Artischocke
Cynara cardunculus L. ssp. flavescens Wilklund
Innerhalb der letzten 20 Jahre wurden viele neue Erkenntnisse über die Konzentration von Wirkstoffen in verschiedenen Pflanzenteilen dieser Arzneipflanze, die 2003 wegen ihrer guten Wirkeigenschaften zur Arzneipflanze des Jahres gekürt wurde, gesammelt. Zusätzlich wurde erforscht, bei welcher Extraktionsmethode der optimale Extrakt als Grundlage für wirksame Arzneimittel in unterschiedlichen Indikationen gewonnen werden kann. Für die Herstellung von Extrakten für Arzneimittel hat sich gezeigt, dass die Blätter der grundständigen Blattrosette geerntet werden müssen, bevor die Pflanzen mit dem Blütenaustrieb beginnen. Wesentlich für den Gehalt bestimmter Wirkstoffe in den Extrakten ist auch die Herstellungsmethode, da Extrakte aus getrockneten Blättern oder Frischpflanzenextrakte hier weitgehende Unterschiede aufweisen. Bei der Verwendung der Blütenköpfe (eigentlich des Blütenbodens und der fleischigen Anteile der Hüllblätter) als delikates Gemüse ist darauf zu achten, dass diese vor dem Aufblühen der Röhrenblüten zu ernten sind.
Anwendung in der Medizin
Artischockenblätter und deren Extrakte (oft Frischpflanzenextrakte) werden bei funktionellen Verdauungsbeschwerden, die durch unzureichende Gallensekretion hervorgerufen wird, verwendet. Diese dyspeptischen Beschwerden äußern sich mit Völlegefühl, Blähungen und Verdauungsschwäche. Mit Artischockenextrakten kann eine Normalisierung einer gestörten Galle- Lebersekretion erreicht werden. Es hat sich gezeigt, dass Extrakte unterschiedlich hohe Konzentrationen von Wirkstoffen haben, wenn diese aus frischen Pflanzen oder getrockneten Blättern stammen. Frischpflanzenextrakte haben einen etwa 50 Prozent höheren Anteil an Caffeoylchinasäurederivaten, die wesentlich zur Verbesserung des Gallenflusses beitragen.
Aber auch eine positive Beeinflussung des Lipidstoffwechsels durch eine Senkung der Gesamtcholesterin- und der Triglyceridwerte wurde nachgewiesen, wobei es zu einer Senkung der LDL Werte und zu einem Anstieg der HDL Werte kommt. In Versuchen und Studien konnte auch nachgewiesen werden, dass ein wässriger Extrakt aus den Artischockenblättern die Leberzellen schützt und entgiftet oder er kann auch zur Verminderung von oxidativem Stress eingesetzt werden, wie neuere Arbeiten zeigen. In neueren Untersuchungen finden sich Hinweise, dass Artischocken Presssäfte zu einer Senkung des Nüchternblutzuckers führen können und damit für Typ-2-Diabetiker nützlich sein könnten.
DIGESTIF UND GEMÜSE
Eine „halbtherapeutische“ Anwendung ist das italienische Digestivum „Cynar“, ein bitterer Artischockenlikör, der in Italien als Abschluss eines reichhaltigen Essens beliebt ist.
Auch die Verwendung in der Küche soll hier Erwähnung finden, ist die Artischocke doch ein außerordentlich gesundes Gemüse, das sich auch bei uns immer größerer Beliebtheit erfreut – und das nicht nur in Öl eingelegt und auf einer Pizza verteilt – den Gaumen verwöhnt.
Man kocht die geschlossenen Blütenköpfe in Wasser weich, zupft die Hüllblätter von außen ab und lutscht sie – eingetaucht in eine schmackhafte Soße – aus, bis man zum Blütenboden vorgedrungen ist, der als das Beste gilt, was die Artischocke zu bieten hat.
Zusammenfassung
Die Artischocke ist seit vielen Jahrhunderten bekannt, sowohl als besonderes Gemüse und in jüngerer Zeit auch als Arzneipflanze. Die wissenschaftliche Forschung hat bewiesen, dass die Wirkung der Artischockenblätter und deren wässriger Frischpflanzenextrakt von großem therapeutischem Wert sind.
Bitterstoffe, Flavonoide und Caffeoylchinasäuren wirken auf den gesamten Verdauungstrakt mit besonderer Wirkung auf das Leber-Galle-System. Dadurch werden dyspeptische Beschwerden vermieden, aber auch Lipidwerte gesenkt, die Leber geschützt und entgiftet, oxidativer Stress gemindert und Blutzuckerwerte günstig beeinflusst.