Hanf

Arzneipflanze 2018 der HMPPA

Cannabis sativa L. und Cannabis indica L.

Kaum eine andere Pflanze auf unserer Welt hat in den letzten etwa 10.000 Jahren größere Bedeutung erlangt als die Gattung Hanf. Seit mehr als 5.000 Jahren ist das Heilungspotenzial – von alten asiatischen Medizinrichtungen bis heute zur modernen wissenschaftlichen Forschung – der Hanfpflanzen bekannt. Es ist aber auch die Gefahr einer missbräuchlichen Verwendung als Suchtmittel ein ständiger Begleiter bei der Anwendung der harzreichen weiblichen Blüten oder ihrer Extrakte.

Zu diesem medizinischen Aspekt kommt die Verwendung der meisten Pflanzenteile für eine Vielzahl unterschiedlicher Produkte. In Textilien schätzte man die lange Haltbarkeit der Hanffasern, die hohe Reißfestigkeit führte dazu, dass langlebige Seile – vor der Erfindung der Kunststoffe – meist aus Hanffasern gefertigt wurden. Der Hanf eignet sich auch zur Herstellung von gut haltbarem Papier (Gutenbergbibel). Das Öl aus den Früchten hat eine Zusammensetzung, die viele Vorteile in eine gesunde Ernährung einbringt, genauso wie die Proteine aus den Früchten kräftigende Effekte bringen. Zusätzlich nützt auch die Kosmetik die Vorteile der optimalen Zusammensetzung der Inhaltsstoffe im Hanföl.

Dank der Potenziale dieser Heilpflanze hat die österreichische Organisation mit Wissenschaftlern von drei Universitäten – die Herbal Medicinal Products Platform Austria (HMPPA) – die Hanfpflanze Cannabis sativa zur österreichischen Arzneipflanze 2018 gekürt.

Trotz vieler angesprochener Vorteile in der medizinischen Anwendung ist noch viel Forschungsarbeit aufzuwenden, um das Potenzial dieser Arzneipflanze weitgehend zu erforschen und deren Wirkungen optimal zu nützen. Es gilt aber auch viele unklare Produkte und Vertriebskanäle zu hinterfragen und Hanfprodukte in Zukunft mit klaren gesetzlichen Bestimmungen auszustatten. Das hohe medizinische Fachwissen der Ärzte und klar definierte Hanf-Arzneimittel aus Apotheken müssen in Zukunft für Patienten die Garantie für zielgerichtete Therapien darstellen.

Für den Hanf gibt es verschiedene Bezeichnungen: Das Wort Haschisch leitet sich aus dem Arabischen her und bedeutet Gras oder Kraut; Haschisch (Stoff oder Hasch) – mit 10-15% THC – wird das Harz aus den weiblichen Triebspitzen genannt, das meist in Platten oder Blöcken in den Handel kommt; Marihuana (auch Heu oder Gras) – mit 1-5% THC – sind die getrockneten weiblichen Triebspitzen. Hanfblüten, die nach der Aromenverordnung frei verkauft werden – sogar in Automaten, müssen einen THC-Gehalt aufweisen, der unter 0,3% liegt.

Hanf © Ernst Frühmann

Hanf © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

 Prinzipiell kann man festhalten, dass es zur wissenschaftlichen Anerkennung der bisherigen Erfahrungen, die mit verschiedenen Produkten, die aus dem Hanf gewonnen werden und vorwiegend CBD enthalten, weiterführender Studien bedarf.

Für THC bzw. Dronabinol und dessen halb- oder vollsynthetische Derivate ist die Verschreibung in verschiedenen Ländern unterschiedlich bei bestimmten Erkrankungen dem Arzt freigestellt. Eine Gruppe von Ärzten setzt auf das natürliche Produkt der weiblichen Hanfblüten und schreibt diesem Vielstoffgemisch günstigere Wirkungen zu; andere wissenschaftlich ausgerichtete Ärzte entscheiden sich für genau dosierte einzelne Cannabinoide wie THC oder Dronabinol und das CBD bzw. diese beiden in einer Kombination – Milligramm genau dosiert – bei bestimmten Erkrankungen.

Gute Ergebnisse gibt es bei Krebspatienten für die Behandlung von Erbrechen, das bei der Gabe von Chemotherapeutika ausgelöst wird. Wenn Opiate bei Patienten mit fortgeschrittenem Krebs alleine nicht zur Schmerzfreiheit führen, lassen sich mit der Kombination THC/CBD Schmerzen reduzieren. Bei HIV-Aids-Patienten, die mit ungewollter Gewichtsabnahme (Wasting-Syndrom) kämpfen, können Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust erfolgreich behandelt werden. Erfolgreiche Studien gibt es auch bei der Behandlung von Multiple-Sklerose-Patienten, die zeigen, dass Spastik und dadurch hervorgerufene Schmerzen gelindert werden; zusätzlich verbessern sich Mobilität und Schlafqualität und es kommt dadurch zu mehr Wohlbefinden und einer besseren Lebensqualität.

Weitere Anwendungsgebiete, die derzeit diskutiert oder erforscht werden sind die Anwendung bei Epilepsie, Tourette-Syndrom, ADHS, Glaukom und bei Depressionen, Angststörungen und Schlafstörungen.

Über das Rauchen werden die Wirkstoffe (THC ua.) am schnellsten aufgenommen, wirken aber auch wesentlich kürzer als über orale oder rektale Gabe. Günstig sind auch Arzneimittel als Sprays, die über die Schleimhaut der Mundhöhle wirken; auch die Aufnahme über die Haut durch z.B. Pflaster (mit langsamer Wirkstoffabgabe) ist möglich.

Nebenwirkungen, Wechselwirkungen, Risiken

Nebenwirkungen sind vorhanden über die psychoaktive Wirkung auf das Gedächtnis, die Reaktionsfähigkeit oder Bewegungskoordination und anderes. Viel stärker sind die Auswirkungen, wenn es um chronischen Konsum von Cannabis und THC geht.

Keine Anwendung sollte in der Schwangerschaft und Stillzeit erfolgen.

Wechselwirkungen mit verschiedenen Arzneimitteln sind möglich; z.B. mit Analgetika, Beruhigungsmitteln wie Benzodiazepinen und auch mit Opiaten.

Das Suchtpotenzial wird als gering eingeschätzt; die akute Toxizität von THC wird als sehr gering angegeben. Chronische Rauchinhalation ist wie bei Tabak nicht zu empfehlen – es erhöht die Gefahr von Lungenkrebs.

Achtung: Produkte ohne Qualitätskontrollen können auch THC enthalten, obwohl das Produkt als CBD-Produkt deklariert ist. Das kann z.B. auch zum Verlust des Führerscheins führen, wenn im Speichel oder Blut THC nachgewiesen wird.

Gesetzliche Regelungen

Diese sind derzeit im Fluss. Derzeit wird angestrebt, dass der Graubereich mit verschiedenen Vertriebswegen und unklarer Qualität bei den Produkten reguliert wird.

Es wird eine strengere Regelung mit Cannabidiol-haltigen Produkten angestrebt, die auch als Lifestyleprodukt Verwendung finden, aber auch wegen des Versprechens einer entzündungshemmenden oder beruhigenden Wirkung zur Anwendung kommen.

Geregelt werden auch CBD-haltige Lebensmittel (Beispiel „Hasch-Brownie“), auch Nahrungsergänzungsmittel, die bisher als Aromenprodukt verkauft wurden, erfüllen eventuell nicht die gesetzlichen Vorgaben; dies gilt auch für CBD in Kosmetika – wie bei Hanfcremen.

Für den Verkauf der CBD-Blüte wird es in Österreich kein Verkaufsverbot geben. Diese stammen von Hanfpflanzen, die kaum THC enthalten. Diese Blüten, die geraucht werden können, werden vermutlich dem Jugendschutzgesetz unterworfen, es wird ein Versandverbot geben und der THC-Gehalt darf 0,3% nicht überschreiten.

THC (Δ9-Tetrahydrocannabinol) unterliegt in Österreich dem Suchtgiftgesetz und in Deutschland dem Betäubungsmittelgesetz.

Hanf © Ernst Frühmann

Hanf © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Der Hanf als Gattung zählt zu jenen Pflanzen, die seit Jahrtausenden sowohl als Heilpflanze große Bedeutung hat, aber auch als Nutzpflanze in vieler Hinsicht verwendet wurde – Nahrung, Textilien, Papiererzeugung, Segel- oder Seilherstellung und anderes.

Seine Hauptwirkstoffe sind das THC (Δ9-Tetrahydrocannabinol) in den weiblichen Blüten und die Cannabinoide CBN (Cannabinol) und CBD (Cannabidiol). Im Hanf wurden bisher weit mehr als 400 Inhaltsstoffe identifiziert.

Die Anwendungsmöglichkeiten sind dementsprechend vielfältig; dies gilt für den medizinischen Bereich, aber auch als Nahrungsmittel und in der Verwendung der Hanffasern.

Derzeit ist die Erwartungshaltung für die Heilung bei verschiedenen Erkrankungen sehr hoch. Genau definierte Arzneimittel aus Hanf, wissenschaftliche Erkenntnisse und der zielgerichtete Einsatz erfahrener Ärzte werden hoffentlich die Wünsche der Patienten auf Heilung schwerer Erkrankungen in Zukunft erfüllen können.

 

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