Wilde Karde
Dipsacus fullonum L.
Obwohl diese Heilpflanze seit Jahrtausenden zur Anwendung kommt, ist es verwunderlich, dass wissenschaftliche Erkenntnisse und positive persönliche Erfahrungen so weit in ihrer Beurteilung auseinanderklaffen. Während einerseits Menschen begeistert von der Wirksamkeit der Kardenwurzeltinktur bei Borreliose-Erkrankungen berichten und erfolgreiche Therapien in Büchern (wie z.B. Wolf-Dieter Storl) publizieren, steht dem aus wissenschaftlicher Sicht gar kein positives Ergebnis gegenüber.
Da die Behandlung einer Borreliose-Erkrankung heute immer über eine Therapie mit Antibiotika geführt wird, ist es sicher mutig, eine Entscheidung zugunsten einer Therapie mit Kardentinktur und anderen Methoden, die die körpereigenen Abwehrsysteme unterstützen, zu treffen. Es muss jeder für sich diese Entscheidung auch selbst tragen, denn der Arzt wird sich vermutlich immer für den, aus Studien abgesicherten, Weg entscheiden.
Neben der Frühsommer-Meningoenzephalitis, die durch FSME-Viren ausgelöst wird und von Zecken auf den menschlichen Körper übertragen wird, ist man Mitte der 70er-Jahre im letzten Jahrhundert auf eine weitere durch Zecken ausgelöste Erkrankung gestoßen – die Borreliose bzw. Lyme-Borreliose nach dem Ort der ersten Diagnose dieser Erkrankung in Amerika benannt. Man schätzt, dass ein Drittel bis etwa die Hälfte der Zecken Träger der Borrelia burgdorferi Bakterien (zu den Spirochäten gehörig und von Burgdorfer 1981 entdeckt) sind. Bei einem Zeckenbiss kann es zur Übertragung der Erreger kommen, die nach neueren Erkenntnissen etwa 2 Tage im Bereich des Zeckenbisses verbleiben. Dann erst vermehren sie sich um sich in weiteren Arealen des Körpers einzunisten und führen so zu Folgeerkrankungen. Schätzungen sagen, dass es in Deutschland pro Jahr zu etwa 60.000 Borreliose Erkrankungen kommt – interessanterweise ist die Zahl der in Österreich erkrankten Personen nur um ein Viertel niedriger.
Ein erstes Erkennungszeichen der Erkrankung ist die im Volk „Wanderröte“ (Erythema migrans) bezeichnete ringförmige Rotfärbung um den Zeckenbiss. Folgeerkrankungen können sehr vielfältig sein und sich in der Haut, in den Gelenken oder sogar in den Nerven zeigen.
Die Problematik der komplementären Behandlung mit Kardentinktur liegt darin, dass Komplikationen, die nach einer Infektion auftreten können – aber nicht zwingend sind – nach einer eventuell missglückten Therapie mit Kardentinktur normalerweise mit der üblichen Therapieform nicht mehr gutgemacht werden können.
Medizinische Anwendung
In der Volksmedizin kam die Kardenwurzel äußerlich zur Behandlung bei Warzen, Fisteln und Rhagaden zur Anwendung; als schmerzstillende Mittel bei Gicht und Rheuma verwendete man Einreibungen mit Extrakten aus der Wurzel.
Solange nicht genauere Studien zur Behandlung der Borreliose mit Tinkturen aus der Kardenwurzel vorliegen, ist es ratsam dem Arzt die Diagnose und Therapie zu überlassen. Gegen eine unterstützende Behandlung mit der Kardentinktur wird ein Arzt vermutlich keine Einwände haben. Die Terpene und phenolischen Inhaltsstoffe lassen durchaus erwarten, dass sie Therapien bei Borreliose-Erkrankungen positiv unterstützen können. Dies zeigt sich auch bei einer anderen – chinesischen – Kardenart, die in der Traditionellen Chinesischen Medizin zur Anwendung kommt.
Nebenwirkungen: Bei der Anwendung von Kardenwurzeln kann es zu Hautausschlägen kommen. In seltenen Fällen sind Kreislaufprobleme, Herzrasen, Angstzustände oder Schüttelfrost beobachtet worden.
Teeherstellung: Ein Teelöffel zerkleinerte, getrocknete Wurzeldroge wird mit 150 Milliliter kochendem Wasser übergossen und kurz aufgekocht; man lässt noch 5 Minuten ziehen und seiht dann ab.
Herstellung der Tinktur: Die frisch geerntete und gereinigte Wurzel wird fein zerkleinert; man setzt 100 Gramm dieser Wurzel mit 500 Milliliter 70%-igem Alkohol an und lässt den Ansatz 10 Tage mit gelegentlichem Umschütteln stehen.
Die Dosierungsangaben sind extrem unterschiedlich. Während M. Wood eher eine „homöopathische“ Dosierung von 3 x täglich 3 Tropfen vorschlägt, lautet die Dosierungsempfehlung von WD. Storl 3 x täglich 3 Esslöffel vor den Mahlzeiten (bei einer Therapie mit Kardenwurzeltinktur).
Zusammenfassung
Die Wilde Karde ist eine Heilpflanze, die in weiten Teilen Europas, Asiens und in Nordafrika ihre Heimat hat. Die Wurzel der Karde wird seit über zwei Jahrtausenden zur Herstellung von Heilmitteln verwendet.
Seit dem Auftreten der Borreliose-Erkrankungen sucht man auch nach Heilmitteln aus der Natur zur Bekämpfung dieser Erkrankung.
Derzeit gibt es zwar positive Berichte über erfolgreiche Behandlungen mit Tinkturen aus der Kardenwurzel. Es fehlen aber dazu auch wissenschaftlich gesicherte Studien. Daher ist es ratsam der Therapieempfehlung eines Arztes zu folgen und die Extrakte aus der Karde zusätzlich unterstützend anzuwenden.