Große Brennnessel

Brennnessel © Ernst Frühmann

Vor einigen Monaten wurde die Große Brennnessel zur Heilpflanze des Jahres 2022 auserkoren. Betrachtet man das Potenzial dieser Pflanze aus verschiedenen Gesichtspunkten, dann ist dies mehr als gerechtfertigt. Bei kaum einer anderen Pflanze stehen sich Bewunderer und Gegner so diametral gegenüber, wie bei der Beurteilung des Nutzens der Gattung Brennnessel als Heilpflanze oder wegen seiner vielfältigen nützlichen Eigenschaften und der Gegnerschaft wegen ihres Rufes als nutzloses „Unkraut“ mit Brennhaaren oder der deshalb notwendigen Vernichtung an natürlichen Standorten.

 

Unter den Arten der Gattung Brennnessel, die in Europa heimisch sind, ragt für den Einsatz als Arzneipflanze die Große Brennnessel deutlich heraus. Nicht nur, dass sie seit vielen Jahrhunderten wegen ihrer wassertreibenden (aquaretischen) Wirksamkeit geschätzt war, sind im letzten Jahrhundert auch die entzündungshemmenden Eigenschaften mit ihrem Wirkmechanismus aufgeklärt und von der Wissenschaft bestätigt worden. Bemerkenswert ist auch der Umstand, dass alle Teile der Großen Brennnessel therapeutisch genützt werden können, da die Wurzeln dieser Brennnesselart bei der benignen Prostatahyperplasie zur Anwendung kommen.

Brennnessel © Ernst Frühmann

Brennnessel © Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin

Die Blätter oder das Kraut der Großen Brennnessel führen zur Erhöhung der Harnmenge und dadurch zur Durchspülung der ableitenden Harnorgane bei entzündlichen Erkrankungen oder zur unterstützenden Behandlung bei bakteriell bedingten Harnwegserkrankungen. Ebenso nützt man die Durchspülung mit größeren Teemengen vorbeugend oder zur Behandlung bei Nierengrieß. Innerlich und äußerlich können verschiedene Zubereitungen auch bei Gliederschmerzen, Gelenksentzündungen (Arthritis, Arthrose) oder zur Behandlung rheumatischer Beschwerden eingesetzt werden. Ob in letzteren Fällen und bei Prostataerkrankungen Brennnesselextrakte sinnvoll oder ausreichend sind, sollte mit einem Arzt entschieden werden.

Wissenschaftliche Berichte belegen, dass der Einsatz von Extrakten aus den Wurzeln (Rhizom und Wurzeln) der Brennnessel bei der benignen Prostatahyperplasie (der gutartigen Vergrößerung der Prostata) im Stadium I und II zur Besserung von oben angesprochen Problemen führen.

In der Volksmedizin kommen zu den oben erwähnten Indikationen noch die Pflege des Haarbodens mit Brennnesseltinktur und verschiedene andere Erkrankungen dazu, die von der Wissenschaft nicht anerkannt sind wie die Anwendung der Brennnesselfrüchte zur unterstützenden Behandlung verschiedener gesundheitlicher Probleme.

Vorsicht mit Brennnesselextrakten ist geboten bei eventuell auftretenden allergischen Reaktionen und bei Ödemen (Wasseransammlungen), die durch eine eingeschränkte Nieren- oder Herztätigkeit bedingt sind.

Brennnessel © Ernst Frühmann

Brennnessel © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Große Brennnessel ist eine ausdauernde, zweihäusige Heilpflanze, deren ober- und unterirdische Pflanzenteile, dank unterschiedlicher Wirkstoffe in den Blättern und Wurzeln, in verschiedenen Indikationen medizinisch genutzt werden.

Die Hauptindikationen der Brennnesselblätter sind die Anwendung zur Durchspülung der ableitenden Harnorgane bei entzündlichen Erkrankungen und bei rheumatoider Arthritis oder Arthrose.

Die Brennnesselwurzeln werden als Tee oder Extrakt in Fertigpräparaten zur Behandlung der benignen Prostatahyperplasie im Stadium I und II eingesetzt.

Grindelie oder Gummikraut

Grindelie © Ernst Frühmann

Mit der Grindelie werden ein paar Arten einer Heilpflanze vorgestellt, die in weiten Teilen Europas weniger bekannt sind, in einigen Ländern Europas doch als hustenwirksame Heilpflanze verarbeitet werden, an natürlichen Standorten in Europa fehlen, aber in botanischen Gärten oft zu finden sind und in Kultur gezogen werden können.

Es handelt sich um einige Arten von fast 60 bekannten Arten der Gattung Grindelia, die als Heilpflanzen Anerkennung gefunden haben und um Pflanzen, deren Heimat in den trockenen Gebieten des südwestlichen Teiles der USA und in Mexiko liegt.

Die Angaben über jene Arten, die als Heilpflanzen genützt werden, sind in der Literatur nicht ganz einheitlich. In neuester Literatur sind G. robusta NUTT., das Kalifornische Gummikraut, G. hirsutula HOOK., das Haarige Gummikraut, G. lanceolata NUTT., das Schmalblättrige Gummikraut und G. squarrosa (PURSCH) DUNAL, das Sperrige Gummikraut angeführt.

Den Namen verdankt die Gattung Grindelia dem aus Lettland stammenden Arzt, Apotheker, Chemiker und Botaniker David Hieronymus Grindel, der im Übergang vom 18. ins 19. Jahrhundert zu einem wesentlichen Teil in Riga lebte und wirkte, aber auch in Jena und St. Petersburg seine Studienabschlüsse machte. Die Bezeichnung Gummikraut weist auf die harzigen Pflanzensäfte und Ausscheidungen hin, die im Zentrum der Blütenknospen sichtbar sind.

Grindelie © Ernst Frühmann

Grindelie © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

In den Ländern Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien kommen einige Arzneimittel aus der Phytotherapie oder der Homöopathie mit Extrakten aus den Grindeliaarten für Kinder und Erwachsene in verschiedenen Arzneiformen zur Anwendung. Anerkannte Anwendungen für die Extrakte aus dem blühenden Kraut sind produktiver Husten, Katarrhe der oberen Luftwege, erkältungsbedingter Husten und Husten, der länger als sieben Tage andauert und wenn es zu nächtlichem Husten kommt.

Von den Arzneiformen eignen sich die Teezubereitung, der Fluidextrakt oder Fertigarzneimittel in Form von Lutschpastillen, Tropfen, Sirupen oder Zäpfchen. Hier kann Grindelia alleine verarbeitet sein oder sie wird mit meist mehreren anderen Extrakten von Arzneipflanzen, aber auch chemischen Stoffen (Schmerzmittel, Fieber senkende Mittel oder Husten dämpfende Mittel) kombiniert.

Die übliche Tagesdosis bei der Teezubereitung beträgt für Erwachsene vier bis sechs Gramm. Bei der Zubereitung werden zwei bis drei Gramm getrocknetes Kraut mit 150 Milliliter kochendem Wasser übergossen, man lässt 10 Minuten ziehen und seiht dann ab.

In der Homöopathie sind Grindeliazubereitungen zur Behandlung von Bronchialerkrankungen wie chronischer Bronchitis mit Bildung von zähem Schleim, der schwer abgehustet werden kann, angebracht. Grindelia ist aber auch angezeigt bei Asthma, Atembeschwerden mit pfeifenden Atemgeräuschen oder Atemnot während des Schlafes. Bei dieser Situation mit Atemaussetzern und Schnarchen wird Grindelia auch als „Antischnarchmittel“ empfohlen. Auch bei Tieren (bei Katzen, Hunden und Pferden) gibt es gute Erfahrungen mit diesem Homöopathikum.

Grindelia robusta wird in der Homöopathie als Einzelmittel in verschiedenen Potenzierungen angeboten oder als Komplexmittel mit pflanzlichen und mineralischen Homöopathika kombiniert.

Grindelie © Ernst Frühmann

Grindelie © Ernst Frühmann

Zusammenfassung 

Die Grindelie ist eine Heilpflanze Nordamerikas, die wir in der Natur in Europa nicht finden, die aber in Kulturen, wie in Norditalien, gezogen werden kann. Vier Arten dieser artenreichen Gattung aus der Familie der Korbblütler sind als Arzneipflanzen geeignet.

Als pflanzliches oder homöopathisches Arzneimittel kommt sie auch in einigen europäischen Ländern meist in Kombination mit anderen Heilpflanzen zur Anwendung bei produktivem Husten, festsitzendem und zähem Schleim, krampfartigem Husten und entzündlichen Bronchialerkrankungen sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen.

Echter Dost

Echter Dost © Ernst Frühmann

Der Echte Dost hat bei einigen Erkrankungen im Bereich des Verdauungstraktes, der Atemwege, der Niere-Blase, bei Schmerzen im rheumatischen Bereich oder in der Frauenheilkunde in der Volksmedizin seinen fixen Platz. Er ist aber auch als Gewürz sehr bekannt und beliebt; waren es zunächst eher Speisen in Ländern des Mittelmeerraumes, die mit Oregano gewürzt wurden, wie z.B. die italienische Pizza, so hat der Oregano (Echte Dost) inzwischen in vielen anderen Ländern Europas einen festen Platz zum Würzen von verschiedenen Gerichten.

Der lateinische Name dieser Heil- und Gewürzpflanze definiert diese Pflanze ganz klar. Etwas schwieriger ist die Zuordnung mit der Vielzahl deutscher Namen. Im deutschen Sprachraum dominieren die Bezeichnungen Echter oder Gemeiner Dost, Wilder oder Griechischer Majoran, Oregano oder Origano. Allein der Name Oregano wird für fast 40 Origanum-Arten verwendet und macht daher die Zuordnung deutlich komplizierter. Die in Griechenland beheimatete Oreganoart Origanum dictamnus, die als Kretischer Diptam aber ebenso als Oregano bezeichnet wird oder eine Spanische Art und weitere Arten nützen die Bezeichnung Oregano.

Das deutsche Wort Dost drückt wohl den buschartigen Wuchs der Pflanze aus. Das griechische Wort origanon trägt die Worte óros = Berg und gános = Zierde in sich.

Echter Dost © Ernst Frühmann

Echter Dost © Ernst Frühmann

Volksmedizinische Anwendung

Da die Kommission E wegen der nicht erwiesenen Wirksamkeit den Dost nicht zur therapeutischen Anwendung befürwortet, bleibt seine Anwendung in der Volksmedizin. In dieser wird der Echte Dost entsprechend seiner wirksamen Inhaltsstoffe als appetitanregendes und verdauungsförderndes Mittel bei Magen- und Darmproblemen, Blähungen oder verminderter Produktion von Gallenflüssigkeit angewandt. Er kommt auch als schleimlösendes Hustenmittel oder auch bei chronischem Husten zur Anwendung und wird bei Harnwegsproblemen, rheumatischen Erkrankungen und als krampflösendes Mittel bei schmerzhafter Menstruation eingesetzt. Bei Entzündungen im Mund und Rachen kann mit einer Teezubereitung aus Dost zur Beruhigung der Schleimhäute gegurgelt werden; eine Kombination aus Dost, Salbei und Kamille verstärkt die Wirkung.

Bei einer Teezubereitung wird ein Esslöffel mit 250 Milliliter kochendem Wasser übergossen, man lässt maximal zehn Minuten ziehen und seiht dann ab. Der Tee wird ungesüßt getrunken; nur bei Hustenerkrankungen könnte man die Zubereitung mit Honig ergänzen.

Gewürz in der Küche

Der Dost ist eine Gewürzpflanze, die in der Küche der Mittelmeerländer schon sehr lange ihren festen Platz hat. In der Mitte des letzten Jahrhunderts ist Oregano als Gewürz auch in Mitteleuropa angenommen worden. Oregano sollte wegen seiner hohen Würzkraft eher sparsam eingesetzt werden und wegen der Flüchtigkeit seiner Stoffe erst gegen Ende der Zubereitung der Speise zugesetzt werden. Um die Aromaentfaltung zu optimieren soll man das getrocknete Pulver mit Alkohol oder Öl „befeuchten“.

Echter Dost © Ernst Frühmann

Echter Dost © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Der Echte Dost ist eine Heil- und Gewürzpflanze, die in weiten Teilen Europas vom Mittelmeerraum bis in den Süden Skandinaviens beheimatet ist.

In der Volksmedizin werden Triebspitzen der blühenden Pflanzen oder das ätherische Öl bei Verdauungsstörungen, Erkrankungen des Respirationstraktes und einigen anderen krankhaften Beschwerden eingesetzt. Für viele Menschen ist der Echte Dost dank des aromatischen Aromas auch ein beliebtes Würzmittel bei verschiedenen Speisen.

Gemeine Fichte

Fichte © Ernst Frühmann

Die Fichte ist für viele Menschen in weiten Teilen Europas der beherrschende Baum, wenn unsere Wege durch bewaldete Gebiete führen und wenn es um Spaziergänge oder Wanderungen geht, die einen wichtigen Faktor für unsere Gesundheit durch die Bewegung darstellen. Die Dominanz der Fichten in der gewinnorientierten Waldwirtschaft hat uns in den letzten Jahrzehnten auch die Problematik der weitreichenden Monokulturen mit Fichten aufgezeigt. Zunehmende Temperaturen, Trockenheit, der Borkenkäfer und andere Schädlinge setzen den Fichten enorm zu; daher scheint der Weg zurück zum Mischwald mit einem gesunden Anteil an Laubbäumen wohl vorgezeichnet zu sein. Dass die Fichte in Monokultur weit weg vom Idealbild eines gesunden Waldes ist, drückt ein alter Spruch deutlich aus: „Wo der Förster hat gefichtet, dort ist die Natur vernichtet.“

Für die Gesundheit der Menschen ist die Fichte nicht nur durch die Waldspaziergänge und das modern gewordene Waldbaden ein wesentlicher Faktor. Seit vielen Jahrhunderten werden das Harz oder das Fichtenfaulpech, das ätherische Öl oder Extrakte in Form von Salben, verschiedenen Sirupzubereitungen, Inhalationen und Bädern zur Heilung oder Gesunderhaltung genützt.

Die Fichte war und ist ein wichtiges Bauholz; aber sie war nicht nur für den Bau von Schiffen, Häusern und anderem wichtig, sondern lieferte auch in der Geigenbaukunst mit ausgesuchten Bäumen aus dem Gebirge einen entscheidenden Werkstoff.

Fichte © Ernst Frühmann

Fichte © Ernst Frühmann

Volksmedizinische Anwendung

Vier Arzneiformen werden bei der Verarbeitung von Fichtentrieben oder Fichtennadeln, von ätherischem Öl oder Fichtenpech sehr gerne eingesetzt. In der Volksmedizin besonders beliebt ist der Schichtsirup, der mit den frischen, jungen Maitrieben der Fichte (auch der Tanne) hergestellt wird. Dieser Saft – im Volksmund Maiwipferlsaft genannt – dient ebenso als schleimlösendes, auswurfförderndes Hustenmittel wie der aus den jungen Trieben hergestellte Fichtenwipferltee.

Das ätherische Öl, das aus den Nadeln oder den Zweigspitzen oder Ästen durch Wasserdampfdestillation gewonnen wird kommt innerlich und äußerlich bei katarrhalischen Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege zur Anwendung. Bei rheumatischen Beschwerden oder neuralgischen Schmerzen werden alkoholische oder ölige Zubereitungen, Salben, Gele oder Emulsionen mit ätherischem Öl, äußerlich angewandt. Zubereitungen können aber auch zu verstärkten Reizungen der Haut oder der Schleimhäute führen und für das ätherische Öl gelten Asthma bronchiale und Keuchhusten als Gegenanzeige.

Das Bad durch Zugabe des ätherischen Öles oder als Auszug aus Fichtennadeln kann bei rheumatischen Erkrankungen, Hautbehandlungen oder bei Erkältungen eine wertvolle Unterstützung sein.

Eine lange Tradition hat die Zubereitung von Fichtenharz- oder Fichtenfaulpechsalben. Wurden diese Salben in früheren Zeiten durch Aufschmelzen der Harzausscheidungen in Schweinefett zubereitet, werden heute Salben hergestellt, die nach Reinigung des Faulpechs mit einigen Salbengrundlagen zubereitet werden; Forschungsergebnisse aus Finnland und Österreich konnten in den letzten Jahren die Wirkungen dieser Zubereitungen auch wissenschaftlich untermauern. Heilmittel aus Fichtenpech werden als Heil- und Zugsalben bei Wunden, Pilzerkrankungen, Geschwüren, Fieberblasen und anderen Hautproblemen eingesetzt.

Die oben besprochenen Arzneiformen aus der Fichte kommen auch in Aromatherapie und Tiermedizin oder als Räuchermittel zur Anwendung.

 

Fichte © Ernst Frühmann

Fichte © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Fichte ist in weiten Teilen Europas heimisch und für die Waldwirtschaft ein dominierender Baum, der aber nicht nur einen wertvollen Werkstoff darstellt, sondern auch in der Volksmedizin seit vielen Jahrhunderten die Grundlage für arzneiliche Zubereitungen bildet. 

Genützt werden das ätherische Öl, die jungen Triebe (Maiwipferln) und das Fichtenfaulpech in mehreren Arzneiformen für den innerlichen und äußerlichen Gebrauch. Behandelt werden Hustenerkrankungen und Hautprobleme, untergeordnet aber auch einige andere gesundheitliche Beschwerden.

Kakaobaum

Kakaobaum © Ernst Frühmann

Schaut man in Arzneibücher, die vor etwa 100 Jahren als Grundlage für magistrale Zubereitungen gedient haben, können wir feststellen, dass Vorschriften zur Herstellung guter Schokolade, oder auch Kakaomasse – Pasta Cacao – genannt, weit verbreitet waren. Diese Schokoladen hatten den Anspruch von bester Beschaffenheit zu sein, nicht zu süß zu schmecken und der Bruch durfte nicht körnig, sondern musste glatt sein. Diese Masse wurde dann mit verschiedenen Arznei- oder Geschmacksstoffen versetzt. Damit erhielt man ein Arzneimittel, das nicht nur wirksam sein sollte, sondern auch geschmacklich ansprechend war und dadurch auch gerne eingenommen wurde.

Der lateinische Name für den Kakaobaum wurde aus zwei griechischen Wörtern zusammengesetzt und Theobroma bedeutet übersetzt: „Speise der Götter“.

Kakaobaum © Ernst Frühmann

Kakaobaum © Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin

Im Unterschied zu anderen Heilpflanzen, die selbst als Arzneimittel eingesetzt werden, liegt die Bedeutung der verwendeten Pflanzenteile – Kakaobohnen (Cacao semen), daraus die Kakaobutter (Cacao oleum) oder Kakaoschalen (Cacao cortex) – nur teilweise in der Anwendung als Heilmittel; viel stärker dienen sie als Grundlage in der Herstellung von Zäpfchen, Salben oder Vaginalglobuli bei verschiedenen gesundheitlichen Beschwerden.

In der volksmedizinischen Anwendung setzt man Kakaobohnen bei Durchfallerkrankungen ein, was durch die Gerbstoffe plausibel erscheint. Ob das Theobromin und Coffein die Wirkung, die sie als Reinsubstanzen erreichen, durch die Anwesenheit der Gerbstoffe und Fettstoffe erreicht, ist offen, da es auch keine ausreichenden wissenschaftlichen Untersuchungen gibt. Daher sind Berichte über die Anwendung bei Erkrankungen des Herzens, der Harnorgane oder Bronchien mit Vorsicht zu bewerten, da die Inhaltsstoffe der Kakaobohnen über Kakaoprodukte auch zu allergischen Reaktionen führen können und damit die auch positiven Ergebnisse beim Genuss von Schokolade in höheren Dosen zu unerwünschten Wirkungen führen können. Trotzdem wurden früher auch Arzneimittel in Schokolade eingearbeitet. Ein bekanntes Arzneimittel wurde 1905 in einer Wiener Apotheke in Form von Schokoladetäfelchen entwickelt, das in Kombination mit einem Abführmittel und einem griffigen Slogan als Abführschokolade berühmt wurde – „Nimm Darmol und Du fühlst Dich wohl“. Berühmt wurde auch die Zeichnung eines Künstlers mit dem „Darmol-Männchen“.

Die Kakaobutter war für die Apotheken ein weiterer wichtiger Grundstoff bei der Herstellung von Zäpfchen, in die ein Wirkstoff für eine bestimmte Erkrankung eingearbeitet wird. Damit war es möglich Zäpfchen zu gießen oder auch in einer Zäpfchenpresse herzustellen.

Kakaobaum © Ernst Frühmann

Kakaobaum © Ernst Frühmann

Zusammenfassung 

Kakaobäume gedeihen in den tropischen Regionen in über zwanzig Arten und einigen Unterarten. Die bis zu 40 Samen aus den reifen, gelben Früchten sind die Grundlage zur Herstellung medizinischer Produkte mit der Kakaobutter, aber vor allem auch das wichtigste Ausgangsprodukt für die Schokoladenindustrie.

Die Purinalkaloide Theobromin oder Coffein und die Gerbstoffe sind bestimmend für die verschiedenen Wirkungen der Kakaobohne oder in der Schokolade. Arzneistoffe wurden auch gerne in Schokolade eingearbeitet wie ein berühmtes Abführmittel. Die Kakaobutter ist einerseits für die Schokoladenherstellung ein wichtiger Bestandteil, aber auch für die Herstellung von Arzneimitteln – Zäpfchen und anderes – ein notwendiger Grundstoff.

Besenheide

Besenheide © Ernst Frühmann

Vielen Menschen fällt es schwer die Besenheide und die Glockenheide klar auseinander zu halten und zuzuordnen. Oft werden beide Pflanzen mit dem Überbegriff Erika bezeichnet, obwohl sie nur der gleichen Familie – den Ericaceen – angehören. Dabei ist die Unterscheidung eigentlich sehr deutlich dank einiger Gegensätze.

Während die Besenheide ab dem Spätsommer bis in die Wintermonate hinein blüht, erfreut uns Erika – die Glockenheide – mit ihren Blüten bereits im zeitigen Frühjahr immer wieder auch noch aus dem Schnee herausragend. Deutlich ist auch der Unterschied in den Blattstrukturen, da Erika spitze, nadelförmige Blätter besitzt, die quirlförmig angeordnet sind, während die Besenheide wesentlich angenehmer anzufühlende, kleine, schuppenförmige, gegenständig angeordnete Blätter ausbildet. Schließlich sind auch die Blüten nicht zu verwechseln, weil bei Erika die Kronblätter für die augenfällige, glockenförmige Form der Blüten verantwortlich sind im Vergleich zur Besenheide, wo die Kelchblätter auffälliger, größer und fast gleich gefärbt sind wie die kleineren Kronblätter. Auch die Früchte unterscheiden sich in den beiden Gattungen.

Die Besenheide ist die einzige Art in der Gattung Calluna; sie wird auch als Brandheide, Heidekraut oder Kuhheide bezeichnet.

 

Besenheide © Ernst Frühmann

Besenheide © Ernst Frühmann

Volksmedizinische Anwendung

Als Heilmittel kommen sowohl die Blüten als auch das Kraut der Besenheide in der Volksmedizin zur Anwendung. Die Kommission E hat wegen der nicht belegten Wirkungen dieser Heilpflanze die Besenheide mit einer Negativmonographie bewertet, aber bei einer Anwendung der Droge als Schmuckdroge oder als Korrigens keine Bedenken ausgesprochen.

In der Volksmedizin fand die Besenheide als wassertreibendes Mittel bei Beschwerden der Niere und ableitenden Harnorgane, als Magen-, Darm- und Gallenmittel, bei Gicht oder Rheuma, bei Fieber und Erkältungen als schweißtreibendes Mittel, aber auch bei Diabetes oder Menstruationsbeschwerden Verwendung.

Für Imker stellt die Besenheide eine wichtige Bienenweide dar, da einerseits eine hohe Anzahl von Blüten vorhanden ist und anderseits der Nektar auch einen hohen Zuckerwert besitzt.

Von der Besenheide gibt es inzwischen sehr viele Sorten, die sich entweder durch verschiedene Farbnuancen auszeichnen oder durch den anhaltend knospigen Blütenzustand eine wesentlich größere Frostbeständigkeit zeigen und sich daher auch in den kalten Monaten bestens als Gräberschmuck bewährt haben. 

Teezubereitung: Zur innerlichen Anwendung werden 1,5 Gramm fein geschnittener Droge mit 250 Milliliter kaltem Wasser angesetzt, man erhitzt unter zeitweisem Umrühren bis zum Sieden, lässt drei Minuten kochen und seiht dann ab. Davon werden drei Mal täglich eine Tasse Tee getrunken.

Für die Zubereitung eines Badezusatzes werden 500 Gramm Droge mit fünf Liter Wasser analog wie oben zubereitet und dem Badewasser zugesetzt.

Besenheide © Ernst Frühmann

Besenheide © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Besenheide hat ihre Heimat in weiten Teilen Europas mit den häufigsten Vorkommen in Mittel- und Nordeuropa. Als Heilpflanze wird sie von der Kommission E wegen nicht belegter Wirkungen unter den Negativmonographien gelistet.

In der Volksmedizin gibt es viele positive Berichte aus den letzten fünf Jahrhunderten über ihre Verwendung als Heilmittel bei Beschwerden der Niere, der ableitenden Harnorgane, im Magen-, Darm- und Gallenbereich, bei Gicht, Rheuma, Fieber, Erkältungen, als schweißtreibendes Mittel, bei Menstruationsbeschwerden oder Zuckerkrankheit.

Herbstzeitlose

Herbstzeitlose © Ernst Frühmann

Über diese für Menschen und Tiere gefährliche Giftpflanze gab es in den letzten Jahren immer wieder in den Zeitungen Berichte über Todesfälle. Die häufigste Ursache für die tödlichen Vergiftungen liegt wohl in der verhängnisvollen Verwechslung beim Sammeln von Bärlauchblättern. Auch in diesem Jahr gab es wieder Berichte über Todesfälle durch die Beimengung von Herbstzeitlosenblättern beim Sammeln von Bärlauchblättern. Es ist also ratsam, sich die Unterschiede im Aussehen dieser Blätter genau einzuprägen.

Wesentlich schwieriger stellt sich die Situation für Tiere dar. Wer Frühsommerwiesen in den Alpen kennt, die mit tausenden fruchtenden Herbstzeitlosenpflanzen übersät sind, kann sich vorstellen, dass weidende Tiere oder Heu von diesen Wiesen eine echte Gefahr für Tiere – besonders für Nutztiere – und in der Folge auch über die Milch, für Menschen darstellt.

Die Menschen haben in den letzten über 3000 Jahren gelernt, mit dieser Giftpflanze zu leben und deren Wirksamkeit bei Krankheiten zu nützen. Während einige Erkenntnisse viele Jahrhunderte alt sind, gibt es auch neueste wissenschaftliche Untersuchungen bei der Behandlung von schweren SARS-CoV-2-Erkrankungen.

Herbstzeitlose © Ernst Frühmann

Herbstzeitlose © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung 

Die Anwendung von Extrakten aus der Herbstzeitlose oder Colchicin beim akuten Gichtanfall hat eine lange Tradition und ist wissenschaftlich gut untersucht. Sie eignet sich nicht zur Selbstbehandlung und ist durch einen Arzt festzulegen, der auch eventuelle Nebenwirkungen oder Gegenanzeigen beim betreffenden Patienten zu berücksichtigen hat. Durch eine weitgehende Blockade der „Fresszellen“ (Makrophagen ua.), die die Uratkristalle „fressen“ (phagozytieren) und dadurch eine starke und auch schmerzhafte Entzündung auslösen, wird die Entzündungsreaktion beim akuten Gichtanfall gebremst.

Eine weitere Erkrankung, bei der sich der Einsatz von Colchicin bewährt hat ist die Behandlung des Familiären Mittelmeerfiebers. Hier kann Colchicin sowohl zur Therapie dieser schmerzhaften Entzündungs- und Fieberschübe eingesetzt werden als auch prophylaktisch die Frequenz gebremst werden. Während der Einsatz als Rheumamittel als wenig sinnvoll erachtet wird, gibt es positive Erfahrungen in der unterstützenden Therapie nach Stentimplantationen. Ebenfalls ermutigende Ergebnisse gibt es in der Therapie der SARS-CoV-2-Erkrankungen bei überschießenden Entzündungsreaktionen.

In der Homöopathie werden Arzneizubereitungen aus der Reinsubstanz Colchicin, aus den Knollen oder den Samen gewonnen und haben sich bei kontinuierlicher Einnahme bei der Behandlung von geschwollenen Gelenken, Gelenks- und Sehnenscheidenentzündungen, bei entzündlichen Darmerkrankungen, Gicht und akutem Gichtanfall bewährt.

Giftwirkungen und Gegenanzeigen

Vergiftungen mit Herbstzeitlose oder Colchicin wirken sehr umfangreich auf verschiedene Organe. Nach drei bis sechs Stunden zeigen sich erste Symptome mit Brennen und Rauheit im Mund, Durstgefühl und Schluckbeschwerden. Nach etwa 12 Stunden kommt es zur Verschärfung mit Übelkeit, Erbrechen, heftigen, krampfartigen Schmerzen, blutigem Durchfall, Blut im Harn, Herzarrhythmien, Lähmung der Muskulatur und zum Tod durch Erschöpfung, Kollaps oder Atemlähmung nach 24 bis 72 Stunden bei vollem Bewusstsein. Als tödliche Dosis gelten für Erwachsene rund 20 Milligramm Colchicin.

Kontraindiziert ist eine Colchicintherapie in der Schwangerschaft, bei Frauen im konzeptionsfähigen Alter und verschiedenen geschwächten Organen.

Herbstzeitlose © Ernst Frühmann

Herbstzeitlose © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Herbstzeitlose, die in weiten Teilen Europas heimisch ist, ist eine gefährliche Giftpflanze, besonders wenn es beim Pflücken von Bärlauchblättern zu Verwechslungen kommt. Alle Pflanzenteile besitzen beachtliche Anteile an Alkaloiden mit dem Hauptbestandteil Colchicin. In der Medizin haben genau definierte Extrakte, das Colchicin oder homöopathische Arzneimittel große Bedeutung bei der Behandlung von Gicht und familiärem Mittelmeerfieber; aber auch bei anderen Erkrankungen gibt es erfolgversprechende Erfahrungen. 

Echte Engelwurz

Engelwurz  © Ernst Frühmann

Die Heimat der Echten Engelwurz liegt im Norden Europas. Die südlichsten natürlichen Standorte erreichen den Bereich der Donau. In Kulturen gedeiht die Engelwurz auch in unseren Breiten.

Entsprechend der vielfältigen Anwendung in der Vergangenheit wurden der Engelwurz auch viele weitere Namen gegeben; so finden wir für sie Bezeichnungen wie Pestwurz, Theriakwurz, Brustwurz, Heiliggeistwurz, je nach ihrer bevorzugten Verwendung. Zur Anwendung kommt und kam diese Heilpflanze in der Volksmedizin und auch in der modernen Phytotherapie, zum Schutz vor einer Pesterkrankung bis hin zum bitter-aromatischen Therapeutikum im Verdauungstrakt.

Im Alpenraum ist oft die Wilde Engelwurz oder Wald-Engelwurz – Angelica sylvestris L. zu finden. Sie erreicht eine Höhe von mehr als einem Meter und ist damit ein attraktiver Doldenblütler in der Landschaft; diese Art hat aber in der medizinischen Anwendung keine Bedeutung.

Engelwurz  © Ernst Frühmann

Engelwurz © Ernst Frühmann

Medizinische Verwendung

Anerkannt wurden die Wirkungen dieses aromatischen Bittermittels bei verschiedenen Erkrankungen oder Befindlichkeitsstörungen. So gibt es gute Erfahrungen bei der Behandlung dyspeptischer Beschwerden, die sich in leichten Bauchkrämpfen, Verdauungsbeschwerden, Blähungen, Völlegefühl und Appetitlosigkeit äußern.

Die Verwendung in der Volksmedizin deckt sich ziemlich mit den medizinisch anerkannten Anwendungen, die erweitert werden durch den Einsatz als schleimlösendes oder harntreibendes Mittel, bei nervös bedingten Schlafstörungen oder zur Regulierung des weiblichen Zyklus – als Emmenagogum.

Das ätherische Öl soll in größeren Dosen nicht innerlich angewendet werden; äußerlich bewährt sich seine Anwendung in hautreizenden oder schmerzstillenden Einreibungen oder Bädern.

Nebenwirkungen und Einschränkungen:

Bei Magen- und Darmgeschwüren darf die Wurzel nicht verwendet werden. Ebenso soll bedacht werden, dass die Furanocumarine in der Angelikawurzel die Haut sonnenempfindlicher machen und zu Hautentzündungen führen können. Daher soll auf ausgedehnte Sonnenbäder oder UV – Bestrahlungen bei einer längeren Einnahme von Extrakten verzichtet werden. Durch die geringe Wasserlöslichkeit der Furanocumarine ist beim Trinken von Teezubereitungen vermutlich nicht mit derartigen Problemen zu rechnen.

Weitere Möglichkeiten der Verarbeitung:

Neben der arzneilichen Verwendung der Angelikawurzel wird diese auch in Kräuterschnäpsen, Likören und anderen Digestiva (verdauungsfördernden Zubereitungen) verarbeitet; aber auch zum Würzen von Soßen, Salaten und anderen Speisen eignet sich das herb-aromatische Aroma der Engelwurz. Die Blütenstängel der Pflanze können auch zum Kandieren verwendet werden und bilden damit eine süße Variante in der österreichischen Konditorkunst.

Zubereitungen:

Zur Bereitung eines Tees wird ein Teelöffel (2 bis 4 Gramm) Angelikawurzel mit 150 Milliliter kochendem Wasser übergossen und nach 10 Minuten abgeseiht. Auch eine kurze Abkochung ist möglich. 2 – 3 x täglich kann eine Schale Tee – mäßig warm – eine halbe Stunde vor dem Essen getrunken werden.

Neben einer Teezubereitung sind auch Tinkturen oder Fluidextrakte aus der Angelikawurzel zur Behandlung der vorhin genannten Beschwerden im Verdauungstrakt gut geeignet. Auch die Zubereitung eines Engelwurzweines ist möglich.

Engelwurz  © Ernst Frühmann

Engelwurz © Ernst Frühmann

Zusammenfassung 

Die Echte Engelwurz ist im nördlichen Europa beheimatet; sie lässt sich aber auch in Mitteleuropa gut kultivieren. Die aromatisch bitteren Wirkstoffe und spezielle Amide tragen zum umfassenden Wirkungsspektrum bei.

Zubereitungen aus der Engelwurz sind heute ein anerkanntes pflanzliches Heilmittel bei Appetitlosigkeit, Blähungen, Völlegefühl und leichten krampfartigen Magen- und Darmbeschwerden. Aber auch zur Herstellung von Kräuterlikören und Schnäpsen eignet sich die Angelikawurzel aufgrund des angenehmen aromatischen, nur leicht bitteren Geschmacks.

Kaffeestrauch bzw. Kaffeebaum

Kaffeestrauch © Ernst Frühmann

Die Heilpflanze Coffea in verschiedenen Arten ist kein rein medizinisches Thema; vielmehr bewegten die Kaffeebohnen und daraus hergestellte Getränke die Menschen viel stärker. Kaffee spaltete Anhänger und Gegner, schaffte Argwohn, weil sich Menschen wegen dieses Genussmittels vermehrt trafen, und er wurde mehrmals verboten und aus dem gesellschaftlichen Leben verbannt.

Das Mutterland von Coffea arabica ist Äthiopien und die Anbaugebiete liegen in den mittleren Höhenlagen (1000 – 2000 Meter) und gemäßigten Zonen (15 – 24 Grad) im Südwesten dieses Ursprunglandes von Kaffee. Jeder Besucher von Äthiopien wird nicht nur von der Landschaft und vom kulturellen Reichtum dieses Landes begeistert sein; auch die Zubereitung des Kaffees als Zeremonie, die während des gesamten Mittagessens zelebriert wird, hat wohl bei jedem Besucher dieses christlichen Kernlandes einen unauslöschlichen Eindruck hinterlassen.

Im vorletzten Jahrhundert kommt zum „Hochlandkaffee“ des Mutterlandes in den Tieflagen Westafrikas die Art Coffea canephora, auch Robusta genannt, dazu, die höhere Temperaturen verträgt, in Höhen von 0 – 700 Meter Seehöhe bei Temperaturen von 20 bis 30 Grad prächtig gedeiht, die kräftiger im Wuchs ist und gegenüber Schädlingen auch als widerstandsfähiger eingestuft wird. Durch riesige neue Anbaugebiete im Äquatorialgürtel Südamerikas und Asiens wurde diese Kaffeeart ein echter Konkurrent in der Beliebtheit der Kaffeesorten, obwohl sich der Geschmack, abgesehen von der Intensität des Röstens, durch den geringeren Anteil von Zucker und durch den höheren Gehalt an Bitterstoffen doch deutlich von den Eigenschaften der ursprünglichen Kaffeesorte C. arabica unterscheidet.

Kaffeestrauch © Ernst Frühmann

Kaffeestrauch © Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin

Coffein ist ein ergänzendes, unterstützendes Schmerzmittel, das in Kombination mit Analgetika auf Schmerzen bei Migräne und Kopfschmerzen vom Spannungstyp schneller und besser wirkt als die jeweiligen Einzelsubstanzen. Coffein oder Extrakte kommen auch bei geistiger oder körperlicher Ermüdung und bei Schwächezuständen zur Anwendung. Wissenschaftler hoffen auch, dass mit Coffein auch noch andere Krankheiten in Zukunft günstig beeinflusst werden können.

Studien in den letzten Jahren konnten zeigen, dass bei einem täglichen Kaffeekonsum von über vier Tassen bestimmte Lebererkrankungen (Leberkrebs, -fibrose, -zirrhose) deutlich reduziert vorkommen. Das Risiko an Leberkrebs zu erkranken sinkt gegenüber der Gruppe, die weniger als zwei Tassen täglich trinkt, um 75 Prozent. Erfreulich ist auch das Ergebnis einer finnischen Studie, dass die Schädigung der Leber durch Alkohol bei einem Konsum von mehr als vier Tassen Kaffee pro Tag deutlich reduziert wird; Leider ist nicht bekannt, welcher Inhaltsstoff im Kaffee für diese positiven Erfahrungen verantwortlich ist.

Coffea wird in der Homöopathie zur Behandlung von Schlafstörungen und Nervenschmerzen eingesetzt – bei neuralgischen Schmerzen auch in Kombination mit weiteren Substanzen.

Gegenanzeigen: Bei Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüren oder im zweiten Teil der Schwangerschaft und in der Stillzeit sind Coffein und Kaffee zu meiden.

Zukunft der Kaffeepflanzen

Ansteigende Temperaturen und geringere Niederschlagsmengen machen den Kaffeeplantagen zunehmend Probleme. Hier scheint ein Rettungsanker darin zu liegen, dass eine ursprünglich in Westafrika beheimatete Kaffeesorte in der Natur wiederentdeckt wurde. Ihre Vorteile, dass sie geschmacklich nahe am Arabica-Kaffee liegt, aber höhere Temperaturen verträgt, weniger Feuchtigkeit benötigt und widerstandsfähig gegen Kaffeerost ist, macht sie zu einem Hoffnungsträger für Millionen von Kaffeebauern und Kaffeegenießern.

Kaffeestrauch © Ernst Frühmann

Kaffeestrauch © Ernst Frühmann

Zusammenfassung 

Kaffeebäume oder –sträucher gedeihen in den tropischen und subtropischen Regionen zwischen dem nördlichen und südlichen Wendekreis. Zwei Arten dominieren in einer Vielfalt an Kaffeesorten.

Das Coffein – ein Purinalkaloid – ist bestimmend für die verschiedenen Wirkungen des Kaffees oder als Reinsubstanz. Wirkungen auf das Zentralnervensystem, die Psyche, das Herz-Kreislaufsystem, den Verdauungstrakt, die Nieren, die Bronchien, die Leber oder bei Schmerzen sind in unterschiedlicher Intensität zu beachten.

Roter und Wolliger Fingerhut

Roter Fingerhut © Ernst Frühmann

Ab den Monaten Mai oder Juni begegnen wir wieder diesen zwei für die Medizin des 20. Jahrhunderts wichtigen herzwirksamen Giftpflanzen aus der Familie der Wegerichgewächse (früher Braunwurzgewächse) in den Gärten oder in der Natur. Österreich bildet für beide Arten die Trennlinie ihres Lebensraumes. Während der Rote Fingerhut westlich und nördlich von Österreich sein natürliches Vorkommen hat, findet sich der Wollige Fingerhut in der Natur östlich und südöstlich des Burgenlandes und der Südsteiermark einerseits bis zum Kaspischen Meer und anderseits über den Balkan bis zur Ägäis.

In den Alpen werden Wanderer schon oft auf die gelb blühenden Vertreter dieser Gattung – den Großblütigen F. (D. grandiflora MILL.) oder den Gelben Fingerhut (D. lutea L.) gestoßen sein.

Roter Fingerhut © Ernst Frühmann

Roter Fingerhut © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung 

Die Reinglykoside Digitoxin und Gitoxin wurden im letzten Jahrhundert von Ärzten als klassische Arzneimittel zur Verbesserung der Leistung des geschwächten Herzens verordnet. In den letzten Jahrzehnten ist die Anzahl der Verordnungen deutlich zurückgegangen. Extrakte oder Reinsubstanzen kamen auch äußerlich zur Anwendung als Wund- oder Venenmittel und auch in Augentropfen. In der Homöopathie werden Potenzierungen bei Herzschwäche oder bei trägem, schwachem oder extrem niedrigem Puls verordnet und wenn der Patient zu Ödemen neigt.

Unerwünschte Wirkungen und Giftwirkungen 

Vergiftungen mit Fingerhutpflanzen kommen äußerst selten vor, da bereits der stark bittere Geschmack der Cardenolidglykoside vom Verzehr der Blätter abhält. Achtung! Zwei bis drei Gramm der getrockneten Blätter gelten als tödliche Dosis. Eine große Gefahr ist eine Überdosierung durch falsche Einnahme von digitalishältigen Arzneimitteln. Vergiftungssymptome treten bereits bei einer Überschreitung der therapeutischen Dosis um das 1,5- bis 3-fache auf. Da die Einnahme einer höheren Menge an Digitalisglykosiden oft Erbrechen auslöst, kommt es im Körper nicht zur Aufnahme dieser Giftstoffe. Erbrechen auszulösen ist wichtig, da diese Wirkstoffe im Dünndarm gut vom Körper resorbiert werden. Die zusätzliche Gabe von medizinischer Tierkohle ist sinnvoll. Wichtig ist aber die rasche Entscheidung eines Arztes über weitere Maßnahmen.

Eine starke Überdosierung (toxische Menge) oder zu häufige Einnahme kann zu folgenden Erscheinungen führen:

Zunächst lokale Reizungen im Magen-Darmtrakt gefolgt von Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Es folgen dann zunächst Pulsverlangsamung, Extrasystolen und Überleitungsstörungen. In weiterer Folge kommt es zur Pulsbeschleunigung bis 140 Schläge/Minute, meist nur schwach spürbarem Puls und schließlich zu Blutdruckabfall und Herzlähmung.

Der Tod kann innerhalb eines Tages oder erst nach einigen Tagen eintreten. Die Herzwirkungen können begleitet werden von zentral verursachtem Erbrechen, Angstgefühl, Schwäche, Schwindel, Sehstörungen und anderem mehr.

Roter Fingerhut © Ernst Frühmann

Roter Fingerhut © Ernst Frühmann

Zusammenfassung 

Aus den Blattextrakten mit schwankendem Gehalt der Giftstoffe konnten dank der Dosierungsgenauigkeit der herzwirksamen Reinglykoside aus dem Roten und Wolligen Fingerhut wertvolle und unverzichtbare Arzneimittel im 20. Jahrhundert entwickelt werden. Die Vergiftungsfälle sind seither selten, können aber schon bei relativ geringer Dosisüberschreitung durch die geringe therapeutische Breite und kumulierende Wirkung dieser Giftstoffe dramatische Folgen haben und tödlich enden.

 
 

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