Beinwell
Symphytum officinale L.
Seit über 2000 Jahren wird der Beinwell, der in der Natur sehr häufig zu finden ist, als Heilmittel genützt und geschätzt. Seitdem man dem Gehalt an Pyrrolizidinalkaloiden hohe Aufmerksamkeit schenkt und deren schädigende Auswirkungen auf die Leber in den Fokus gerückt sind, sind Heilmittel aus dem Beinwell nur mehr unter bestimmten Auflagen für die innerliche oder äußerliche Anwendung zugelassen. So stehen uns auch unter eingeschränkten Bedingungen in der Phytotherapie und Homöopathie Arzneizubereitungen aus dem Beinwell zur Verfügung.
Die Wirkstoffe sind im Beinwell so verteilt, dass einerseits Extrakte aus der Wurzel zur Herstellung eines Produkts bevorzugt werden, aber anderseits auch hochwertige Extrakte aus den blühenden oberirdischen Teilen die wirksame Komponente des Arzneimittels bilden. Im gezielten Arzneipflanzenanbau wird derzeit Symphytum x uplandicum NYMANN Sorte `“Harras“ zur Extraktgewinnung kultiviert.
Die lateinische und deutsche Bezeichnung der Heilpflanze weisen deutlich in die Richtung der Wirkung. So stammt die Bezeichnung Symphytum vom griechischen Wort symphyein und bedeutet „zusammenwachsen“. Dieser Name wurde Heilpflanzen gegeben, die bei Knochenbrüchen zur Anwendung kamen. Die deutschen Namen Wallwurz („wallen“ ist Zusammenheilen von Knochen) und Beinwell (im Althochdeutschen noch Beinwalla) drücken auch die Knochen heilende Wirkung aus.
Wie auch bei anderen Heilpflanzen führt auch beim Beinwell die Verwendung unterschiedlicher deutscher Namen zu Unsicherheiten in der genauen Definition. Der Beinwell wird auch als Schwarzwurz bezeichnet und soll nicht mit dem Gemüse Schwarzwurzel verwechselt werden; die Bezeichnung Schmeerwurz tragen auch verschiedene andere Pflanzen.
Anwendung in der Phytotherapie
Eine weitgehend gefahrlose Anwendung von Beinwellzubereitungen ist dank des Angebots von PA-freien Zubereitungen wieder möglich geworden. Wir finden Drogenextrakte oder Fluidextrakte (konzentrierte, flüssige Extrakte) in Cremen, Salben, Einreibungen und Umschlagpasten, die zur Behandlung von Prellungen, Zerrungen und Verstauchungen dienen. Es hat sich in Untersuchungen gezeigt, dass besonders bei Kindern (ab dem sechsten Lebensjahr) diese PA-freien Extrakte mit sehr gutem Erfolg zur Anwendung kamen. Traumaplant® in Österreich oder Kytta® (Extrakte aus der Wurzel) in Deutschland sind Markennamen mit diesen Extrakten. Bei Traumaplant® werden der Presssaft der Pflanze und der alkoholische Extrakt aus dem Presskuchen zum wirkstoffreichen Extrakt verarbeitet. Die Anwendung der Salbe ist auf acht Wochen pro Jahr beschränkt.
Die äußerliche Anwendung bei schmerzhaften Muskel- und Gelenksbeschwerden, Sehnenscheidenentzündungen und eine unterstützende Behandlung bei Knochenbrüchen sind Indikationen von Beinwellsalben.
Gegenanzeigen: In der Schwangerschaft sollte die Anwendung von Beinwellzubereitungen ausschließlich durch den Arzt entschieden werden.
Achtung: Pflanzliche Arzneimittel dürfen in Österreich nur dann in Verkehr gebracht werden, wenn durch ihre Anwendung eine maximale Tagesdosis von 1 µg PA nicht überschritten wird. Für Deutschland wurde eine andere erweiterte Regelung mit Grenzwerten getroffen.
Homöopathie: Homöopathische Arzneimittel werden aus frischen Beinwellwurzeln, die vor der Blüte geerntet werden, hergestellt; sie dürfen zur äußerlichen Anwendung ab D4, bei innerlichem Gebrauch ab D6 verabreicht werden. Hauptanwendungsgebiete sind Knochenhaut- und Knochenverletzungen als Folge von Unfällen oder nach Operationen; Homöopathische Arzneimittel sollen die Kallusbildung anregen und werden sogar bei Verletzungen am Auge verordnet.
Zusammenfassung
Der Beinwell ist eine Heilpflanze, die schon in der Antike zur Behandlung von Knochenbrüchen Verwendung fand. Es ist aber zu beachten, dass bei Beinwellpflanzen aus der Natur neben den verschiedenen Wirkstoffen der Gehalt an Leber schädigenden und Krebs erregenden Pyrrolizidinalkaloiden (PA) unbedingt zu beachten ist. PA-freie Produkte aus der Apotheke ermöglichen aber die Verwendung dieser Heilpflanze, die bei Prellungen, Zerrungen und Verstauchungen bei Kindern und Erwachsenen mit gutem Erfolg zur Anwendung kommt.