Herbstzeitlose

Colchicum autumnale L.

Über diese für Menschen und Tiere gefährliche Giftpflanze gab es in den letzten Jahren immer wieder in den Zeitungen Berichte über Todesfälle. Die häufigste Ursache für die tödlichen Vergiftungen liegt wohl in der verhängnisvollen Verwechslung beim Sammeln von Bärlauchblättern. Auch in diesem Jahr gab es wieder Berichte über Todesfälle durch die Beimengung von Herbstzeitlosenblättern beim Sammeln von Bärlauchblättern. Es ist also ratsam, sich die Unterschiede im Aussehen dieser Blätter genau einzuprägen.

Wesentlich schwieriger stellt sich die Situation für Tiere dar. Wer Frühsommerwiesen in den Alpen kennt, die mit tausenden fruchtenden Herbstzeitlosenpflanzen übersät sind, kann sich vorstellen, dass weidende Tiere oder Heu von diesen Wiesen eine echte Gefahr für Tiere – besonders für Nutztiere – und in der Folge auch über die Milch, für Menschen darstellt.

Die Menschen haben in den letzten über 3000 Jahren gelernt, mit dieser Giftpflanze zu leben und deren Wirksamkeit bei Krankheiten zu nützen. Während einige Erkenntnisse viele Jahrhunderte alt sind, gibt es auch neueste wissenschaftliche Untersuchungen bei der Behandlung von schweren SARS-CoV-2-Erkrankungen.

Herbstzeitlose © Ernst Frühmann

Herbstzeitlose © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung 

Die Anwendung von Extrakten aus der Herbstzeitlose oder Colchicin beim akuten Gichtanfall hat eine lange Tradition und ist wissenschaftlich gut untersucht. Sie eignet sich nicht zur Selbstbehandlung und ist durch einen Arzt festzulegen, der auch eventuelle Nebenwirkungen oder Gegenanzeigen beim betreffenden Patienten zu berücksichtigen hat. Durch eine weitgehende Blockade der „Fresszellen“ (Makrophagen ua.), die die Uratkristalle „fressen“ (phagozytieren) und dadurch eine starke und auch schmerzhafte Entzündung auslösen, wird die Entzündungsreaktion beim akuten Gichtanfall gebremst.

Eine weitere Erkrankung, bei der sich der Einsatz von Colchicin bewährt hat ist die Behandlung des Familiären Mittelmeerfiebers. Hier kann Colchicin sowohl zur Therapie dieser schmerzhaften Entzündungs- und Fieberschübe eingesetzt werden als auch prophylaktisch die Frequenz gebremst werden. Während der Einsatz als Rheumamittel als wenig sinnvoll erachtet wird, gibt es positive Erfahrungen in der unterstützenden Therapie nach Stentimplantationen. Ebenfalls ermutigende Ergebnisse gibt es in der Therapie der SARS-CoV-2-Erkrankungen bei überschießenden Entzündungsreaktionen.

In der Homöopathie werden Arzneizubereitungen aus der Reinsubstanz Colchicin, aus den Knollen oder den Samen gewonnen und haben sich bei kontinuierlicher Einnahme bei der Behandlung von geschwollenen Gelenken, Gelenks- und Sehnenscheidenentzündungen, bei entzündlichen Darmerkrankungen, Gicht und akutem Gichtanfall bewährt.

Giftwirkungen und Gegenanzeigen

Vergiftungen mit Herbstzeitlose oder Colchicin wirken sehr umfangreich auf verschiedene Organe. Nach drei bis sechs Stunden zeigen sich erste Symptome mit Brennen und Rauheit im Mund, Durstgefühl und Schluckbeschwerden. Nach etwa 12 Stunden kommt es zur Verschärfung mit Übelkeit, Erbrechen, heftigen, krampfartigen Schmerzen, blutigem Durchfall, Blut im Harn, Herzarrhythmien, Lähmung der Muskulatur und zum Tod durch Erschöpfung, Kollaps oder Atemlähmung nach 24 bis 72 Stunden bei vollem Bewusstsein. Als tödliche Dosis gelten für Erwachsene rund 20 Milligramm Colchicin.

Kontraindiziert ist eine Colchicintherapie in der Schwangerschaft, bei Frauen im konzeptionsfähigen Alter und verschiedenen geschwächten Organen.

Herbstzeitlose © Ernst Frühmann

Herbstzeitlose © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Herbstzeitlose, die in weiten Teilen Europas heimisch ist, ist eine gefährliche Giftpflanze, besonders wenn es beim Pflücken von Bärlauchblättern zu Verwechslungen kommt. Alle Pflanzenteile besitzen beachtliche Anteile an Alkaloiden mit dem Hauptbestandteil Colchicin. In der Medizin haben genau definierte Extrakte, das Colchicin oder homöopathische Arzneimittel große Bedeutung bei der Behandlung von Gicht und familiärem Mittelmeerfieber; aber auch bei anderen Erkrankungen gibt es erfolgversprechende Erfahrungen. 

 

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