Schlafbeere (Winterkirsche)
Withania somnifera (L.) Dunal
Die Bedeutung und Bekanntheit der Schlafbeere in der westlichen Medizin war bis vor ein paar Jahrzehnten eher gering. In den letzten Jahren ist diese Heilpflanze aber doch stärker als Heilmittel auch in Europa wahrgenommen worden.
Dies liegt vermutlich daran, dass die Schlafbeere in der Ayurveda-Medizin seit Jahrtausenden zu den besonders wertvollen Arzneimitteln gehört und daher nun auch bei uns einen größeren Bekanntheitsgrad erlangt hat. Wegen seiner vielfältigen Wirksamkeit und vor allem adaptogenen Wirkung (ähnlich wie Ginseng, Taigawurzel oder Rosenwurz) wird die Schlafbeere oft auch als Indischer Ginseng bezeichnet.
Es muss aber festgehalten werden, dass nur in der Schweiz ein Produkt als Arzneimittel registriert ist; alle anderen Produkte sind Nahrungsergänzungsmittel ua.
Blickt man auf den lateinischen Beinamen der Heilpflanze, erkennt man sofort im Wort somnifera die schlafbringende Wirkung dieser Extrakte.
Die indische Bezeichnung der Pflanze kommt aus dem Sanskrit und lautet Asvagandha (auch Ashwagandha) oder Varahakarni; ersteren Namen tragen auch viele Produkte. Die Namen aus dem Sanskrit bedeuten „Geruch des Pferdes“ für Asvagandha, weil die Wurzel diesen Geruch haben soll oder „Die Ohren hat, wie ein Schwein“ für Varahakarni.
Anwendung in der Ayurveda Medizin
In der traditionellen Indischen Medizin gilt die Schlafbeere schon fast als „Allheilmittel“, wenn man die zahlreichen Erkrankungen, die mit Ashwagandha behandelt werden, betrachtet.
Zunächst werden diese adaptogen wirksamen Extrakte zur besseren Bewältigung von Stresssituationen genützt, um die Stresstoleranz zu verbessern und den Widerstand gegen Stressoren zu erhöhen. Weiters nützt man die fertilitätssteigernde Kraft bei Frauen und Männern, oder setzt sie bei Libidoverlust oder als Aphrodisiakum ein. Sie werden aber auch als allgemeines Tonikum bei psychischen Störungen, bei Schlafstörungen, Angst- und Unruhezuständen, Nervosität und allgemeinen Ermüdungserscheinungen angewendet. Ein Einsatzgebiet ist auch die Verzögerung des Alterungsprozesses, als „Verjüngungstonikum“ und Mittel, das gedächtnisfördernd und Intellekt anregend wirkt.
Weitere Anwendungsmöglichkeiten finden Extrakte zur Wundheilung oder Entzündungshemmung bei Hauterkrankungen oder Furunkeln; sie dienen der Stärkung der Abwehrkraft des Körpers, sie wirken antihypotonisch bei niedrigem Blutdruck und haben blutreinigende Eigenschaften.
Im Ayurveda spricht man bei der Schlafbeere von einer Pflanze mit sattvischer Natur; dies drückt aus, dass sie die Ruhe und Klarheit des Geistes fördert, Geist und Körper nährt und die Emotionen ins Gleichgewicht bringt.
Anwendung als Nahrungsergänzungsmittel
Die Studien, die mit Extrakten aus der Wurzel gemacht wurden, zeigen, dass diese bei bestimmten Entzündungen – z.B. von Hautarealen oder auch bei rheumatoider Arthritis – zu einer deutlichen Besserung führen. Die adaptogene Wirkung dieser Extrakte kann dazu genützt werden, Stresssituationen besser zu beherrschen. Die Anwendung bei Erkrankungen, die durch oxidativen Stress oder freie Radikale begünstigt werden, scheint durch die antioxidative Wirkung sinnvoll zu sein. Ein weiteres Einsatzgebiet ergibt sich durch gute Ergebnisse in der antidepressiven Wirkung als Antidepressivum oder wegen der deutlich angstlösenden Wirkung. Da es sich hier aber um Erkrankungen handelt, deren Diagnose und Therapie dem Arzt zustehen, ist eine Rücksprache der Verwendung dieser Extrakte mit den Arzt absolut sinnvoll.
Nebenwirkungen, Gegenanzeigen:
In der empfohlenen Dosierung von 300 – 500 mg Wurzelextrakt pro Tag sollte es keine Nebenwirkungen geben; bei stark erhöhten Dosen kann es zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall kommen.
In der Schwangerschaft, Stillzeit und für Kinder unter 12 Jahren wird von der Einnahme abgeraten; es gibt auch Vermutungen, dass es mit verschiedenen chemischen Verbindungen zu Wechselwirkungen kommen kann: z.B. mit α-Reduktasehemmern (Prostatamittel), mit Schilddrüsen- und Diabetiker-Medikamenten oder Schlafmitteln.
Zusammenfassung
Die Wurzelextrakte der Schlafbeere zählen in der Ayurveda-Medizin zu den bedeutenden Heilmitteln und werden seit Jahrtausenden bei verschieden Erkrankungen angewendet. Einige Anwendungsgebiete – adaptogene, entzündungshemmende, gedächtnisfördernde, angstlösende und antidepressive Wirkungen – wurden nun auch in Studien bestätigt. Derzeit stehen fast nur Nahrungsergänzungsmittel mit Extrakten aus der Wurzel zur Verfügung und kaum zugelassene Arzneimittel.