Mönchspfeffer

Mönchspfeffer © Ernst Frühmann

Diese Heilpflanze, die nicht nur Mönchspfeffer sondern auch Keuschlamm genannt wird, trägt diese deutschen Bezeichnungen bereits in ihrem lateinischen Namen. Finden wir im griechischen Wort agneuein die Übersetzungen wie „keusch sein“ oder „sich reinigen“, so steht das lateinische Wort agnus-castus für das keusche Lamm und verbindet damit Keuschheit und Reinheit mit dieser Heilpflanze. Daher war es kein Wunder, dass die Früchte dieser Pflanze in den Klöstern in die Schlafplätze der Nonnen und Mönche eingearbeitet waren, um die Enthaltsamkeit und das Keuschheitsgelübde leichter leben zu können. Da die Früchte auch als scharf schmeckendes Gewürz Verwendung fanden, wurde die Wirkung für die Mönche über ihre Speisen verstärkt.

In der modernen Phytotherapie konnte der Mönchspfeffer seine Anerkennung, die er seit der Antike genießt, behaupten. Extrakte aus dieser Heilpflanze sind Bestandteil von Arzneimitteln und anderen Fertigprodukten, die bei verschiedenen Beschwerden in der Frauenheilkunde eine wesentliche Rolle spielen.

Mönchspfeffer © Ernst Frühmann

Mönchspfeffer © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Zur Anwendung kommen meist fertige Arzneimittel, die einen wässrig-alkoholischen Extrakt aus den zerkleinerten Früchten beinhalten, der als Flüssig- oder Trockenextrakt vorliegt. Die Tagesdosis liegt bei etwa 30 – 40 mg Droge; in Arzneimitteln gilt als Einzeldosis 4 mg Trockenextrakt. Teezubereitungen sind für die Behandlung folgender Beschwerden und Erkrankungen nicht geeignet.

Extrakte werden verordnet bei zeitlich unregelmäßigen Monatsblutungen, die als sekundäre Amenorrhoe, Polymenorrhoe oder Oligomenorrhoe bezeichnet werden und unter dem Begriff Regeltempoanomalien oder Rhythmusstörungen der Regelblutungen zusammengefasst sind.

Ein weiteres Anwendungsgebiet sind die sogenannten prämenstruellen Beschwerden (PMS), die sich mit erhöhter Nervosität und Reizbarkeit, Stimmungsveränderungen, Kopfschmerzen oder Spannungsgefühl in den Brüsten ausdrücken können.

Damit ist die Mastodynie – Spannungsschmerz in den Brüsten – ein Indikationsgebiet, das dann gut mit Mönchspfeffer behandelt werden kann, wenn sie mit einem erhöhten Prolaktinspiegel einhergeht.

Die Entscheidung für die Gabe von Extrakten aus dem Mönchspfeffer sollte durch einen Arzt erfolgen. Meist wird eine regelmäßige Einnahme über mehrere Wochen empfohlen.

Nebenwirkungen:

Selten treten Überempfindlichkeitsreaktionen, Verdauungsstörungen, Erbrechen, Mundtrockenheit, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Akne und Juckreiz zu Beginn der Behandlung auf.

Gegenanzeigen:

Bei einer Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder gegen einen der sonstigen Bestandteile.

Beim Auftreten von Hautausschlägen und Juckreiz muss die Behandlung abgebrochen werden.

Bei Hypophysentumoren oder Mammakarzinom sollen Extrakte nicht zur Anwendung kommen.

Während der Pubertät, der Schwangerschaft und der Stillzeit sollte auf Mönchspfefferpräparate verzichtet werden.

Mönchspfeffer © Ernst Frühmann

Mönchspfeffer © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

 Der Mönchspfeffer ist eine Heilpflanze, die schon in der Antike als Heilmittel überaus geschätzt wurde, die einigen Göttern der Griechen zugeordnet war aber auch das Symbol der Keuschheit darstellte.

Einige Wirkstoffe in der Heilpflanze sind Grundlage für wirksame Extrakte und Fertigprodukte, die in der Frauenheilkunde wertvolle Arzneimittel zur Senkung des Prolaktinspiegels darstellen und vorwiegend beim prämenstruellen Syndrom, bei Mastodynie und Regeltempoanomalien zum Einsatz kommen.

In der Homöopathie ist Vitex agnus castus häufig in Komplexmitteln zu finden und gilt als Potenz steigernd.

Bittere Schleifenblume

Bittere Schleifenblume  © Ernst Frühmann

Die Heilpflanze hat in der Bevölkerung auch die Bezeichnung Bauernsenf und ist in der Natur in Mitteleuropa praktisch nicht zu finden; ihr Vorkommen ist auch in Deutschland stark gefährdet.

Ähnliche Arten werden aber sehr häufig auch bei uns in den Gärten gezogen. Diese Arten gehören zur Art der Iberis umbellata; diese sind im Vergleich zur Heilpflanze wirkungslos.

Im Heimatland Spanien, das der Bitteren Schleifenblume den Namen gab, spielt die Heilpflanze in der Phytotherapie keine Rolle mehr. Auch im benachbarten Frankreich, in dem Heilpflanzen einen hohen Stellenwert besitzen, hat Iberis amara derzeit keine Bedeutung.

Dafür genießt diese Heilpflanze im deutschen Sprachraum hohes Ansehen in der Phytotherapie in Kombination mit anderen Heilpflanzen aber auch in der Homöopathie.

Bittere Schleifenblume  © Ernst Frühmann

Bittere Schleifenblume © Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin

Dank vieler positiver Wirkungen auf den Magen-Darmtrakt sind Extrakte der Bitteren Schleifenblume in der Lage, funktionelle Magen- und Darmbeschwerden wie Reizmagen und Reizdarm, Magenschmerzen, krampfartige Beschwerden, Druck- und Völlegefühl oder Übelkeit rasch zu lindern. Schmerzhafte Blähungen sprechen gut auf die Wirkstoffe der Heilpflanze an und gereizte Schleimhaut im Magen kann durch die Kombination mit anderen Heilpflanzen gut beruhigt werden.

Anwendung in der Homöopathie

In der Homöopathie wird nicht die Frischpflanze für die Zubereitung der Urtinktur verwendet, sondern es werden die Samen mit dem hohen Anteil an Cucurbitacin extrahiert.

Homöopathische Arzneimittel aus Iberis amara dienen der Behandlung von Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen und können zur Stärkung des Herzens nach akuten Erkrankungen oder nach Operationen zur Anwendung kommen.

Nebenwirkungen

Durch die Cucurbitacine kann es zu Schleimhautreizungen im Magen-Darm Trakt oder zu Durchfällen kommen.

Die geringe Toxizität der Pflanze spielt in therapeutischen Dosen keine Rolle.

Bittere Schleifenblume  © Ernst Frühmann

Bittere Schleifenblume © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Bittere Schleifenblume war in der Medizin der Antike für die Griechen und Römer bereits eine Heilpflanze; den Namen Iberis erhielt diese Pflanze vermutlich durch die Heilerfolge in Iberien – dem heutigen Spanien.

Von der Heilpflanze werden heute Frischpflanzen-Extrakte aus den oberirdischen Teilen hergestellt; in der Homöopathie werden Extrakte aus den Samen zur Behandlung von Herzbeschwerden verwendet. Die Pflanzenextrakte wirken krampflösend, entzündungshemmend und regulieren die Motilität im Magen-Darmbereich. Daher können Frischpflanzenextrakte – oft in Kombination mit anderen Heilpflanzen – bei funktionellen Beschwerden im Magen oder im Darm rasch zur Linderung der Beschwerden beitragen.

Sägepalme

Sägepalme © Ernst Frühmann

Einige Heilpflanzen wurden als Heilmittel gegen die Beschwerden der benignen Prostatahyperplasie = BPH (gutartige Vergrößerung der Vorsteherdrüse bzw. Prostata) versucht; wenige davon haben sich über längere Zeit bewährt. Den Extrakten der Sägepalme, denen das Prinzip der Hemmung der 5-α-Reduktase zugeschrieben wird, wird bis heute jene Wirkung attestiert, die man von einem modernen Prostatamittel erwartet. Damit werden Arzneimittel aus der Sägepalme – oft auch in Kombination mit anderen pflanzlichen Extrakten – erfolgreich zur Behandlung der BPH im Stadium I und II eingesetzt.

Den ursprünglichen Namen Sabal serrulata erhielt die Pflanze nach dem – bei südamerikanischen Eingeborenen gebräuchlichen – Wort Sabal; serrulata (kleine Säge) beschrieb dabei die stacheligen Blattstiele. Den heute üblichen Namen verdankt die Heilpflanze dem amerikanischen Botaniker Sereno Watson, dessen Vorname darin verewigt ist.

Sägepalme © Ernst Frühmann

Sägepalme © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Die Extrakte aus den Früchten der Sägepalme sind seit den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts das Phytotherapeutikum, das auch heute noch als pflanzliches Arzneimittel mit gutem Erfolg bei Miktionsbeschwerden (Störung der Blasenentleerung) bei benigner Prostatahyperplasie im Stadium I + II zur Anwendung kommt. Durch die Gabe dieser Extrakte kommt es zu einem Rückgang der Beschwerden beim Wasserlassen, zur Verbesserung des Harnstrahls durch die Erhöhung des Harnflusses und zur Reduzierung der Bildung von Restharn.

Wichtig ist, dass hier lipophile Extrakte Verwendung finden, damit die für die Wirkung entscheidenden Wirkstoffe im Extrakt vorhanden sind. Fertigprodukte werden mit einem Gehalt von 160 bis 320 mg Extrakt angeboten.

In der Volksmedizin versucht man auch Blasen- und Hodenentzündungen damit zu behandeln.

Teezubereitung: Ist nicht sinnvoll, da fettlösliche Inhaltsstoffe im Tee in zu geringen Mengen vorhanden sind.

Hinweis: Durch die Einnahme dieser Sägepalmenfruchtextrakte werden nur die Beschwerden gemildert, die durch die vergrößerte Prostata auftreten. Es kommt dabei nicht zur Rückbildung von bereits vermehrt vorhandenem Gewebe. 

Sägepalme © Ernst Frühmann

Sägepalme © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Sägepalme hat ihre Heimat in wärmeren Gebieten Nord-Amerikas. Seit den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts werden aus den Früchten lipophile Extrakte hergestellt; diese führen zu einer Hemmung der 5-α-Reduktase und damit wird die verstärkte Bildung von Prostata-Gewebe verhindert. Die Beschwerden, die bei der benignen Prostata-Hyperplasie im Stadium I und II auftreten – Probleme beim Wasserlassen, reduzierter Harnstrahl und Bildung von Restharn – werden gebessert. Teezubereitungen sind nicht sinnvoll, da der Anteil von fettlöslichen (lipophilen) Wirkstoffen im Tee zu gering ist.

Meerrettich oder Kren

Meerrettich © Ernst Frühmann

In den letzten Jahren wird wieder verstärkt nach Heilpflanzen gesucht, die eine antibiotikaähnliche Wirkung entfalten. Inhaltsstoffe des Meerrettichs haben diese Eigenschaften. Deshalb wird der Meerrettich in Deutschland auch immer wieder als „bayerisches Penicillin“ bezeichnet.

Diese Wirkstoffe werden dann besonders spürbar, wenn Wurzeln geschnitten oder gerissen (gerieben) werden und dadurch jene Enzyme frei werden, die die beißend riechenden Scharfstoffe freisetzen, die Augen zu Tränen reizen oder beim Verkosten von Kren „in die Nase stechen“.

Meerrettich © Ernst Frühmann

Meerrettich © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Die Tagesdosis für einen Erwachsenen liegt zwischen 10 und 25 g der frischen Wurzel. Die Empfehlung liegt im Bereich von 20 g täglich bei innerlicher Einnahme. Entweder kann frischer Kren eingenommen werden, Frischpflanzensaft oder Arzneimittel mit einem Anteil von 80 mg Meerrettichwurzelpulver kombiniert mit Kapuzinerkressenkrautpulver. Bei äußerlicher Anwendung sollten die Zubereitungen nicht über 2 % Senföle enthalten, damit es nicht zu überschießenden Hautreizungen kommt.

Innerlich können Meerrettich-Zubereitungen bei größeren Kindern und Erwachsenen zur Behandlung von Katarrhen der Luftwege oder als unterstützende Therapie bei der Behandlung von Infektionen der ableitenden Harnwege eingesetzt werden. Bei Muskelschmerzen kann die hyperämisierende Wirkung von Senfölzubereitungen mit einem Gehalt von maximal 2 % genützt werden.

Nebenwirkungen:

Wegen der hautreizenden Eigenschaften sollte eine Anwendung nicht länger als 4 – 6 Wochen dauern. Bei hoher Dosierung werden Wechselwirkungen mit der Schilddrüse diskutiert.

Gegenanzeigen:

Bei Magen- oder Darmgeschwüren, entzündlichen Darmerkrankungen und Entzündungen der Nieren.

Kinder unter 4 Jahren sollen Meerrettich nicht anwenden.

Meerrettich – Kren in der Küche

Wer erinnert sich nicht bei Kren an das Essen zu Ostern mit dem Osterschinken; oder ganz einfach an den Würstelstand mit knackigen Würsten und Kren. Zu vielen Speisen gehört Kren: z.B. Tafelspitz mit Apfel- oder Semmelkren. Weitere Leckerbissen sind Sahnemeerrettich zu Lachs oder Kren mit Preiselbeeren zu Wild. Das sind nur einige Beispiele, die Lust auf Kren/Meerrettich in der Küche machen sollen.

Meerrettich © Ernst Frühmann

Meerrettich © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Der Meerrettich ist eine seit der Antike angewendete Heilpflanze, wird aber auch in der Küche seit vielen Jahrhunderten zur Verfeinerung so mancher Speisen und als Verdauungshilfe eingesetzt.

Die Wurzel der Heilpflanze kann frisch zur Anwendung kommen, ist als Frischpflanzensaft einsetzbar oder kann innerlich und äußerlich als Extrakt verabreicht werden. Die Inhaltsstoffe wirken antimikrobiell, antioxidativ, krampflösend, appetitanregend und verdauungsfördernd. Als Indikationen sind Harnwegsinfekte und Katarrhe der Luftwege anerkannt.

Bruchkraut

Bruchkraut © Ernst Frühmann

Vom Bruchkraut werden in der Alpenflora drei Arten ausgewiesen; neben dem Alpen-Bruchkraut findet man in der Natur jene zwei Arten – das Kahle Bruchkraut und das Behaarte Bruchkraut –, die in der Medizin als Heilpflanzen Bedeutung erlangt haben und zur Anwendung kommen.

Sowohl der deutsche als auch der lateinische Name führen zur ursprünglichen Verwendung dieser Heilpflanze. Bruchkraut zeigt auf die Verwendung bei Brüchen wie z.B. Leistenbruch, und kahl auf die fehlende Behaarung des Stängels und der Blätter. Die lateinische Bezeichnung Herniaria hat das Wort hernia in sich, das für den Leistenbruch steht, bei dem es zu einem Riss bzw. Bruch des Gewebes und Austritt der Eingeweide kommt.

In der Natur wird das Bruchkraut sehr leicht übersehen, da es eher wie ein zarter, unscheinbarer „Bodendecker“ wirkt.

Als Synonyme für das Bruchkraut wurden Namen wie Harnkraut, Jungfernkraut, Tausendkorn oder Kuckucksseife – wegen des Aufschäumens im Wasser – verwendet.

Bruchkraut © Ernst Frühmann

Bruchkraut © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Obwohl im Österreichischen Arzneibuch das Bruchkraut ein wesentlicher Bestandteil in der Kombination mit den Birkenblättern und den Bärentraubenblättern in den Species urologicae (dem Blasentee) ist, fehlt dem Bruchkraut derzeit noch die wissenschaftliche Anerkennung seiner Wirksamkeit.

Das Bruchkraut kommt heute dank seiner krampflösenden Eigenschaften als Antispasmodikum bei Harnwegserkrankungen (bei Blasentenesmen) zur Anwendung. Da aber auch wassertreibende Wirkungen durch die Saponine und Flavonoide gegeben sind, ist das Bruchkraut auch zur unterstützenden Behandlung von Entzündungen der Harnröhre (Urethritis) oder der Harnblase (chronische Zystitis) geeignet.

In der Volksmedizin wird das Bruchkraut als Mittel zur Verhinderung von Steinbildungen eingesetzt, aber auch bei Atemwegserkrankungen und „Blutreinigungstees“ zur Stoffwechselumstellung gegeben.

 

Teezubereitung: 1,5 Gramm Droge werden mit 150 ml kaltem Wasser übergossen, zum Kochen erhitzt und nach fünf Minuten abgeseiht; davon werden 2 bis 3 Tassen täglich getrunken.

Bruchkraut © Ernst Frühmann

Bruchkraut © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Das Bruchkraut hat seit rund 500 Jahren seinen Namen und wurde in dieser Zeit bei Bruchleiden eingesetzt. Seit dem 20. Jahrhundert werden das Kahle und das Behaarte Bruchkraut zur Behandlung verschiedener Harnwegserkrankungen verwendet.

Obwohl derzeit dieser Heilpflanze die wissenschaftliche Anerkennung fehlt, gilt das Bruchkraut als gutes Mittel zur unterstützenden Behandlung von Entzündungen der ableitenden Harnorgane und deren krampfartigen Beschwerden.

Bei der Teezubereitung wird das Bruchkraut oft auch mit anderen Heilpflanzen kombiniert – wie im Arzneibuch als Blasentee mit Birkenblättern und Bärentraubenblättern.

Saat-Hafer

Saat-Hafer © Ernst Frühmann

Der Saat-Hafer (auch Echter oder Weißer Hafer genannt) ist in erster Linie ein sehr wertvolles Nahrungsmittel, das zunächst in seinen Wildformen in anderen Getreidefeldern zu finden war; aus verschiedenen Wildformen – wie z.B. Avena fatua (Flughafer), A. sterilis (Tauber Hafer) und A. barbata (Barthafer) – wurden Kulturformen gezogen, die von Mitteleuropa bis Nordeuropa seit nunmehr über 2000 Jahren wegen ihrer gesundheitsfördernden Eigenschaften als Grundlage für Cerealien angebaut werden.

Der Hafer findet aber auch seit Jahrhunderten als Arzneimittel in der Volksmedizin und Homöopathie Verwendung. Wenn sich der Hafer in punkto Bekanntheit mit anderen wichtigen Heilpflanzen sicher nicht messen kann, wurde er auch deshalb von der Kommission der Universität in Würzburg zur Arzneipflanze 2017 gekürt, um damit zu zeigen, dass Heilpflanzen und wertvolle Nahrungsmittel ihren Anteil zur Gesundheit beitragen können.

Der Hafer steht uns in drei Formen als Heilmittel zur Verfügung: als Haferstroh (Avenae stramentum), als Kraut (Avenae herba) und als Korn (Avenae fructus), das als Nahrungs- und Heilmittel bedeutend ist.

Saat-Hafer © Doz. R. Länger

Saat-Hafer © Doz. R. Länger

Medizinische und Volksmedizinische Anwendung

Prinzipiell muss man festhalten, dass es zur wissenschaftlichen Anerkennung der positiven Erfahrungen, die mit verschiedenen Produkten aus dem Hafer gewonnen wurden, weiterführende Studien benötigt.

Für das Kraut (Avenae herba) gibt es gute Erfahrungen zu Tee- oder Extrakt-Anwendungen bei nervöser Erschöpfung, Schlaflosigkeit und Nervenschwäche, als Aufbau- oder Kräftigungsmittel und zur Senkung erhöhter Cholesterinwerte. In Kombination mit Brennnesselkraut und anderen Antidyskratika soll es sogar den Harnsäurespiegel bei Durchspülungstherapien senken und daher bei Gicht, Rheuma und Stoffwechselerkrankungen einsetzbar sein.

Ermutigend sind die Erfahrungen, die mit hohen Anteilen an Beta-Glucanen in verschiedenen Fertigprodukten gemacht wurden; ihr Anteil von 4,5% in Haferflocken oder 8% in Haferkleie führt zur Senkung von Cholesterin und Blutzuckerspiegel und lässt für manche Autoren den Schluss zu, dass damit gerade bei Patienten mit Diabetes Typ2, ein Gefäßschutz und eine Vorbeugung von Herz- Kreislauferkrankungen erreicht werden kann.

Den löslichen Ballaststoffen spricht man im Verdauungstrakt reizmildernde Wirkungen zu, den unlöslichen Ballaststoffen eine Regulierung der Verdauungstätigkeit und damit eine Verbesserung der Verdauungsfunktion. Es gibt auch Berichte, dass Hafer als Bestandteil der Ernährung bei Zöliakie in geeigneter Dosierung vom Körper toleriert wird.

Positive Berichte gibt es auch zum Thema Hauterkrankungen. Auch hier können verschiedene reizmildernde Eigenschaften genützt werden und damit entzündliche oder seborrhoische Hauterkrankungen oder Juckreiz in Bädern mit Extrakten aus Haferstroh behandelt werden.

Homöopathische oder Anthroposophische Arzneimittel nützen ebenfalls den Hafer als beruhigende Komponente in Beruhigungs- oder Schlafmitteln.

Teezubereitung: 3,0 Gramm Droge (ein gehäufter Esslöffel Haferkraut) werden mit 250 ml kochendem Wasser übergossen, man lässt auf Zimmertemperatur abkühlen und seiht dann ab; nach Möglichkeit ungesüßt über den Tag verteilt und vor dem Schlafengehen 1 Tasse trinken.

Saat-Hafer © Doz. R. Länger

Saat-Hafer © Doz. R. Länger

Zusammenfassung

Der Hafer zählt zwar nicht zu den heute bekanntesten Heilpflanzen, er ist aber dank seiner Wirkungen ein seit Jahrhunderten geschätztes Heilmittel und zusätzlich ein sehr gutes Nahrungsmittel, das durch seine Inhaltsstoffe gesundheitsfördernd wirkt.

Wir kennen Berichte über erfolgreiche Behandlungen von Hauterkrankungen, bei Schlafstörungen, zur Kräftigung des Körpers, bei Problemen im Verdauungstrakt, bei Stoffwechselerkrankungen und anderen krankhaften Störungen.

Wenn es gelingt, die positiven Berichte durch wissenschaftlich fundierte Ergebnisse zu bestätigen, trägt der Hafer mit Berechtigung das Prädikat: Arzneipflanze des Jahres 2017

Gänseblümchen

Gänseblümchen © Ernst Frühmann

Diese Heilpflanze hat den Schwerpunkt ihrer Anwendung eher in der Homöopathie. Neben ihrer Verwendung in der Volksmedizin werden die Gänseblümchen heute sehr oft als dekoratives Element in der Küche eingesetzt.

Der Name leitet sich vom lateinischen Wort bellus ab, das hübsch und schön bedeutet. Der Beiname perennis bringt zum Ausdruck, dass die Pflanze ausdauernd über weite Teile eines Jahres blüht. Der deutsche Name bezieht sich wohl auf seinen Standort, der sich in vergangenen Zeiten mit den Weideplätzen der Gänse deckte.

Einer der bekanntesten weiteren Namen sind Maßlieb oder Maßliebchen. Es wird aber auch als Augenblümchen, Marienblümchen, Morgenblume, Regenblume oder als Tausendschön bezeichnet.

Gänseblümchen © Ernst Frühmann

Gänseblümchen © Ernst Frühmann

Anwendung in der Medizin

Derzeit gibt es über das Gänseblümchen keine wissenschaftlich anerkannten Studien und damit auch keine Anerkennung der Schulmedizin für die in der Volksmedizin festgestellten Heilwirkungen.

Die Volksmedizin setzt das Gänseblümchen bei verschiedenen Erkrankungen und Befindlichkeitsstörungen ein; man kennt es als Blutreinigungsmittel, verwendet es zur Anregung des Appetits oder des Stoffwechsels und setzt es bei Beschwerden im Magen ein oder als Galle- und Lebermittel.

Als besonders heilkräftig gilt das Gänseblümchen bei Hauterkrankungen oder Verletzungen; als Wundheilmittel wird es in der Volksmedizin berühmten Heilpflanzen in der Wundbehandlung – wie Kamille, Arnika, Ringelblume oder Schafgarbe – gleichgestellt. Ebenso kommt es bei Verrenkungen oder Verstauchungen und bei Quetschungen zur Anwendung.

Weitere Anwendungsgebiete sind Brust- und Halsbeschwerden durch seine entzündungshemmenden und Auswurf fördernden Eigenschaften.

Zubereitung von Tee

Zwei Teelöffel der Droge (getrocknete Blätter und Blüten) werden mit 250 Milliliter kochendem Wasser übergossen; man lässt 10 Minuten ziehen und seiht dann ab.

Dieser Tee kann innerlich und äußerlich angewendet werden; bei äußerlicher Anwendung hat sich auch die Kombination mit Ackerstiefmütterchen im Kaltansatz über 8 bis 10 Stunden bewährt.

Anwendung in der Homöopathie

Zur Bereitung der homöopathischen Urtinktur werden die frischen, blühenden oberirdischen Teile des Gänseblümchens verarbeitet. Zur innerlichen Anwendung kommen meist flüssige Arzneimittel als Dilution, aber auch als Tabletten jeweils von D2 bis D6; auch Bellis perennis extern wird zur äußerlichen Behandlung verwendet.

Nach der homöopathischen Lehre sprechen Gefäße, Muskeln, Haut beziehungsweise Mundschleimhaut, Bronchien, aber auch der Magen- Darmtrakt auf Bellis perennis an. Dabei können der Wundheits- oder Zerschlagenheitsschmerz nach Traumen, Hämatome, Quetschungen und ähnliche Verletzungen behandelt werden; es ist aber auch die Anwendung bei Ekzemen, Gastroenteritis, Myalgien bei Rheumatismus und Überanstrengung oder Kreuzschmerzen denkbar.

Verwendung in der Küche

Es entspricht dem Zeitgeist in der Küche, dass vermehrt Heilpflanzen in den Speisen wegen ihrer Heilwirkung oder eben nur zur Dekoration mitverwertet werden. Wenn man an die vielen Möglichkeiten denkt, bei denen man Gänseblümchen dekorativ einsetzen kann, dann wird man sich schon öfter um die zarten Heilpflanzen bücken müssen.

Ein altes Rezept taucht in verschiedenen Varianten als „Neunkräutersuppe“ in der Literatur auf. Da es sich um eine Suppe handelt, die am Gründonnerstag gegessen werden soll, ist es verständlich, dass die neun Kräuter, die verarbeitet werden, nicht immer und überall ident sind. Da Ostern ein bewegliches Fest ist, wandert der Gründonnerstag zwischen 20. März und 22. April. Daher ist der Vegetationszustand durch Zeit und Höhenlage äußerst unterschiedlich.

Wenn möglich sollten in dieser Suppe auch Brennnessel, Gundelrebe, Giersch, Knoblauchrauke, Löwenzahn, Scharbockskraut, Vogelmiere oder Bärlauch nicht fehlen.

Gänseblümchen © Ernst Frühmann

Gänseblümchen © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Das Gänseblümchen ist die Heilpflanze des Jahres 2017 und rückte damit auch stärker in den Fokus bei der Betrachtung seiner Stärken.

Über viele Monate des Jahres begleitet uns diese Heilpflanze am Wegesrand oder in den Grünflächen. Ihre Stärke liegt in der Vielfalt ihrer Verwendung in der Volksmedizin und in der Homöopathie bei verschiedenen Erkrankungen an unterschiedlichen Organen; zusätzlich ist das Gänseblümchen ein fester Bestandteil bei Speisen der grünen Küche.

Gewürznelke

Gewürznelke © Ernst Frühmann

Die Gewürznelke wird in der Medizin Asiens seit Jahrtausenden als Arznei eingesetzt; sie ist aber im tropischen Raum auch eine alte Gewürzpflanze, die die Speisen aromatisch würzt und gleichzeitig die Bekömmlichkeit erhöht. Bis vor etwa zweihundert Jahren waren die Gewürznelken durch das Monopol bestimmter Europäer für weite Bevölkerungsschichten in Europa unerschwinglich. Heute ist dies kein Thema mehr, doch werden Gewürznelken in stark wechselnder Qualität angeboten.

Die Ernte und Trocknung sind sehr aufwändig. Von einem Baum können ungefähr 3 – 4 kg Blütenknospen geerntet werden; das sind etwa 14.000 Blütenknospen, die nach der Trocknung bei einem durchschnittlichen Gewicht von 70 mg pro „Gewürznagerl“ ein Kilogramm Gewürznelken ergeben. Schon aus dieser Sicht ist dieses Gewürz etwas Besonderes, und daher auch in der heutigen Zeit immer noch ein Gewürz mit exotischem Charakter, das dank seines durchdringenden Geschmacks, vorsichtig zu dosieren ist.

Gewürznelke © Ernst Frühmann

Gewürznelke © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Das Nelkenöl, von dem 150 ml aus 1 kg Gewürznelken gewonnen werden, wurde wegen seiner guten antiseptischen und schmerzstillenden Eigenschaften in der Zahnheilkunde als Zusatz zu Wurzelkanalfüllungen verwendet. Heute kommt es vorwiegend noch als Bestandteil in Mundwässern (1 – 5 %-ig) bei entzündlichen Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut zur Anwendung.

In der Volksmedizin kaut man die Gewürznelken bei üblem Mundgeruch, gibt sie zur Behandlung dyspeptischer Beschwerden und verwendet das Öl zur Behandlung von Brechreiz oder bei schmerzenden Zähnen. Alkoholische Zubereitungen dienen äußerlich der Behandlung von Muskelschmerzen oder von rheumatischen Beschwerden. 10 %-ige Salbenzubereitungen sollen Mückenstiche verhindern.

In der Ayurvedamedizin Indiens und Ceylons haben Gewürznelken auch heute noch einen therapeutischen Wert. Durch den bitter-scharfen Geschmack wird Kapha und durch die kühlende Wirkung Pitta reduziert. Sie werden als auswurfförderndes Mittel bei Husten und als schleimbildendes Mittel bei trockenem Husten eingesetzt, verringern Entzündungen der Schleimhäute und bessern Halsschmerzen, helfen bei Verdauungsbeschwerden, Appetitlosigkeit, Blähungen, Übelkeit, Mundgeruch und auch bei Kopf- und Zahnschmerzen.

Nebenwirkungen: Hohe Konzentrationen des ätherischen Öles können zu Entzündungen der Haut führen.

Gewürznelken als Gewürz

Große Bedeutung haben Gewürznelken als Gewürz in den meisten Küchen unserer Erde. Gewürznelken finden wir in den verschiedenartigsten Gewürzmischungen, wie im Currypulver und vielen anderen Mischungen, sie eignen sich zum Würzen von süßen Speisen, Reisgerichten, Gemüse, Fruchtzubereitungen, Wurstwaren, zum Aromatisieren von Likören und auch von Lebkuchen oder Weihnachtsgebäck. In Getränken wie z.B. im Punsch oder Glühwein oder der Feuerzangenbowle sind Gewürznelken Teil des aromatischen Geschmacks.

Der Geschmack wird von vielen Menschen sehr geschätzt und als würzig und brennend bezeichnet, der Duft als charakteristisch, warm und würzig-süß beschrieben.

Gewürznelke © Ernst Frühmann

Gewürznelke © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Gewürznelken sind seit Jahrtausenden Grundstoffe für Arzneimittel in der Ayurveda-Medizin, aber auch begehrte Gewürze für viele Speisen. Die Bäume gedeihen im feucht-warmen Gürtel unserer Erde. z.B. in Indien u.a. Ländern und liefern Gewürznelken von unterschiedlicher Qualität.

Das ätherische Öl und die Flavonoide sind der bestimmende Faktor für die medizinische Verwendung.

In der Medizin dienen die Gewürznelken zur Unterstützung der Verdauung und in früheren Zeiten auch in der Zahnheilkunde; als Gewürz sind sie in den unterschiedlichsten Speisen – Süß-, Gemüse-, Obst- oder Fleischspeisen – verwendbar.

Wunderbaum

Wunderbaum © Ernst Frühmann

Dieses Gewächs, das in unseren Breiten mannshoch ist, gehört zur Familie der Wolfsmilchgewächse und ist eine Giftpflanze, die wegen ihres attraktiven Aussehens gerne als Zierpflanze verwendet wird. Ihre Samen enthalten einerseits das abführend wirksame Öl, aber auch das ungemein starke Gift Ricin.

Die lateinische Bezeichnung ricinus bedeutet Zecke oder Holzbock. Ob diese Pflanze wegen der wunderschönen Zeichnung der Samen, die zusätzlich durch das Anhängsel käferähnliches Aussehen haben, diesen Namen erhalten hat, ist möglich, aber nicht gesichert.

Nicht nur der Wunderbaum, sondern auch der Weihnachtsstern und der Croton gehören zur Familie der Wolfsmilchgewächse; alle sind beliebte Zierpflanzen in unseren Gärten und Wohnzimmern.

Wunderbaum © Ernst Frühmann

Wunderbaum © Ernst Frühmann

Inhaltsstoffe und Wirkungen

Das fette Öl aus dem Samen des Wunderbaumes ist die Grundlage für die medizinische Verwendung der Rizinussamen. Außer dem Rizinusöl, das eine höhere Dichte und Viskosität besitzt als andere Öle, findet man in den Samen auch Alkaloide wie das Ricinin und Proteine – das sind Eiweißverbindungen – zu denen auch das überaus giftige Ricin aus der Gruppe der hochtoxischen Lectine gehört.

Das Rizinusöl wird aus den gereinigten und geschälten Samen für medizinische Zwecke durch Kaltpressung gewonnen. Dieses Öl muß anschließend entschleimt und entsäuert werden; wichtig ist die folgende Behandlung mit Wasserdampf, die ein Ricin-freies Öl garantiert.

Dieses medizinische Rizinusöl dient als Abführmittel in einer Dosis von maximal zwei Eßlöffel (= 30 ml) für Erwachsene. Eine höhere Dosis ist wertlos, da der menschliche Körper nicht in der Lage ist, während der Darmpassage mehr Ricinolsäure, die die abführende Wirkung erzeugt, aus dem Öl herauszulösen. Bei einer nicht funktionierenden Fettverdauung ist Rizinusöl als Abführmittel praktisch unwirksam.

Rizinusöl findet aber auch in Augentropfen, Salbenpräparaten, als Ohrentropfen oder als Grundlage in öligen Injektionspräparaten Verwendung. Auch in kosmetischen Produkten, Haarölen u.a. entfaltet Rizinusöl seinen günstigen Einfluß auf die Haut.

In der Schwangerschaft darf Rizinusöl als Abführmittel nicht eingenommen werden. Von einer längeren Einnahme ist ebenfalls abzuraten; Herzpatienten, die Arzneimittel aus Digitalis = Fingerhut einnehmen, sollten bei der Einnahme von Rizinusöl auf ihren Kaliumspiegel achten.

Der Preßkuchen aus den Rizinussamen dient wegen seines hohen Eiweißanteiles nach der Wasserdampfbehandlung als Dünge- oder Futtermittel. Vor der Behandlung mit Wasserdampf diente früher der Preßkuchen als Mäuse- und Rattengift.

In den Tropen wurde der Baum auch zur Abwehr gegen Moskitos angepflanzt; ebenso lassen sich die lästigen Termiten durch ihn vertreiben.

In der Volksmedizin kommen auch Rizinussamen oder deren Zubereitung zur Anwendung. Behandelt wurden Kopfschmerz, Hauterkrankungen, Furunkel, Geschwüre und Ohrenschmerzen.

In Nepal nehmen Frauen eine Woche nach Menstruationsbeginn eine Woche lang je einen Rizinussamen pro Tag als empfängnisverhütendes Mittel.

 

Giftwirkung und unerwünschte Wirkungen

Neben dem äußerst stark giftigen Ricin, kommen in den Samen Glykoproteine mit allergener Wirkung vor. Der Gehalt an Ricin schwankt zwischen 0,1 und 0,7 %. Daher ist es auch verständlich, dass es Berichte gibt, in denen schwere Vergiftungsfälle nach dem Genuß von nur zwei Samen beschrieben werden. Es gibt aber auch Meldungen, dass Menschen, die 20 oder mehr von diesen haselnussartig schmeckenden Samen zu sich genommen hatten, noch gerettet werden konnten. Entscheidend für die Giftaufnahme ist auch, wie sehr die Samen bei der Einnahme gekaut oder zerkleinert werden.

Die durchschnittliche Menge an Ricin liegt in einem Samen bei etwas mehr als 1 Milligramm. Anhand von Tierversuchen muss man annehmen, dass bereits ein Viertel dieser Menge bei parenteraler Gabe (Ricin als Reinsubstanz in einer Injektion) tödlich ist.

Ein aufsehenerregender Mord, der angeblich mit Ricin – in einer Menge von maximal 250 Mikrogramm – begangen wurde, ist ebenfalls in der Literatur beschrieben.

Ricin ist ein Gift, das durch die eiweißspaltenden Enzyme im Magen-Darmtrakt nicht zerstört wird, und auch das Einfrieren schwächt seine Giftwirkung nicht. Nur die Behandlung mit Hitze schafft Ricin-Freiheit. Neben diesem Gift sind aber auch noch Substanzen im Rizinussamen, die allergenes Potenzial besitzen.

Die Giftwirkung auf den Körper äußert sich in Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, schmerzhaftem Stuhldrang bis hin zu blutigen Durchfällen. Der Kreislauf wird durch Blutdruckabfall schwer belastet. Aber auch die Nieren können ihre Tätigkeit weitgehend einschränken, die fehlende Harnausscheidung kann durch Harnvergiftung zum Tod führen.

Die Behandlung einer Ricin-Vergiftung muss im Krankenhaus erfolgen. Zunächst muss dafür gesorgt werden, die toxischen Stoffe aus dem Magen-Darm-Trakt durch Magenspülung und Abführmittel zu entfernen. Aktivkohle und Schleime sollen dabei neutralisierend wirken.

Weiters muss der Kreislauf kontrolliert bzw. gestützt, auf den Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushalt geachtet und die Nierenfunktion genau beobachtet werden.

Diese schwerwiegenden gesundheitlichen Probleme kann man sich ersparen, wenn man sich informiert und diese Information aus der Hand geschulter, verantwortungsbewußter Fachkräfte bezieht.

Wunderbaum © Ernst Frühmann

Wunderbaum © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Der Wunderbaum zählt durch seine Giftsubstanz Ricin sicher zu den überaus gefährlichen Giftpflanzen – mit einer der stärksten natürlichen Giftsubstanzen, die bekannt sind. Es kommt auch auf Grund der verlockend aussehenden Samen mit haselnussähnlichem Geschmack recht häufig zu Vergiftungen, die bei rechtzeitiger Behandlung glücklicherweise meist nicht tödlich enden.

Das medizinisch verwendete Rizinusöl enthält selbstverständlich kein Ricin und kommt bei Erwachsenen in einer Dosierung von 1 bis 2 Esslöffel als Abführmittel zur Anwendung.

Alant

Alant © Ernst Frühmann

Am Beginn des vorigen Jahrhunderts war der Alant eine doch recht bedeutende Heilpflanze, die bei verschiedenen Indikationen zur Anwendung kam. Man schätzte sie bei Lungenproblemen, Husten, Magen- und Darmerkrankungen, als galletreibendes und gallebildendes Mittel, man schrieb ihr blutreinigende Effekte zu, hielt sie für wassertreibend, empfahl sie bei Zuckerkrankheit und setzte sie bei verschiedenen Problemen im gynäkologischen Bereich ein.

Heute ist der Alant wohl vorwiegend ein Hustenmittel, das ergänzend mit anderen bekannten hustenwirksamen Drogen zur Anwendung kommt. Die Nebenwirkungen und das Allergiepotenzial – vor 100 Jahren kaum ein Thema – werden heute als bedeutend eingestuft. Schon deshalb steht der Alant im Schatten anderer Heilpflanzen. 

Alant © Ernst Frühmann

Alant © Ernst Frühmann

Anwendung

Der Alant kommt in der Volksmedizin zum Teil auch heute noch als Heilmittel bei Beschwerden im Bereich der Atemwege, des Magen- und Darmtraktes, der Nieren und der ableitenden Harnorgane zum Einsatz.

Wenn man die Wirkung der Alantwurzel nützen will, muss man sich bewusst sein, dass es zu unerwünschten Wirkungen kommen kann. Es ist daher sinnvoll, dass man mit niedriger Dosierung die Verträglichkeit prüft.

Alantwein

Frische, in Scheiben geschnittene Wurzeln werden mit dem Wein angesetzt. Hildegard von Bingen verordnete ihn bei Lungenschwäche und als allgemeines Kräftigungsmittel.

 Zubereitung als Tee

Ein Gramm fein geschnittene Wurzeldroge wird mit 150 ml kochendem Wasser übergossen, man lässt 10 Minuten ziehen, seiht ab und trinkt den Tee als hustenlösendes Mittel 3 – 4 mal täglich. Der Tee kann eventuell mit Honig gesüßt werden.

Auch in einer Mischung kann Alant für den gleichen Zweck eingesetzt werden:

Alantwurzel 20,0
Süßholzwurzel 20,0
Eibischblätter 10,0
Thymiankraut 10,0

Die Mischung wird wie oben zubereitet und angewendet.

Homöopathie

Aus den Wurzeln der frischen, blühenden Alantpflanze wird das Homöopathikum Inula helenium hergestellt, das bei chronischem Husten angewendet wird.

Nebenwirkungen und Allergierisiko

Bei hoher Dosierung der Alantwurzeln kann es zu Magenschmerzen, Erbrechen, Durchfall, Krämpfen, Lähmungserscheinungen oder allergischen Reaktionen kommen.

Die Sesquiterpenlactone der Alantwurzeln reizen die Schleimhäute. Es kommt zu einer Sensibilisierung, aber auch zur Bildung allergischer Kontaktdermatitiden.

Alant © Ernst Frühmann

Alant © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Der Alant ist eine Heilpflanze, die vermutlich schon den Griechen und Römern als Heilpflanze bekannt war. Im Mittelalter war der Alant in der medizinischen Anwendung sehr beliebt, war aber auch im Volksglauben ein Mittel zum Schutz vor Behexung.

Die Vorschriften reichten von Weinzubereitungen, Salben, alkoholischen Extrakten, homöopathischen Zubereitungen bis zur Teebereitung.

Während sich in der Volksmedizin die Bedeutung der Alantwurzel zur Behandlung von Husten, Magen- und Darmproblemen, im Gallen- und Nierenbereich erhalten hat, wird die Anwendung in der Phytotherapie wegen der beträchtlichen Nebenwirkungen nicht empfohlen – aber auch nicht untersagt.

 
 

Heilpflanzen Artikel!

Lehrgang für PKAs

Heilkräuter Coach

Unser Buch