Herzgespann
Leonurus cardiaca L.
Das Herzgespann, das auch Löwenschwanz oder Herzheil genannt wird, ist eine Heilpflanze, die seit der Mitte des letzten Jahrtausends medizinische Verwendung findet. In England wird es Motherwort herb genannt, weil es in der Medizin bei Geburten zur Anwendung kam. In Frankreich hat es den Namen Cardiaque bekommen. Das Herzgespannkraut als offene Ware ist derzeit auch in der Österreichischen Arzneitaxe gelistet, wird aber durch den Vermerk „Rezeptpflicht“ gekennzeichnet und unterliegt damit der Verschreibungspflicht durch einen Arzt. Damit wird klar ausgedrückt, dass Herzerkrankungen durch einen Arzt diagnostiziert werden müssen und die Therapie dann durch den Arzt festgelegt wird. Es ist aber durchaus möglich, dass das Herzgespann sich für die Therapie eignet. Ein als Arzneimittel zugelassenes apothekenpflichtiges Fertigprodukt ist mit einer Dosierung von 150 Milligramm rezeptfrei erhältlich.
Der Name Leonurus drückt das Aussehen der Scheinähren aus und setzt sich aus dem griechischen Namen für den Löwen (léon) und der griechischen Bezeichnung für den Schwanz (urá) zusammen. Das Wort cardiaca weist auf die Herzwirkung hin.

Herzgespann © Ernst Frühmann
Medizinische Anwendung
In der Medizin verwendet man Zubereitungen aus dem getrockneten, blühenden Kraut als Tee, Extrakt oder Fertigarzneimittel zur Behandlung von vegetativ-funktionellen oder von nervösen Herzbeschwerden, die auch durch eine Schilddrüsenüberfunktion ausgelöst werden können. Dabei werden Herzgespannextrakte gerne begleitend eingesetzt. Wissenschaftler in Leipzig haben sich intensiver mit den Wirkungen hochwertiger Extrakte auseinandergesetzt und festgestellt, dass der Herzmuskel mit mehr Blut versorgt wird und das Herz langsamer schlägt; zusätzlich konnte eine blutdrucksenkende Wirksamkeit gezeigt werden.
Während in den letzten Jahrzehnten vorwiegend das Herzgespannkraut als Tee, Tinktur oder Fluidextrakt zur Anwendung kam, gibt es nun auch ein apothekenpflichtiges Fertigprodukt, das die Palette der Arzneiformen erweitert.
Die Wirkung des Herzgespannkrauts wird auch von den anerkannten Organisationen (Kommission E, ESCOP) positiv beurteilt und die HMPC stuft das Echte Herzgespann als traditionelles pflanzliches Arzneimittel ein.
In früheren Zeiten wurde eine eventuelle Giftwirkung dieser Heilpflanze kontroversiell diskutiert. Als unbedenkliche Tagesdosis einer Teezubereitung wird heute die Menge von 4,5 Gramm getrockneter Droge angesehen. Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln sind derzeit nicht bekannt. Eine Einnahme von Herzgespannkraut wird dann empfohlen, wenn eine ernsthafte Erkrankung des Herzens ausgeschlossen wurde. Eine Anwendung in der Schwangerschaft wird nicht empfohlen.
In der Volksmedizin werden Zubereitungen aus dem Herzgespannkraut auch bei klimakterischen Beschwerden mit leichten Schlafstörungen, Hitzewallungen und nervöser Unruhe eingesetzt. Magen- und Darmstörungen mit Blähungen wurden auch behandelt.
In der Homöopathie wird die Urtinktur aus dem frisch geernteten Kraut zubereitet. Behandelt wird oft mit der Urtinktur oder niedrigen Potenzen. Zur Anwendung kommen die homöopathischen Zubereitungen bei klimakterischen Beschwerden, Herzschwäche, Nervenschwäche und Blähungen.
Teezubereitungen und alkoholische Extrakte
Zwei gestrichene Teelöffel werden mit 250 ml kochendem Wasser übergossen, man lässt 10 Min ziehen und seiht ab. Entweder wird davon 1 Tasse bei Bedarf getrunken oder man trinkt kurmäßig (über 2-4 Wochen) 2-3 x täglich je 1 Tasse.
Von den alkoholischen Extrakten wird bei der Verwendung von Fluidextrakten (1:1) eine tägliche Einnahme von 3 x 2-4 Milliliter empfohlen. Für die Tinktur (1:5) wird eine Tagesdosis von 3 x 2-6 Milliliter angegeben.
Das Herzgespannkraut lässt sich gut mit anderen herzstärkenden oder beruhigenden Heilpflanzen kombinieren. Dazu eignen sich die Baldrianwurzel, die Melissenblätter oder die Blüten und Blätter des Weißdorns.

Herzgespann © Ernst Frühmann
Zusammenfassung
Das Echte Herzgespann ist eine Heilpflanze, über deren Anwendung in Europa seit gut 500 Jahren in Kräuterbüchern berichtet wurde. Die Heimat liegt in Asien, doch ist diese Pflanze heute auch auf anderen Kontinenten heimisch.
Anerkannt ist die Behandlung von vegetativ-funktionellen oder von nervösen Herzbeschwerden, auch im Rahmen einer Schilddrüsenüberfunktion können Extrakte unterstützend verordnet werden.
In der Volksmedizin und in der Homöopathie werden auch klimakterische Beschwerden, Blähungen und andere Erkrankungen behandelt.