Tausendgüldenkraut

Centaurium erythraea Rafn s.l.

Während früher einige Arten vom Tausendgüldenkraut medizinische Verwendung fanden und dies auch in der lateinischen Bezeichnung ausgedrückt wurde, sind nun diese Arten unter dem Begriff „im weiteren Sinn“ (s.l.) zusammengefasst worden. Das erleichtert durchaus das sichere Ansprechen in der Natur. Geblieben sind viele Synonyme in der Verwendung der deutschen Namen, die teilweise auf die Verwendung in der Medizin – wie Fieberkraut oder Bitterkraut – hinweisen. Gleich geblieben sind auch die parallel verwendeten Namen Tausendguldenkraut oder Tausendgüldenkraut im deutschen Sprachraum.

Für Menschen, die gerne ihre Heilpflanzen in der Natur sammeln, ist wichtig zu wissen und zu beachten, dass das Tausendgüldenkraut unter Naturschutz steht!

Ihren Gattungsnamen hat die Heilpflanze wohl aus dem Griechischen. Dioskurides bezeichnete sie als kentaurion to mikron (= kleines Kentaurion). Die Römer nannten sie fel terrae (= Erdgalle) wegen des überaus bitteren Geschmacks. Die Bezeichnung der Art wurde vom griechischen Wort erythraios abgeleitet, das auf die rötliche Farbe der Blüten hinweist.

Tausendgüldenkraut © Ernst Frühmann

Tausendgüldenkraut © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung 

Appetitlosigkeit ist ein Problem, das Kinder und oft auch ältere Menschen besonders betrifft. Mit einer vernünftigen Dosis (einige Teelöffel Tee) sind sicher auch Kinder dazu zu bewegen, diesen bitteren Tee zu trinken oder ein paar Tropfen der bitteren Tinktur einzunehmen.

Das Tausendgüldenkraut kommt alleine oder in Kombination mit anderen Heilpflanzen, die Bitterstoffe oder auch Anteile an ätherischem Öl besitzen, zur Anwendung.

Wenn zu wenig an Verdauungssäften gebildet wird, sind die Bitterstoffe des Tausendgüldenkrautes eine wichtige Maßnahme, damit die Verdauungsabläufe wieder einwandfrei funktionieren und sogenannte funktionelle Beschwerden vermieden werden. Meist gibt es keine organischen Erkrankungen und trotzdem kommt es zu dyspeptischen Beschwerden, Blähungen und Achylie (=das Fehlen von Verdauungssäften). Unterschiedliche Ursachen führen zu dyspeptischen Beschwerden, zu denen Oberbauchbeschwerden wie vorzeitiges Sättigungsgefühl, Völlegefühl nach dem Essen, Aufstoßen, Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen oder Blähungen gehören.

Zusätzlich zur verstärkten Produktion von Speichel und Magensaft wird auch das Gallensystem durch Bitterstoffe aktiviert und dadurch die Verdauung wieder optimiert.

Positive Wirkungen werden auch beschrieben bei Essunlust junger Menschen oder Menschen, die großen nervlichen Belastungen ausgesetzt sind und daher wenig Appetit haben oder durch zu hastiges Essen die Speisen schlecht verdauen.

In der Literatur wird auch ein interessantes Phänomen/Paradoxon beschrieben, das von Ärzten beobachtet wurde: übergewichtige Menschen beginnen nach längerer Einnahme von Tausendgüldenkrauttee ihr Übergewicht abzubauen.

Vorsicht ist geboten bei Personen, die einen Überschuss an Magensäure haben. In diesem Fall sollten keine Bitterstoffe zur Behandlung von Verdauungsproblemen gegeben werden. Bei Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüren sind Bitterstoffe kontraindiziert. Beschwerden, die länger als eine Woche dauern, sind vom Arzt abzuklären!

 

Teezubereitung:

Zwei bis drei Gramm getrocknetes Tausendgüldenkraut werden mit 150 Milliliter kochendem Wasser übergossen; man lässt etwa zehn Minuten ziehen, seiht ab und trinkt den leicht warmen Tee schluckweise.

Als Appetittee wird er ½ Stunde vor dem Essen, als Verdauungstee nach dem Essen getrunken. Der Tee soll nicht gesüßt werden!

Tausendgüldenkraut © Ernst Frühmann

Tausendgüldenkraut © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Das Tausendgüldenkraut zählt zu den reinen Bitterstoffpflanzen. Der Bitterwert sollte mindestens 2000 betragen. Dies wird leichter dadurch erreicht, wenn die Pflanzen zur Zeit der Vollblüte geerntet werden.

Die Heilpflanze wird allein oder in Kombination mit anderen Bitterstoffpflanzen bei Appetitlosigkeit oder beim Symptomenkomplex der dyspeptischen Beschwerden verabreicht, wenn eine Steigerung der Produktion von Verdauungssäften erwünscht ist.

 

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