Bitterer Fenchel

Foeniculum vulgare ssp. vulgare var. vulgare (Mill.) Thell.

Der Fenchel wird nachweislich seit ein paar Jahrtausenden in verschiedenen Kulturkreisen und Regionen unserer Erde als Heil- oder Gewürzmittel eingesetzt. Noch vor 50 Jahren kam er auch vielfach vom Säugling bis zum alten Menschen bei Blähungen, Husten und anderen Erkrankungen zur Anwendung. Seit aber das im ätherischen Öl enthaltene Estragol ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt ist, ebbt die Diskussion über die negativen Wirkungen dieser Substanz im Fenchel nicht ab. Derzeit laufen wissenschaftliche Studien zu dieser Thematik, die hoffentlich bald Klarheit über die tatsächlich schädigenden Wirkungen bringen wird.

Da der Bittere Fenchel in der medizinischen Anwendung bevorzugt eingesetzt wird, soll er auch hier im Vordergrund stehen. Er unterscheidet sich im Vergleich zum Süßen Fenchel in der Zusammensetzung und im Duft des ätherischen Öles, das aus den Fenchelfrüchten gewonnen wird; Bitterer Fenchel duftet stark würzig und er schmeckt etwas scharf, würzig, aromatisch, aber auch bitter-süß.

Bitterer Fenchel © Ernst Frühmann

Bitterer Fenchel © Ernst Frühmann

Medizinische Anwendung

Beim Bitteren Fenchel zählen die Verwendung bei Magen-Darm- Beschwerden und Atemwegserkrankungen zu den anerkannten Anwendungsgebieten.

Extrakte aus Fenchelfrüchten wirken bei Atemwegserkrankungen als sekretolytisches, sekretomotorisches und antiseptisches Expektorans. Das bedeutet, dass die Sekretion des Schleimes durch eine Erhöhung des Wassergehalts im Bronchialsekret gesteigert wird und es zu einer Beschleunigung des Schleimtransports durch eine erhöhte Aktivität des Flimmerepithels der Bronchialschleimhaut kommt.

Bei leichten krampfartigen Magen- Darmbeschwerden – wie Blähungen oder Völlegefühl – wirkt der Fenchel krampflindernd und karminativ, vermutlich durch die Förderung der Motilität und weniger durch eine Krampflösung. Um krampfartige Zustände zu mildern, wird der Fenchel gerne den Abführtees beigemischt. Besonders häufig verwendet wurden Fenchelfrüchte in so genannten Kinderberuhigungstees.

In der Volksmedizin wird Fenchel zur Unterstützung eines verbesserten Milchflusses stillender Mütter gegeben. Fenchel-Augenwasser hilft bei äußerlicher Anwendung gegen Ermüdungserscheinungen des Auges und bei funktionellen Sehstörungen. 

Anwendungshinweise:

Der Gehalt an Estragol führt zu einer Einnahmebeschränkung. Der Gehalt an Estragol darf nicht über 5 Prozent liegen, die Dauer der Einnahme von Fenchelzubereitungen soll nicht über einige Wochen hinausgehen und mengenmäßig nicht im Übermaß (Literbereich) liegen.

In der Schwangerschaft, bei Säuglingen und Kleinkindern soll reines ätherisches Fenchelöl nicht angewendet werden; für alle anderen Anwender soll eine Anwendung zwei Wochen nicht übersteigen. Als Nebenwirkungen können in Einzelfällen allergische Reaktionen der Haut und im Bereich der Atemwege auftreten.

Bitterer Fenchel © Ernst Frühmann

Bitterer Fenchel © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

Die Heimat des Fenchels mit einer Unterart ist der östliche Mittelmeerraum. Die Früchte vom Bitteren Fenchel stammen aus Kulturen und werden vorwiegend medizinisch angewendet. Das Ätherische Öl mit einem hohen Anteil an trans-Anethol und Fenchon ist für die Wirkung des Fenchels verantwortlich. Der Gehalt an Estragol darf 5% nicht übersteigen. Die Hauptanwendungsbereiche sind Katarrhe der oberen Luftwege und leichte, krampfartige Beschwerden im Magen- Darmbereich. In der Volksmedizin schätzen stillende Mütter den Fenchel als Laktagogum (Muttermilch fördernd); Augenwässer kommen bei Ermüdungserscheinungen des Auges zur Anwendung.

 

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