Kreuzdorn
Rhamnus catharticus L.
In der Natur Europas stößt man auf zwei Arzneipflanzen aus der Familie der Kreuzdorngewächse, die zu den stark wirksamen Laxantien (Abführmitteln) zählen. Sie wirken wie Aloe, Senna und Rhabarber auf den Dickdarm, beeinflussen die Motilität und Sekretion und haben Anthrachinonglykoside als Wirkstoffe. Während beim Faulbaum die Rinde diese abführend wirksamen Verbindungen enthält, sind es beim Kreuzdorn die reifen Früchte, die zur abführenden Wirkung führen.
Ein dritter Verwandter der Rhamnusarten ist der Amerikanische Faulbaum oder Amerikanische Kreuzdorn (Rhamnus purshiana DC.), dessen Rinde ebenfalls zu den starken Abführmitteln zählt.
Wie für alle Anthranoiddrogen gilt auch für den Kreuzdorn, dass eine kurzfristige Anwendung einzuhalten ist und dass diese Art der Abführmittel in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden dürfen. Bei Kindern unter 12 Jahren sind diese Wirkstoffe ebenso nicht zu verabreichen.
Der Name dieser Heilpflanze leitet sich von zwei griechischen Worten ab; rhamnos wurde von Dioskurides und Theophrast als Bezeichnung für die Kreuzdornarten verwendet. Der Beiname kommt vom Wort kathairein, das reinigen bedeutet und für die purgierende, reinigende Wirkung des Kreuzdorns steht.

Kreuzdorn © Ernst Frühmann
Medizinische Anwendung
Die einzige sinnvolle, kurzfristige Anwendung für die Kreuzdornbeeren ist die Verstopfung (Obstipation) beim erwachsenen Menschen. Dabei sollte nach der individuellen, optimalen Dosierung gesucht werden; diese ist gegeben, wenn mit der Einnahme einer Teezubereitung aus Kreuzdornbeeren in der geringsten erforderlichen Dosierung ein weich geformter Stuhl entsteht. Die Richtdosierung besagt, dass 20 bis 30 Milligramm der Hydroxyanthracenderivate (berechnet als Glucofrangulin) in etwa 8 – 10 Stunden zu dieser Wirkung beim Erwachsenen führen. Nimmt man nun 3 – 5 Gramm der getrockneten Beeren und legt ihnen 4 Prozent Wirkstoff zugrunde, dann wäre die Dosierung deutlich höher; in dieser Dosierung ist eher eingerechnet, dass es beim Tee nur zu einer teilweisen Extraktion der Wirkstoffe bei der Teezubereitung kommt.
Teeherstellung: 3 – 5 Gramm Droge werden mit 150 Milliliter kochendem Wasser übergossen; man lässt etwa 10 Minuten ziehen und seiht dann ab.
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen
Eine überhöhte Dosierung soll vermieden werden, da bereits bei geringen Überschreitungen der optimalen Dosis Nebenwirkungen wie Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall auftreten können.
Die längere Einnahme von Tee-Zubereitungen kann zu reversiblen Pigmenteinlagerungen in der Darmschleimhaut führen. Die längere Anwendung von Tee-Zubereitungen führt zur Störung des Wasser- und Mineralstoffhaushalts (besonders auch von Kalium) und ist daher zu vermeiden! Bei niedrigem Kaliumspiegel ist auf Wechselwirkungen mit anderen Arzneistoffen zu achten!
In der Stillzeit sollen Zubereitungen nicht eingenommen werden, da Anthrachinon-Derivate zum Teil in die Muttermilch übergehen.
Die Anwendung von Kreuzdornbeeren-Zubereitungen ist nicht angezeigt bei Darmverschluss, Entzündungen in der Bauchhöhle, entzündlichen Darmerkrankungen und in der Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern unter 12 Jahren.

Kreuzdorn © Ernst Frühmann
Zusammenfassung
Der Kreuzdorn ist in weiten Teilen Europas, im Norden Asiens und Afrikas beheimatet. Zur Anwendung kommen die reifen, getrockneten Beeren in Teezubereitungen.
Sinnvoll ist die kurzfristige Anwendung von etwa 20 bis 30 Milligramm der Anthrachinonglykoside bei Verstopfung (Obstipation). Diese gelten als sicheres, Dickdarm wirksames Abführmittel, wenn diätetische Maßnahmen und Quellstoffe nicht zur gewünschten Entleerung des Darms führen.
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen sind unbedingt zu beachten!