Süßholz

Seit Jahrtausenden wird die Wurzel des Süßholzes als Arzneimittel geschätzt und genutzt. Entsprechend ihrem Vorkommen in Asien, Europa und Nordamerika finden sich etwa 30 Arten in unterschiedlichen Regionen. Davon werden drei Arten in Asien und Europa medizinisch genützt. Während G. inflata und G. uralensis in Ostasien beheimatet sind, ist G. glabra vom Mittelmeerraum bis zum Iran dominierend und auch die klassische Arzneidroge dieser Region.
Bei den Chinesen zählt das Süßholz zu den einhundertzwanzig bedeutendsten Heilpflanzen. In Ägypten hatte zur Zeit der Pharaonen das Süßholz eine derart hohe Bedeutung, dass man Süßholzwurzeln zur Vorbereitung auf das Jenseits mit ins Grab legte; das belegen Funde im Grab des Tut-ench-Amun.

Süßholz © Ernst Frühmann
Anwendung in der Medizin
Die Süßholzwurzel und deren Extrakte oder isolierte Wirkstoffe eröffnen durch ihre unterschiedliche Wirkung sowohl Anwendungen an verschiedenen Organen als auch in einigen Indikationen.
Durch die Wirkung der Triterpensaponine, verschiedener Isoflavane und Isoflavone gelten Extrakte aus der Wurzel als gutes Heilmittel bei Husten und Bronchialkatarrhen oder Entzündungen im Bereich der oberen Luftwege.
Gute Erfolge erreicht man mit Süßholzextrakten auch bei Magengeschwüren oder Gastritis und in der vorbeugenden Behandlung dieser Erkrankungen. Die dabei notwendige entzündungshemmende Wirkung kommt von der Glycyrrhizin- und der Glycyrrhetinsäure, die aber auch noch andere Eigenschaften besitzen, die sich günstig auf den Heilerfolg auswirken.
Ein weiterer Anwendungsbereich sind Entzündungen der Haut oder der Schleimhäute im Mund und Rachen – einschließlich der Behandlung der Aphten. Auch bei Fieberblasen versuchte man mit Gelen eine schnellere Abheilung zu erreichen.
Die TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) nützt die getrocknete Süßholwurzel oder die in Honig geröstete Wurzel zur Entgiftung stärkerer Arzneien aber auch zur Stärkung von Milz, Lunge, Herz und Magen.
Im ostasiatischen Raum wird die Glycyrrhizinsäure mit zwei weiteren Wirkstoffen als Infusion erfolgreich zur Behandlung der chronischen Hepatitis und Leberzirrhose eingesetzt. Dabei zeigt sich, dass bestimmte Wirkstoffe in der Behandlung der Hepatitis A und C als antiviral und antihepatotoxisch eingestuft werden können.
In der COVID-19-Pandemie zeigte sich eine weitere wertvolle Eigenschaft der Wirkstoffe der Süßholzwurzel. Es konnte bewiesen werden, dass mit Süßholzextrakten die Virusanheftung und -vermehrung unterdrückt wird, die Immunantwort und der Schutz bestimmter Organe gestärkt werden, Entzündungen gebremst und gebildete Toxine besser eliminiert werden.
Gegenanzeigen, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen
Die Anwendung der Süßholzwurzel darf nicht unkritisch und bedenkenlos erfolgen.
Zubereitungen sollen in der Schwangerschaft, bei Bluthochdruck, bei schwerer Nierenfunktionsschwäche, bei einem niedrigen Kaliumgehalt im Blut, bei Leberzirrhose oder einer Lebererkrankung, die durch Gallenstauung entstanden ist, nicht zur Anwendung kommen.
Zu den Nebenwirkungen zählen, dass bei längerer Anwendung Wasser und Natrium stärker im Körper zurückgehalten werden, weiters Kaliumverlust mit Bluthochdruck, Ödeme und in seltenen Fällen eine Rotfärbung des Urins.
Auf Wechselwirkungen sollte man achten, wenn man wassertreibende Arzneimittel nimmt, die Kalium reduzieren; gleichzeitig ist zu beachten, dass bei niedrigem Kaliumspiegel die Einnahme von Herzmitteln aus Digitalis sorgfältig abgestimmt sein muss.

Süßholz © Ernst Frühmann
-
ZUSAMMENFASSUNG
Das Süßholz ist eine Heilpflanze, die in warmen Regionen der nördlichen Halbkugel beheimatet ist. Die Wurzeldroge stammt praktisch ausschließlich aus Kulturen. Rund 400 Inhaltsstoffe sind bekannt; einige, wie das Glycyrrhizin, haben besonders große Bedeutung in der medizinischen Anwendung. Wurzeldroge, Extrakte und Wirkstoffe finden Verwendung bei Bronchialerkrankungen, entzündlichen Erkrankungen im Magen-, Darm- und Hautbereich oder bei viralen Erkrankungen. Durch das Glycyrrhizin (50x süßer als Zucker) ist Süßholz auch ein Süßungsmittel oder Geschmackskorrigens.































