Rotklee

Rotklee © Ernst Frühmann

In den letzten Jahrzehnten hat sich eine große Menge wissenschaftlich fundierter Studien mit der Wirkung der Isoflavone beschäftigt. Die dabei ermittelten Daten belegen eindeutig die Sicherheit dieser Naturstoffe – auch bei einer Langzeiteinnahme. Als selektive Estrogenrezeptor-Modulatoren (Phyto-SERMs) docken die Isoflavone aus dem Rotklee – und auch aus Soja – fast ausschließlich an den ß-Rezeptoren an und gewährleisten dadurch einen hohen Schutz des Brustgewebes, weil sie gegen eine Gewebevermehrung (antiproliferative Wirkung) gerichtet sind.

Der Rotklee ist eine Pflanze, die praktisch flächendeckend in Europa – vom hohen Norden bis in den Mittelmeerraum und von der Atlantikküste bis zum Ural – zu finden ist. Der Name hat einen klaren Bezug zur Form der Blätter und zum Vorkommen in der Natur. Im Hauptwort wird das Dreiblatt (tria, tres bzw. folium) benannt; im Beinamen findet sich das Vorkommen wie Wiese (pratense) oder Acker (arvense).

Wurden in den letzten Jahrhunderten vorwiegend die Gerbstoffe als nutzbringend angesehen, sind es heute die Isoflavone, die derzeit die medizinische Nutzung – meist als Nahrungsergänzungsmittel – bestimmen.

Rotklee © Ernst Frühmann

Rotklee © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Bei Studien hat sich gezeigt, dass Frauen in Asien bei sojareicher Ernährung mit Beschwerden, wie sie in den Wechseljahren auftreten, kaum konfrontiert sind. Es war naheliegend, nach Heilpflanzen zu suchen, die ähnliche oder gleichwertige Inhaltsstoffe haben. Rotkleeextrakte sind heute – nach dem weitgehenden Aussetzen der Hormonersatztherapie – eine Möglichkeit, die Beschwerden der Wechseljahre (auch als klimakterische Beschwerden bezeichnet) positiv zu beeinflussen und dieser Zeit mehr Lebensqualität zu geben.

60–80 % der Frauen leiden mehr oder weniger stark unter menopausalen Symptomen (Menopause ist die Zeit nach dem Aufhören der Regelblutung) wie Hitzewallungen, Schweißausbrüchen, Stimmungsschwankungen und Reizbarkeit.

Während diese die Lebensqualität der Frauen stark beeinträchtigenden Beschwerden durch die Hormonersatztherapie sehr gut zu behandeln waren, wird nun auch der Erfolg mit den pflanzlichen Mitteln aus dem Rotklee (und auch Soja) auch in zahlreichen Studien mit einer Vielzahl an Anwenderinnen positiv bewertet.

Man darf eine positive Wirkung bezüglich einer Verbesserung der Konzentration und der Stimmung erwarten; eventuell kann man auch mit besserem Schlaf rechnen. Es gilt als gesichert, dass Beschwerden wie Hitzewallungen und Schweißausbrüche (Thermoregulation) bei der Einnahme von Präparaten mit bis zu 90 mg Isoflavonen als Aglyka aus dem Rotklee abnehmen und auch eine höhere Resistenz gegen Stress erreicht wird.

Man erwartet sich bei der Einnahme vom Extrakt noch positive Effekte auf den Knochenstatus, da die fortschreitende Osteoporose ein gravierendes Problem dieser Altersgruppe darstellt. Mehr Bewegung in dieser Lebensphase ist sicher eine deutliche Unterstützung der pflanzlichen Therapiemöglichkeiten.

Eine langfristige Anwendung von Rotkleepräparaten ist aus der heutigen Sicht möglich und scheint durch äußerst zahlreiche Studien abgesichert.

Da es sich in den meisten Fällen um rezeptfreie Fertigpräparate handelt, sind diese ohne Verordnung als Nahrungsergänzung erhältlich. Es ist sinnvoll, eine längere Anwendung mit dem behandelnden Arzt abzusprechen und auf die Qualität der Produkte zu achten.

Rotklee © Ernst Frühmann

Rotklee © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Der Rotklee ist eine allseits bekannte und weit verbreitete Pflanze, die in erster Linie als Futterpflanze bekannt ist.

Auf Grund ihrer Inhaltsstoffe, der Isoflavone, wird sie seit einigen Jahrzehnten zur Linderung der belastenden Beschwerden der Wechseljahre der Frauen eingesetzt. Die Isoflavone Genistein und Biochanin A sind die beiden Isoflavone mit 100 %iger Phyto-SERM-Aktivität.

Bei den klimakterischen Beschwerden wie Hitzewallungen, Schweißausbrüchen, Stimmungsschwankungen und Reizbarkeit können Isoflavone in hochwertigen Phytos in einer Dosierung bis 90 mg eine wesentliche Hilfe sein. Eine Absprache mit dem Arzt ist sinnvoll, obwohl die angebotenen Präparate rezeptfrei sind.

Gemeiner Wacholder

Wacholder © Ernst Frühmann

Wandert man durch die Natur, in der auch der Wacholder beheimatet ist, trifft man einerseits auf aufrechte oder kriechende Wacholdersträucher, aber auch mit etwas Glück – in Mitteleuropa selten, doch im nördlichen Mittelmeerraum durchaus häufig – auf mehrere Meter hohe Wacholderbäume. Anderseits darf man sich nicht wundern, dass die Wacholderbeeren nicht auf allen Bäumen und Sträuchern zu finden sind. Das liegt daran, dass der Gemeine Wacholder zweihäusig ist und die Wacholderbeeren nur auf den weiblichen Pflanzen heranreifen.

Wacholderbeeren sind keine Beeren im üblichen Sinn von Früchten, haben sich aber im deutschen Sprachgebrauch den Namen Beeren erhalten, obwohl es sich um Beerenzapfen handelt. In der lateinischen Bezeichnung trugen sie zunächst den Namen Juniperi pseudofructus (also Scheinfrucht) und seit mehreren Jahren Juniperi galbulus.

Bezüglich einer Verwechslung mit dem naheverwandten Sadebaum (Juniperus sabina) ist Vorsicht geboten; dieser wird auch Stink- oder Gift-Wacholder genannt. Im Unterschied zum Gemeinen Wacholder werden die ähnlich aussehenden Früchte mit schädigenden, giftigen Wirkungen innerhalb eines Jahres reif.

 

Wacholder © Ernst Frühmann

Wacholder © Ernst Frühmann

Anwendung IN DER MEDIZIN

Wegen der nierenreizenden Wirksamkeit hat auch die Kommission E die Verwendung von Wacholderbeeren nur bei Verdauungsbeschwerden mit leichten Krämpfen im Magen-Darmbereich, bei Völlegefühl und Blähungen empfohlen. Damit soll einer übermäßigen Anwendung bei Nieren-Blasenerkrankungen und dadurch einer möglichen Reizung des Nierengewebes vorgebeugt werden. Die ESCOP führt eine Verbesserung der renalen Wasserausscheidung an und befürwortet die Anwendung bei dyspeptischen Beschwerden und Appetitlosigkeit.

Geht man davon aus, dass die Gabe von 20 bis 100 Milligramm vom reinen ätherischen Öl für einen Erwachsenen eine unbedenkliche tägliche Dosis darstellt, dann müssen auch fünf Gramm Droge (Wacholderbeeren) mit einem Gehalt von zwei Prozent an ätherischem Öl im therapeutischen Bereich liegen. Bedenkt man nun, dass vermutlich etwa 50 Prozent in die Teezubereitung übergehen, sollten auch 10 Gramm Droge (etwa 80 Beerenzapfen/Wacholderbeeren) als Tagesdosis verträglich sein.

Die Meinungen über die schädigende Wirkung auf die Niere sind geteilt, da bedeutende Wissenschaftler vermuten, dass hier seit über 100 Jahren die nierenschädigende Wirkung von Buch zu Buch ohne neuere, eingehende wissenschaftliche Erkenntnisse übertragen wurde.

Aus dieser Betrachtung heraus scheint auch die von Pfarrer Kneipp empfohlene Kur mit Wacholderbeeren grenzwertig zu sein. Dabei beginnt man mit dem Kauen von 3 x täglich einer Beere und steigert diese bis 3 x tgl. 20 Beeren, um dann wieder absteigend bis zu 3 x tgl. 1 Beere zu reduzieren. Bei dieser Kur wird die empfohlene Tagesdosis von 20 bis 100 mg an ätherischem Öl dann überschritten, wenn der Gehalt an ätherischem Öl in den Beerenzapfen über 1,5 Prozent liegt.

In Teemischungen zur Behandlung von Harnwegserkrankungen kann die Wirkung der Wacholderbeeren durch Löwenzahn-, Hauhechel- oder Liebstöckelwurzel, Birken-, Bärentrauben- oder Orthosiphonblätter, Goldrutenkraut oder Ackerschachtelhalm ergänzt oder erweitert werden.

Bei der Behandlung von Magen- Darmbeschwerden kann die Kombination mit Wermut, Kamille oder Pfefferminze sinnvoll sein.

In der Schwangerschaft oder bei entzündlichen Nierenerkrankungen ist von einer Anwendung Abstand zu nehmen.

 

Wacholder in der Küche und Gin als Aperitif/Digestif

Auch als Gewürz erfreut sich der Wacholder großer Beliebtheit, macht er doch viele Speisen durch das ätherische Öl bekömmlicher; in Wildgerichten und im Sauerkraut ist Wacholder immer zu finden. Man sollte aber mit diesem aromatischen Gewürz eher sparsam umgehen.

Ein bekanntes alkoholisches Getränk – der Gin – enthält Wacholder als charakteristischen Geschmacksspender.

Wacholder © Ernst Frühmann

Wacholder © Ernst Frühmann

 

 Zusammenfassung

Trotz kritischer Töne und der Möglichkeit einer nierenreizenden Wirkung ist der Wacholder als Droge (Beerenzapfen) oder als reines ätherisches Öl daraus ein wertvolles Therapeutikum bei Magen-Darmbeschwerden und Harnwegsinfekten. Bei Menschen mit gesunden Nieren scheint die therapeutische Dosis unbedenklich zu sein. Dennoch ist in der Schwangerschaft oder bei entzündlichen Nierenerkrankungen eine Anwendung nicht angezeigt.

Die Wacholderbeeren eignen sich auch hervorragend zum Würzen vieler Speisen, verfeinern deren Geschmack und verbessern deren Bekömmlichkeit.

Manna-Esche

Manna-Esche © Ernst Frühmann

Die Wirkungsweise vom Manna aus der Manna-Esche, auch als Blumenesche oder Weißesche bekannt und mit anderen Varietäten wie F. angustifolia, F. juglandifolia bzw. rotundifolia, passt genau zum gewünschten Wirkungsprofil: sanfte Wirksamkeit, meist gute Verträglichkeit und auch eine Anwendungsmöglichkeit über mehrere Wochen.

Darmträgheit, Verstopfung oder auch Obstipation genannt, sind Befindlichkeitsstörungen oder doch auch gesundheitliche Probleme, die bei etwa 15 Prozent der Menschen Beschwerden verursachen. Besonders dann, wenn diese Problematik in eine chronische Form übergeht, ist es sinnvoll jene unterstützenden Maßnahmen zu finden, die zu einer Normalisierung der Konsistenz des Stuhls führen und die Häufigkeit des wöchentlichen Stuhlgangs in ein Normalmaß zurückführen.

Nicht dazu geeignet sind jene starken, dickdarmwirksamen Abführmittel wie Senna, Faulbaum und andere der Anthranoiddrogen, die ja nur kurzfristig angewendet werden dürfen. Bestens geeignet sind hier wohl jene Naturprodukte, die osmotische Eigenschaften besitzen, die eine Rückresorption von Wasser im Darm behindern, die die Darmperistaltik durch Vergrößerung des Darminhalts anregen und zusätzlich auch mit diätetischen Maßnahmen, ausreichender Flüssigkeitszufuhr und angepasster Bewegung einen Normalzustand in der Verdauung wiederherstellen.

Manna-Esche © Ernst Frühmann

Manna-Esche © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung 

Zunächst geht es um die Qualität von Manna, die für medizinische Zwecke zugelassen ist. Von den vier festgelegten Handelssorten darf nur die beste Sorte – die Stängelmanna, die eine aus der geschnittenen Rindenwunde herabhängende, stalagtitenähnliche Stange bildet – verwendet werden. Diese Stangen werden dann zu kleineren Stücken zerbrochen und dann verarbeitet. Entweder man löst Manna in der fünf- bis sechsfachen Menge Wasser auf und trinkt diese Lösung. Die Tagesdosis für Erwachsene liegt bei etwa 20 bis 30 Gramm Manna. Es ist aber auch möglich aus Manna einen 10-prozentigen Sirup herzustellen, der aus 10 Prozent Manna und mehr als 50 Prozent Zucker besteht.

Bewährt hat sich auch eine Kombination von Manna mit Feigensirup. Dabei ergänzen sich zwei mild abführend wirksame Drogen, die bei chronischen Formen der Verstopfung gut dokumentierte Wirksamkeit gezeigt haben.

Mannazubereitungen alleine oder in Kombination mit Feigensirup sind immer dann angezeigt, wenn bei Verstopfung eine weichere Stuhlkonsistenz erwünscht ist und es damit zur leichteren Darmentleerung kommt; dies ist zum Beispiel auch nach operativen Eingriffen, bei Analfissuren oder bei schmerzhaften Hämorrhoidalleiden von Vorteil.

Es ist nicht auszuschließen, dass empfindliche Personen mit Blähungen oder Übelkeit reagieren. Bei Darmverschluss darf Manna nicht zur Anwendung kommen!

 

Manna in der Küche

In Süditalien und besonders auf Sizilien wird Manna auch verschiedenen Speisen als Süßungsmittel zugesetzt. So findet man Manna in Rezepten für süßes Brot, dem Mannetto (Panettone mit Manna), es wird mit Schokolade in Cremezubereitungen eingearbeitet, wird mit Mandeln und Pistazien verarbeitet und einem bitteren Verdauungsgetränk zugesetzt.

Manna-Esche © Ernst Frühmann

Manna-Esche © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Manna-Esche ist ein stattlicher Baum, der in den südlichen Ländern Europas beheimatet ist, aber besonders in Süditalien und auf Sizilien kultiviert wurde. Aus seiner angeritzten Rinde tritt Manna als Saft aus und trocknet an der Luft zu einer weißen Masse, die zu 70 bis 90 Prozent aus D-Mannitol besteht. Manna kommt dank seiner osmotischen Wirksamkeit als mild wirksames Abführmittel zur Anwendung. Zusätzlich kann es auch als Süßungsmittel in verschiedenen Speisen verwendet werden.

Hoodia

Hoodia © Ernst Frühmann

Bei Hoodia geht es um eine Sukkulente, eine wasserspeichernde Pflanze, die von der Urbevölkerung im südlichen Afrika insofern genützt wurde, dass Pflanzenteile von den Stämmen dieser kakteenähnlichen Pflanze gekaut wurden, um gegen das Hunger- und Durstgefühl anzukämpfen. Diese Erkenntnis versuchte man zur Zeit der letzten Jahrtausendwende dahingehend zu nützen, dass man nach Extraktion des Wirkstoffes mithilfe wissenschaftlicher Forschungen die bisherigen Erfahrungen der Ureinwohner bestätigt, um dann die Reinsubstanz in einer „Abnehmpille“ als appetithemmendes Mittel einzusetzen.

Es gibt bei den Pflanzen eine ganze Reihe von Familien, in denen wir einige Gattungen oder Arten als Heilpflanzen kennen oder nützen und die durch ihre besondere Eigenschaft, vermehrt Wasser zu speichern, zu den sukkulenten (saftreichen) Pflanzen gezählt werden. Das Wasser kann in verschiedenen Pflanzenorganen gespeichert werden, wie in Blättern, im Stamm oder/und in den Wurzeln.

Die Sukkulenten (aus dem lateinischen suculentus = saftreich) wachsen in der Natur in eher trockenen Regionen. Eine Familie innerhalb dieser Sukkulenten, die vielen Menschen geläufig ist, sind die Kakteen. Viele Urlauber, die im Sommer gerne ihren Urlaub in Mittelmeerländern verbringen, haben sicher schon Pflanzen gesehen, die die Fähigkeit der vermehrten Wasserspeicherung besitzen, wie viele Arten aus der Familie der Mittagsblumen, die bei Sonnenschein in Küstennähe auffällig in den verschiedensten Farben blühen. Aber auch Heilpflanzen zählen zu diesen sukkulenten Pflanzen. Ganz bekannt sind die Aloearten aus der Familie der Affodilgewächse, die auf ähnlichen Standorten in ariden Regionen wachsen, und deren gelartiger Inhalt in den Blättern auch medizinisch genützt wird. Zu guter Letzt soll eben die Gattung Hoodia hier genannt sein, deren sukkulente Gestalt im südafrikanischen Raum – z.B. in Namibia – dank ihrer Größe und der intensiven Färbung der Blüten recht auffällig in der kargen Landschaft hervorsticht.

Wie kam es zu dem doch etwas ungewöhnlichen Namen Hoodia gordonii, für den es keine echte deutsche Bezeichnung gibt. Die auch verwendete Bezeichnung Kalahari Cactus bezieht sich zumindest auf das Gebiet des Vorkommens. Der Name der Gattung Hoodia ist auf den britischen Arzt William Chamberlain Hood (1790–1879) zurückzuführen und wurde von dem britischen Botaniker R. Sweet bereits im Jahr 1830 verwendet; nach anderslautenden Bezeichnungen der Pflanzen wurde die auch derzeit gültige Zuordnung in der Mitte des 19. Jahrhunderts von dem französischen Botaniker J. Decaisne festgelegt.

Hoodia © Ernst Frühmann

Hoodia © Ernst Frühmann

Anwendung als Nahrungsergänzung

Wenn es um die medizinische Nutzung von Hoodia gordonii geht, muss man heute feststellen, dass die hohen Erwartungen, die man in den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts in Bezug auf eine appetithemmende Wirkung gesetzt hat, leider nicht erfüllt wurden.

Aus der traditionellen Nutzung war bekannt, dass Ureinwohner in den sehr kargen Regionen Namibias, wenn sie auf die Jagd gingen und mehrere Tage unterwegs waren, Stücke dieser bitter schmeckenden Pflanzen kauten und damit ihr Hunger- und Durstgefühl unterdrückten.

Diese positive appetithemmende Erfahrung griffen Wissenschaftler mit der finanziellen Unterstützung von Pharmakonzernen auf und untersuchten Einzelsubstanzen aus dieser Hoodia-Pflanze auf ihre appetithemmenden Eigenschaften. 1996 wurde eine Substanz aus der Hoodia gordonii unter dem Kürzel P57 patentiert. Waren es am Ende des letzten Jahrhunderts europäische und amerikanische Firmen, die an einem wissenschaftlich fundierten Produkt arbeiteten, übernahm am Anfang dieses Jahrhunderts eine britisch-niederländische Kooperation diese Bemühungen, scheiterte aber auch trotz vieler Millionen Euro, die investiert wurden auch an der sehr aufwendigen Synthese der Substanz P57 und gab dann das Patent an Südafrika zurück. Im Zuge dieser Forschungen und Patente ist es auch gelungen, dass den Ureinwohnern ein Anteil am Verkaufserlös zugestanden wurde. In verschiedenen Studien wurde zwar gezeigt, dass Extrakte aus Hoodia gordonii oder die Reinsubstanz deutlich appetithemmende Eigenschaften besitzen und durch eine geringere Nahrungsaufnahme auch weniger Kalorien täglich aufgenommen wurden. Zur Abnahme von Übergewicht ergaben sich aber unterschiedliche Ergebnisse und zusätzlich zeigte sich eine Reihe unerwünschter Nebenwirkungen. 

Das sollte aber 2004 amerikanische Firmen nicht abhalten Hoodia gordonii als Nahrungsergänzungsmittel auf den Markt zu bringen. Der Verbrauch war am Anfang so beträchtlich, dass es – bedingt auch durch den Artenschutz – zu Engpässen bei der Besorgung von Hoodiapflanzen kam. Kontrollen dieser Nahrungsergänzungsmittel, die ja wesentlich weniger strengen Vorschriften gegenüber Arzneimitteln unterliegen, ergaben, dass etwa in der Hälfte dieser Produkte keine Extraktanteile von Hoodia nachweisbar waren. Dennoch werden derzeit Produkte im Internet angeboten. Beim Kauf muss man wohl dringend anraten sich an eine vertrauenswürdige Quelle zu wenden.

 

Hoodia © Ernst Frühmann

Hoodia © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Geschichte der Hoodiapflanze zeigt uns deutlich, dass die positiven Erfahrungen, die Menschen mit dieser Pflanze zur Beherrschung des Hunger- und Durstgefühls gemacht haben, nicht automatisch zu einem –von der Wissenschaft befürworteten – Arzneimittel führen muss.

Da die Synthese der als Wirkstoff angesehenen Inhaltsstoffe sich als sehr schwierig herausgestellt hat und die Pflanzen in relativ kleinräumigen Regionen Südafrikas begrenzt zur Verfügung stehen, langsam wachsen und unter Artenschutz stehen, sind große Mengen derzeit nicht verfügbar.

Dennoch werden Pulverdrogen dieser Pflanze im Internet und Handel zur Minderung des Appetits als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Der Erfolg ist umstritten, weil sich bei Untersuchungen gezeigt hat, dass bei bestimmten Produkten die angeführte Menge der Hoodiadroge nicht nachgewiesen werden konnte. Es ist daher sinnvoll darauf zu achten, dass das Produkt aus einer vertrauenswürdigen Quelle stammt, wenn man die appetithemmenden Eigenschaften austesten will.

Spitzwegerich

Spitzwegerich© Ernst Frühmann

Bei Wanderungen in der Natur stoßen wir oft auf den Spitzwegerich, der entweder gleich an den Wegrändern zu finden ist, oder so zahlreich in den Wiesen steht, dass man glauben könnte, er sei angesät worden. Dank seiner parallelnervigen, lanzettlichen, zugespitzen Blätter und seiner charakteristischen Blütentriebe ist er leicht zu erkennen. Mit ihm steht uns eine Heilpflanze zur Verfügung, die wir in verschiedenen Arzneiformen für unterschiedliche Zwecke nützen können. So kann bei einem Ausflug ins Grüne nach einem Insektenstich das Jucken oder die Schwellung durch das Auflegen eines zwischen den Fingern leicht zerquetschten, frischen, jungen Spitzwegerichblattes oder des Saftes daraus, deutlich gelindert werden. Fertige Zubereitungen aus getrockneten, oberirdischen Teilen der blühenden Pflanzen haben als Teezubereitung, Sirup oder Fluidextrakt ihren festen Platz in der Behandlung von Erkrankungen im Bronchialbereich und bei Entzündungen im Mund und Rachen. Die Bezeichnungen Lungenblattl, Heilwegerich oder Wundwegerich sind drei Beispiele, in denen sich die Wirksamkeit dieser Heilpflanze widerspiegelt.

Neben dem Spitzwegerich gibt es weitere Arten aus der Gattung Plantago innerhalb der Familie der Wegerichgewächse, die dank der Schleimstoffe und anderer Wirkstoffe in verschiedenen Indikationen wissenschaftliche Anerkennung gefunden haben. Dazu zählen auf jeden Fall die beiden Wegericharten, die uns den Flohsamen liefern. Aber gerade in der Volksmedizin und in der Homöopathie wird auch der Breitwegerich wegen seiner vielfältigen Wirksamkeit geschätzt. Beim Sammeln in der Natur könnte er durch das Vorkommen auf gleichen Standorten (steinige Wege und Wegränder) mit dem Mittleren Wegerich verwechselt werden, dessen Blattrosette ohne Blütentriebe der des Breitwegerichs sehr ähneln kann.

Spitzwegerich© Ernst Frühmann

Spitzwegerich© Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin

Der Spitzwegerich zählt zu den pflanzlichen Arzneimitteln, die besonders oft als Tee, Fluidextrakt oder Sirup zur Reizlinderung bei Katarrhen der oberen Luftwege Verwendung finden. Dabei kommt die Wirkung der Schleimstoffe und Gerbstoffe zum Tragen.

Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut sind mit auf kaltem Weg hergestellten Mazeraten, Fluidextrakten, Pastillen zum Lutschen, Sirupen oder Frischpflanzenpresssäften günstig zu beeinflussen.

Hautareale, die durch Entzündungsreaktionen verändert sind, können mit Extrakten aus dem Spitzwegerich auch äußerlich behandelt werden.

Bei Insektenstichen besteht die Möglichkeit einer Produktanwendung aus Spitzwegerich, Schafgarbe, Kamille und Gänseblümchen, oder man nützt den Spitzwegerich als Frischpflanze (siehe Einleitung).

In der Veterinärmedizin wird für Pferde der Spitzwegerich als das beste pflanzliche Arzneimittel bei Atemwegserkrankungen genannt.

Hinweis: Dauer der Anwendungen: Bei akuten Beschwerden, die länger als eine Woche dauern oder periodisch wiederkehren, soll mit einem Arzt Rücksprache gehalten werden.

Teezubereitung:

Innerlich: 2 Tl der Spitzwegerich-Droge werden mit 150 ml kochendem Wasser übergossen, man lässt ungefähr 10 Min. ziehen und seiht dann ab. Davon werden täglich 3-4 Tassen getrunken.

Äußerlich: Bei der Zubereitung von wässrigen Extrakten zum Gurgeln bzw. Spülen oder für Umschläge wird folgender Kaltauszug hergestellt:

2 Tl vom Spitzwegerichkraut werden mit 150 ml kaltem Wasser (oder jeweils einem Vielfachen) übergossen, man lässt 1-2 Stunden unter gelegentlichem Umrühren ziehen und seiht dann ab.

Sirup-Zubereitung: Zubereitungen nach dem Arzneibuch sind in der Apotheke erhältlich.

Spitzwegerich-Leinsamen-Gel: (After-Sun-Gel) zum Abschluss noch ein Spitzwegerich-Tipp für den kommenden Sommer: wenn die Haut durch zu viel Sonne gereizt oder gerötet ist, kann ein Gel aus den Schleimstoffen vom Leinsamen mit einem Frischpflanzensaft aus den Blättern vom Spitzwegerich der Haut die dringend benötigte Pflege bringen, sie beruhigen und leichte Entzündungen bremsen.

Spitzwegerich© Ernst Frühmann

Spitzwegerich© Ernst Frühmann

Zusammenfassung 

Der Spitzwegerich ist eine seit vielen Jahrhunderten bekannte und geschätzte Heilpflanze, die weitgehend in Europa und anderen Kontinenten gedeiht.

Seine umfangreichen Anwendungsmöglichkeiten verdankt er seinem breiten Spektrum an Wirkstoffen. Wissenschaftlich anerkannt ist seine Wirkung bei entzündlichen Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut und dem oft damit verbundenen trockenen Reizhusten. Bei Insektenstichen kann auch der Saft aus frischen, gefalteten Spitzwegerichblättern, der beim Zerdrücken zwischen den Fingern austritt und dann auf den Stich aufgetupft wird, hilfreich sein.

Herzgespann

Herzgespann © Ernst Frühmann

Das Herzgespann, das auch Löwenschwanz oder Herzheil genannt wird, ist eine Heilpflanze, die seit der Mitte des letzten Jahrtausends medizinische Verwendung findet. In England wird es Motherwort herb genannt, weil es in der Medizin bei Geburten zur Anwendung kam. In Frankreich hat es den Namen Cardiaque bekommen. Das Herzgespannkraut als offene Ware ist derzeit auch in der Österreichischen Arzneitaxe gelistet, wird aber durch den Vermerk „Rezeptpflicht“ gekennzeichnet und unterliegt damit der Verschreibungspflicht durch einen Arzt. Damit wird klar ausgedrückt, dass Herzerkrankungen durch einen Arzt diagnostiziert werden müssen und die Therapie dann durch den Arzt festgelegt wird. Es ist aber durchaus möglich, dass das Herzgespann sich für die Therapie eignet. Ein als Arzneimittel zugelassenes apothekenpflichtiges Fertigprodukt ist mit einer Dosierung von 150 Milligramm rezeptfrei erhältlich.

Der Name Leonurus drückt das Aussehen der Scheinähren aus und setzt sich aus dem griechischen Namen für den Löwen (léon) und der griechischen Bezeichnung für den Schwanz (urá) zusammen. Das Wort cardiaca weist auf die Herzwirkung hin.

Herzgespann © Ernst Frühmann

Herzgespann © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

In der Medizin verwendet man Zubereitungen aus dem getrockneten, blühenden Kraut als Tee, Extrakt oder Fertigarzneimittel zur Behandlung von vegetativ-funktionellen oder von nervösen Herzbeschwerden, die auch durch eine Schilddrüsenüberfunktion ausgelöst werden können. Dabei werden Herzgespannextrakte gerne begleitend eingesetzt. Wissenschaftler in Leipzig haben sich intensiver mit den Wirkungen hochwertiger Extrakte auseinandergesetzt und festgestellt, dass der Herzmuskel mit mehr Blut versorgt wird und das Herz langsamer schlägt; zusätzlich konnte eine blutdrucksenkende Wirksamkeit gezeigt werden.

Während in den letzten Jahrzehnten vorwiegend das Herzgespannkraut als Tee, Tinktur oder Fluidextrakt zur Anwendung kam, gibt es nun auch ein apothekenpflichtiges Fertigprodukt, das die Palette der Arzneiformen erweitert.

Die Wirkung des Herzgespannkrauts wird auch von den anerkannten Organisationen (Kommission E, ESCOP) positiv beurteilt und die HMPC stuft das Echte Herzgespann als traditionelles pflanzliches Arzneimittel ein.

In früheren Zeiten wurde eine eventuelle Giftwirkung dieser Heilpflanze kontroversiell diskutiert. Als unbedenkliche Tagesdosis einer Teezubereitung wird heute die Menge von 4,5 Gramm getrockneter Droge angesehen. Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln sind derzeit nicht bekannt. Eine Einnahme von Herzgespannkraut wird dann empfohlen, wenn eine ernsthafte Erkrankung des Herzens ausgeschlossen wurde. Eine Anwendung in der Schwangerschaft wird nicht empfohlen.

In der Volksmedizin werden Zubereitungen aus dem Herzgespannkraut auch bei klimakterischen Beschwerden mit leichten Schlafstörungen, Hitzewallungen und nervöser Unruhe eingesetzt. Magen- und Darmstörungen mit Blähungen wurden auch behandelt.

In der Homöopathie wird die Urtinktur aus dem frisch geernteten Kraut zubereitet. Behandelt wird oft mit der Urtinktur oder niedrigen Potenzen. Zur Anwendung kommen die homöopathischen Zubereitungen bei klimakterischen Beschwerden, Herzschwäche, Nervenschwäche und Blähungen.

Teezubereitungen und alkoholische Extrakte

Zwei gestrichene Teelöffel werden mit 250 ml kochendem Wasser übergossen, man lässt 10 Min ziehen und seiht ab. Entweder wird davon 1 Tasse bei Bedarf getrunken oder man trinkt kurmäßig (über 2-4 Wochen) 2-3 x täglich je 1 Tasse.

Von den alkoholischen Extrakten wird bei der Verwendung von Fluidextrakten (1:1) eine tägliche Einnahme von 3 x 2-4 Milliliter empfohlen. Für die Tinktur (1:5) wird eine Tagesdosis von 3 x 2-6 Milliliter angegeben.

Das Herzgespannkraut lässt sich gut mit anderen herzstärkenden oder beruhigenden Heilpflanzen kombinieren. Dazu eignen sich die Baldrianwurzel, die Melissenblätter oder die Blüten und Blätter des Weißdorns.

 

Herzgespann © Ernst Frühmann

Herzgespann © Ernst Frühmann

 Zusammenfassung

Das Echte Herzgespann ist eine Heilpflanze, über deren Anwendung in Europa seit gut 500 Jahren in Kräuterbüchern berichtet wurde. Die Heimat liegt in Asien, doch ist diese Pflanze heute auch auf anderen Kontinenten heimisch.

Anerkannt ist die Behandlung von vegetativ-funktionellen oder von nervösen Herzbeschwerden, auch im Rahmen einer Schilddrüsenüberfunktion können Extrakte unterstützend verordnet werden.

In der Volksmedizin und in der Homöopathie werden auch klimakterische Beschwerden, Blähungen und andere Erkrankungen behandelt.

Echte und Hohe Schlüsselblume

Echte Schlüsselblume © Ernst Frühmann

Beide Primelarten kommen als Arzneipflanzen bei Bronchialerkrankungen zur Anwendung. Trotzdem gibt es deutliche Unterschiede, die berücksichtigt werden müssen. Einerseits gibt es klare Merkmale, an denen man beide Arten gut unterscheiden kann; dies gilt auch teilweise für die Inhaltsstoffe. Anderseits ist auch zu beachten, dass die Konzentration der Saponine, die als wesentliche Wirkstoffe gelten, in den Blüten und in den Wurzeln weit auseinander liegen.

Verschiedene Schlüsselblumenarten zählen zu den ersten Frühlingsboten. Zwei Arten – Primula veris und Primula elatior – spielen in der Pflanzenheilkunde seit vielen Jahrhunderten eine bedeutende Rolle. Die als Gift-Primel – Primula obconica – bezeichnete Art zeigt im Unterschied zu den oben genannten Heilpflanzen hohes Allergiepotential; sie wird zu einem homöopathischen Arzneimittel verarbeitet.

Neben den angeführten deutschen Namen führen diese beiden Arten auch noch andere deutsche Bezeichnungen. So wird P. veris auch noch als Wiesen- oder Frühlingsschlüsselblume, Himmelschlüssel und Apothekerprimel bezeichnet, während P. elatior auch Waldschlüsselblume genannt wird. Den lateinischen Namen haben die Schlüsselblumen dank ihrer frühen Blüte erhalten. Primula als Verkleinerungsform von Primus bedeutet soviel wie „kleiner Erstling“, das Wort veris ist der zweite Fall der lateinischen Bezeichnung ver für den Frühling. Der deutsche Name – Schlüsselblume oder Himmelschlüssel – ist durch das Schlüsselbund ähnliche Aussehen des Blütenstandes entstanden.

Echte Schlüsselblume © Ernst Frühmann

Echte Schlüsselblume © Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin 

Durch die sekretomotorische und sekretolytische Wirkung werden Extrakte der Schlüsselblume immer dann eingesetzt, wenn ein gut wirksames schleimlösendes Heilmittel (Expektorans) bei einer akuten Bronchitis, bei Katarrhen der Atemwege, Husten, Entzündungen der Nebenhöhlen oder Erkältungskrankheiten gefragt ist.

Gegenüber früheren Angaben zur Gabe von Schlüsselblumenextrakten bei Kindern, ist man heute vorsichtiger. Nun gibt es die Empfehlung, dass Extrakte aus Schlüsselblumen erst über zwölf Jahren zur Anwendung kommen sollen.

In der Volksmedizin kommt die Primelwurzel auch bei Keuchhusten, Asthma, Gicht und neuralgischen Beschwerden zur Anwendung.

Nebenwirkungen und Vorsichtsmaßnahmen:

Bei Überdosierungen können Übelkeit, Brechreiz und Durchfälle auftreten. Auch bei Normaldosierung kann es in Einzelfällen zu Magenbeschwerden und leichter Übelkeit kommen. Menschen, die eine Allergie auf Primelpflanzen entwickelt haben, sollten auf die Einnahme von Primelzubereitungen verzichten!

Teezubereitung

Da die Tagesdosis für die innerliche Anwendung von getrockneter Primelwurzel für Erwachsene bei 0,5 bis 1,5 g Droge pro Tag liegt, ergibt sich für die Bereitung des Tees folgende Vorschrift:

1 Teelöffelspitze (0,5 g!) wird mit 150 ml kochendem Wasser übergossen, man lässt 10-15 Min ziehen und seiht dann ab. Erwachsene oder Jugendliche über 12 Jahren trinken bis zu dreimal täglich 1 Tasse.

Wenn getrocknete Schlüsselblumenblüten mit Kelchanteilen, die wesentlich weniger Saponine enthalten, zur Anwendung kommen, werden 1-2 Teelöffel dieser Droge mit 150 ml kochendem Wasser übergossen; man lässt 10 Minuten ziehen und seiht dann ab.

Hohe Schlüsselblume © Ernst Frühmann

Hohe Schlüsselblume © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Zwei Schlüsselblumenarten werden seit dem Mittelalter bei verschiedenen Erkrankungen eingesetzt. Heute liegt das Hauptanwendungsgebiet im Bereich der Katarrhe der Luftwege zur Verflüssigung zähen Schleimes. Zur Anwendung kommen die Blüten mit Kelchanteilen und die Wurzeln der Arten Primula veris und P. elatior. Die Wurzeln enthalten bis zu sechs Mal mehr Triterpensaponine als die Blüten; dies ist wegen der möglichen Nebenwirkungen auch bei der Dosierung von Teezubereitungen zu beachten.

Virginische Zaubernuss

Zaubernuss © Ernst Frühmann

Neben dieser Heilpflanze aus den Laubmischwäldern des atlantischen Teils von Nordamerika finden wir jetzt in Europa auch andere Arten der Gattung Hamamelis als Ziergehölze in Gärten und Parkanlagen. Dort erfreuen uns im Spätherbst oder in den Wintermonaten die Blüten mit ihren gelben oder orangeroten Kronblättern, die auch der größten Kälte trotzen.

Zaubernuss © Ernst Frühmann

Zaubernuss © Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin

Über die Anwendung von Zubereitungen der Virginischen Zaubernuss liegen umfangreiche Berichte vor. Zahlreich sind auch die Darreichungsformen, in denen Extrakte der Heilpflanze verarbeitet sind. Verwendung finden destillierte, aromatische Wässer, Urtinkturen, Extrakte, Teezubereitungen, Salben, Cremen, Zäpfchen, Fertigarzneimittel und auch homöopathische Zubereitungen.

Die Wundversorgung ist eines der Hauptanwendungsgebiete. Dies gilt für kleine Schnitt- oder Schürfwunden, für wunde Hautstellen bei Säuglingen, Kindern und Erwachsenen, aber auch bei trockener Haut, bei Entzündungen der Haut oder der Schleimhäute, bei Analfissuren, Hämorrhoidal- und Krampfaderbeschwerden.

Von den verschiedenen Produkten, die zur Behandlung der angesprochenen Beschwerden dienen, haben manche Extrakte einen hohen Anteil an Gerbstoffen als Wirkstoff; andere, durch Destillation von frischen Rinden und frischen Blättern hergestellte Produkte, wirken aufgrund ihres Gehalts an ätherischem Öl. Diese oft als Hamameliswasser bezeichneten Produkte, werden auch in Kosmetika eingearbeitet.

In der Volksmedizin werden bei Durchfallerkrankungen Teezubereitungen angewandt. Hohe Anteile an Gerbstoffen können aber auch zu Magenreizungen führen.

Zubereitungen nach den Vorschriften homöopathischer Arzneimittel finden Anwendung bei Beschwerden mit Krampfadern, Hämorrhoidalbeschwerden, verletzter Haut und Blutungen im Bereich der Schleimhäute.

 

Teezubereitungen:

1 Teelöffel der Rindendroge wird mit 200 ml kaltem Wasser angesetzt, erhitzt bis zum Kochen, kocht etwa 10 Minuten und seiht noch heiß ab.

1 gehäufter Teelöffel der Blattdroge wird mit 200 ml kochendem Wasser übergossen, man lässt 10 Minuten ziehen und seiht dann ab.

Zaubernuss © Ernst Frühmann

Zaubernuss © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Virginische Zaubernuss ist eine Heilpflanze, die ursprünglich in Nordamerika heimisch war; die einheimischen indigenen Völker nützten verschiedene Pflanzenteile in ihrer Naturmedizin. Die Pflanzen blühen vom Spätherbst bis zum Winter.

In der Medizin verwendet man heute sowohl Extrakte aus den Blättern und Rinden, die vor allem durch den Anteil an Gerbstoffen wirksam sind. Die destillierten Produkte wirken aufgrund der Anteile an ätherischem Öl und anderer flüchtiger Stoffe; sie kommen in der Medizin und in der Kosmetik zur Anwendung.

Hauptanwendungsgebiete sind Verletzungen der Haut und Schleimhäute, Hämorrhoidalbeschwerden, Probleme mit Krampfadern und Durchfallerkrankungen. Zubereitungen kommen in der Phytotherapie, Volksmedizin und Homöopathie zur Anwendung.

Myrte

Myrte © Ernst Frühmann

Innerhalb der Familie der Myrtengewächse gibt es in der Gattung der Myrten nur zwei Arten, von denen Myrtus communis L. im Mittelmeerraum und auch in Asien gedeiht. Die zweite Art (Myrtus mucronata CAMB.) ist im östlichen Südamerika beheimatet und wird dank der essbaren Früchte auch kultiviert.

Neben den oben erwähnten Namen, wird die Myrte auch als Echte Myrte oder Braut-Myrte bezeichnet. Schon vor der Jahrtausendwende nannten die Griechen diese Pflanze Myrtos; ob dies von den griechischen Worten für „üppig gedeihen“ oder für die Bezeichnung „Balsam“ abgeleitet wurde, ist nicht schlüssig abzuleiten. Der heute verwendete lateinische Name Myrtus taucht auch bei den Römern vor etwa 2000 Jahren bei Plinius auf.

Myrte © Ernst Frühmann

Myrte © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung und Arzneiformen

Aufgrund des Vorkommens im Mittelmeerraum, ist die Myrte eine Heilpflanze, die in diesen Regionen auch traditionell zur medizinischen Verwendung bedeutsam war und in weiten Teilen Europas eher seltener zur Anwendung kam. Die Blätter der Myrte können durchaus als Teezubereitung genutzt werden, es wird aber auch das ätherische Öl durch den Hauptbestandteil 1,8-Cineol bei Erkältungserkrankungen eingesetzt und ebenso bietet die Homöopathie in einer niederen Potenzierung die Myrte als Arzneimittel bei Atemwegserkrankungen an.

Wenn die Blätter oder das ätherische Öl in passenden Dosierungen verwendet werden, kann man mit einer guten Verträglichkeit rechnen. Diese Heilpflanze wird vorwiegend zur Behandlung von Erkrankungen der Atemwege eingesetzt. Dazu zählen Bronchitiden und Entzündungen der Nebenhöhlen (Sinusitiden). Die Wirkstoffe des ätherischen Öles führen zu einer Verdünnung von zähem Schleim und damit zu besserem Abhusten und zu einer höheren Aktivität des Flimmerepithels, das den Abtransport von Schleim begünstigt. Untersuchungen mit einem Arzneimittel, in dem rektifizierte Ölextrakte der Myrte mit anderen ätherischen Ölen kombiniert wurden, zeigten auch, dass es zur Verkürzung der Erkrankungsdauer kommt und dass akute oder chronische Erkrankungen auf diese Kombination gut ansprechen.

In der Volksmedizin werden Blätter als Teezubereitung oder das ätherische Öl bei Husten oder Nebenhöhlenerkrankungen, bei Durchfall, Erkrankungen der Harnwege und zur Behandlung von bestimmten Hauterkrankungen verwendet. 

Die Myrte als Digestif

Auf den Inseln Hvar und Brac in Kroatien, in Mittelitalien (Maremma ua.) und auf Korsika oder besonders auf Sardinien werden Liköre erzeugt, die meist als Digestif zur Verdauungsförderung angeboten werden. Der auch als Mirto bezeichnete rote „süße“ Likör wird aus den Früchten mit Zucker oder Honigzusatz hergestellt, während der weiße Mirto als „trockener“ Likör die Blätter und Blüten als Grundlage hat.

Myrte © Ernst Frühmann

Myrte © Ernst Frühmann

 Zusammenfassung

Die Myrte ist eine Heilpflanze, die im Mittelmeerraum und im nahen Osten seit ein paar Jahrtausenden geschätzt wird und auch in der Mythologie große Bedeutung hatte. Sie gedeiht als immergrüner Strauch oder bis etwa fünf Meter hoher Baum im Mittelmeerraum. Aufgrund des aromatischen Geschmacks durch das ätherische Öl, werden die Früchte, Blätter und Blüten nicht nur als Medizin bei Atemwegserkrankungen, wie Husten oder Entzündungen der Nebenhöhlen genützt, sondern daraus auch der als Digestif beliebte süße rote Mirto und der trockene weiße Mirto hergestellt.

Dornige Hauhechel

Hauhechel © Ernst Frühmann

In der Behandlung von Harnwegsinfekten kommen viele Heilpflanzen zur Anwendung. Je nach Schwere der Erkrankung oder der Ursache der Beschwerden können einzelne Heilpflanzen oder Kombinationen aus einigen Heilpflanzen als Tee, Tinktur oder Fluidextrakte eingesetzt werden. Bei leichten Erkrankungen kann eventuell der Tee als Phytotherapeutikum angewendet werden, in vielen Fällen wird der Tee als unterstützende Maßnahme zu einem chemischen Mittel die Therapie begleiten.

Warum diese Heilpflanze den Namen Hauhechel bekam, kann nicht gesichert beantwortet werden. Der deutsche Name könnte gewählt worden sein, weil die Dornen einer Flachshechel ähneln. Das Volk gab dieser Heilpflanze weitere verschiedene Namen. So beziehen sich folgende Namen auf die Probleme, die durch die langen, starken Wurzeln dieser Heilpflanze beim Pflügen der Felder entstanden sind oder die Dornen den Frauen bei der Feldarbeit übel mitspielten, weil sich deren Röcke in ihnen verfingen: Eisenkraut, Pflugsterz oder Weiberkrieg. Wegen der harntreibenden Wirkung hatte das Kraut in Österreich auch Namen wie: Seichkraut oder Harnkraut.

Ob das lateinische Wort Ononis mit den Eseln in Verbindung steht, die diese Pflanze gerne fraßen oder auf den unangenehmen Geruch junger Triebe hinweist, bleibt offen. Klar ist die Bezeichnung spinosa für die dornenbewehrte Art gegenüber dornenfreien Hauhechelarten.

Hauhechel © Ernst Frühmann

Hauhechel © Ernst Frühmann

Verwendung und Arzneiformen

Die Hauhechelwurzel kann zur Durchspülung der ableitenden Harnwege bei entzündlichen Erkrankungen Anwendung finden. Durch die Erhöhung der Harnmenge eignet sich die Heilpflanze zur unterstützenden Behandlung bei Nierenbecken- und Blasenkatarrhen oder bei Harngrieß und zur Vorbeugung von Harnsteinen.

In der Praxis hat sich gezeigt, dass das Optimum einer Behandlung mit der Hauhechelwurzel in einer Intervallbehandlung liegt. Dabei sollten Zubereitungen mit der Hauhechelwurzel nach einigen Tagen abgesetzt werden und nach einer mehrtägigen Pause wieder fortgesetzt werden, wenn eine Anwendung über längere Zeit notwendig sein sollte.

Die Hauhechelwurzel kann allein oder in Kombination mit anderen wassertreibenden Heilpflanzen zur Anwendung kommen, wie z.B. mit Wacholderbeeren, Birkenblättern, Ackerschachtelhalm-, Brennnessel- oder Goldrutenkraut.

Extrakte aus der Wurzel werden im EU-Raum in Fertigprodukten angeboten, z.B. in einer Dosis von 80 bis 100 mg Extrakt.

In der Volksmedizin wurde die Hauhechelwurzel auch häufig in Blutreinigungs- oder Stoffwechseltees angewendet oder zur Behandlung der Gicht und rheumatischer Schmerzen eingesetzt. Die Wirksamkeit konnte in Untersuchungen nicht belegt werden.

Zur Bereitung eines Tees aus Hauhechelwurzel werden 2–3 Gramm fein geschnittene Droge mit 250 ml kochendem Wasser übergossen. Man lässt 20–30 Minuten zugedeckt ziehen und seiht dann ab. Die Tagesdosis liegt bei 6–12 Gramm Wurzeldroge. Daher kann mehrmals täglich eine Tasse getrunken werden.

 

Gegenanzeigen und Risiken

Bei Ödemen infolge eingeschränkter Herz- und Nierentätigkeit sollte keine Durchspülungstherapie mit der Hauhechelwurzel gemacht werden.

Hauhechel © Ernst Frühmann

Hauhechel © Ernst Frühmann

Zusammenfassung 

Die Hauhechel ist bereits in der Antike als Heilpflanze bekannt und in Verwendung. Diese Heilpflanze findet man in der Natur in weiten Teilen Europas. Seit dem 19. Jahrhundert wird sie vorwiegend gegen jene Erkrankungen eingesetzt, für die sie auch heute angewendet wird.

Teezubereitungen oder Extrakte der Hauhechelwurzel haben sich zur Durchspülung der ableitenden Harnwege bei entzündlichen Erkrankungen bewährt. Durch die Erhöhung der Harnmenge eignet sich die Wurzel der Heilpflanze auch zur unterstützenden Behandlung bei Harngrieß und zur Vorbeugung bei einer Neigung zur Bildung von Harnsteinen.

 
 

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