Ginkgo

Ginkgo biloba L.

Es gibt nur wenige Arzneipflanzen, die sowohl in der fernöstlichen als auch in der westlichen Medizin so große Bedeutung erlangt haben. Aber auch außerhalb der Medizin liegt und lag das Interesse für diesen Baum weit über dem Normalmaß; sowohl bildende Künstler als auch Dichter beschäftigten sich mit dem Ginkgobaum, um diesem einzigen und letzten Vertreter der Familie der Ginkgogewächse in den schönsten Werkstoffen und Materialien, Farben und Worten zu huldigen.

Ginkgo © Ernst Frühmann

Ginkgo © Ernst Frühmann

Wirkungen und Anwendung in der Medizin

In der chinesischen Medizin – sowohl in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), als auch in der Volksmedizin – wurden zur Behandlung von Erkrankungen vorwiegend die Samen verwendet. Diese schätzten die Chinesen zwar auch in der Küche als Delikatesse, sie waren aber vor allem anerkannte Mittel bei Asthma, Husten, Reizblase, Alkoholmißbrauch u.a.m. Aus alten Aufzeichnungen geht hervor, dass Ginkgosamen schon fast 5000 Jahre in der chinesischen Medizin eingesetzt werden. Seltener wurden die Blätter in der Medizin angewendet; sie dienten in China aber auch aufgrund der insektiziden Eigenschaften dazu, die Bücher vor Insektenfraß zu schützen.

In der westlichen Medizin hingegen hat die Forschung das Hauptinteresse auf die Ginkgoblätter gelegt und konsequent die vielfältigen Wirkungen und Anwendungsmöglichkeiten erforscht. Vielleicht wurde durch die Anwendung eines Ginkgoblattbreies in der chinesischen Volksmedizin als Heilmittel bei Frostbeulen diese Pflanze im Westen in den Indikationsbereich „durchblutungsfördernd“ eingeordnet. Schon vor dem zweiten Weltkrieg wurde die Wirkung der Flavonoide auf die Gefäße erkannt. Besonders intensiv ist dann ab den 60er Jahren im letzten Jahrhundert in den Laboratorien der Firma Dr. Willmar Schwabe nach den Glykosiden in frischen und getrockneten Blättern geforscht worden. Die Terpenlactone wurden als Reinsubstanzen isoliert und deren Wirkungen erkannt; es wurde aber auch gezeigt, dass ihre Wirkung im Gesamtextrakt synergistisch gesteigert wird. So liegen – nach über dreißig Jahren – umfangreiche Studien über die vielfältigen Wirkungen und Anwendungsmöglichkeiten dieser hochwertigen Ginkgoextrakte vor und machten damit die Ginkgoblätter in wenigen Jahrzehnten zu einer der wichtigsten Arzneidrogen. Diese Extrakte werden zur Behandlung der peripheren und zerebralen Durchblutungsstörungen, sowie Zerebralsklerose erfolgreich eingesetzt. Bei Hirnleistungsstörungen – wie z.B. zur Steigerung der Gedächtnisleistung, der Merk- und Konzentrationsfähigkeit, des Lernvermögens und auch der Bewegungskoordination werden 160 bis 240 mg Ginkgoextrakt über lange Zeit als Dosis gegeben; bei Patienten mit gefäßbedingter Demenz oder Alzheimererkrankung zeigen Studien durchaus positive Ergebnisse. Aber auch Krankheitsbilder wie Schwindel, Ohrensausen, Ohrgeräusche (Tinnitus) oder erste Anzeichen von „Vergeßlichkeit“ werden mit Ginkgo erfolgreich behandelt. Ein Drittel aller verordneten Medikamente gegen Durchblutungsstörungen stammen aus dem Ginkgoblatt.

Abschließend sollte aber auch klargestellt werden, dass getrocknete Ginkgoblätter als Tee keinen gleichwertigen Ersatz zu den Extrakten darstellen, sondern ausschließlich in Form der hochwertigen Extrakte (fast zwanzig Arbeitsstufen sind für ihre Herstellung notwendig) jene Indikationen erfolgreich behandelt werden können, die mit diesen Extrakten wissenschaftlich nachgewiesen wurden.

Ginkgo © Ernst Frühmann

Ginkgo © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Der Ginkgo ist aus vielen Blickwinkeln betrachtet ein außergewöhnlicher Baum. Einerseits stellt der Ginkgobaum eine botanische Rarität dar, andererseits ist seine Anwendung in der östlichen (Samen) wie auch in der westlichen Medizin (Blätter) von größtem Interesse. Darum scheint es angebracht, nach dem 250. Geburtstag von Johann Wolfgang von Goethe jene Worte an den Schluss zu setzen, die er bei der Betrachtung des Ginkgobaumes schrieb:

Dieses Baumes Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Giebt geheimen Sinn zu kosten,
Wie´s den Wissenden erbaut.

Ist es Ein lebendig Wesen
Das sich in sich selbst getrennt;
Sind es zwey die sich erlesen,
Daß man sie als Eines kennt. 

Solche Fragen zu erwiedern,
Fand ich wohl den rechten Sinn,
Fühlst du nicht an meinen Liedern
Daß ich Eins und doppelt bin.

West-östlicher Divan,Suleika

 

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