Lavendel (Echter)
Arzneipflanze des Jahres 2020
Lavandula angustifolia Mill.
Das Wort Lavendel ruft bei den Menschen die unterschiedlichsten Erinnerungen wach. Ein Teil denkt vermutlich gleich an die Pflanze, die seit Jahrhunderten in der Phytotherapie und Aromatherapie wertvolle Hilfe bietet und jetzt als Arzneipflanze des Jahres 2020 im Mittelpunkt des Interesses steht. Bei einem weiteren Teil werden eventuell Urlaubserinnerungen geweckt, wenn der Duft des Lavendels in der Nase zu spüren ist und damit die attraktiven Bilder der Lavendelfelder in der Provence wieder auftauchen. Andere denken beim Duft des Lavendels an bestimmte Parfüms, die vom ätherischen Öl dieser ursprünglichen Mittelmeerpflanze geprägt sind und das eventuell auch von der Oma verwendet wurde. Aber auch die Küche hat den Lavendel mit seinen interessanten Aromen in Speisen, Eis und anderen Gerichten für sich entdeckt.
Bei der Arzneipflanze 2020, dem Echten Lavendel, geht es um eine Art in der Gattung Lavendel, die sich durch ganz charakteristische Inhaltsstoffe im ätherischen Öl von anderen Arten klar unterscheidet.
Die schnell wachsende Art Lavandin (Lavandula intermedia, eine Kreuzung aus Echtem Lavendel und Speiklavendel (L. latifolia), hat wesentliche Anteile an Kampfer im ätherischen Öl und ist damit für medizinische Zwecke weniger geeignet. Weitere Arten sind der Wollige Lavendel und der Schopflavendel, der nun auch oft in Gärtnereien als Zierpflanze angeboten wird.

Echter Lavendel © Ernst Frühmann
Anwendung in der Medizin
Dank der – durch wissenschaftliche Organisationen – anerkannten Wirkungen sind Lavendelblüten beziehungsweise deren Extrakte innerlich zur Besserung leichter Stress- und Erschöpfungssymptome oder bei Unruhezuständen und Einschlafstörungen angezeigt. Neuere Erkenntnisse belegen, dass ätherisches Öl für Unruhezustände bei ängstlicher Verstimmung für Erwachsene empfohlen wird mit dem Vorteil, dass es zu keiner Gewöhnung oder Abhängigkeit kommt. Aber auch funktionelle Oberbauchbeschwerden, wie z. B. Reizmagen, nervöse Darmbeschwerden oder Blähungen können durch Lavendel günstig beeinflusst werden.
Bei funktionellen Kreislaufstörungen kann ein Bad mit Lavendelblütenextrakten sinnvoll sein. Dafür werden 50 bis 60 g Lavendelblüten mit einem Liter Wasser übergossen, zum Sieden erhitzt und nach 10 Minuten abgeseiht; dieser Extrakt wird dem Badewasser für ein Vollbad zugesetzt.
In der Volksmedizin verwendet man Lavendel außer als beruhigendes, nervenstärkendes, krampflösendes Mittel auch in der Wundbehandlung, wie bei schlecht heilenden Wunden oder leichten Verbrennungen, zur Migränebehandlung, aber auch als Lavendelspiritus als Einreibung bei rheumatischen Erkrankungen, wobei hier auch die hautreizende Wirkung genützt wird.
Bei der Dosierung ist zu beachten, dass 1 – 4 Tropfen ätherisches Öl, das sind 20 – 80 Milligramm, als wirkungsvolle Dosis angesehen werden. Daher sind von den Lavendelblüten mit einem Gehalt von 3% ätherischem Öl rund 2,5g als Einzeldosis in einer Zubereitung angezeigt.
Die Aromatherapie nützt das Duftgedächtnis der Menschen. Über Millionen Riechzellen an der Nasenschleimhaut werden Duftinformationen an das Limbische System weiter gegeben. Hier wird der Duft mit Erinnerungen und Emotionen verknüpft, auf die der Körper mit messbaren Ergebnissen reagiert. Lavendelöl wirkt bei gestressten Menschen beruhigend, kann aber auch bei leichten depressiven Verstimmungen belebend wirken, führt also zu einem Ausgleich entgleister Gemütszustände.

Echter Lavendel © Ernst Frühmann
Zusammenfassung
Die Blüten des Echten Lavendel (Arzneipflanze 2020) liefern das zur Therapie verschiedener Erkrankungen notwendige ätherische Öl. Das Öl oder die getrockneten Blüten sind eine wirkungsvolle Hilfe bei Unruhezuständen, Angststörungen, Einschlafstörungen oder funktionellen Oberbauchbeschwerden. Zur Behandlung eignen sich Teezubereitungen, Bäder oder ätherisches Öl sowohl innerlich als auch äußerlich.