Süßholz

Süßholz © Ernst Frühmann

Seit Jahrtausenden wird die Wurzel des Süßholzes als Arzneimittel geschätzt und genutzt. Entsprechend ihrem Vorkommen in Asien, Europa und Nordamerika finden sich etwa 30 Arten in unterschiedlichen Regionen. Davon werden drei Arten in Asien und Europa medizinisch genützt. Während G. inflata und G. uralensis in Ostasien beheimatet sind, ist G. glabra vom Mittelmeerraum bis zum Iran dominierend und auch die klassische Arzneidroge dieser Region.

Bei den Chinesen zählt das Süßholz zu den einhundertzwanzig bedeutendsten Heilpflanzen. In Ägypten hatte zur Zeit der Pharaonen das Süßholz eine derart hohe Bedeutung, dass man Süßholzwurzeln zur Vorbereitung auf das Jenseits mit ins Grab legte; das belegen Funde im Grab des Tut-ench-Amun.

Süßholz © Ernst Frühmann

Süßholz © Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin

Die Süßholzwurzel und deren Extrakte oder isolierte Wirkstoffe eröffnen durch ihre unterschiedliche Wirkung sowohl Anwendungen an verschiedenen Organen als auch in einigen Indikationen.

Durch die Wirkung der Triterpensaponine, verschiedener Isoflavane und Isoflavone gelten Extrakte aus der Wurzel als gutes Heilmittel bei Husten und Bronchialkatarrhen oder Entzündungen im Bereich der oberen Luftwege.

Gute Erfolge erreicht man mit Süßholzextrakten auch bei Magengeschwüren oder Gastritis und in der vorbeugenden Behandlung dieser Erkrankungen. Die dabei notwendige entzündungshemmende Wirkung kommt von der Glycyrrhizin- und der Glycyrrhetinsäure, die aber auch noch andere Eigenschaften besitzen, die sich günstig auf den Heilerfolg auswirken.

Ein weiterer Anwendungsbereich sind Entzündungen der Haut oder der Schleimhäute im Mund und Rachen – einschließlich der Behandlung der Aphten. Auch bei Fieberblasen versuchte man mit Gelen eine schnellere Abheilung zu erreichen.

Die TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) nützt die getrocknete Süßholwurzel oder die in Honig geröstete Wurzel zur Entgiftung stärkerer Arzneien aber auch zur Stärkung von Milz, Lunge, Herz und Magen.

Im ostasiatischen Raum wird die Glycyrrhizinsäure mit zwei weiteren Wirkstoffen als Infusion erfolgreich zur Behandlung der chronischen Hepatitis und Leberzirrhose eingesetzt. Dabei zeigt sich, dass bestimmte Wirkstoffe in der Behandlung der Hepatitis A und C als antiviral und antihepatotoxisch eingestuft werden können.

In der COVID-19-Pandemie zeigte sich eine weitere wertvolle Eigenschaft der Wirkstoffe der Süßholzwurzel. Es konnte bewiesen werden, dass mit Süßholzextrakten die Virusanheftung und -vermehrung unterdrückt wird, die Immunantwort und der Schutz bestimmter Organe gestärkt werden, Entzündungen gebremst und gebildete Toxine besser eliminiert werden.

Gegenanzeigen, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen

 Die Anwendung der Süßholzwurzel darf nicht unkritisch und bedenkenlos erfolgen.

Zubereitungen sollen in der Schwangerschaft, bei Bluthochdruck, bei schwerer Nierenfunktionsschwäche, bei einem niedrigen Kaliumgehalt im Blut, bei Leberzirrhose oder einer Lebererkrankung, die durch Gallenstauung entstanden ist, nicht zur Anwendung kommen.

Zu den Nebenwirkungen zählen, dass bei längerer Anwendung Wasser und Natrium stärker im Körper zurückgehalten werden, weiters Kaliumverlust mit Bluthochdruck, Ödeme und in seltenen Fällen eine Rotfärbung des Urins.

Auf Wechselwirkungen sollte man achten, wenn man wassertreibende Arzneimittel nimmt, die Kalium reduzieren; gleichzeitig ist zu beachten, dass bei niedrigem Kaliumspiegel die Einnahme von Herzmitteln aus Digitalis sorgfältig abgestimmt sein muss.

 

Süßholz © Ernst Frühmann

Süßholz © Ernst Frühmann

ZUSAMMENFASSUNG

Das Süßholz ist eine Heilpflanze, die in warmen Regionen der nördlichen Halbkugel beheimatet ist. Die Wurzeldroge stammt praktisch ausschließlich aus Kulturen. Rund 400 Inhaltsstoffe sind bekannt; einige, wie das Glycyrrhizin, haben besonders große Bedeutung in der medizinischen Anwendung. Wurzeldroge, Extrakte und Wirkstoffe finden Verwendung bei Bronchialerkrankungen, entzündlichen Erkrankungen im Magen-, Darm- und Hautbereich oder bei viralen Erkrankungen. Durch das Glycyrrhizin (50x süßer als Zucker) ist Süßholz auch ein Süßungsmittel oder Geschmackskorrigens.

Brombeere

Brombeere © Ernst Frühmann

Bei der Brombeere handelt es sich nicht um eine bestimmte, klar definierte einzelne Art, die wir in der Natur oder als Kulturpflanze antreffen können. Vielmehr findet man Brombeeren mit starken und oft unzähligen Stacheln oder aber auch stachellos, sieht deutliche Unterschiede in den Blattformen, Blütenfarben und -formen, in der Wuchshöhe oder auch in der Fruchtbildung. Daher wird derzeit auch die neue taxonomische Bezeichnung (Rubus sect. Rubus) zwischen der Gattung der verschiedenen Brombeeren und den Arten der Brombeeren geführt. Die in Europa beheimatete Brombeere (Rubus fruticosus L.) trägt – wie auch andere Heilpflanzen – im lateinischen Namen die Bezeichnung Aggregat (agg.); damit wird ausgedrückt, dass es sich um eine Sammelart handelt, die viele schwer unterscheidbare Arten zusammenfasst. Die große Vielfalt der Formen entsteht durch die Neigung zur Bastardierung; die Samen dieser oft stabilen Hybriden können sich auch ohne vorherige Befruchtung ausbilden. Auch vegetative Vermehrung ist möglich.

Brombeere © Ernst Frühmann

Brombeere © Ernst Frühmann

 

medizinische Anwendung

Die zur beginnenden Blüte gesammelten und getrockneten Brombeerblätter sind für Teezubereitungen in verschiedener Weise geeignet. Neben der häufigen Verwendung in den Haustees und als fermentierter Tee (Ersatz für Schwarztee) gelten zwei Anwendungsgebiete in der Medizin als anerkannt:

Bei unspezifischen, akuten Durchfallerkrankungen ist ein Teeaufguss ebenso angezeigt, wie das Spülen mit Tee bei leichten Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachenbereich.

In der Volksmedizin wurden die Brombeerblätter in Teezubereitungen auch bei chronischer Blinddarmreizung, bei Erkrankungen der Atmungsorgane, zur Blutreinigung bei Hautausschlägen und gar nicht selten bei Zuckerkrankheit verabreicht.

Fermentierter Tee aus Brombeerblättern: Als Ersatz für Schwarztee lässt man die frischen Blätter kurz welken. Danach werden sie mit einem Rollholz zerdrückt, mit etwas Wasser angefeuchtet und in ein Leinentuch eingeknotet, das an einem warmen Platz aufgehängt wird; nach mindestens 2-3 Tagen – mit täglicher Nachbearbeitung – entsteht bei einem ordnungsgemäßen Fermentierungsvorgang ein an Rosen erinnernder, herrlicher Duft. Dann werden die fermentierten Blätter rasch fertig getrocknet und man lagert sie in dicht schließenden Dosen.

 

Teeherstellung:

2 Teelöffel Brombeerblätter werden mit 250 Milliliter kochendem Wasser übergossen. Man lässt 10 Minuten ziehen und seiht dann ab. Mehrmals täglich 1 Tasse zwischen den Mahlzeiten trinken.

Zum Spülen der Schleimhäute: mehrmals täglich mit dem lauwarmen Tee gurgeln.

Haustee: In einem Haustee werden Brombeerblätter und Himbeerblätter (bis zu 50%) mit in die Saison passenden, eher schwach wirksamen, gut schmeckenden Heilpflanzen gemischt. (Menschen mit träger Verdauung müssen den Gerbstoffanteil beachten!)

 

Brombeere © Ernst Frühmann

Brombeere © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Heimat der Brombeerstauden ist die gemäßigte Zone der nördlichen Hemisphäre. Die Brombeerblätter für die medizinische Anwendung stammen von Arten mit einem geringeren Anteil an Stacheln. Gerbstoffe sind für die anerkannten Anwendungsgebiete wichtige Inhaltsstoffe. Neben der Verwendung als Tee bei leichten Durchfallerkrankungen und entzündeten Schleimhäuten in Mund und Rachen, werden die Blätter häufig zu Haustees gemischt oder fermentierte Brombeerblätter als schmackhafter Tee getrunken.

Stechender Mäusedorn

Stechender Mäusedorn © Ernst Frühmann

Nach Schätzungen leben im deutschen Sprachraum rund sieben Millionen Menschen, die an einer chronisch venösen Insuffizienz, einer Venenschwäche, leiden. Erst in den letzten Jahrzehnten hat sich auch in Deutschland und Österreich die Verwendung des Mäusedorns aus der Familie der Spargelgewächse (früher: Mäusedorngewächse) stärker durchgesetzt. In Frankreich, Italien und auch in der Schweiz haben Produkte aus den unterirdischen Teilen dieser Heilpflanze eine lange Tradition in der Anwendung bei Venenbeschwerden.

Prinzipiell soll aber angemerkt werden, dass zur Behandlung bei Venen- oder Hämorrhoidalproblemen immer ein Gesamtpaket zur Anwendung kommen soll, in dem pflanzliche Heilmittel genauso ihren Platz haben sollen, wie andere therapeutische Maßnahmen. Zusätzlich ist es sinnvoll die Ursachen dieser Erkrankungen zu ermitteln und – wenn möglich – diese zu verhindern. Chronische Venenprobleme verlangen zusätzlich eine genaue Beachtung, da sie auch zu weiteren, schwerwiegenden Erkrankungen führen können.

Stechender Mäusedorn © Ernst Frühmann

Stechender Mäusedorn © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

In der medizinischen Therapie von Venenerkrankungen kommen ausschließlich – meist alkoholische – Extrakte oder Fertigarzneimittel, die die Ruscogenine in reiner Form als Inhaltsstoffe haben, in verschiedenen Arzneiformen zur Anwendung. Der getrocknete Wurzelstock eignet sich nicht zur Teeherstellung. Daher sind auch keine Teeprodukte im Handel.

Extrakte sollen in einer Tagesdosierung von 450 mg für Erwachsene eingenommen werden. Der Tagesbedarf an reinem Ruscogenin liegt um 10 mg pro Tag; diese Reinsubstanzen sind häufiger in Fertigpräparaten, die dann ebenso zur Behandlung von Hämorrhoiden angewendet werden.

Extrakte werden zur unterstützenden Behandlung der chronischen venösen Insuffizienz mit Erfolg eingesetzt. Dabei handelt es sich um Beschwerden wie Schmerzen und Schweregefühl in den Beinen, Schwellungen, nächtliche Wadenkrämpfe und Juckreiz. Unterstützend bedeutet, dass die üblichen Therapiemaßnahmen wie z. B. Beingymnastik, Venenstrümpfe, Hochlagern der Beine oder kühles Wasser zur Ergänzung einer sinnvollen Therapie gehören.

Die Gefahr von Nebenwirkungen der Ruscusextrakte ist bei oraler Gabe sehr gering; ganz selten können Übelkeit und Magenbeschwerden auftreten, wenige Fälle von Durchfallerkrankungen und ein Fall einer allergischen Reaktion auf eine Creme, die Ruscusextrakt enthielt, sind beschrieben.

In Österreich ist ein hochwertiges Fertigprodukt in Apotheken erhältlich, in Deutschland sind es mehrere, die Ruscusextrakte enthalten. Im Verhältnis zu anderen Naturstoffen – aus der Rosskastanie, dem Schnurbaum, dem Roten Weinlaub und anderen – hat der Stechende Mäusedorn im deutschsprachigen Raum nicht die Bedeutung, die er in den Ländern besitzt, in denen er in der Natur zu finden ist.

Stechender Mäusedorn © Ernst Frühmann

Stechender Mäusedorn © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Der Stechende Mäusedorn ist optisch eine sehr attraktive Pflanze, die auch botanisch interessant ist. Wenn man sich in ihrem Lebensraum bewegt, ist Vorsicht angesagt, da die Spitzen der Phyllokladien recht unangenehm stechen können.

Die Ruscogenine aus dem Wurzelstock sind zur unterstützenden Behandlung chronischer venöser Insuffizienz geeignet; allerdings ist die Pflanze nicht als Teedroge zu verwenden, sondern ausschließlich als Extrakt oder als Reinsubstanz in Fertigarzneimitteln.

Echter Kümmel

Kümmel © Ernst Frühmann

Wenn man unter dem Namen Kümmel in der Literatur sucht, finden sich sehr viele Bezeichnungen – je nach Region oder Land. So wird der Echte Kümmel auch als Wiesen-, Feld-, Gewöhnlicher-, Brot- oder Mattenkümmel bezeichnet.

Man muss aber den Echten Kümmel (Carum carvi) vom Kreuzkümmel (Cuminum cyminum) unterscheiden, den man auch Mutter-, Italienischen-, Römischen-, Spanischen-, Polnischen-, Welschen-, Ägyptischen Kümmel oder Kumin nennt.

Weiters sagt man noch zum Anis (Pimpinella anisum) auch Süßer Kümmel. Damit es nicht zu einfach wird, sollte noch der Schwarzkümmel (Nigella sativa) erwähnt werden, der auch wieder verschiedene Bezeichnungen trägt.

Es ist daher sehr wichtig zu wissen, dass mit der Bezeichnung Kümmel nicht selbstverständlich der Echte Kümmel gemeint ist.

Kümmel © Ernst Frühmann

Kümmel © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

In der Medizin gilt der Kümmel als gutes Magenmittel, das die Magensaftsekretion verbessert und damit zu einer verbesserten Verdauung der Speisen führt. Der Kümmel hat auch seinen berechtigten Platz bei dyspeptischen Beschwerden, die sich in leichten krampfartigen Beschwerden im Magen- Darmbereich, als Blähungen oder Völlegefühl äußern. Es kann auch sinnvoll sein den Kümmel mit anderen Heilpflanzen bei Gallenbeschwerden zu kombinieren.

In der Kinderheilkunde war der Kümmel bei Blähungen und krampfartigen Schmerzen bei Säuglingen als Tee beliebt. Da wissenschaftliche Daten dazu fehlen, gilt heute als Empfehlung, dass Zubereitungen aus Kümmelfrüchten bei Kindern über 12 Jahren und das Kümmelöl innerlich erst über 18 Jahren angewendet werden sollen.

Zäpfchen in anthroposophischen Arzneimitteln mit alkoholischem Kümmelextrakt werden für Säuglinge ab drei oder 12 Monaten angeboten; von einer Firma werden Zäpfchen mit Urtinktur aus Kümmelfrüchten auch unter drei Monaten z.B. bei Dreimonatskoliken beworben. Einschränkungen gelten auch für Schwangere und Stillende!

Gegenanzeigen

Sie gelten bei einer Allergie auf Doldenblütler und Beifuß oder Birke. Bei der Gabe von ätherischem Kümmelöl kann es zu einer Hemmung der Gallenblase kommen; daher ist ein Verzicht bei Gallensteinen, anderen Gallen- und Lebererkrankungen angezeigt!

Zubereitung von Kümmel Tee:

1,5 – 2,0 Gramm Kümmelfrüchte (ungefähr ½ Teelöffel) werden gequetscht oder zerstoßen und mit 150 Milliliter kochendem Wasser übergossen. Man lässt 10 – 15 Minuten ziehen, wobei das Gefäß zugedeckt sein muss. Danach wird abgeseiht und der Tee gut warm getrunken. Erwachsene trinken 1-3 Tassen täglich.

Verwendung von Kümmelöl:

Das ätherische Öl des Kümmels kann zur Herstellung von Kümmelspiritus und anderen alkoholischen Zubereitungen eingesetzt werden. Es ist auch möglich, es in Salben oder ölige Zubereitungen einzuarbeiten, die dann bei Blähungen zur Anwendung kommen. Auch eine Besserung der Reizdarmsymtomatik wurde nachgewiesen.

In der Volksmedizin wird der Kümmeltee als milchbildendes und milchtreibendes, aber auch menstruationsförderndes Mittel gegeben.

Kümmel als Gewürz:

Die deutsche und österreichische Küche setzt auf besonders hohen Einsatz von Kümmel. Aber auch in anderen Ländern ist der Kümmel ein begehrtes Gewürz.

Die Früchte werden zunächst in der Gewürzmühle zerkleinert und rund 10 Minuten vor dem Ende des Garprozesses zugesetzt. Das Gewürz kann auch in einem Kräutersäckchen oder Teeei zugesetzt werden, damit man nicht auf harte Kümmelfrüchte beißt.

Der Kümmel alleine passt zu vielen Speisen, eignet sich aber auch für Speisen in Kombination mit anderen Gewürzen wie mit Knoblauch, Gewürznelken, Pfeffer, Wacholderbeeren oder Zwiebel. Er wird auch in verschiedenen fertigen Gewürzmischungen zum Würzen von Fleisch, Fisch, Gemüse, Brot usw. angeboten.

 

Kümmel © Ernst Frühmann

Kümmel © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Der Kümmel ist eine vorwiegend mehrjährige Heil- und Gewürzpflanze, die feuchte, kalkhältige Böden bevorzugt und von Mitteleuropa bis in den Norden häufig in der Natur zu treffen ist. Er ist auch gut kultivierbar. Zubereitungen aus dem Kümmel (Tee, Öle, Salben) finden von Säuglingen bis zu den Senioren Anwendung; seine krampflösenden und die Verdauung fördernden Eigenschaften werden sehr geschätzt.

Aus der deutschen und österreichischen Küche ist der Kümmel als Gewürz nicht wegzudenken. Er wird aber auch zur Herstellung von Likören und Branntweinen gebraucht.

Rotklee

Rotklee © Ernst Frühmann

In den letzten Jahrzehnten hat sich eine große Menge wissenschaftlich fundierter Studien mit der Wirkung der Isoflavone beschäftigt. Die dabei ermittelten Daten belegen eindeutig die Sicherheit dieser Naturstoffe – auch bei einer Langzeiteinnahme. Als selektive Estrogenrezeptor-Modulatoren (Phyto-SERMs) docken die Isoflavone aus dem Rotklee – und auch aus Soja – fast ausschließlich an den ß-Rezeptoren an und gewährleisten dadurch einen hohen Schutz des Brustgewebes, weil sie gegen eine Gewebevermehrung (antiproliferative Wirkung) gerichtet sind.

Der Rotklee ist eine Pflanze, die praktisch flächendeckend in Europa – vom hohen Norden bis in den Mittelmeerraum und von der Atlantikküste bis zum Ural – zu finden ist. Der Name hat einen klaren Bezug zur Form der Blätter und zum Vorkommen in der Natur. Im Hauptwort wird das Dreiblatt (tria, tres bzw. folium) benannt; im Beinamen findet sich das Vorkommen wie Wiese (pratense) oder Acker (arvense).

Wurden in den letzten Jahrhunderten vorwiegend die Gerbstoffe als nutzbringend angesehen, sind es heute die Isoflavone, die derzeit die medizinische Nutzung – meist als Nahrungsergänzungsmittel – bestimmen.

Rotklee © Ernst Frühmann

Rotklee © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Bei Studien hat sich gezeigt, dass Frauen in Asien bei sojareicher Ernährung mit Beschwerden, wie sie in den Wechseljahren auftreten, kaum konfrontiert sind. Es war naheliegend, nach Heilpflanzen zu suchen, die ähnliche oder gleichwertige Inhaltsstoffe haben. Rotkleeextrakte sind heute – nach dem weitgehenden Aussetzen der Hormonersatztherapie – eine Möglichkeit, die Beschwerden der Wechseljahre (auch als klimakterische Beschwerden bezeichnet) positiv zu beeinflussen und dieser Zeit mehr Lebensqualität zu geben.

60–80 % der Frauen leiden mehr oder weniger stark unter menopausalen Symptomen (Menopause ist die Zeit nach dem Aufhören der Regelblutung) wie Hitzewallungen, Schweißausbrüchen, Stimmungsschwankungen und Reizbarkeit.

Während diese die Lebensqualität der Frauen stark beeinträchtigenden Beschwerden durch die Hormonersatztherapie sehr gut zu behandeln waren, wird nun auch der Erfolg mit den pflanzlichen Mitteln aus dem Rotklee (und auch Soja) auch in zahlreichen Studien mit einer Vielzahl an Anwenderinnen positiv bewertet.

Man darf eine positive Wirkung bezüglich einer Verbesserung der Konzentration und der Stimmung erwarten; eventuell kann man auch mit besserem Schlaf rechnen. Es gilt als gesichert, dass Beschwerden wie Hitzewallungen und Schweißausbrüche (Thermoregulation) bei der Einnahme von Präparaten mit bis zu 90 mg Isoflavonen als Aglyka aus dem Rotklee abnehmen und auch eine höhere Resistenz gegen Stress erreicht wird.

Man erwartet sich bei der Einnahme vom Extrakt noch positive Effekte auf den Knochenstatus, da die fortschreitende Osteoporose ein gravierendes Problem dieser Altersgruppe darstellt. Mehr Bewegung in dieser Lebensphase ist sicher eine deutliche Unterstützung der pflanzlichen Therapiemöglichkeiten.

Eine langfristige Anwendung von Rotkleepräparaten ist aus der heutigen Sicht möglich und scheint durch äußerst zahlreiche Studien abgesichert.

Da es sich in den meisten Fällen um rezeptfreie Fertigpräparate handelt, sind diese ohne Verordnung als Nahrungsergänzung erhältlich. Es ist sinnvoll, eine längere Anwendung mit dem behandelnden Arzt abzusprechen und auf die Qualität der Produkte zu achten.

Rotklee © Ernst Frühmann

Rotklee © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Der Rotklee ist eine allseits bekannte und weit verbreitete Pflanze, die in erster Linie als Futterpflanze bekannt ist.

Auf Grund ihrer Inhaltsstoffe, der Isoflavone, wird sie seit einigen Jahrzehnten zur Linderung der belastenden Beschwerden der Wechseljahre der Frauen eingesetzt. Die Isoflavone Genistein und Biochanin A sind die beiden Isoflavone mit 100 %iger Phyto-SERM-Aktivität.

Bei den klimakterischen Beschwerden wie Hitzewallungen, Schweißausbrüchen, Stimmungsschwankungen und Reizbarkeit können Isoflavone in hochwertigen Phytos in einer Dosierung bis 90 mg eine wesentliche Hilfe sein. Eine Absprache mit dem Arzt ist sinnvoll, obwohl die angebotenen Präparate rezeptfrei sind.

Gemeiner Wacholder

Wacholder © Ernst Frühmann

Wandert man durch die Natur, in der auch der Wacholder beheimatet ist, trifft man einerseits auf aufrechte oder kriechende Wacholdersträucher, aber auch mit etwas Glück – in Mitteleuropa selten, doch im nördlichen Mittelmeerraum durchaus häufig – auf mehrere Meter hohe Wacholderbäume. Anderseits darf man sich nicht wundern, dass die Wacholderbeeren nicht auf allen Bäumen und Sträuchern zu finden sind. Das liegt daran, dass der Gemeine Wacholder zweihäusig ist und die Wacholderbeeren nur auf den weiblichen Pflanzen heranreifen.

Wacholderbeeren sind keine Beeren im üblichen Sinn von Früchten, haben sich aber im deutschen Sprachgebrauch den Namen Beeren erhalten, obwohl es sich um Beerenzapfen handelt. In der lateinischen Bezeichnung trugen sie zunächst den Namen Juniperi pseudofructus (also Scheinfrucht) und seit mehreren Jahren Juniperi galbulus.

Bezüglich einer Verwechslung mit dem naheverwandten Sadebaum (Juniperus sabina) ist Vorsicht geboten; dieser wird auch Stink- oder Gift-Wacholder genannt. Im Unterschied zum Gemeinen Wacholder werden die ähnlich aussehenden Früchte mit schädigenden, giftigen Wirkungen innerhalb eines Jahres reif.

 

Wacholder © Ernst Frühmann

Wacholder © Ernst Frühmann

Anwendung IN DER MEDIZIN

Wegen der nierenreizenden Wirksamkeit hat auch die Kommission E die Verwendung von Wacholderbeeren nur bei Verdauungsbeschwerden mit leichten Krämpfen im Magen-Darmbereich, bei Völlegefühl und Blähungen empfohlen. Damit soll einer übermäßigen Anwendung bei Nieren-Blasenerkrankungen und dadurch einer möglichen Reizung des Nierengewebes vorgebeugt werden. Die ESCOP führt eine Verbesserung der renalen Wasserausscheidung an und befürwortet die Anwendung bei dyspeptischen Beschwerden und Appetitlosigkeit.

Geht man davon aus, dass die Gabe von 20 bis 100 Milligramm vom reinen ätherischen Öl für einen Erwachsenen eine unbedenkliche tägliche Dosis darstellt, dann müssen auch fünf Gramm Droge (Wacholderbeeren) mit einem Gehalt von zwei Prozent an ätherischem Öl im therapeutischen Bereich liegen. Bedenkt man nun, dass vermutlich etwa 50 Prozent in die Teezubereitung übergehen, sollten auch 10 Gramm Droge (etwa 80 Beerenzapfen/Wacholderbeeren) als Tagesdosis verträglich sein.

Die Meinungen über die schädigende Wirkung auf die Niere sind geteilt, da bedeutende Wissenschaftler vermuten, dass hier seit über 100 Jahren die nierenschädigende Wirkung von Buch zu Buch ohne neuere, eingehende wissenschaftliche Erkenntnisse übertragen wurde.

Aus dieser Betrachtung heraus scheint auch die von Pfarrer Kneipp empfohlene Kur mit Wacholderbeeren grenzwertig zu sein. Dabei beginnt man mit dem Kauen von 3 x täglich einer Beere und steigert diese bis 3 x tgl. 20 Beeren, um dann wieder absteigend bis zu 3 x tgl. 1 Beere zu reduzieren. Bei dieser Kur wird die empfohlene Tagesdosis von 20 bis 100 mg an ätherischem Öl dann überschritten, wenn der Gehalt an ätherischem Öl in den Beerenzapfen über 1,5 Prozent liegt.

In Teemischungen zur Behandlung von Harnwegserkrankungen kann die Wirkung der Wacholderbeeren durch Löwenzahn-, Hauhechel- oder Liebstöckelwurzel, Birken-, Bärentrauben- oder Orthosiphonblätter, Goldrutenkraut oder Ackerschachtelhalm ergänzt oder erweitert werden.

Bei der Behandlung von Magen- Darmbeschwerden kann die Kombination mit Wermut, Kamille oder Pfefferminze sinnvoll sein.

In der Schwangerschaft oder bei entzündlichen Nierenerkrankungen ist von einer Anwendung Abstand zu nehmen.

 

Wacholder in der Küche und Gin als Aperitif/Digestif

Auch als Gewürz erfreut sich der Wacholder großer Beliebtheit, macht er doch viele Speisen durch das ätherische Öl bekömmlicher; in Wildgerichten und im Sauerkraut ist Wacholder immer zu finden. Man sollte aber mit diesem aromatischen Gewürz eher sparsam umgehen.

Ein bekanntes alkoholisches Getränk – der Gin – enthält Wacholder als charakteristischen Geschmacksspender.

Wacholder © Ernst Frühmann

Wacholder © Ernst Frühmann

 

 Zusammenfassung

Trotz kritischer Töne und der Möglichkeit einer nierenreizenden Wirkung ist der Wacholder als Droge (Beerenzapfen) oder als reines ätherisches Öl daraus ein wertvolles Therapeutikum bei Magen-Darmbeschwerden und Harnwegsinfekten. Bei Menschen mit gesunden Nieren scheint die therapeutische Dosis unbedenklich zu sein. Dennoch ist in der Schwangerschaft oder bei entzündlichen Nierenerkrankungen eine Anwendung nicht angezeigt.

Die Wacholderbeeren eignen sich auch hervorragend zum Würzen vieler Speisen, verfeinern deren Geschmack und verbessern deren Bekömmlichkeit.

Manna-Esche

Manna-Esche © Ernst Frühmann

Die Wirkungsweise vom Manna aus der Manna-Esche, auch als Blumenesche oder Weißesche bekannt und mit anderen Varietäten wie F. angustifolia, F. juglandifolia bzw. rotundifolia, passt genau zum gewünschten Wirkungsprofil: sanfte Wirksamkeit, meist gute Verträglichkeit und auch eine Anwendungsmöglichkeit über mehrere Wochen.

Darmträgheit, Verstopfung oder auch Obstipation genannt, sind Befindlichkeitsstörungen oder doch auch gesundheitliche Probleme, die bei etwa 15 Prozent der Menschen Beschwerden verursachen. Besonders dann, wenn diese Problematik in eine chronische Form übergeht, ist es sinnvoll jene unterstützenden Maßnahmen zu finden, die zu einer Normalisierung der Konsistenz des Stuhls führen und die Häufigkeit des wöchentlichen Stuhlgangs in ein Normalmaß zurückführen.

Nicht dazu geeignet sind jene starken, dickdarmwirksamen Abführmittel wie Senna, Faulbaum und andere der Anthranoiddrogen, die ja nur kurzfristig angewendet werden dürfen. Bestens geeignet sind hier wohl jene Naturprodukte, die osmotische Eigenschaften besitzen, die eine Rückresorption von Wasser im Darm behindern, die die Darmperistaltik durch Vergrößerung des Darminhalts anregen und zusätzlich auch mit diätetischen Maßnahmen, ausreichender Flüssigkeitszufuhr und angepasster Bewegung einen Normalzustand in der Verdauung wiederherstellen.

Manna-Esche © Ernst Frühmann

Manna-Esche © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung 

Zunächst geht es um die Qualität von Manna, die für medizinische Zwecke zugelassen ist. Von den vier festgelegten Handelssorten darf nur die beste Sorte – die Stängelmanna, die eine aus der geschnittenen Rindenwunde herabhängende, stalagtitenähnliche Stange bildet – verwendet werden. Diese Stangen werden dann zu kleineren Stücken zerbrochen und dann verarbeitet. Entweder man löst Manna in der fünf- bis sechsfachen Menge Wasser auf und trinkt diese Lösung. Die Tagesdosis für Erwachsene liegt bei etwa 20 bis 30 Gramm Manna. Es ist aber auch möglich aus Manna einen 10-prozentigen Sirup herzustellen, der aus 10 Prozent Manna und mehr als 50 Prozent Zucker besteht.

Bewährt hat sich auch eine Kombination von Manna mit Feigensirup. Dabei ergänzen sich zwei mild abführend wirksame Drogen, die bei chronischen Formen der Verstopfung gut dokumentierte Wirksamkeit gezeigt haben.

Mannazubereitungen alleine oder in Kombination mit Feigensirup sind immer dann angezeigt, wenn bei Verstopfung eine weichere Stuhlkonsistenz erwünscht ist und es damit zur leichteren Darmentleerung kommt; dies ist zum Beispiel auch nach operativen Eingriffen, bei Analfissuren oder bei schmerzhaften Hämorrhoidalleiden von Vorteil.

Es ist nicht auszuschließen, dass empfindliche Personen mit Blähungen oder Übelkeit reagieren. Bei Darmverschluss darf Manna nicht zur Anwendung kommen!

 

Manna in der Küche

In Süditalien und besonders auf Sizilien wird Manna auch verschiedenen Speisen als Süßungsmittel zugesetzt. So findet man Manna in Rezepten für süßes Brot, dem Mannetto (Panettone mit Manna), es wird mit Schokolade in Cremezubereitungen eingearbeitet, wird mit Mandeln und Pistazien verarbeitet und einem bitteren Verdauungsgetränk zugesetzt.

Manna-Esche © Ernst Frühmann

Manna-Esche © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Manna-Esche ist ein stattlicher Baum, der in den südlichen Ländern Europas beheimatet ist, aber besonders in Süditalien und auf Sizilien kultiviert wurde. Aus seiner angeritzten Rinde tritt Manna als Saft aus und trocknet an der Luft zu einer weißen Masse, die zu 70 bis 90 Prozent aus D-Mannitol besteht. Manna kommt dank seiner osmotischen Wirksamkeit als mild wirksames Abführmittel zur Anwendung. Zusätzlich kann es auch als Süßungsmittel in verschiedenen Speisen verwendet werden.

Hoodia

Hoodia © Ernst Frühmann

Bei Hoodia geht es um eine Sukkulente, eine wasserspeichernde Pflanze, die von der Urbevölkerung im südlichen Afrika insofern genützt wurde, dass Pflanzenteile von den Stämmen dieser kakteenähnlichen Pflanze gekaut wurden, um gegen das Hunger- und Durstgefühl anzukämpfen. Diese Erkenntnis versuchte man zur Zeit der letzten Jahrtausendwende dahingehend zu nützen, dass man nach Extraktion des Wirkstoffes mithilfe wissenschaftlicher Forschungen die bisherigen Erfahrungen der Ureinwohner bestätigt, um dann die Reinsubstanz in einer „Abnehmpille“ als appetithemmendes Mittel einzusetzen.

Es gibt bei den Pflanzen eine ganze Reihe von Familien, in denen wir einige Gattungen oder Arten als Heilpflanzen kennen oder nützen und die durch ihre besondere Eigenschaft, vermehrt Wasser zu speichern, zu den sukkulenten (saftreichen) Pflanzen gezählt werden. Das Wasser kann in verschiedenen Pflanzenorganen gespeichert werden, wie in Blättern, im Stamm oder/und in den Wurzeln.

Die Sukkulenten (aus dem lateinischen suculentus = saftreich) wachsen in der Natur in eher trockenen Regionen. Eine Familie innerhalb dieser Sukkulenten, die vielen Menschen geläufig ist, sind die Kakteen. Viele Urlauber, die im Sommer gerne ihren Urlaub in Mittelmeerländern verbringen, haben sicher schon Pflanzen gesehen, die die Fähigkeit der vermehrten Wasserspeicherung besitzen, wie viele Arten aus der Familie der Mittagsblumen, die bei Sonnenschein in Küstennähe auffällig in den verschiedensten Farben blühen. Aber auch Heilpflanzen zählen zu diesen sukkulenten Pflanzen. Ganz bekannt sind die Aloearten aus der Familie der Affodilgewächse, die auf ähnlichen Standorten in ariden Regionen wachsen, und deren gelartiger Inhalt in den Blättern auch medizinisch genützt wird. Zu guter Letzt soll eben die Gattung Hoodia hier genannt sein, deren sukkulente Gestalt im südafrikanischen Raum – z.B. in Namibia – dank ihrer Größe und der intensiven Färbung der Blüten recht auffällig in der kargen Landschaft hervorsticht.

Wie kam es zu dem doch etwas ungewöhnlichen Namen Hoodia gordonii, für den es keine echte deutsche Bezeichnung gibt. Die auch verwendete Bezeichnung Kalahari Cactus bezieht sich zumindest auf das Gebiet des Vorkommens. Der Name der Gattung Hoodia ist auf den britischen Arzt William Chamberlain Hood (1790–1879) zurückzuführen und wurde von dem britischen Botaniker R. Sweet bereits im Jahr 1830 verwendet; nach anderslautenden Bezeichnungen der Pflanzen wurde die auch derzeit gültige Zuordnung in der Mitte des 19. Jahrhunderts von dem französischen Botaniker J. Decaisne festgelegt.

Hoodia © Ernst Frühmann

Hoodia © Ernst Frühmann

Anwendung als Nahrungsergänzung

Wenn es um die medizinische Nutzung von Hoodia gordonii geht, muss man heute feststellen, dass die hohen Erwartungen, die man in den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts in Bezug auf eine appetithemmende Wirkung gesetzt hat, leider nicht erfüllt wurden.

Aus der traditionellen Nutzung war bekannt, dass Ureinwohner in den sehr kargen Regionen Namibias, wenn sie auf die Jagd gingen und mehrere Tage unterwegs waren, Stücke dieser bitter schmeckenden Pflanzen kauten und damit ihr Hunger- und Durstgefühl unterdrückten.

Diese positive appetithemmende Erfahrung griffen Wissenschaftler mit der finanziellen Unterstützung von Pharmakonzernen auf und untersuchten Einzelsubstanzen aus dieser Hoodia-Pflanze auf ihre appetithemmenden Eigenschaften. 1996 wurde eine Substanz aus der Hoodia gordonii unter dem Kürzel P57 patentiert. Waren es am Ende des letzten Jahrhunderts europäische und amerikanische Firmen, die an einem wissenschaftlich fundierten Produkt arbeiteten, übernahm am Anfang dieses Jahrhunderts eine britisch-niederländische Kooperation diese Bemühungen, scheiterte aber auch trotz vieler Millionen Euro, die investiert wurden auch an der sehr aufwendigen Synthese der Substanz P57 und gab dann das Patent an Südafrika zurück. Im Zuge dieser Forschungen und Patente ist es auch gelungen, dass den Ureinwohnern ein Anteil am Verkaufserlös zugestanden wurde. In verschiedenen Studien wurde zwar gezeigt, dass Extrakte aus Hoodia gordonii oder die Reinsubstanz deutlich appetithemmende Eigenschaften besitzen und durch eine geringere Nahrungsaufnahme auch weniger Kalorien täglich aufgenommen wurden. Zur Abnahme von Übergewicht ergaben sich aber unterschiedliche Ergebnisse und zusätzlich zeigte sich eine Reihe unerwünschter Nebenwirkungen. 

Das sollte aber 2004 amerikanische Firmen nicht abhalten Hoodia gordonii als Nahrungsergänzungsmittel auf den Markt zu bringen. Der Verbrauch war am Anfang so beträchtlich, dass es – bedingt auch durch den Artenschutz – zu Engpässen bei der Besorgung von Hoodiapflanzen kam. Kontrollen dieser Nahrungsergänzungsmittel, die ja wesentlich weniger strengen Vorschriften gegenüber Arzneimitteln unterliegen, ergaben, dass etwa in der Hälfte dieser Produkte keine Extraktanteile von Hoodia nachweisbar waren. Dennoch werden derzeit Produkte im Internet angeboten. Beim Kauf muss man wohl dringend anraten sich an eine vertrauenswürdige Quelle zu wenden.

 

Hoodia © Ernst Frühmann

Hoodia © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Geschichte der Hoodiapflanze zeigt uns deutlich, dass die positiven Erfahrungen, die Menschen mit dieser Pflanze zur Beherrschung des Hunger- und Durstgefühls gemacht haben, nicht automatisch zu einem –von der Wissenschaft befürworteten – Arzneimittel führen muss.

Da die Synthese der als Wirkstoff angesehenen Inhaltsstoffe sich als sehr schwierig herausgestellt hat und die Pflanzen in relativ kleinräumigen Regionen Südafrikas begrenzt zur Verfügung stehen, langsam wachsen und unter Artenschutz stehen, sind große Mengen derzeit nicht verfügbar.

Dennoch werden Pulverdrogen dieser Pflanze im Internet und Handel zur Minderung des Appetits als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Der Erfolg ist umstritten, weil sich bei Untersuchungen gezeigt hat, dass bei bestimmten Produkten die angeführte Menge der Hoodiadroge nicht nachgewiesen werden konnte. Es ist daher sinnvoll darauf zu achten, dass das Produkt aus einer vertrauenswürdigen Quelle stammt, wenn man die appetithemmenden Eigenschaften austesten will.

Spitzwegerich

Spitzwegerich© Ernst Frühmann

Bei Wanderungen in der Natur stoßen wir oft auf den Spitzwegerich, der entweder gleich an den Wegrändern zu finden ist, oder so zahlreich in den Wiesen steht, dass man glauben könnte, er sei angesät worden. Dank seiner parallelnervigen, lanzettlichen, zugespitzen Blätter und seiner charakteristischen Blütentriebe ist er leicht zu erkennen. Mit ihm steht uns eine Heilpflanze zur Verfügung, die wir in verschiedenen Arzneiformen für unterschiedliche Zwecke nützen können. So kann bei einem Ausflug ins Grüne nach einem Insektenstich das Jucken oder die Schwellung durch das Auflegen eines zwischen den Fingern leicht zerquetschten, frischen, jungen Spitzwegerichblattes oder des Saftes daraus, deutlich gelindert werden. Fertige Zubereitungen aus getrockneten, oberirdischen Teilen der blühenden Pflanzen haben als Teezubereitung, Sirup oder Fluidextrakt ihren festen Platz in der Behandlung von Erkrankungen im Bronchialbereich und bei Entzündungen im Mund und Rachen. Die Bezeichnungen Lungenblattl, Heilwegerich oder Wundwegerich sind drei Beispiele, in denen sich die Wirksamkeit dieser Heilpflanze widerspiegelt.

Neben dem Spitzwegerich gibt es weitere Arten aus der Gattung Plantago innerhalb der Familie der Wegerichgewächse, die dank der Schleimstoffe und anderer Wirkstoffe in verschiedenen Indikationen wissenschaftliche Anerkennung gefunden haben. Dazu zählen auf jeden Fall die beiden Wegericharten, die uns den Flohsamen liefern. Aber gerade in der Volksmedizin und in der Homöopathie wird auch der Breitwegerich wegen seiner vielfältigen Wirksamkeit geschätzt. Beim Sammeln in der Natur könnte er durch das Vorkommen auf gleichen Standorten (steinige Wege und Wegränder) mit dem Mittleren Wegerich verwechselt werden, dessen Blattrosette ohne Blütentriebe der des Breitwegerichs sehr ähneln kann.

Spitzwegerich© Ernst Frühmann

Spitzwegerich© Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin

Der Spitzwegerich zählt zu den pflanzlichen Arzneimitteln, die besonders oft als Tee, Fluidextrakt oder Sirup zur Reizlinderung bei Katarrhen der oberen Luftwege Verwendung finden. Dabei kommt die Wirkung der Schleimstoffe und Gerbstoffe zum Tragen.

Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut sind mit auf kaltem Weg hergestellten Mazeraten, Fluidextrakten, Pastillen zum Lutschen, Sirupen oder Frischpflanzenpresssäften günstig zu beeinflussen.

Hautareale, die durch Entzündungsreaktionen verändert sind, können mit Extrakten aus dem Spitzwegerich auch äußerlich behandelt werden.

Bei Insektenstichen besteht die Möglichkeit einer Produktanwendung aus Spitzwegerich, Schafgarbe, Kamille und Gänseblümchen, oder man nützt den Spitzwegerich als Frischpflanze (siehe Einleitung).

In der Veterinärmedizin wird für Pferde der Spitzwegerich als das beste pflanzliche Arzneimittel bei Atemwegserkrankungen genannt.

Hinweis: Dauer der Anwendungen: Bei akuten Beschwerden, die länger als eine Woche dauern oder periodisch wiederkehren, soll mit einem Arzt Rücksprache gehalten werden.

Teezubereitung:

Innerlich: 2 Tl der Spitzwegerich-Droge werden mit 150 ml kochendem Wasser übergossen, man lässt ungefähr 10 Min. ziehen und seiht dann ab. Davon werden täglich 3-4 Tassen getrunken.

Äußerlich: Bei der Zubereitung von wässrigen Extrakten zum Gurgeln bzw. Spülen oder für Umschläge wird folgender Kaltauszug hergestellt:

2 Tl vom Spitzwegerichkraut werden mit 150 ml kaltem Wasser (oder jeweils einem Vielfachen) übergossen, man lässt 1-2 Stunden unter gelegentlichem Umrühren ziehen und seiht dann ab.

Sirup-Zubereitung: Zubereitungen nach dem Arzneibuch sind in der Apotheke erhältlich.

Spitzwegerich-Leinsamen-Gel: (After-Sun-Gel) zum Abschluss noch ein Spitzwegerich-Tipp für den kommenden Sommer: wenn die Haut durch zu viel Sonne gereizt oder gerötet ist, kann ein Gel aus den Schleimstoffen vom Leinsamen mit einem Frischpflanzensaft aus den Blättern vom Spitzwegerich der Haut die dringend benötigte Pflege bringen, sie beruhigen und leichte Entzündungen bremsen.

Spitzwegerich© Ernst Frühmann

Spitzwegerich© Ernst Frühmann

Zusammenfassung 

Der Spitzwegerich ist eine seit vielen Jahrhunderten bekannte und geschätzte Heilpflanze, die weitgehend in Europa und anderen Kontinenten gedeiht.

Seine umfangreichen Anwendungsmöglichkeiten verdankt er seinem breiten Spektrum an Wirkstoffen. Wissenschaftlich anerkannt ist seine Wirkung bei entzündlichen Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut und dem oft damit verbundenen trockenen Reizhusten. Bei Insektenstichen kann auch der Saft aus frischen, gefalteten Spitzwegerichblättern, der beim Zerdrücken zwischen den Fingern austritt und dann auf den Stich aufgetupft wird, hilfreich sein.

Herzgespann

Herzgespann © Ernst Frühmann

Das Herzgespann, das auch Löwenschwanz oder Herzheil genannt wird, ist eine Heilpflanze, die seit der Mitte des letzten Jahrtausends medizinische Verwendung findet. In England wird es Motherwort herb genannt, weil es in der Medizin bei Geburten zur Anwendung kam. In Frankreich hat es den Namen Cardiaque bekommen. Das Herzgespannkraut als offene Ware ist derzeit auch in der Österreichischen Arzneitaxe gelistet, wird aber durch den Vermerk „Rezeptpflicht“ gekennzeichnet und unterliegt damit der Verschreibungspflicht durch einen Arzt. Damit wird klar ausgedrückt, dass Herzerkrankungen durch einen Arzt diagnostiziert werden müssen und die Therapie dann durch den Arzt festgelegt wird. Es ist aber durchaus möglich, dass das Herzgespann sich für die Therapie eignet. Ein als Arzneimittel zugelassenes apothekenpflichtiges Fertigprodukt ist mit einer Dosierung von 150 Milligramm rezeptfrei erhältlich.

Der Name Leonurus drückt das Aussehen der Scheinähren aus und setzt sich aus dem griechischen Namen für den Löwen (léon) und der griechischen Bezeichnung für den Schwanz (urá) zusammen. Das Wort cardiaca weist auf die Herzwirkung hin.

Herzgespann © Ernst Frühmann

Herzgespann © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

In der Medizin verwendet man Zubereitungen aus dem getrockneten, blühenden Kraut als Tee, Extrakt oder Fertigarzneimittel zur Behandlung von vegetativ-funktionellen oder von nervösen Herzbeschwerden, die auch durch eine Schilddrüsenüberfunktion ausgelöst werden können. Dabei werden Herzgespannextrakte gerne begleitend eingesetzt. Wissenschaftler in Leipzig haben sich intensiver mit den Wirkungen hochwertiger Extrakte auseinandergesetzt und festgestellt, dass der Herzmuskel mit mehr Blut versorgt wird und das Herz langsamer schlägt; zusätzlich konnte eine blutdrucksenkende Wirksamkeit gezeigt werden.

Während in den letzten Jahrzehnten vorwiegend das Herzgespannkraut als Tee, Tinktur oder Fluidextrakt zur Anwendung kam, gibt es nun auch ein apothekenpflichtiges Fertigprodukt, das die Palette der Arzneiformen erweitert.

Die Wirkung des Herzgespannkrauts wird auch von den anerkannten Organisationen (Kommission E, ESCOP) positiv beurteilt und die HMPC stuft das Echte Herzgespann als traditionelles pflanzliches Arzneimittel ein.

In früheren Zeiten wurde eine eventuelle Giftwirkung dieser Heilpflanze kontroversiell diskutiert. Als unbedenkliche Tagesdosis einer Teezubereitung wird heute die Menge von 4,5 Gramm getrockneter Droge angesehen. Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln sind derzeit nicht bekannt. Eine Einnahme von Herzgespannkraut wird dann empfohlen, wenn eine ernsthafte Erkrankung des Herzens ausgeschlossen wurde. Eine Anwendung in der Schwangerschaft wird nicht empfohlen.

In der Volksmedizin werden Zubereitungen aus dem Herzgespannkraut auch bei klimakterischen Beschwerden mit leichten Schlafstörungen, Hitzewallungen und nervöser Unruhe eingesetzt. Magen- und Darmstörungen mit Blähungen wurden auch behandelt.

In der Homöopathie wird die Urtinktur aus dem frisch geernteten Kraut zubereitet. Behandelt wird oft mit der Urtinktur oder niedrigen Potenzen. Zur Anwendung kommen die homöopathischen Zubereitungen bei klimakterischen Beschwerden, Herzschwäche, Nervenschwäche und Blähungen.

Teezubereitungen und alkoholische Extrakte

Zwei gestrichene Teelöffel werden mit 250 ml kochendem Wasser übergossen, man lässt 10 Min ziehen und seiht ab. Entweder wird davon 1 Tasse bei Bedarf getrunken oder man trinkt kurmäßig (über 2-4 Wochen) 2-3 x täglich je 1 Tasse.

Von den alkoholischen Extrakten wird bei der Verwendung von Fluidextrakten (1:1) eine tägliche Einnahme von 3 x 2-4 Milliliter empfohlen. Für die Tinktur (1:5) wird eine Tagesdosis von 3 x 2-6 Milliliter angegeben.

Das Herzgespannkraut lässt sich gut mit anderen herzstärkenden oder beruhigenden Heilpflanzen kombinieren. Dazu eignen sich die Baldrianwurzel, die Melissenblätter oder die Blüten und Blätter des Weißdorns.

 

Herzgespann © Ernst Frühmann

Herzgespann © Ernst Frühmann

 Zusammenfassung

Das Echte Herzgespann ist eine Heilpflanze, über deren Anwendung in Europa seit gut 500 Jahren in Kräuterbüchern berichtet wurde. Die Heimat liegt in Asien, doch ist diese Pflanze heute auch auf anderen Kontinenten heimisch.

Anerkannt ist die Behandlung von vegetativ-funktionellen oder von nervösen Herzbeschwerden, auch im Rahmen einer Schilddrüsenüberfunktion können Extrakte unterstützend verordnet werden.

In der Volksmedizin und in der Homöopathie werden auch klimakterische Beschwerden, Blähungen und andere Erkrankungen behandelt.

 
 

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