Gemeine Fichte

Picea abies (L.) Karsten

Die Fichte ist für viele Menschen in weiten Teilen Europas der beherrschende Baum, wenn unsere Wege durch bewaldete Gebiete führen und wenn es um Spaziergänge oder Wanderungen geht, die einen wichtigen Faktor für unsere Gesundheit durch die Bewegung darstellen. Die Dominanz der Fichten in der gewinnorientierten Waldwirtschaft hat uns in den letzten Jahrzehnten auch die Problematik der weitreichenden Monokulturen mit Fichten aufgezeigt. Zunehmende Temperaturen, Trockenheit, der Borkenkäfer und andere Schädlinge setzen den Fichten enorm zu; daher scheint der Weg zurück zum Mischwald mit einem gesunden Anteil an Laubbäumen wohl vorgezeichnet zu sein. Dass die Fichte in Monokultur weit weg vom Idealbild eines gesunden Waldes ist, drückt ein alter Spruch deutlich aus: „Wo der Förster hat gefichtet, dort ist die Natur vernichtet.“

Für die Gesundheit der Menschen ist die Fichte nicht nur durch die Waldspaziergänge und das modern gewordene Waldbaden ein wesentlicher Faktor. Seit vielen Jahrhunderten werden das Harz oder das Fichtenfaulpech, das ätherische Öl oder Extrakte in Form von Salben, verschiedenen Sirupzubereitungen, Inhalationen und Bädern zur Heilung oder Gesunderhaltung genützt.

Die Fichte war und ist ein wichtiges Bauholz; aber sie war nicht nur für den Bau von Schiffen, Häusern und anderem wichtig, sondern lieferte auch in der Geigenbaukunst mit ausgesuchten Bäumen aus dem Gebirge einen entscheidenden Werkstoff.

Fichte © Ernst Frühmann

Fichte © Ernst Frühmann

Volksmedizinische Anwendung

Vier Arzneiformen werden bei der Verarbeitung von Fichtentrieben oder Fichtennadeln, von ätherischem Öl oder Fichtenpech sehr gerne eingesetzt. In der Volksmedizin besonders beliebt ist der Schichtsirup, der mit den frischen, jungen Maitrieben der Fichte (auch der Tanne) hergestellt wird. Dieser Saft – im Volksmund Maiwipferlsaft genannt – dient ebenso als schleimlösendes, auswurfförderndes Hustenmittel wie der aus den jungen Trieben hergestellte Fichtenwipferltee.

Das ätherische Öl, das aus den Nadeln oder den Zweigspitzen oder Ästen durch Wasserdampfdestillation gewonnen wird kommt innerlich und äußerlich bei katarrhalischen Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege zur Anwendung. Bei rheumatischen Beschwerden oder neuralgischen Schmerzen werden alkoholische oder ölige Zubereitungen, Salben, Gele oder Emulsionen mit ätherischem Öl, äußerlich angewandt. Zubereitungen können aber auch zu verstärkten Reizungen der Haut oder der Schleimhäute führen und für das ätherische Öl gelten Asthma bronchiale und Keuchhusten als Gegenanzeige.

Das Bad durch Zugabe des ätherischen Öles oder als Auszug aus Fichtennadeln kann bei rheumatischen Erkrankungen, Hautbehandlungen oder bei Erkältungen eine wertvolle Unterstützung sein.

Eine lange Tradition hat die Zubereitung von Fichtenharz- oder Fichtenfaulpechsalben. Wurden diese Salben in früheren Zeiten durch Aufschmelzen der Harzausscheidungen in Schweinefett zubereitet, werden heute Salben hergestellt, die nach Reinigung des Faulpechs mit einigen Salbengrundlagen zubereitet werden; Forschungsergebnisse aus Finnland und Österreich konnten in den letzten Jahren die Wirkungen dieser Zubereitungen auch wissenschaftlich untermauern. Heilmittel aus Fichtenpech werden als Heil- und Zugsalben bei Wunden, Pilzerkrankungen, Geschwüren, Fieberblasen und anderen Hautproblemen eingesetzt.

Die oben besprochenen Arzneiformen aus der Fichte kommen auch in Aromatherapie und Tiermedizin oder als Räuchermittel zur Anwendung.

 

Fichte © Ernst Frühmann

Fichte © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Fichte ist in weiten Teilen Europas heimisch und für die Waldwirtschaft ein dominierender Baum, der aber nicht nur einen wertvollen Werkstoff darstellt, sondern auch in der Volksmedizin seit vielen Jahrhunderten die Grundlage für arzneiliche Zubereitungen bildet. 

Genützt werden das ätherische Öl, die jungen Triebe (Maiwipferln) und das Fichtenfaulpech in mehreren Arzneiformen für den innerlichen und äußerlichen Gebrauch. Behandelt werden Hustenerkrankungen und Hautprobleme, untergeordnet aber auch einige andere gesundheitliche Beschwerden.

 

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