gewürz vorwiegend in der Therapie von Verdauungsproblemen – besonders bei Problemen der Gallenfunktion – eingesetzt, eröffnet die Forschungsarbeit der letzten Jahre ganz neue Einsatzmöglichkeiten.

Einen wesentlichen Fortschritt dabei brachte die deutliche Verbesserung der Aufnahme der wirksamen Inhaltstoffe durch den menschlichen Körper. Durch die schlechte Wasserlöslichkeit der Curcuminoide wird bei einer Teezubereitung nur ein verschwindend kleiner Teil der wertvollsten Wirkstoffe dem Körper zugeführt. Durch modernste Arzneiformen konnte dieses Manko überwunden werden und es ist nun möglich die Wirkstoffe in vernünftigen Mengen zu dosieren; besonders wichtig dabei ist, dass durch die spezielle Galenik der Arzneimittel jene Serumspiegel erreicht werden, die für das Erreichen der Wirkungen in neuen Indikationen notwendig sind.

Gelbwurz © Ernst Frühmann

Gelbwurz © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Bisher kam die Gelbwurz vorwiegend bei den dyspeptischen Beschwerden wie Übelkeit, Völlegefühl und Blähungen zur Anwendung, wenn eine verringerte Magensaftsekretion, eine gestörte Gallenfunktion (reduzierte Gallebildung und Galleausscheidung) oder eine unzureichende Fettverdauung im Vordergrund stehen. An dieser Wirkung sind sowohl die Curcuminoide als auch das ätherische Öl beteiligt.

Gegenanzeigen: Bei Gallensteinleiden und Verschluss der Gallenwege.

Blick in die Zukunft: Durch den höheren Anteil an Curcuminoiden und die günstigere Zusammensetzung des ätherischen Öls in C. longa wird diese Art als etwas wirksamer eingestuft als die Javanische Gelbwurz (C. zanthorrhiza ROXB.)

Ermutigende Ergebnisse in verschiedenen Studien lassen erwarten, dass gerade Erkrankungen mit entzündlichen Prozessen zur Behandlung mit Curcuma-Extrakten, die durch eine verbesserte Aufnahme durch den Körper auch ausreichende Serumspiegel erwarten lassen, einige Krankheitsbilder erfolgreich behandelt werden können.

Die hohe entzündungshemmende Kraft und gute Verträglichkeit des Curcumins soll deutliche Verbesserungen bei entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa bringen, die schmerzhaften Entzündungen bei Arthrose und rheumatoider Arthritis mildern. Bei der Behandlung von Krebspatienten konnte sowohl der Zustand der Haut durch Strahlungsbelastung als auch die Nebenwirkungen bei Chemotherapien verbessert werden.

Hohe Erwartungen setzt man auch in die Behandlung von Diabetes Typ 2 Patienten in der Vorbeugung und auch bei Folgeerkrankungen im Bereich der Durchblutungsstörungen.

Indien hat den höchsten Curcumakonsum (330.000 t/Jahr) und eine auffallend niedrigere Rate an Alzheimer-Erkrankungen; daher erhofft man sich auch in dieser Richtung positive Aussichten für die Zukunft.

Ayurveda-Medizin: Da die Bedeutung der Gelbwurzel in der Ayurveda-Medizin hoch ist, wird sie in dementsprechend großen Mengen in Indien angebaut. Curcuma senkt alle drei Doshas; sie hilft bei Entzündungen von Augen und Ohren und schärft auch den Geruchssinn. Im Verdauungstrakt schätzt man ihre antiseptischen, karminativen, abführenden und appetitanregenden Wirkungen. Ein wesentlicher Einsatzbereich liegt im Bereich von Hautproblemen wie z.B. bei Juckreiz, Nesselsucht, Ekzemen, Gürtelrose, Allergien, Prellungen und verschiedenen Formen von Entzündungen im Körper. In der Therapie des Diabetes spielt Curcuma auch eine wesentliche Rolle.

In der indischen Ernährung gehört die Gelbwurz (Curry) zu jedem Essen und auch zu jeder religiösen Zeremonie in den Tempeln und zu Hause.

Curcuma in der Küche: Der getrocknete Wurzelstock ist als Pulver ein hervorragendes Gewürz und auch wichtiger Bestandteil in Curry-Mischungen. Der Geschmack wird als scharf bis brennend scharf, würzig und bitter beschrieben. Das Aroma entfaltet sich in vollem Umfang erst durch die Hitze beim Kochen.

Gelbwurz © Ernst Frühmann

Gelbwurz © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Gelbwurz hat ihre Heimat zwischen Indien und Indonesien; sie wird heute als Gewürz- und Heilpflanze in den feuchtwarmen Zonen Asiens kultiviert. Ihre Heilwirkung wird bereits im Sanskrit beschrieben. Auch heute schätzt man ihre Heilkraft und sie zählt zu den gut wirksamen verdauungsfördernden Mitteln.

Ätherisches Öl und die Curcuminoide führen zu einer verbesserten Verdauungs-Funktion bei dyspeptischen Beschwerden. Mit den antioxidativen, entzündungshemmenden und weiteren positiven Eigenschaften erwartet man sich durch Resorptionsverbesserungen den Einsatz bei Entzündungen im Darm, bei Arthrosen, Diabetes, zur Unterstützung bei Krebstherapien und bei Alzheimer Demenz.

Schöllkraut

Schöllkraut © Ernst Frühmann

In unmittelbarer Nähe unseres Lebensraumes begegnet uns diese Heil- und Giftpflanze im Garten und auf Spazierwegen vom Frühjahr bis in den Herbst. Schon im Altertum war die Heilkraft des Schöllkrautes bekannt; aber nicht nur Mediziner schätzten diese Pflanze wegen seiner wunderbaren Wirkungen.

Auch die Künstler vergangener Jahrhunderte streuten das Schöllkraut in ihre Bildkompositionen ein; so finden wir diese Pflanze auf Altarbildern neben anderen Kräutern. Albrecht Dürer beschäftigte sich bei Pflanzenstudien gerne mit dem Schöllkraut, und so schuf dieser Künstler einige Darstellungen dieser Heilpflanze. Aber auch die heilende Wirkung des Schöllkrautes konnte Albrecht Dürer bei einer Leberschwellung am eigenen Leib erfahren.

Trotz vieler positiver Berichte und Eigenschaften wird die Anwendung dieser Giftpflanze in der Medizin kontroversiell diskutiert, da auch schädigende Einflüsse auf Organe (Leber) dokumentiert wurden.

Schöllkraut © Ernst Frühmann

Schöllkraut © Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin

Daher werden Extrakte dieser Arzneipflanze bei krampfartigen Beschwerden im Magen- und Darmbereich, sowie im Gallenbereich erfolgreich von Ärzten verordnet. Der schwankende Alkaloidgehalt macht die Anwendung des Extraktes problematisch; 10 – 30 Milligramm Gesamtalkaloide sind als mittlere Tagesdosis empfohlen. Gut belegt ist die Wirkung bei Oberbauchschmerzen, Blähungen, Flatulenz, Verstopfung und Krämpfen im Magen- Darmbereich.

Als Tee ist die Verwendung des getrockneten Schöllkrautes unüblich und durch den Abbau von Wirkstoffen bei der Lagerung ist nur eine schwache Wirksamkeit zu erwarten. In Kombination mit anderen gallenwirksamen Arzneipflanzen wie Pfefferminze, Wermut oder Löwenzahn kann eine Anwendung sinnvoll sein.

Das Schöllkraut ist auch Bestandteil eines sehr bekannten Medikaments, das weitere 8 Heilpflanzen enthält und bei Magen- Darmbeschwerden verwendet wird. 

In der Homöopathie wird die Wurzel zur Herstellung der Urtinktur extrahiert. Chelidonium als homöopathische Zubereitung gilt als ausgezeichnetes Leber- und Gallenmittel.

In der Volksmedizin hat sich der frische Saft aus dem Schöllkraut zur Behandlung von Warzen bewährt. Hautreizende Eigenschaften und die die Zellteilung hemmende Wirkung eines Alkaloides sind hier anscheinend für die erfolgreiche Abheilung der Warzen verantwortlich.

Welche Nebenwirkungen können auftreten und warum zählt das Schöllkraut zu den Giftpflanzen?

Der Schöllkrautsaft wird als scharf schmeckend und ätzend beschrieben. Wann die Alkaloide in der höchsten Konzentration vorliegen, ist umstritten. Manche haben hohe Werte zur Blütezeit im April und Mai festgestellt, manche in den Sommermonaten. Neue Untersuchungen zeigen auch, dass der Alkaloidgehalt während der Blütezeit besonders niedrig ist. Sollten diese Werte überall gelten, erscheint eine Ernte der blühenden Pflanzen weniger sinnvoll.

Es wird behauptet, dass die frische Pflanze mit dem frischen Saft für den Menschen giftig ist. Genaue Angaben über die Menge, die zu Vergiftungen führt, gibt es aber in der Literatur nicht. Einzelne Alkaloide aus dem Schöllkraut können, wie aus Untersuchungen hervorgeht, zur Lähmung des Atemzentrums und damit in hohen Dosen zum Tod führen.

Die getrockneten Pflanzenteile gelten als mindergiftig und werden daher zur Therapie verschiedener Erkrankungen verordnet.

Schöllkraut © Ernst Frühmann

Schöllkraut © Ernst Frühmann

Zusammenfassung 

Das Schöllkraut ist als Ruderalpflanze häufig in der Natur zu finden: Es gehört zur Familie der Mohngewächse und ist Milchsaft führend. In dem gelben bis orangen Milchsaft wurden etwa 30 Alkaloide gefunden, die wesentlich zur Wirkung beitragen.

Die Giftwirkung des Schöllkrautes scheint nur bei der frischen Pflanze gegeben zu sein. Alle getrockneten Pflanzenteile sind durch die krampflösenden Eigenschaften der Inhaltsstoffe Bestandteile von Arzneimitteln, die bei krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm – und im Gallenbereich verordnet werden.

Kreuzdorn

Kreuzdorn © Ernst Frühmann

In der Natur Europas stößt man auf zwei Arzneipflanzen aus der Familie der Kreuzdorngewächse, die zu den stark wirksamen Laxantien (Abführmitteln) zählen. Sie wirken wie Aloe, Senna und Rhabarber auf den Dickdarm, beeinflussen die Motilität und Sekretion und haben Anthrachinonglykoside als Wirkstoffe. Während beim Faulbaum die Rinde diese abführend wirksamen Verbindungen enthält, sind es beim Kreuzdorn die reifen Früchte, die zur abführenden Wirkung führen.

Ein dritter Verwandter der Rhamnusarten ist der Amerikanische Faulbaum oder Amerikanische Kreuzdorn (Rhamnus purshiana DC.), dessen Rinde ebenfalls zu den starken Abführmitteln zählt.

Wie für alle Anthranoiddrogen gilt auch für den Kreuzdorn, dass eine kurzfristige Anwendung einzuhalten ist und dass diese Art der Abführmittel in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden dürfen. Bei Kindern unter 12 Jahren sind diese Wirkstoffe ebenso nicht zu verabreichen.

Der Name dieser Heilpflanze leitet sich von zwei griechischen Worten ab; rhamnos wurde von Dioskurides und Theophrast als Bezeichnung für die Kreuzdornarten verwendet. Der Beiname kommt vom Wort kathairein, das reinigen bedeutet und für die purgierende, reinigende Wirkung des Kreuzdorns steht.

Kreuzdorn © Ernst Frühmann

Kreuzdorn © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Die einzige sinnvolle, kurzfristige Anwendung für die Kreuzdornbeeren ist die Verstopfung (Obstipation) beim erwachsenen Menschen. Dabei sollte nach der individuellen, optimalen Dosierung gesucht werden; diese ist gegeben, wenn mit der Einnahme einer Teezubereitung aus Kreuzdornbeeren in der geringsten erforderlichen Dosierung ein weich geformter Stuhl entsteht. Die Richtdosierung besagt, dass 20 bis 30 Milligramm der Hydroxyanthracenderivate (berechnet als Glucofrangulin) in etwa 8 – 10 Stunden zu dieser Wirkung beim Erwachsenen führen. Nimmt man nun 3 – 5 Gramm der getrockneten Beeren und legt ihnen 4 Prozent Wirkstoff zugrunde, dann wäre die Dosierung deutlich höher; in dieser Dosierung ist eher eingerechnet, dass es beim Tee nur zu einer teilweisen Extraktion der Wirkstoffe bei der Teezubereitung kommt.

Teeherstellung: 3 – 5 Gramm Droge werden mit 150 Milliliter kochendem Wasser übergossen; man lässt etwa 10 Minuten ziehen und seiht dann ab.

 

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen

Eine überhöhte Dosierung soll vermieden werden, da bereits bei geringen Überschreitungen der optimalen Dosis Nebenwirkungen wie Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall auftreten können.

Die längere Einnahme von Tee-Zubereitungen kann zu reversiblen Pigmenteinlagerungen in der Darmschleimhaut führen. Die längere Anwendung von Tee-Zubereitungen führt zur Störung des Wasser- und Mineralstoffhaushalts (besonders auch von Kalium) und ist daher zu vermeiden! Bei niedrigem Kaliumspiegel ist auf Wechselwirkungen mit anderen Arzneistoffen zu achten!

In der Stillzeit sollen Zubereitungen nicht eingenommen werden, da Anthrachinon-Derivate zum Teil in die Muttermilch übergehen.

Die Anwendung von Kreuzdornbeeren-Zubereitungen ist nicht angezeigt bei Darmverschluss, Entzündungen in der Bauchhöhle, entzündlichen Darmerkrankungen und in der Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern unter 12 Jahren.

Kreuzdorn © Ernst Frühmann

Kreuzdorn © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Der Kreuzdorn ist in weiten Teilen Europas, im Norden Asiens und Afrikas beheimatet. Zur Anwendung kommen die reifen, getrockneten Beeren in Teezubereitungen.

Sinnvoll ist die kurzfristige Anwendung von etwa 20 bis 30 Milligramm der Anthrachinonglykoside bei Verstopfung (Obstipation). Diese gelten als sicheres, Dickdarm wirksames Abführmittel, wenn diätetische Maßnahmen und Quellstoffe nicht zur gewünschten Entleerung des Darms führen.

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen sind unbedingt zu beachten!

Rhabarber

Rhabarber © Ernst Frühmann

Beide Rhabarberarten, der Medizinalrhabarber (R. palmatum) und der Südchinesische Rhabarber (R. officinale) unterscheiden sich nur unwesentlich in ihrem Aussehen und in ihrem Wirkstoffmuster. Sie liefern uns in den rübenförmigen Wurzeln mit sehr kleinen Rhizomen jene Wirkstoffe, die zur Herstellung standardisierter Arzneimittel dienen. Sie zählen auch heute noch zu den stark wirksamen Laxantien, die auf den Dickdarm wirken und wie Aloe, Senna, Faulbaum oder Kreuzdorn sowohl die Motilität als auch die Sekretion beeinflussen.

Von weiteren Rhabarberarten, die für medizinische Extrakte Verwendung finden, werden Wurzelextrakte aus dem Sibirischen oder Rhapontik Rhabarber genützt. Seine Wurzel darf nicht mit Medizinalrhabarber zur Teeherstellung vermischt werden.

Die medizinisch verwendeten Rhabarber-Arten unterscheiden sich im Aussehen und in der Verwendung vom Gartenrhabarber (Rheum rhabarbarum L.), dessen Stängel, die als Stielgemüse gelten aber meist zu süßen obstartigen Speisen verarbeitet werden, im Frühjahr bis Johanni (24. Juni) geerntet werden.

Rhabarber © Ernst Frühmann

Rhabarber © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Die Verwendung der Rhabarberwurzel teilt sich in eine niedere Dosis (0,1 bis 0,2 Gramm), bei der die Bitterwirkung als Stomachikum (Magenmittel) zur Appetitanregung und Verdauungshilfe genützt wird, aber auch eine leicht stopfende Wirkung durch die Gerbstoffe erreicht wird.

Erst die höhere Dosis (1,0 – 2,0 Gramm) führt bei Erwachsenen in 8 – 12 Stunden nach der Einnahme zur abführenden Wirkung, die bei hartem Stuhl oder Stuhlverstopfungen mit einer beschränkten Anwendungszeit von 1 bis 2 Wochen sinnvoll ist und als Mittel zur schonenden Stuhl-Entleerung bei Analfissuren, Hämorrhoiden oder nach Operationen im Analbereich gewünscht ist.

Die alkoholischen Extrakte aus der Wurzel werden als Pinselung bei Aphten, Entzündungen im Mund- und Rachenraum oder Zahnfleischentzündungen erfolgreich eingesetzt.

Extrakte des Rhapontik-Rhabarbers in Kombination mit Salbei haben sich als wirksames Mittel bei Herpes simplex Infektionen (Fieberblasen) bewährt. Neben der antiviralen Wirkung beider Heilpflanzen wirkt der Salbei noch entzündungshemmend und wundheilungsfördernd.

Extrakte aus dem Rhapontik-Rhabarber mit hohem Stilbenanteil zeigen in Studien auch günstige Wirkungen auf verschiedene hormonell gesteuerte Probleme bei Frauen wie z.B. bei klimakterischen Beschwerden – besonders bei Hitzewallungen, Dysmenorrhöen und anderen Anomalien.

Die Verwendung der Rhabarberwurzeln in Gallentees war früher üblich, davon sollte man bei Vorlage alter Teerezepte Abstand nehmen.

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen

Die Einnahme von Rheum-Zubereitungen kann zur Rotfärbung (harmlos) des Harns und zu reversiblen Pigmenteinlagerungen in der Darmschleimhaut führen. Überdosierungen können Kolik artige Bauchschmerzen hervorrufen und zu Erbrechen führen. Die längere Anwendung von Rheum-Zubereitungen führt zur Störung des Wasser- und Mineralstoffhaushalts – besonders auch von Kalium – und ist daher zu vermeiden! Bei niedrigem Kaliumspiegel ist auf Wechselwirkungen mit anderen Arzneistoffen zu achten!

In der Stillzeit sollen Zubereitungen nicht eingenommen werden, da Anthrachinon-Derivate zum Teil in die Muttermilch übergehen.

Die Anwendung von Rhabarber-Zubereitungen ist nicht angezeigt bei Darmverschluss, Entzündungen in der Bauchhöhle, entzündlichen Darmerkrankungen und in der Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern unter 12 Jahren.

Achtung: Die Blätter des Speiserhabarbers sind giftig!!!

Rhabarber © Ernst Frühmann

Rhabarber © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Heimat der Rhabarber-Arten liegt in Asien; Rhabarber gedeiht aber auch gut in Europa.

Von beiden Arten werden die getrockneten und geschälten unterirdischen Anteile zur Teezubereitung und Herstellung von standardisierten Extrakten für Arzneimittel verwendet. Rund 30 mg der standardisierten Anthranoide gelten als sichere, Dickdarm wirksame, Abführmittel, wenn diätetische Maßnahmen und Quellstoffe nicht zur gewünschten Entleerung des Darms führen. Extrakte werden auch gegen Entzündungen im Mund und gegen Herpes Viren eingesetzt.

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen sind unbedingt zu beachten!

Vogelknöterich

Vogelknöterich © Ernst Frühmann

Bei Wanderungen in die Natur stößt man immer wieder auf diese Heilpflanze, die vom Aussehen her – auch wegen der sehr kleinen Blüten – eher unspektakulär ist, die aber meist großflächig vorkommt. Gerade dort, wo die meisten Pflanzen oft kaum noch gedeihen, wachsen auf kargen und trockenen Stellen auf Wegen oder Wegrändern diese Pflanzen. Der Vogelknöterich ist nicht nur fast überall – mit Ausnahme Islands und der nördlichsten Teile Skandinaviens – in Europa zu finden, er ist dank seines weltweiten Vorkommens ein echter Kosmopolit des Pflanzenreichs.

Das Aussehen der Heilpflanze schlägt sich auch in ihrem Namen nieder. Das Hauptwort Polygonum enthält die beiden griechischen Bezeichnungen polys für viel und gony für Knie, Gelenk oder Knoten. Der Beiname aviculare interpretiert die Tatsache, dass Vögel die Samen dieser Pflanze gerne fressen.

Aber auch die deutschen volkstümlichen Namen Wegerich, Weggras oder Wegkraut und Hansl am Weg weisen auf den bevorzugten Standort hin; Dehngras, Reisskraut oder Zerrgras wiederum sollen an die zähen, am Boden sich ausdehnenden Stängel erinnern.

Vogelknöterich © Ernst Frühmann

Vogelknöterich © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Die Kommission E hat schon vor vielen Jahren den Zubereitungen aus dem Vogelknöterichkraut positive Wirkungen bei Katarrhen der Luftwege und entzündlichen Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut zugestanden. Das entspricht auch den Erfahrungen der langjährigen Anwendung dieser Heilpflanze; daher gibt es für Zubereitungen aus dieser Heilpflanze seit 2016 auch die medizinische Empfehlung des HMPC, eines Komitees der Europäischen Union, das die Wirksamkeit traditionell angewendeter Heilpflanzen beurteilt. Auch dort kam man zur Entscheidung, dass für Erwachsene und Jugendliche (ab 12 Jahren) zur Linderung von Erkältungsbeschwerden oder Beschwerden bei leichten Mund- und Rachenentzündungen und leichten Beschwerden im Bereich der Harnwege zur Durchspülungstherapie der Vogelknöterich mit seinen Zubereitungen ein geeignetes Heilmittel ist.

Bei der Teezubereitung werden 1,5 Gramm der fein geschnittenen Droge mit 150 Milliliter kaltem Wasser angesetzt und zum Kochen erhitzt; man lässt den Tee 5 – 10 Minuten ziehen und seiht dann ab.

Kombinationen mit anderen Husten wirksamen Heilpflanzen (Schlüsselblumenwurzel, Schachtelhalmkraut, Königskerzenblüten oder Eibischblättern) sind durchaus sinnvoll. Ebenso ist bei Entzündungen im Bereich der Harnorgane eine Erweiterung der Wirkung mit Bärentraubenblättern, Birkenblättern oder Goldrutenkraut eine vielfach erprobte Alternative.

 

Vogelknöterich © Ernst Frühmann

Vogelknöterich © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Der Vogelknöterich ist seit etwa 2000 Jahren als Heilpflanze in Europa in Verwendung. Er gedeiht in fast allen Teilen Europas. Geerntet werden die blühenden, oberirdischen Teile von Juli bis August.

Durch seine schleimlösenden, entzündungshemmenden, zusammenziehenden Eigenschaften und seine jahrhundertelange Anwendung wird seine Wirksamkeit auch heute anerkannt. Husten, Entzündungen im Mund und Rachen oder im Bereich der Harnwege sind Beschwerden, die auf Zubereitungen mit Vogelknöterich ansprechen.

 

 
 

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