Blutwurz

Potentilla erecta (L.) Raeuschel

Die Blutwurz wurde zur Arzneipflanze des Jahres 2024 auserkoren; und das aus guten Gründen. Die Blutwurz hat als Heilpflanze eine etwa 2000 Jahre lange Tradition, sie wurde seit etwa 500 Jahren bei Durchfallerkrankungen und Entzündungen im Mund/Rachen eingesetzt und nährt Hoffnungen, dass sie auch in der Zukunft in weiteren Anwendungsgebieten als Heilpflanze eingesetzt werden kann.

Obwohl die Blutwurz eine Art unter einigen hundert Arten in der Gattung der Fingerkräuter (Potentilla) ist, die vorwiegend auf der Nordhalbkugel heimisch sind, ist sie von den vielen anderen Arten leicht zu unterscheiden. Während alle anderen Arten dieser Gattung fünf – meist gelbe – Kronblätter besitzen, ist die Blutwurz, trotz ihrer kleinen Blüten, mit ihren meist nur vier Kronblättern in der Natur rasch zu erkennen. Ein Name, der auch bei uns in der Literatur oft angeführt wurde, ist Tormentill; wegen ihres Aussehens nannte man sie auch Rotwurz oder aufgrund ihrer Anwendung Bauchwehwurz und Ruhrwurz.

Eine nahe Verwandte der Blutwurz ist die Potentilla indica, die Scheinerdbeere, deren rote Beeren – bei flüchtigem Hinschauen – erdbeerähnliches Aussehen haben und in der Natur und in Gärten zu finden ist.

Blutwurz © Ernst Frühmann

Blutwurz © Ernst Frühmann

medizinische Anwendung

Blutwurzdrogen stammen vorwiegend aus Wildsammlungen. Ein hoher Anteil wird in Mittel- und Osteuropa geerntet.

Zwei Hauptindikationen wurden bisher in der Medizin anerkannt. Einmal ist es die Anwendung von Extrakten bei Entzündungen der Schleimhäute im Mund- und Rachenbereich. An der lokalen Wirkung sind vermutlich nicht nur die Gerbstoffe, sondern auch Triterpensaponine beteiligt. Verstärkt kann die Wirkung durch die Kombination mit anderen pflanzlichen Extrakten werden. So hat sich eine Kombination mit Extrakten aus Blutwurz, Ratanhia, Myrrhe und ätherischen Ölen bewährt.

Nun wurde auch die Erfahrung aus den letzten Jahrhunderten bestätigt, dass sich Extrakte (Tee, Tinktur oder Fluidextrakt) aus der Blutwurz zur Therapie von akuten unspezifischen Durchfallerkrankungen gut eignen.

Ergebnisse neuerer Studien zeigen, dass eine Creme mit Gerbstoffen aus dem Rhizom der Blutwurz nachweislich zu einer antientzündlichen (antiinflammatorischen) Wirkung führt, die mit der Wirkung von Hydrokortison vergleichbar ist. Auch bei Menschen mit leichten Formen einer Neurodermitis konnte innerhalb von zwei Wochen eine signifikante Verbesserung des Zustands erreicht werden.

Bei einer entzündlichen Hauterkrankung im Gesicht (der Rosazea) gibt es erste hoffnungsvolle Anzeichen, dass ein Blutwurzextrakt mit dem

Ellagitannin Agrimoniin eine ähnliche Wirksamkeit wie Hydrokortison ergibt und zu einer Reduktion der geröteten, entzündeten Haut führt.

Bei einer entzündlichen Erkrankung im Darm (der Colitis ulcerosa) konnte gezeigt werden, dass durch hochdosierte Blutwurzextrakte durch die Spaltung der Ellagitannine in Urolithine durch das menschliche Mikrobiom die Entzündungen deutlich reduziert werden.

Seit Jahrhunderten führt die Anwendung von Blutwurzextrakten zu keinen Komplikationen; ausgenommen sind Magenprobleme bei empfindlichen Personen. Dies lässt den Schluss einer toxikologischen Unbedenklichkeit zu. Bei einer Studie mit Kindern im Vorschulalter konnte gezeigt werden, dass sogar bei einer Rotavirus-Infektion Extrakte der Blutwurz deutlich zur schnelleren Genesung beigetragen haben.

 

Achtung!

Bei Durchfallerkrankungen, die länger als zwei Tage andauern, die im Stuhl Blutbeimengungen haben oder mit Fieber einhergehen, ist ein Arzt zu konsultieren.

 

Blutwurz © Ernst Frühmann

Blutwurz © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Blutwurz ist eine mehrjährige Heilpflanze mit gelben Blüten, die meist nur vier Kronblätter besitzen und die sich damit deutlich von den anderen Potentilla Arten unterscheidet. Ihr kräftiger Wurzelstock, der sich im Anschnitt rot färbt, kommt als Heilmittel zur Anwendung und stammt vorwiegend aus Wildsammlung.

Kondensierte und hydrolysierbare Gerbstoffe sind neben anderen Inhaltsstoffen die Wirkungsträger bei unspezifischen, akuten Durchfallerkrankungen und leichten Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachenraum dank ihrer zusammenziehenden, antioxidativen, entzündungshemmenden, antimikrobiellen und Durchfall hemmenden Eigenschaften. Neue Studien eröffnen weitere Behandlungsoptionen.

 

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