Gemeiner Wacholder

Juniperus communis L.

Wandert man durch die Natur, in der auch der Wacholder beheimatet ist, trifft man einerseits auf aufrechte oder kriechende Wacholdersträucher, aber auch mit etwas Glück – in Mitteleuropa selten, doch im nördlichen Mittelmeerraum durchaus häufig – auf mehrere Meter hohe Wacholderbäume. Anderseits darf man sich nicht wundern, dass die Wacholderbeeren nicht auf allen Bäumen und Sträuchern zu finden sind. Das liegt daran, dass der Gemeine Wacholder zweihäusig ist und die Wacholderbeeren nur auf den weiblichen Pflanzen heranreifen.

Wacholderbeeren sind keine Beeren im üblichen Sinn von Früchten, haben sich aber im deutschen Sprachgebrauch den Namen Beeren erhalten, obwohl es sich um Beerenzapfen handelt. In der lateinischen Bezeichnung trugen sie zunächst den Namen Juniperi pseudofructus (also Scheinfrucht) und seit mehreren Jahren Juniperi galbulus.

Bezüglich einer Verwechslung mit dem naheverwandten Sadebaum (Juniperus sabina) ist Vorsicht geboten; dieser wird auch Stink- oder Gift-Wacholder genannt. Im Unterschied zum Gemeinen Wacholder werden die ähnlich aussehenden Früchte mit schädigenden, giftigen Wirkungen innerhalb eines Jahres reif.

 

Wacholder © Ernst Frühmann

Wacholder © Ernst Frühmann

Anwendung IN DER MEDIZIN

Wegen der nierenreizenden Wirksamkeit hat auch die Kommission E die Verwendung von Wacholderbeeren nur bei Verdauungsbeschwerden mit leichten Krämpfen im Magen-Darmbereich, bei Völlegefühl und Blähungen empfohlen. Damit soll einer übermäßigen Anwendung bei Nieren-Blasenerkrankungen und dadurch einer möglichen Reizung des Nierengewebes vorgebeugt werden. Die ESCOP führt eine Verbesserung der renalen Wasserausscheidung an und befürwortet die Anwendung bei dyspeptischen Beschwerden und Appetitlosigkeit.

Geht man davon aus, dass die Gabe von 20 bis 100 Milligramm vom reinen ätherischen Öl für einen Erwachsenen eine unbedenkliche tägliche Dosis darstellt, dann müssen auch fünf Gramm Droge (Wacholderbeeren) mit einem Gehalt von zwei Prozent an ätherischem Öl im therapeutischen Bereich liegen. Bedenkt man nun, dass vermutlich etwa 50 Prozent in die Teezubereitung übergehen, sollten auch 10 Gramm Droge (etwa 80 Beerenzapfen/Wacholderbeeren) als Tagesdosis verträglich sein.

Die Meinungen über die schädigende Wirkung auf die Niere sind geteilt, da bedeutende Wissenschaftler vermuten, dass hier seit über 100 Jahren die nierenschädigende Wirkung von Buch zu Buch ohne neuere, eingehende wissenschaftliche Erkenntnisse übertragen wurde.

Aus dieser Betrachtung heraus scheint auch die von Pfarrer Kneipp empfohlene Kur mit Wacholderbeeren grenzwertig zu sein. Dabei beginnt man mit dem Kauen von 3 x täglich einer Beere und steigert diese bis 3 x tgl. 20 Beeren, um dann wieder absteigend bis zu 3 x tgl. 1 Beere zu reduzieren. Bei dieser Kur wird die empfohlene Tagesdosis von 20 bis 100 mg an ätherischem Öl dann überschritten, wenn der Gehalt an ätherischem Öl in den Beerenzapfen über 1,5 Prozent liegt.

In Teemischungen zur Behandlung von Harnwegserkrankungen kann die Wirkung der Wacholderbeeren durch Löwenzahn-, Hauhechel- oder Liebstöckelwurzel, Birken-, Bärentrauben- oder Orthosiphonblätter, Goldrutenkraut oder Ackerschachtelhalm ergänzt oder erweitert werden.

Bei der Behandlung von Magen- Darmbeschwerden kann die Kombination mit Wermut, Kamille oder Pfefferminze sinnvoll sein.

In der Schwangerschaft oder bei entzündlichen Nierenerkrankungen ist von einer Anwendung Abstand zu nehmen.

 

Wacholder in der Küche und Gin als Aperitif/Digestif

Auch als Gewürz erfreut sich der Wacholder großer Beliebtheit, macht er doch viele Speisen durch das ätherische Öl bekömmlicher; in Wildgerichten und im Sauerkraut ist Wacholder immer zu finden. Man sollte aber mit diesem aromatischen Gewürz eher sparsam umgehen.

Ein bekanntes alkoholisches Getränk – der Gin – enthält Wacholder als charakteristischen Geschmacksspender.

Wacholder © Ernst Frühmann

Wacholder © Ernst Frühmann

 

 Zusammenfassung

Trotz kritischer Töne und der Möglichkeit einer nierenreizenden Wirkung ist der Wacholder als Droge (Beerenzapfen) oder als reines ätherisches Öl daraus ein wertvolles Therapeutikum bei Magen-Darmbeschwerden und Harnwegsinfekten. Bei Menschen mit gesunden Nieren scheint die therapeutische Dosis unbedenklich zu sein. Dennoch ist in der Schwangerschaft oder bei entzündlichen Nierenerkrankungen eine Anwendung nicht angezeigt.

Die Wacholderbeeren eignen sich auch hervorragend zum Würzen vieler Speisen, verfeinern deren Geschmack und verbessern deren Bekömmlichkeit.

 

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