Wunderbaum

Christuspalme

Ricinus communis L.

Dieses Gewächs, das in unseren Breiten mannshoch ist, gehört zur Familie der Wolfsmilchgewächse und ist eine Giftpflanze, die wegen ihres attraktiven Aussehens gerne als Zierpflanze verwendet wird. Ihre Samen enthalten einerseits das abführend wirksame Öl, aber auch das ungemein starke Gift Ricin.

Die lateinische Bezeichnung ricinus bedeutet Zecke oder Holzbock. Ob diese Pflanze wegen der wunderschönen Zeichnung der Samen, die zusätzlich durch das Anhängsel käferähnliches Aussehen haben, diesen Namen erhalten hat, ist möglich, aber nicht gesichert.

Nicht nur der Wunderbaum, sondern auch der Weihnachtsstern und der Croton gehören zur Familie der Wolfsmilchgewächse; alle sind beliebte Zierpflanzen in unseren Gärten und Wohnzimmern.

Wunderbaum © Ernst Frühmann

Wunderbaum © Ernst Frühmann

Inhaltsstoffe und Wirkungen

Das fette Öl aus dem Samen des Wunderbaumes ist die Grundlage für die medizinische Verwendung der Rizinussamen. Außer dem Rizinusöl, das eine höhere Dichte und Viskosität besitzt als andere Öle, findet man in den Samen auch Alkaloide wie das Ricinin und Proteine – das sind Eiweißverbindungen – zu denen auch das überaus giftige Ricin aus der Gruppe der hochtoxischen Lectine gehört.

Das Rizinusöl wird aus den gereinigten und geschälten Samen für medizinische Zwecke durch Kaltpressung gewonnen. Dieses Öl muß anschließend entschleimt und entsäuert werden; wichtig ist die folgende Behandlung mit Wasserdampf, die ein Ricin-freies Öl garantiert.

Dieses medizinische Rizinusöl dient als Abführmittel in einer Dosis von maximal zwei Eßlöffel (= 30 ml) für Erwachsene. Eine höhere Dosis ist wertlos, da der menschliche Körper nicht in der Lage ist, während der Darmpassage mehr Ricinolsäure, die die abführende Wirkung erzeugt, aus dem Öl herauszulösen. Bei einer nicht funktionierenden Fettverdauung ist Rizinusöl als Abführmittel praktisch unwirksam.

Rizinusöl findet aber auch in Augentropfen, Salbenpräparaten, als Ohrentropfen oder als Grundlage in öligen Injektionspräparaten Verwendung. Auch in kosmetischen Produkten, Haarölen u.a. entfaltet Rizinusöl seinen günstigen Einfluß auf die Haut.

In der Schwangerschaft darf Rizinusöl als Abführmittel nicht eingenommen werden. Von einer längeren Einnahme ist ebenfalls abzuraten; Herzpatienten, die Arzneimittel aus Digitalis = Fingerhut einnehmen, sollten bei der Einnahme von Rizinusöl auf ihren Kaliumspiegel achten.

Der Preßkuchen aus den Rizinussamen dient wegen seines hohen Eiweißanteiles nach der Wasserdampfbehandlung als Dünge- oder Futtermittel. Vor der Behandlung mit Wasserdampf diente früher der Preßkuchen als Mäuse- und Rattengift.

In den Tropen wurde der Baum auch zur Abwehr gegen Moskitos angepflanzt; ebenso lassen sich die lästigen Termiten durch ihn vertreiben.

In der Volksmedizin kommen auch Rizinussamen oder deren Zubereitung zur Anwendung. Behandelt wurden Kopfschmerz, Hauterkrankungen, Furunkel, Geschwüre und Ohrenschmerzen.

In Nepal nehmen Frauen eine Woche nach Menstruationsbeginn eine Woche lang je einen Rizinussamen pro Tag als empfängnisverhütendes Mittel.

 

Giftwirkung und unerwünschte Wirkungen

Neben dem äußerst stark giftigen Ricin, kommen in den Samen Glykoproteine mit allergener Wirkung vor. Der Gehalt an Ricin schwankt zwischen 0,1 und 0,7 %. Daher ist es auch verständlich, dass es Berichte gibt, in denen schwere Vergiftungsfälle nach dem Genuß von nur zwei Samen beschrieben werden. Es gibt aber auch Meldungen, dass Menschen, die 20 oder mehr von diesen haselnussartig schmeckenden Samen zu sich genommen hatten, noch gerettet werden konnten. Entscheidend für die Giftaufnahme ist auch, wie sehr die Samen bei der Einnahme gekaut oder zerkleinert werden.

Die durchschnittliche Menge an Ricin liegt in einem Samen bei etwas mehr als 1 Milligramm. Anhand von Tierversuchen muss man annehmen, dass bereits ein Viertel dieser Menge bei parenteraler Gabe (Ricin als Reinsubstanz in einer Injektion) tödlich ist.

Ein aufsehenerregender Mord, der angeblich mit Ricin – in einer Menge von maximal 250 Mikrogramm – begangen wurde, ist ebenfalls in der Literatur beschrieben.

Ricin ist ein Gift, das durch die eiweißspaltenden Enzyme im Magen-Darmtrakt nicht zerstört wird, und auch das Einfrieren schwächt seine Giftwirkung nicht. Nur die Behandlung mit Hitze schafft Ricin-Freiheit. Neben diesem Gift sind aber auch noch Substanzen im Rizinussamen, die allergenes Potenzial besitzen.

Die Giftwirkung auf den Körper äußert sich in Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, schmerzhaftem Stuhldrang bis hin zu blutigen Durchfällen. Der Kreislauf wird durch Blutdruckabfall schwer belastet. Aber auch die Nieren können ihre Tätigkeit weitgehend einschränken, die fehlende Harnausscheidung kann durch Harnvergiftung zum Tod führen.

Die Behandlung einer Ricin-Vergiftung muss im Krankenhaus erfolgen. Zunächst muss dafür gesorgt werden, die toxischen Stoffe aus dem Magen-Darm-Trakt durch Magenspülung und Abführmittel zu entfernen. Aktivkohle und Schleime sollen dabei neutralisierend wirken.

Weiters muss der Kreislauf kontrolliert bzw. gestützt, auf den Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushalt geachtet und die Nierenfunktion genau beobachtet werden.

Diese schwerwiegenden gesundheitlichen Probleme kann man sich ersparen, wenn man sich informiert und diese Information aus der Hand geschulter, verantwortungsbewußter Fachkräfte bezieht.

Wunderbaum © Ernst Frühmann

Wunderbaum © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Der Wunderbaum zählt durch seine Giftsubstanz Ricin sicher zu den überaus gefährlichen Giftpflanzen – mit einer der stärksten natürlichen Giftsubstanzen, die bekannt sind. Es kommt auch auf Grund der verlockend aussehenden Samen mit haselnussähnlichem Geschmack recht häufig zu Vergiftungen, die bei rechtzeitiger Behandlung glücklicherweise meist nicht tödlich enden.

Das medizinisch verwendete Rizinusöl enthält selbstverständlich kein Ricin und kommt bei Erwachsenen in einer Dosierung von 1 bis 2 Esslöffel als Abführmittel zur Anwendung.

 

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