Spitzwegerich

Bei Wanderungen in der Natur stoßen wir oft auf den Spitzwegerich, der entweder gleich an den Wegrändern zu finden ist, oder so zahlreich in den Wiesen steht, dass man glauben könnte, er sei angesät worden. Dank seiner parallelnervigen, lanzettlichen, zugespitzen Blätter und seiner charakteristischen Blütentriebe ist er leicht zu erkennen. Mit ihm steht uns eine Heilpflanze zur Verfügung, die wir in verschiedenen Arzneiformen für unterschiedliche Zwecke nützen können. So kann bei einem Ausflug ins Grüne nach einem Insektenstich das Jucken oder die Schwellung durch das Auflegen eines zwischen den Fingern leicht zerquetschten, frischen, jungen Spitzwegerichblattes oder des Saftes daraus, deutlich gelindert werden. Fertige Zubereitungen aus getrockneten, oberirdischen Teilen der blühenden Pflanzen haben als Teezubereitung, Sirup oder Fluidextrakt ihren festen Platz in der Behandlung von Erkrankungen im Bronchialbereich und bei Entzündungen im Mund und Rachen. Die Bezeichnungen Lungenblattl, Heilwegerich oder Wundwegerich sind drei Beispiele, in denen sich die Wirksamkeit dieser Heilpflanze widerspiegelt.
Neben dem Spitzwegerich gibt es weitere Arten aus der Gattung Plantago innerhalb der Familie der Wegerichgewächse, die dank der Schleimstoffe und anderer Wirkstoffe in verschiedenen Indikationen wissenschaftliche Anerkennung gefunden haben. Dazu zählen auf jeden Fall die beiden Wegericharten, die uns den Flohsamen liefern. Aber gerade in der Volksmedizin und in der Homöopathie wird auch der Breitwegerich wegen seiner vielfältigen Wirksamkeit geschätzt. Beim Sammeln in der Natur könnte er durch das Vorkommen auf gleichen Standorten (steinige Wege und Wegränder) mit dem Mittleren Wegerich verwechselt werden, dessen Blattrosette ohne Blütentriebe der des Breitwegerichs sehr ähneln kann.

Spitzwegerich© Ernst Frühmann
Anwendung in der Medizin
Der Spitzwegerich zählt zu den pflanzlichen Arzneimitteln, die besonders oft als Tee, Fluidextrakt oder Sirup zur Reizlinderung bei Katarrhen der oberen Luftwege Verwendung finden. Dabei kommt die Wirkung der Schleimstoffe und Gerbstoffe zum Tragen.
Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut sind mit auf kaltem Weg hergestellten Mazeraten, Fluidextrakten, Pastillen zum Lutschen, Sirupen oder Frischpflanzenpresssäften günstig zu beeinflussen.
Hautareale, die durch Entzündungsreaktionen verändert sind, können mit Extrakten aus dem Spitzwegerich auch äußerlich behandelt werden.
Bei Insektenstichen besteht die Möglichkeit einer Produktanwendung aus Spitzwegerich, Schafgarbe, Kamille und Gänseblümchen, oder man nützt den Spitzwegerich als Frischpflanze (siehe Einleitung).
In der Veterinärmedizin wird für Pferde der Spitzwegerich als das beste pflanzliche Arzneimittel bei Atemwegserkrankungen genannt.
Hinweis: Dauer der Anwendungen: Bei akuten Beschwerden, die länger als eine Woche dauern oder periodisch wiederkehren, soll mit einem Arzt Rücksprache gehalten werden.
Teezubereitung:
Innerlich: 2 Tl der Spitzwegerich-Droge werden mit 150 ml kochendem Wasser übergossen, man lässt ungefähr 10 Min. ziehen und seiht dann ab. Davon werden täglich 3-4 Tassen getrunken.
Äußerlich: Bei der Zubereitung von wässrigen Extrakten zum Gurgeln bzw. Spülen oder für Umschläge wird folgender Kaltauszug hergestellt:
2 Tl vom Spitzwegerichkraut werden mit 150 ml kaltem Wasser (oder jeweils einem Vielfachen) übergossen, man lässt 1-2 Stunden unter gelegentlichem Umrühren ziehen und seiht dann ab.
Sirup-Zubereitung: Zubereitungen nach dem Arzneibuch sind in der Apotheke erhältlich.
Spitzwegerich-Leinsamen-Gel: (After-Sun-Gel) zum Abschluss noch ein Spitzwegerich-Tipp für den kommenden Sommer: wenn die Haut durch zu viel Sonne gereizt oder gerötet ist, kann ein Gel aus den Schleimstoffen vom Leinsamen mit einem Frischpflanzensaft aus den Blättern vom Spitzwegerich der Haut die dringend benötigte Pflege bringen, sie beruhigen und leichte Entzündungen bremsen.

Spitzwegerich© Ernst Frühmann
Zusammenfassung
Der Spitzwegerich ist eine seit vielen Jahrhunderten bekannte und geschätzte Heilpflanze, die weitgehend in Europa und anderen Kontinenten gedeiht.
Seine umfangreichen Anwendungsmöglichkeiten verdankt er seinem breiten Spektrum an Wirkstoffen. Wissenschaftlich anerkannt ist seine Wirkung bei entzündlichen Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut und dem oft damit verbundenen trockenen Reizhusten. Bei Insektenstichen kann auch der Saft aus frischen, gefalteten Spitzwegerichblättern, der beim Zerdrücken zwischen den Fingern austritt und dann auf den Stich aufgetupft wird, hilfreich sein.