Wermut
Artemisia absinthium
Der Wermut ist ein wunderschönes Beispiel für die richtige Anwendung einer Arzneipflanze zum Wohle der Menschen; er zeigt aber gleichzeitig eindrucksvoll, wie die missbräuchliche Verwendung einer Heilpflanze –z.B. als Absinthschnaps – die Zerstörung menschlichen Lebens herbeiführt.
Der Name der Pflanze weist auf Artemis – die Göttin der Jagd – hin. Ob das Wort „absinthium“ aus den griechischen Worten für „unerfreulich“ oder „untrinkbar“ abgeleitet wurde, ist nicht klar belegt.
Medizinische Anwendung
Die im Volksmund für den Wermut verwendeten Namen wie Heilbitter, Magenkraut und Wurmkraut zeigen deutlich, welche Wirkungen dieser Pflanze in der Volksmedizin zugeschrieben wurden.
Die Anwendungsgebiete dieser Heilpflanze erstrecken sich nach wissenschaftlichen Untersuchungen auf Probleme im Magen/Darm und im Bereich der Gallenwege.
Bei Appetitlosigkeit sind sowohl Teezubereitungen als auch Tinkturen bewährte Arzneimittel, die durch eine Kombination mit anderen reinen oder aromatischen Bitterstoffpflanzen ergänzt werden können.
Es sollte nicht versucht werden, den bitteren Geschmack dieser Zubereitungen mit Zucker zu neutralisieren.
Als aromatisches Bittermittel ist der Wermut auch zur Behandlung einer Gastritis, die mit verringerter Säurebildung einhergeht, geeignet. Die karminativen Eigenschaften der Wermutpflanze führen zu einer sinnvollen Anwendung bei dyspeptischen Beschwerden wie bei Blähungen, Völlegefühl und leichten Krämpfen im Magen/Darmbereich; zusätzlich sind Zubereitungen dieser Heilpflanze hervorragende Arzneimittel bei verschiedenen Erkrankungen im Bereich der Gallenwege, aber auch bei krampfartigen Darmstörungen. Diese positive Wermutwirkung kommt bei Entzündungen der Gallenblase, bei Gallensteinen und bei Störungen des Gallenflusses zum Tragen.
Eine Anwendung sei noch erwähnt, obwohl sie wissenschaftlich nicht voll anerkannt ist. In den Wintermonaten wird der Wermut häufig Teemischungen zugegeben, die der Behandlung der grippalen Infekte dienen. In diesen “Grippetees” hat der Wermut die Funktion, dem appetitlosen, geschwächten Menschen sein Wohlbefinden rascher zurückzubringen, dem Kranken wieder schneller auf die Beine zu helfen und damit die Dauer der Krankheit abzukürzen.
Teezubereitung
Die Teezubereitungen mit Wermut (1 bis 3 Tassen täglich) werden warm nach dem Essen getrunken. Wenn die Wermuttinktur bevorzugt wird, so gibt man 20 bis 40 Tropfen in ein halbes Glas Wasser und trinkt diese schluckweise.
Die Teezubereitungen bei Appetitlosigkeit sind vor dem Essen zu verabreichen und enthalten außer Wermut oft Tausendguldenkraut, Bitterklee, Kalmuswurzel oder auch Zimtrinde und Orangenschalen.
Den Teemischungen bei Erkrankungen der Galle werden hingegen Löwenzahn, Pfefferminze, Schafgarbe oder Odermennig und andere gallenwirksame Heilpflanzen zugesetzt.
Nebenwirkung
Die Nebenwirkungen der Wermutzubereitungen sind ernst zu nehmen, doch nur bei Überdosierungen – besonders bei der Gabe von ätherischem Wermutöl – zu erwarten. Eine Überdosis führt oft zu Erbrechen oder Magen– bzw. Darmkrämpfen; in schweren Fällen sind auch Benommenheit, Kopfschmerzen und zentrale Störungen beobachtet worden.
Vorsicht mit Wermutzubereitungen ist auch in der Schwangerschaft geboten.
Zur Herstellung von Wermutwein wird heute oft der Römische Wermut verwendet, der nur einen kleinen Anteil von β-Thujon im ätherischen Öl hat.
Zusammenfassung
Der Wermut stammt zum größten Teil aus feldmäßigem Anbau, kaum aus Wildbeständen. Seine Anwendung als vorzügliches Arzneimittel zur Verbesserung der Gallenproduktion und Regulierung des Gallenflusses ist wissenschaftlich anerkannt. Aufgrund der Bitterstoffe eignet sich der Wermut als appetitanregendes Arzneimittel, aber auch als geschmackvoller Aperitif vor einem Essen.