Löwenzahn

Taraxacum officinale agg.

Jeder Naturfreund kennt die prachtvollen, leuchtend gelben Blütenteppiche in den Weinbergen oder auf den saftigen Wiesen der Alpentäler mit bizarren Bergspitzen im Hintergrund. Jeder kennt aber auch die Sorgenfalten jener Gärtner, deren einziges Ziel es ist, daß ja keine Blume – und schon gar nicht Löwenzahn – das perfekte, sorgsam gemähte Grün des Rasens verunstaltet. So lebt diese Pflanze – heimisch auf der gesamten nördlichen Halbkugel – zwischen bewundernden Blicken und strikter Ablehnung.

Löwenzahn © Ernst Frühmann

Löwenzahn © Ernst Frühmann

Als Heilpflanze ist der Löwenzahn nicht nur in der Volksmedizin ein altbewährtes Hausmittel. Auch die moderne Medizin hat die Wirkungen dieses goldgelben Frühjahrsblühers anerkannt; zusätzlich hat die Küche den Löwenzahn zur Frühjahrskur auf ihren Speiseplan gesetzt.

Während Kinder den Löwenzahn als Bastelblume schätzen und die Blütenstängel zu Kettengliedern formen, ihre Wünsche mit den Pusteblumen in die Welt blasen oder sich mit den Blüten bekränzen, schreibt Josef Weinheber über den Löwenzahn:

Keine Vase will dich.
Keine Liebe wird durch dich erhellt. usw.

Auch in der Kunst der Tafelmalerei ist der Löwenzahn zur Symbolpflanze geworden, im “Großen Rasenstück” von Albrecht Dürer ist er Teil einer grandiosen Komposition.

Wirkung und Anwendung 

Die moderne Medizin hat die Wirkung des Löwenzahns auf den Verdauungstrakt bei Appetitlosigkeit und dyspeptischen Beschwerden, wie Völlegefühl und Blähungen und die positive Wirkung bei Störungen des Gallenflusses anerkannt. Die wassertreibenden Eigenschaften werden eingehend diskutiert; sie haben der Pflanze im Volksmund die Namen Bettseicherkraut oder Pissenlit eingebracht. Nieren und Leber werden zu erhöhter Aktivität angeregt; damit funktioniert die Verdauung – besonders schwer verdaulicher Nahrung wie Fette – besser. Die Bildung von Gallensteinen kann durch kurmäßige Gabe von Löwenzahntee oder Löwenzahnsaft minimiert werden. Damit wird die Neigung zu Koliken gesenkt, bestehende Gallensteine können aber nicht aufgelöst werden.

Zur Aktivierung der Nierenaktivität sind Zubereitungen des Löwenzahns gut geeignet. In größeren Mengen findet der Tee zur Durchspülungstherapie bei Neigung zur Bildung von Nierensteinen oder zur Austreibung kleiner Nierensteine Verwendung.

Dabei werden 2 Eßlöffel Droge mit 1/2l kaltem Wasser übergossen, kurz zum Sieden erhitzt, nach 15 min abgeseiht und mit warmem Wasser auf 1,5l Tee verdünnt. Diese Menge sollte in 15 – 20 min getrunken werden. Durch die starke Wasserausscheidung erhofft man sich auch eine Ausschwemmung kleiner Nierensteine.

In der Volksmedizin werden Löwenzahnteekuren auch bei rheumatischen Erkrankungen, bei Gicht und zur Stärkung des Bindegewebes empfohlen. Durch die den Stoffwechsel anregende Wirkung findet man den Löwenzahn auch in den sogenannten Blutreinigungstees, jenen Mischungen, die bei rheumatischen Erkrankungen, aber auch bei Hautproblemen gegeben werden.

Sinnvoll ist es, Löwenzahnwurzel und Löwenzahnkraut in Gallenteemischungen mit Schafgarbe, Pfefferminze, Wermut und anderen gallenwirksamen Teedrogen zu mischen, während er in harntreibenden Teemischungen mit Goldrute, Hauhechelwurzel, Orthosiphonblättern, Birkenblättern, Schachtelhalm u.a. kombiniert wird.

Außer den Teezubereitungen eignen sich zur kurmäßigen Anwendung auch Preßsäfte aus Frischpflanzen.

Die frischen Löwenzahnblätter eignen sich zur Salatkur im Frühjahr, die im Herbst inulinreichen Wurzeln sind geröstet ein Kaffeeersatz.

Vorsicht ist mit dem Milchsaft der frischen Pflanzen geboten, er kann zu Kontaktallergien führen. Bei Löwenzahnzubereitungen kann es durch die Bitterstoffe zur Übersäuerung des Magens kommen.

Bei Verschluß der Gallenwege oder Verschluß des Dünndarms darf Löwenzahn nicht eingesetzt werden.

Löwenzahn © Ernst Frühmann

Löwenzahn © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Vielfalt der Wirkstoffe macht den Löwenzahn zu einer Heilpflanze mit breiten Anwendungsmöglichkeiten im Magen–, Darm–, Gallen– und Nierenbereich.

Frischpflanzen und getrocknete Pflanzenteile eignen sich zur Herstellung hochwertiger Phytotherapeutika.

Der Löwenzahn war aber auch immer Spielzeug phantasiebegabter Kinder, Grundlage einer gesunden Küche und Modell für bildende Künstler verschiedener Epochen.

 

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