Kakaobaum

Kakaobaum © Ernst Frühmann

Schaut man in Arzneibücher, die vor etwa 100 Jahren als Grundlage für magistrale Zubereitungen gedient haben, können wir feststellen, dass Vorschriften zur Herstellung guter Schokolade, oder auch Kakaomasse – Pasta Cacao – genannt, weit verbreitet waren. Diese Schokoladen hatten den Anspruch von bester Beschaffenheit zu sein, nicht zu süß zu schmecken und der Bruch durfte nicht körnig, sondern musste glatt sein. Diese Masse wurde dann mit verschiedenen Arznei- oder Geschmacksstoffen versetzt. Damit erhielt man ein Arzneimittel, das nicht nur wirksam sein sollte, sondern auch geschmacklich ansprechend war und dadurch auch gerne eingenommen wurde.

Der lateinische Name für den Kakaobaum wurde aus zwei griechischen Wörtern zusammengesetzt und Theobroma bedeutet übersetzt: „Speise der Götter“.

Kakaobaum © Ernst Frühmann

Kakaobaum © Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin

Im Unterschied zu anderen Heilpflanzen, die selbst als Arzneimittel eingesetzt werden, liegt die Bedeutung der verwendeten Pflanzenteile – Kakaobohnen (Cacao semen), daraus die Kakaobutter (Cacao oleum) oder Kakaoschalen (Cacao cortex) – nur teilweise in der Anwendung als Heilmittel; viel stärker dienen sie als Grundlage in der Herstellung von Zäpfchen, Salben oder Vaginalglobuli bei verschiedenen gesundheitlichen Beschwerden.

In der volksmedizinischen Anwendung setzt man Kakaobohnen bei Durchfallerkrankungen ein, was durch die Gerbstoffe plausibel erscheint. Ob das Theobromin und Coffein die Wirkung, die sie als Reinsubstanzen erreichen, durch die Anwesenheit der Gerbstoffe und Fettstoffe erreicht, ist offen, da es auch keine ausreichenden wissenschaftlichen Untersuchungen gibt. Daher sind Berichte über die Anwendung bei Erkrankungen des Herzens, der Harnorgane oder Bronchien mit Vorsicht zu bewerten, da die Inhaltsstoffe der Kakaobohnen über Kakaoprodukte auch zu allergischen Reaktionen führen können und damit die auch positiven Ergebnisse beim Genuss von Schokolade in höheren Dosen zu unerwünschten Wirkungen führen können. Trotzdem wurden früher auch Arzneimittel in Schokolade eingearbeitet. Ein bekanntes Arzneimittel wurde 1905 in einer Wiener Apotheke in Form von Schokoladetäfelchen entwickelt, das in Kombination mit einem Abführmittel und einem griffigen Slogan als Abführschokolade berühmt wurde – „Nimm Darmol und Du fühlst Dich wohl“. Berühmt wurde auch die Zeichnung eines Künstlers mit dem „Darmol-Männchen“.

Die Kakaobutter war für die Apotheken ein weiterer wichtiger Grundstoff bei der Herstellung von Zäpfchen, in die ein Wirkstoff für eine bestimmte Erkrankung eingearbeitet wird. Damit war es möglich Zäpfchen zu gießen oder auch in einer Zäpfchenpresse herzustellen.

Kakaobaum © Ernst Frühmann

Kakaobaum © Ernst Frühmann

Zusammenfassung 

Kakaobäume gedeihen in den tropischen Regionen in über zwanzig Arten und einigen Unterarten. Die bis zu 40 Samen aus den reifen, gelben Früchten sind die Grundlage zur Herstellung medizinischer Produkte mit der Kakaobutter, aber vor allem auch das wichtigste Ausgangsprodukt für die Schokoladenindustrie.

Die Purinalkaloide Theobromin oder Coffein und die Gerbstoffe sind bestimmend für die verschiedenen Wirkungen der Kakaobohne oder in der Schokolade. Arzneistoffe wurden auch gerne in Schokolade eingearbeitet wie ein berühmtes Abführmittel. Die Kakaobutter ist einerseits für die Schokoladenherstellung ein wichtiger Bestandteil, aber auch für die Herstellung von Arzneimitteln – Zäpfchen und anderes – ein notwendiger Grundstoff.

Besenheide

Besenheide © Ernst Frühmann

Vielen Menschen fällt es schwer die Besenheide und die Glockenheide klar auseinander zu halten und zuzuordnen. Oft werden beide Pflanzen mit dem Überbegriff Erika bezeichnet, obwohl sie nur der gleichen Familie – den Ericaceen – angehören. Dabei ist die Unterscheidung eigentlich sehr deutlich dank einiger Gegensätze.

Während die Besenheide ab dem Spätsommer bis in die Wintermonate hinein blüht, erfreut uns Erika – die Glockenheide – mit ihren Blüten bereits im zeitigen Frühjahr immer wieder auch noch aus dem Schnee herausragend. Deutlich ist auch der Unterschied in den Blattstrukturen, da Erika spitze, nadelförmige Blätter besitzt, die quirlförmig angeordnet sind, während die Besenheide wesentlich angenehmer anzufühlende, kleine, schuppenförmige, gegenständig angeordnete Blätter ausbildet. Schließlich sind auch die Blüten nicht zu verwechseln, weil bei Erika die Kronblätter für die augenfällige, glockenförmige Form der Blüten verantwortlich sind im Vergleich zur Besenheide, wo die Kelchblätter auffälliger, größer und fast gleich gefärbt sind wie die kleineren Kronblätter. Auch die Früchte unterscheiden sich in den beiden Gattungen.

Die Besenheide ist die einzige Art in der Gattung Calluna; sie wird auch als Brandheide, Heidekraut oder Kuhheide bezeichnet.

 

Besenheide © Ernst Frühmann

Besenheide © Ernst Frühmann

Volksmedizinische Anwendung

Als Heilmittel kommen sowohl die Blüten als auch das Kraut der Besenheide in der Volksmedizin zur Anwendung. Die Kommission E hat wegen der nicht belegten Wirkungen dieser Heilpflanze die Besenheide mit einer Negativmonographie bewertet, aber bei einer Anwendung der Droge als Schmuckdroge oder als Korrigens keine Bedenken ausgesprochen.

In der Volksmedizin fand die Besenheide als wassertreibendes Mittel bei Beschwerden der Niere und ableitenden Harnorgane, als Magen-, Darm- und Gallenmittel, bei Gicht oder Rheuma, bei Fieber und Erkältungen als schweißtreibendes Mittel, aber auch bei Diabetes oder Menstruationsbeschwerden Verwendung.

Für Imker stellt die Besenheide eine wichtige Bienenweide dar, da einerseits eine hohe Anzahl von Blüten vorhanden ist und anderseits der Nektar auch einen hohen Zuckerwert besitzt.

Von der Besenheide gibt es inzwischen sehr viele Sorten, die sich entweder durch verschiedene Farbnuancen auszeichnen oder durch den anhaltend knospigen Blütenzustand eine wesentlich größere Frostbeständigkeit zeigen und sich daher auch in den kalten Monaten bestens als Gräberschmuck bewährt haben. 

Teezubereitung: Zur innerlichen Anwendung werden 1,5 Gramm fein geschnittener Droge mit 250 Milliliter kaltem Wasser angesetzt, man erhitzt unter zeitweisem Umrühren bis zum Sieden, lässt drei Minuten kochen und seiht dann ab. Davon werden drei Mal täglich eine Tasse Tee getrunken.

Für die Zubereitung eines Badezusatzes werden 500 Gramm Droge mit fünf Liter Wasser analog wie oben zubereitet und dem Badewasser zugesetzt.

Besenheide © Ernst Frühmann

Besenheide © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Besenheide hat ihre Heimat in weiten Teilen Europas mit den häufigsten Vorkommen in Mittel- und Nordeuropa. Als Heilpflanze wird sie von der Kommission E wegen nicht belegter Wirkungen unter den Negativmonographien gelistet.

In der Volksmedizin gibt es viele positive Berichte aus den letzten fünf Jahrhunderten über ihre Verwendung als Heilmittel bei Beschwerden der Niere, der ableitenden Harnorgane, im Magen-, Darm- und Gallenbereich, bei Gicht, Rheuma, Fieber, Erkältungen, als schweißtreibendes Mittel, bei Menstruationsbeschwerden oder Zuckerkrankheit.

Herbstzeitlose

Herbstzeitlose © Ernst Frühmann

Über diese für Menschen und Tiere gefährliche Giftpflanze gab es in den letzten Jahren immer wieder in den Zeitungen Berichte über Todesfälle. Die häufigste Ursache für die tödlichen Vergiftungen liegt wohl in der verhängnisvollen Verwechslung beim Sammeln von Bärlauchblättern. Auch in diesem Jahr gab es wieder Berichte über Todesfälle durch die Beimengung von Herbstzeitlosenblättern beim Sammeln von Bärlauchblättern. Es ist also ratsam, sich die Unterschiede im Aussehen dieser Blätter genau einzuprägen.

Wesentlich schwieriger stellt sich die Situation für Tiere dar. Wer Frühsommerwiesen in den Alpen kennt, die mit tausenden fruchtenden Herbstzeitlosenpflanzen übersät sind, kann sich vorstellen, dass weidende Tiere oder Heu von diesen Wiesen eine echte Gefahr für Tiere – besonders für Nutztiere – und in der Folge auch über die Milch, für Menschen darstellt.

Die Menschen haben in den letzten über 3000 Jahren gelernt, mit dieser Giftpflanze zu leben und deren Wirksamkeit bei Krankheiten zu nützen. Während einige Erkenntnisse viele Jahrhunderte alt sind, gibt es auch neueste wissenschaftliche Untersuchungen bei der Behandlung von schweren SARS-CoV-2-Erkrankungen.

Herbstzeitlose © Ernst Frühmann

Herbstzeitlose © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung 

Die Anwendung von Extrakten aus der Herbstzeitlose oder Colchicin beim akuten Gichtanfall hat eine lange Tradition und ist wissenschaftlich gut untersucht. Sie eignet sich nicht zur Selbstbehandlung und ist durch einen Arzt festzulegen, der auch eventuelle Nebenwirkungen oder Gegenanzeigen beim betreffenden Patienten zu berücksichtigen hat. Durch eine weitgehende Blockade der „Fresszellen“ (Makrophagen ua.), die die Uratkristalle „fressen“ (phagozytieren) und dadurch eine starke und auch schmerzhafte Entzündung auslösen, wird die Entzündungsreaktion beim akuten Gichtanfall gebremst.

Eine weitere Erkrankung, bei der sich der Einsatz von Colchicin bewährt hat ist die Behandlung des Familiären Mittelmeerfiebers. Hier kann Colchicin sowohl zur Therapie dieser schmerzhaften Entzündungs- und Fieberschübe eingesetzt werden als auch prophylaktisch die Frequenz gebremst werden. Während der Einsatz als Rheumamittel als wenig sinnvoll erachtet wird, gibt es positive Erfahrungen in der unterstützenden Therapie nach Stentimplantationen. Ebenfalls ermutigende Ergebnisse gibt es in der Therapie der SARS-CoV-2-Erkrankungen bei überschießenden Entzündungsreaktionen.

In der Homöopathie werden Arzneizubereitungen aus der Reinsubstanz Colchicin, aus den Knollen oder den Samen gewonnen und haben sich bei kontinuierlicher Einnahme bei der Behandlung von geschwollenen Gelenken, Gelenks- und Sehnenscheidenentzündungen, bei entzündlichen Darmerkrankungen, Gicht und akutem Gichtanfall bewährt.

Giftwirkungen und Gegenanzeigen

Vergiftungen mit Herbstzeitlose oder Colchicin wirken sehr umfangreich auf verschiedene Organe. Nach drei bis sechs Stunden zeigen sich erste Symptome mit Brennen und Rauheit im Mund, Durstgefühl und Schluckbeschwerden. Nach etwa 12 Stunden kommt es zur Verschärfung mit Übelkeit, Erbrechen, heftigen, krampfartigen Schmerzen, blutigem Durchfall, Blut im Harn, Herzarrhythmien, Lähmung der Muskulatur und zum Tod durch Erschöpfung, Kollaps oder Atemlähmung nach 24 bis 72 Stunden bei vollem Bewusstsein. Als tödliche Dosis gelten für Erwachsene rund 20 Milligramm Colchicin.

Kontraindiziert ist eine Colchicintherapie in der Schwangerschaft, bei Frauen im konzeptionsfähigen Alter und verschiedenen geschwächten Organen.

Herbstzeitlose © Ernst Frühmann

Herbstzeitlose © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Herbstzeitlose, die in weiten Teilen Europas heimisch ist, ist eine gefährliche Giftpflanze, besonders wenn es beim Pflücken von Bärlauchblättern zu Verwechslungen kommt. Alle Pflanzenteile besitzen beachtliche Anteile an Alkaloiden mit dem Hauptbestandteil Colchicin. In der Medizin haben genau definierte Extrakte, das Colchicin oder homöopathische Arzneimittel große Bedeutung bei der Behandlung von Gicht und familiärem Mittelmeerfieber; aber auch bei anderen Erkrankungen gibt es erfolgversprechende Erfahrungen. 

Echte Engelwurz

Engelwurz  © Ernst Frühmann

Die Heimat der Echten Engelwurz liegt im Norden Europas. Die südlichsten natürlichen Standorte erreichen den Bereich der Donau. In Kulturen gedeiht die Engelwurz auch in unseren Breiten.

Entsprechend der vielfältigen Anwendung in der Vergangenheit wurden der Engelwurz auch viele weitere Namen gegeben; so finden wir für sie Bezeichnungen wie Pestwurz, Theriakwurz, Brustwurz, Heiliggeistwurz, je nach ihrer bevorzugten Verwendung. Zur Anwendung kommt und kam diese Heilpflanze in der Volksmedizin und auch in der modernen Phytotherapie, zum Schutz vor einer Pesterkrankung bis hin zum bitter-aromatischen Therapeutikum im Verdauungstrakt.

Im Alpenraum ist oft die Wilde Engelwurz oder Wald-Engelwurz – Angelica sylvestris L. zu finden. Sie erreicht eine Höhe von mehr als einem Meter und ist damit ein attraktiver Doldenblütler in der Landschaft; diese Art hat aber in der medizinischen Anwendung keine Bedeutung.

Engelwurz  © Ernst Frühmann

Engelwurz © Ernst Frühmann

Medizinische Verwendung

Anerkannt wurden die Wirkungen dieses aromatischen Bittermittels bei verschiedenen Erkrankungen oder Befindlichkeitsstörungen. So gibt es gute Erfahrungen bei der Behandlung dyspeptischer Beschwerden, die sich in leichten Bauchkrämpfen, Verdauungsbeschwerden, Blähungen, Völlegefühl und Appetitlosigkeit äußern.

Die Verwendung in der Volksmedizin deckt sich ziemlich mit den medizinisch anerkannten Anwendungen, die erweitert werden durch den Einsatz als schleimlösendes oder harntreibendes Mittel, bei nervös bedingten Schlafstörungen oder zur Regulierung des weiblichen Zyklus – als Emmenagogum.

Das ätherische Öl soll in größeren Dosen nicht innerlich angewendet werden; äußerlich bewährt sich seine Anwendung in hautreizenden oder schmerzstillenden Einreibungen oder Bädern.

Nebenwirkungen und Einschränkungen:

Bei Magen- und Darmgeschwüren darf die Wurzel nicht verwendet werden. Ebenso soll bedacht werden, dass die Furanocumarine in der Angelikawurzel die Haut sonnenempfindlicher machen und zu Hautentzündungen führen können. Daher soll auf ausgedehnte Sonnenbäder oder UV – Bestrahlungen bei einer längeren Einnahme von Extrakten verzichtet werden. Durch die geringe Wasserlöslichkeit der Furanocumarine ist beim Trinken von Teezubereitungen vermutlich nicht mit derartigen Problemen zu rechnen.

Weitere Möglichkeiten der Verarbeitung:

Neben der arzneilichen Verwendung der Angelikawurzel wird diese auch in Kräuterschnäpsen, Likören und anderen Digestiva (verdauungsfördernden Zubereitungen) verarbeitet; aber auch zum Würzen von Soßen, Salaten und anderen Speisen eignet sich das herb-aromatische Aroma der Engelwurz. Die Blütenstängel der Pflanze können auch zum Kandieren verwendet werden und bilden damit eine süße Variante in der österreichischen Konditorkunst.

Zubereitungen:

Zur Bereitung eines Tees wird ein Teelöffel (2 bis 4 Gramm) Angelikawurzel mit 150 Milliliter kochendem Wasser übergossen und nach 10 Minuten abgeseiht. Auch eine kurze Abkochung ist möglich. 2 – 3 x täglich kann eine Schale Tee – mäßig warm – eine halbe Stunde vor dem Essen getrunken werden.

Neben einer Teezubereitung sind auch Tinkturen oder Fluidextrakte aus der Angelikawurzel zur Behandlung der vorhin genannten Beschwerden im Verdauungstrakt gut geeignet. Auch die Zubereitung eines Engelwurzweines ist möglich.

Engelwurz  © Ernst Frühmann

Engelwurz © Ernst Frühmann

Zusammenfassung 

Die Echte Engelwurz ist im nördlichen Europa beheimatet; sie lässt sich aber auch in Mitteleuropa gut kultivieren. Die aromatisch bitteren Wirkstoffe und spezielle Amide tragen zum umfassenden Wirkungsspektrum bei.

Zubereitungen aus der Engelwurz sind heute ein anerkanntes pflanzliches Heilmittel bei Appetitlosigkeit, Blähungen, Völlegefühl und leichten krampfartigen Magen- und Darmbeschwerden. Aber auch zur Herstellung von Kräuterlikören und Schnäpsen eignet sich die Angelikawurzel aufgrund des angenehmen aromatischen, nur leicht bitteren Geschmacks.

Kaffeestrauch bzw. Kaffeebaum

Kaffeestrauch © Ernst Frühmann

Die Heilpflanze Coffea in verschiedenen Arten ist kein rein medizinisches Thema; vielmehr bewegten die Kaffeebohnen und daraus hergestellte Getränke die Menschen viel stärker. Kaffee spaltete Anhänger und Gegner, schaffte Argwohn, weil sich Menschen wegen dieses Genussmittels vermehrt trafen, und er wurde mehrmals verboten und aus dem gesellschaftlichen Leben verbannt.

Das Mutterland von Coffea arabica ist Äthiopien und die Anbaugebiete liegen in den mittleren Höhenlagen (1000 – 2000 Meter) und gemäßigten Zonen (15 – 24 Grad) im Südwesten dieses Ursprunglandes von Kaffee. Jeder Besucher von Äthiopien wird nicht nur von der Landschaft und vom kulturellen Reichtum dieses Landes begeistert sein; auch die Zubereitung des Kaffees als Zeremonie, die während des gesamten Mittagessens zelebriert wird, hat wohl bei jedem Besucher dieses christlichen Kernlandes einen unauslöschlichen Eindruck hinterlassen.

Im vorletzten Jahrhundert kommt zum „Hochlandkaffee“ des Mutterlandes in den Tieflagen Westafrikas die Art Coffea canephora, auch Robusta genannt, dazu, die höhere Temperaturen verträgt, in Höhen von 0 – 700 Meter Seehöhe bei Temperaturen von 20 bis 30 Grad prächtig gedeiht, die kräftiger im Wuchs ist und gegenüber Schädlingen auch als widerstandsfähiger eingestuft wird. Durch riesige neue Anbaugebiete im Äquatorialgürtel Südamerikas und Asiens wurde diese Kaffeeart ein echter Konkurrent in der Beliebtheit der Kaffeesorten, obwohl sich der Geschmack, abgesehen von der Intensität des Röstens, durch den geringeren Anteil von Zucker und durch den höheren Gehalt an Bitterstoffen doch deutlich von den Eigenschaften der ursprünglichen Kaffeesorte C. arabica unterscheidet.

Kaffeestrauch © Ernst Frühmann

Kaffeestrauch © Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin

Coffein ist ein ergänzendes, unterstützendes Schmerzmittel, das in Kombination mit Analgetika auf Schmerzen bei Migräne und Kopfschmerzen vom Spannungstyp schneller und besser wirkt als die jeweiligen Einzelsubstanzen. Coffein oder Extrakte kommen auch bei geistiger oder körperlicher Ermüdung und bei Schwächezuständen zur Anwendung. Wissenschaftler hoffen auch, dass mit Coffein auch noch andere Krankheiten in Zukunft günstig beeinflusst werden können.

Studien in den letzten Jahren konnten zeigen, dass bei einem täglichen Kaffeekonsum von über vier Tassen bestimmte Lebererkrankungen (Leberkrebs, -fibrose, -zirrhose) deutlich reduziert vorkommen. Das Risiko an Leberkrebs zu erkranken sinkt gegenüber der Gruppe, die weniger als zwei Tassen täglich trinkt, um 75 Prozent. Erfreulich ist auch das Ergebnis einer finnischen Studie, dass die Schädigung der Leber durch Alkohol bei einem Konsum von mehr als vier Tassen Kaffee pro Tag deutlich reduziert wird; Leider ist nicht bekannt, welcher Inhaltsstoff im Kaffee für diese positiven Erfahrungen verantwortlich ist.

Coffea wird in der Homöopathie zur Behandlung von Schlafstörungen und Nervenschmerzen eingesetzt – bei neuralgischen Schmerzen auch in Kombination mit weiteren Substanzen.

Gegenanzeigen: Bei Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüren oder im zweiten Teil der Schwangerschaft und in der Stillzeit sind Coffein und Kaffee zu meiden.

Zukunft der Kaffeepflanzen

Ansteigende Temperaturen und geringere Niederschlagsmengen machen den Kaffeeplantagen zunehmend Probleme. Hier scheint ein Rettungsanker darin zu liegen, dass eine ursprünglich in Westafrika beheimatete Kaffeesorte in der Natur wiederentdeckt wurde. Ihre Vorteile, dass sie geschmacklich nahe am Arabica-Kaffee liegt, aber höhere Temperaturen verträgt, weniger Feuchtigkeit benötigt und widerstandsfähig gegen Kaffeerost ist, macht sie zu einem Hoffnungsträger für Millionen von Kaffeebauern und Kaffeegenießern.

Kaffeestrauch © Ernst Frühmann

Kaffeestrauch © Ernst Frühmann

Zusammenfassung 

Kaffeebäume oder –sträucher gedeihen in den tropischen und subtropischen Regionen zwischen dem nördlichen und südlichen Wendekreis. Zwei Arten dominieren in einer Vielfalt an Kaffeesorten.

Das Coffein – ein Purinalkaloid – ist bestimmend für die verschiedenen Wirkungen des Kaffees oder als Reinsubstanz. Wirkungen auf das Zentralnervensystem, die Psyche, das Herz-Kreislaufsystem, den Verdauungstrakt, die Nieren, die Bronchien, die Leber oder bei Schmerzen sind in unterschiedlicher Intensität zu beachten.

Roter und Wolliger Fingerhut

Roter Fingerhut © Ernst Frühmann

Ab den Monaten Mai oder Juni begegnen wir wieder diesen zwei für die Medizin des 20. Jahrhunderts wichtigen herzwirksamen Giftpflanzen aus der Familie der Wegerichgewächse (früher Braunwurzgewächse) in den Gärten oder in der Natur. Österreich bildet für beide Arten die Trennlinie ihres Lebensraumes. Während der Rote Fingerhut westlich und nördlich von Österreich sein natürliches Vorkommen hat, findet sich der Wollige Fingerhut in der Natur östlich und südöstlich des Burgenlandes und der Südsteiermark einerseits bis zum Kaspischen Meer und anderseits über den Balkan bis zur Ägäis.

In den Alpen werden Wanderer schon oft auf die gelb blühenden Vertreter dieser Gattung – den Großblütigen F. (D. grandiflora MILL.) oder den Gelben Fingerhut (D. lutea L.) gestoßen sein.

Roter Fingerhut © Ernst Frühmann

Roter Fingerhut © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung 

Die Reinglykoside Digitoxin und Gitoxin wurden im letzten Jahrhundert von Ärzten als klassische Arzneimittel zur Verbesserung der Leistung des geschwächten Herzens verordnet. In den letzten Jahrzehnten ist die Anzahl der Verordnungen deutlich zurückgegangen. Extrakte oder Reinsubstanzen kamen auch äußerlich zur Anwendung als Wund- oder Venenmittel und auch in Augentropfen. In der Homöopathie werden Potenzierungen bei Herzschwäche oder bei trägem, schwachem oder extrem niedrigem Puls verordnet und wenn der Patient zu Ödemen neigt.

Unerwünschte Wirkungen und Giftwirkungen 

Vergiftungen mit Fingerhutpflanzen kommen äußerst selten vor, da bereits der stark bittere Geschmack der Cardenolidglykoside vom Verzehr der Blätter abhält. Achtung! Zwei bis drei Gramm der getrockneten Blätter gelten als tödliche Dosis. Eine große Gefahr ist eine Überdosierung durch falsche Einnahme von digitalishältigen Arzneimitteln. Vergiftungssymptome treten bereits bei einer Überschreitung der therapeutischen Dosis um das 1,5- bis 3-fache auf. Da die Einnahme einer höheren Menge an Digitalisglykosiden oft Erbrechen auslöst, kommt es im Körper nicht zur Aufnahme dieser Giftstoffe. Erbrechen auszulösen ist wichtig, da diese Wirkstoffe im Dünndarm gut vom Körper resorbiert werden. Die zusätzliche Gabe von medizinischer Tierkohle ist sinnvoll. Wichtig ist aber die rasche Entscheidung eines Arztes über weitere Maßnahmen.

Eine starke Überdosierung (toxische Menge) oder zu häufige Einnahme kann zu folgenden Erscheinungen führen:

Zunächst lokale Reizungen im Magen-Darmtrakt gefolgt von Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Es folgen dann zunächst Pulsverlangsamung, Extrasystolen und Überleitungsstörungen. In weiterer Folge kommt es zur Pulsbeschleunigung bis 140 Schläge/Minute, meist nur schwach spürbarem Puls und schließlich zu Blutdruckabfall und Herzlähmung.

Der Tod kann innerhalb eines Tages oder erst nach einigen Tagen eintreten. Die Herzwirkungen können begleitet werden von zentral verursachtem Erbrechen, Angstgefühl, Schwäche, Schwindel, Sehstörungen und anderem mehr.

Roter Fingerhut © Ernst Frühmann

Roter Fingerhut © Ernst Frühmann

Zusammenfassung 

Aus den Blattextrakten mit schwankendem Gehalt der Giftstoffe konnten dank der Dosierungsgenauigkeit der herzwirksamen Reinglykoside aus dem Roten und Wolligen Fingerhut wertvolle und unverzichtbare Arzneimittel im 20. Jahrhundert entwickelt werden. Die Vergiftungsfälle sind seither selten, können aber schon bei relativ geringer Dosisüberschreitung durch die geringe therapeutische Breite und kumulierende Wirkung dieser Giftstoffe dramatische Folgen haben und tödlich enden.

Mariendistel

Mariendistel © Ernst Frühmann

Seit mehreren Jahrzehnten ist die Mariendistel eine durch viele Studien belegte und bewährte Arzneipflanze bei progressiven Erkrankungen der Leber, die ohne den prophylaktischen oder therapeutischen Einsatz von Extrakten aus den Fruchtschalen zur Zerstörung der Leberzellen führen. In Würdigung der bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse über sie, aber auch der letzten Forschungsergebnisse mit neuen Perspektiven für die zukünftige Anwendung hochwertiger Mariendistelextrakte, hat die HMPPA (Herbal Medicinal Products Platform Austria) die Mariendistel zur Arzneipflanze 2021 gekürt.

In Anlehnung an das distelähnliche Aussehen der Mariendistel gab man ihr zunächst den Namen Carduus marianus L. und vereinte damit die Bezeichnung der Römer für eine Distelart mit marianus, das auf eine Legende zu Ehren der hl. Maria hinweist. Danach sollen die weißen Streifen entlang der Nervatur in den Blättern der Mariendistel von der Milch der Muttergottes stammen, da beim Stillen des Jesuskindes ein paar Tropfen auf den Boden gefallen sind, die von der Pflanze aufgenommen wurden.

Mariendistel © Ernst Frühmann

Mariendistel © Ernst Frühmann

 

Medizinische Anwendung 

Die Hauptwirkung der Extrakte aus den Mariendistelfrüchten wird dem Silymarin zugeschrieben. Dieser Wirkstoffkomplex verändert einerseits die Struktur der Leberzellmembranen so, dass Gifte (Toxine) nicht in das Innere der Zellen eindringen können oder erschwert transportiert werden; zusätzlich besitzen Extrakte auch Radikalfängereigenschaften, wirken antioxidativ, regen die Regenerationsfähigkeit der Leberzellen an. Höhere Dosen senken auch die Sterblichkeit bei Menschen mit einer alkoholbedingten Leberzirrhose. Zusätzlich hemmen Extrakte eine krankhafte Vermehrung des Bindegewebes (antifibrotische Wirkung z.B. bei Leberzirrhose), wirken entzündungshemmend, immunmodulierend und regen eine verstärkte Gallenabsonderung an.

Der Silymarinkomplex oder Silibinin werden sowohl zur Vorbeugung als auch zur Behandlung durch Gifte verursachter (toxischer) Leberschäden verwendet oder können von chronisch-entzündlichen Lebererkrankungen bis zur Leberzirrhose, bei Fettleber oder nach Hepatitiserkrankungen zur Anwendung kommen. Bei einem irrtümlichen Genuss des Knollenblätterpilzes bringt eine rechtzeitige parenterale Gabe von Silibinin, einem Wirkstoff aus dem Silymarinkomplex, die Chance, die Leberzellen dieses Patienten vor der Zerstörung durch die Giftstoffe zu schützen.

Studien der letzten Jahre eröffnen für die Zukunft hoffentlich weitere therapeutische Optionen mit Mariendistelextrakten. So gibt es Hinweise, dass Prostata-Tumorzellen im Wachstum gehemmt werden und auch deutliche protektive Wirkungen bei der Entwicklung von anderen Tumoren gefunden wurden. Hoffnungsvolle Ergebnisse gibt es auch im Bereich einer cholesterinsenkenden Wirksamkeit und einer günstigen Beeinflussung des Zuckerstoffwechsels. Auch die topische Anwendung von Silymarin gibt neue Hoffnung bei der Behandlung von Hautschäden nach einer Chemo- oder Strahlentherapie.

Für einen therapeutischen Nutzen ist einem Arzneimittel mit definiertem Silymaringehalt der Vorzug zu geben. Tagesdosen von 400 bis 600 Milligramm werden, je nach Erkrankung, für eine erfolgreiche Therapie verordnet.

Teezubereitung der Früchte: sie ist weniger sinnvoll, weil durch das Wasser nur ein geringer Anteil der Wirkstoffe gelöst werden kann und damit die teils notwendige Dosis von 3×140 Milligramm, berechnet als Silibinin fast unerreichbar ist. Wer trotzdem einen Tee versuchen will, nimmt 20 Gramm fein zerteilte Früchte pro Tasse Tee, macht daraus eine Abkochung durch längeres Kochen und seiht dann ab.

Bei dyspeptischen Beschwerden kann man 3 Gramm (= 1 Teelöffel) der zerquetschten Früchte mit kochendem Wasser übergießen und 10 bis 30 Minuten ziehen lassen; dann seiht man ab und trinkt 3 bis 4 mal täglich eine Tasse frisch bereiteten Tee.

Mariendistel © Ernst Frühmann

Mariendistel © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Mariendistel hat ihre Heimat im Mittelmeerraum, lässt sich aber auch mit bestem Erfolg in Mitteleuropa kultivieren. Die wertvollen Wirkstoffe sitzen in den Schalen der Früchte, sind aber schlecht wasserlöslich. Daher ist Extrakten mit einem gesicherten Anteil an Flavonolignanen der Vorzug zu geben.

Hochwertige Mariendistelextrakte bewirken eine Stabilisierung der Leberzellmembranen, haben Radikalfängereigenschaften und verbessern die Regenerationsfähigkeit der Leberzellen. Derzeit werden vorwiegend verschiedene Erkrankungen der Leber behandelt; für die Zukunft scheinen sich neue Möglichkeiten zu ergeben.

Kampferbaum

Kampferbaum © Ernst Frühmann

Die Gattung mit dem lateinischen Namen Cinnamomum umfasst eine große Fülle an Arten. Einige ihrer bekanntesten Vertreter sind die Zimtbäume aus China, oder der, von der Qualität höher eingeschätzte Ceylon-Zimtbaum aus Sri Lanka, dessen sekundäre Rinde wesentlich dünner ist. Auch der Kampferbaum ist keine einheitliche Art. Da der Kampferbaum von Neuseeland über Südostasien bis China beheimatet ist, unterscheiden die Botaniker hier einige Unterarten und darin noch Varietäten. Dies drückt sich auch in den unterschiedlichen Namen der Unterarten aus, die auf Region hinweisen, in denen sie zuhause sind – wie zum Beispiel Cinnamomum camphora ssp. newzealanda.

Kampferbäume können sehr alt werden – bis zu 1500 Jahre, sie können beachtliche Höhen erreichen – bis 50 Meter und mehr, ihre Stammstärke kann bei älteren Exemplaren bis über fünf Meter betragen und Kampferbäume können bei passendem Klima – wie auf Taiwan – auch bis 1800 Meter Seehöhe gedeihen.

Kampferbaum © Ernst Frühmann

Kampferbaum © Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin

Der rechtsdrehende D(+)-Kampfer, der früher aus dem ätherischen Öl des Kampferbaumes gewonnen wurde, wird heute oft durch den synthetisch hergestellten, razemischen Kampfer ersetzt. Der Kampfer ist kaum wasserlöslich und kommt durch seine Fettlöslichkeit in Salben (Brustbalsamen oder Sportsalben) oder in alkoholischen Lösungen (Kampferspiritus oder Franzbranntwein) und anderen individuellen Rezepturen oder medizinischen Produkten zur Anwendung. Es kann aber auch das ätherische Öl des Kampferbaumes angewendet werden.

Eine bewährte Kombination von Weißdorn mit D(+)-Kampfer aus dem chinesischen Kampferbaum wird zur unterstützenden Behandlung bei nachlassender Leistungsfähigkeit des Herzens angeboten und für Kreislaufregulationsstörungen bei niederem Blutdruck empfohlen. Bei funktionellen Herzbeschwerden haben sich auch Herzsalben mit einem bedeutenden Anteil an Kampfer in Kombination mit anderen ätherischen Ölen, wie Rosmarin- oder Fichtennadelöl bewährt. Bei Herzbeschwerden sollte aber immer die Therapie mit einem Arzt besprochen und auf die geringe therapeutische Breite von Kampfer geachtet werden.

Kampferöl oder Kampfer sind oft Bestandteile in Salben oder Ölen zur Inhalation bei der Behandlung von Katarrhen der Atemwege. Durch die bronchosekretolytische Wirkung des Kampfers kommt es bei der Inhalation zum erleichterten Abhusten des gebildeten Schleimes.

Die äußerliche Anwendung von Kampfersalben oder Kampferspiritus ist durch die hyperämisierende Wirkung ein altbewährtes Mittel bei stumpfen Verletzungen, Verstauchungen, Prellungen und bei neuralgischen oder rheumatischen Schmerzen.

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen

Durch Kampfer kann es zu allergischen Reaktionen kommen.

Bei Säuglingen und Kleinkindern sollen Kampfer-Zubereitungen nicht im Gesicht – besonders in der Nähe der Nase – aufgetragen werden.

Kampferbaum © Ernst Frühmann

Kampferbaum © Ernst Frühmann

Zusammenfassung 

Kampferbäume können sehr groß und sehr alt werden. Sie haben ihre Heimat im Osten und Südosten Asiens, gedeihen aber in vielen warmen Regionen der Erde.

Aus dem Holz werden das Kampferöl und/oder der D(+)-Kampfer gewonnen, deren Wirksamkeiten innerlich und äußerlich genützt werden. Äußerlich kommen diese in Salben oder als Kampferspiritus bei Muskelbeschwerden oder stumpfen Verletzungen und bei Katarrhen der Atemwege zur Anwendung. Innerlich wird der Kampfer zur Anregung der Herzfunktion und des Kreislaufzentrums unter medizinischer Begleitung eingesetzt.

Eukalyptus

Eukalyptus © Ernst Frühmann

In der sehr artenreichen Gattung des Eukalyptus werden nur jene paar Arten zur Gewinnung der Blattdroge oder des ätherischen Öles eingesetzt, die einen hohen Gehalt von 1,8-Cineol aufweisen. Da viele Studienergebnisse an diesem Wirkstoff festgemacht wurden, ist es sinnvoll auf den Gehalt an 1,8-Cineol zu achten und die Qualität danach zu beurteilen.

Der Eukalyptus hat im deutschen Sprachraum weitere Namen wie Blaugummibaum, Fieberbaum oder Fieberheilbaum. Diese Bezeichnungen beziehen sich auf die Farbe seiner Blätter oder seine medizinische Verwendung. Die deutsche Bezeichnung Fieberbaum steht für die Trockenlegung der Sümpfe und der damit verbundenen Befreiung vom Fieber durch Malaria. Der Name Eukalyptus leitet sich aus dem Griechischen ab. Eu – kalyptós bedeutet gut – bedeckt und bezieht sich auf die verwachsenen Kronblätter, die deckelartig abfallen. 

Der Eukalyptusbaum ist ein echter Überlebenskünstler, da seine Wurzelstöcke und Samen ein Feuer oft überleben und danach wieder viel schneller austreiben als andere Pflanzenarten. Daher sind Buschfeuer für Eukalyptus im Wettbewerb mit anderen Waldpflanzen kein Nachteil, denn diese verschaffen Vorteile im Neustart und vernichten zusätzlich auch Parasiten. Durch die hohe Hitze des Feuers können die Samenschalen des Baumes platzen und damit zur Vermehrung beitragen. Viele Eukalyptusarten bilden spezielle verholzte Verdickungen (Lignotuber) aus, die „schlafende Knospen“ und Nährstoffe enthalten und damit ein Wiederaustreiben der Bäume auch dann ermöglichen, wenn es durch Feuer zu einer vollkommenen Zerstörung der oberirdischen Teile gekommen ist.

Eukalyptus © Ernst Frühmann

Eukalyptus © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Eukalyptusblätter werden heute eher selten verwendet; häufig kommt das ätherische Öl oder das 1,8-Cineol zur Anwendung, wenn Erkrankungen und Beschwerden im Bereich der Atemwege zu behandeln sind. 

Aus den Blättern zubereiteter Tee kann bei Bronchitiden angewendet werden und ist durch den Gerbstoffgehalt auch bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum wirksam. 

Das ätherische Öl oder das daraus gewonnene 1,8-Cineol entfaltet doch verschiedene Wirkungen; bei der Behandlung von Bronchialerkrankungen kommt es zur auswurffördernden (expektorierenden) Wirkung durch Verflüssigung von zähem Schleim und verstärktem Abtransport von Schleim – den sekretolytischen und sekretomotorischen Eigenschaften. Das ätherische Öl kann in therapeutischer Dosis eingenommen werden und wird teilweise durch die Lunge ausgeschieden. Es kann aber auch bei Nebenhöhlenerkrankungen inhaliert werden oder wird in Einreibungen oder Bädern zur Durchblutungsverbesserung eingesetzt.  

Gegenanzeigen, Nebenwirkungen 

GA: Bei Säuglingen und Kleinkindern sollen Eukalyptus-Zubereitungen nicht im Gesicht – besonders in der Nähe der Nase – aufgetragen werden. Bei Erwachsenen: keine Anwendung bei schweren Lebererkrankungen und Entzündungen im Magen-Darmbereich und im Bereich der Gallenwege.

NW: Bei erhöhten Dosierungen kann es zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall kommen. Eukalyptusöl kann durch eine Aktivierung eines Enzymsystems in der Leber die Wirkung anderer Arzneimittel abschwächen oder die Wirkungszeit verkürzen.

Eukalyptus © Ernst Frühmann

Eukalyptus © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Tasmanien ist die ursprüngliche Heimat der Eukalyptusbäume. Heute wird dieser schnellwachsende und hohe Baum in vielen Gebieten der Erde kultiviert.

Eukalyptusblätter werden für Therapien heute seltener verwendet. Dafür hat das ätherische Öl oder das daraus gewonnene 1,8-Cineol hohe Bedeutung in der Behandlung von Erkältungskrankheiten der Luftwege und bei Asthma als schleimlösendes, auswurfförderndes und leicht krampflösendes Mittel oder äußerlich bei rheumatischen Beschwerden.

Schafgarbe

Schafgarbe © Ernst Frühmann

Dank der unterschiedlichen und vielfältigen Wirksamkeit der Inhalts- und Wirkstoffe dieser Heilpflanze trägt die Schafgarbe heuer das Prädikat „Staude des Jahres 2021“.

Wissenschaftlich anerkannt sind Wirkungen auf den Magen- Darmtrakt, auf die Haut oder bei Krampfzuständen bei entweder innerlicher oder auch äußerlicher Anwendung. Für viele Menschen sind Zubereitungen aus der Schafgabe gut wirksame Arzneimittel und auch gut verträglich; bei einer kleinen Gruppe von Menschen kann es zu allergischen Reaktionen kommen, die bei Korbblütlern allgemein bekannt sind.

Namen wie Bauchwehkraut, Jungfrauenkraut, Blutstillkraut oder Achilleskraut weisen in der Volksmedizin bereits auf die Wirksamkeiten der Heilpflanze hin.

So zahlreich die Pflanze in der Natur zu finden ist, so zahlreich ist auch ihr Variantenreichtum bezüglich ihrer Gestalt, ihrer Chromosomenvielfalt und ihrer chemischen Varianten; daher muss man bei der Schafgarbe davon ausgehen, dass man bei dieser Sammelart bei ähnlichem Aussehen nicht immer auf die gleiche Qualität trifft, besonders dann, wenn es Proazulen-freie Sippen sind.

Schafgarbe © Ernst Frühmann

Schafgarbe © Ernst Frühmann

ANWENDUNG IN DER MEDIZIN UND VOLKSMEDIZIN

Die Fülle der Inhaltsstoffe bringt ein sehr vielseitiges Wirkungsspektrum; dadurch ergeben sich auch verschiedene Anwendungsmöglichkeiten in der wissenschaftlich anerkannten Literatur und in der Volksmedizin.

Wässrige Zubereitungen (Tee) und alkoholische Extrakte zeigen sehr gute Wirkungen auf den Verdauungstrakt. Da viele Wirkstoffe der Schafgarbe in Wasser und Alkohol gut löslich sind, sind beide Formen für eine Therapie gut geeignet.

Sinnvoll und anerkannt ist der Einsatz bei dyspeptischen Beschwerden, wie bei leichten, krampfartigen Beschwerden und Entzündungen im Magen–Darmbereich, bei Völlegefühl, Blähungen, Appetitlosigkeit und bei Gallenproblemen zur Förderung der Gallenproduktion bei zu geringer Gallensekretion. Aber auch im gynäkologischen Bereich gibt man Schafgarbe bei Menstruationsbeschwerden bzw. leichten krampfartigen Unterleibsbeschwerden.

Nicht nur im innerlichen Bereich gilt die Schafgarbe als hervorragende Heilpflanze. Äußerlich ist ihre Anwendung angezeigt bei entzündeter Haut, Schleimhauterkrankungen oder als Wundheilmittel. Sitzbäder bei schmerzhaften Krampfzuständen des kleinen Beckens der Frau werden ebenfalls medizinisch empfohlen.

Die blutstillende Eigenschaft nützt man außer bei Wunden auch bei Problemen mit Hämorrhoiden. Sogar eitrige Wunden, Geschwüre und Blutergüsse werden in der Volksmedizin mit Schafgarbe behandelt.

Trotz dieser vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten sollte aber auch nicht vergessen werden, dass diese Pflanze aufgrund ihrer Inhaltsstoffe auch Allergiepotenzial besitzt, und daher nicht von allen Menschen genützt werden kann.

Schafgarbe © Ernst Frühmann

Schafgarbe © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Schafgarbe ist eine in weiten Teilen Europas heimische Heilpflanze, die weiß oder rosa blüht und durch feine Unterschiede eine Sammelart bildet. Seit vielen Jahrhunderten ist die Schafgarbe eine wertvolle Hilfe bei verschiedenen Erkrankungen. Auch heute wird sie von der Wissenschaft als appetitanregendes, krampflösendes, verdauungsförderndes, gallenwirksames Heilmittel anerkannt. Weitere Anwendung findet die Schafgarbe in der Frauenheilkunde, bei Hautproblemen und zur Wundbehandlung.

Das Allergiepotenzial, durch Sesquiterpenlactone verursacht, sollte man bei einer kleinen Gruppe von Menschen nicht unbeachtet lassen.

 
 

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