Eibe

Taxus baccata L.

Die Familie der Eibengewächse hat in Europa nur einen Vertreter; die Europäische Eibe oder nur Eibe genannt. Diese ist seit der Antike als Giftpflanze bekannt; sie wurde oft als Todesbaum bezeichnet, sind doch alle ihre Pflanzenteile – mit einer Ausnahme – giftig. Der im Herbst leuchtend rote Samenmantel (Arillus), der den giftigen Samen umschließt, ist ungefährlich und essbar. Er diente auch den Holzarbeitern als durstlöschendes Mittel.

Die Eibe war aber auch in einer zweiten Form „todbringend“. Ihr zähes, hartes, aber elastisches Holz war bestens geeignet zur Herstellung von Pfeil und Bogen. Die bis zu 2 Meter großen Eibenbögen der Engländer führten auch zu deren militärischer Überlegenheit in der ersten Hälfte des 2. Jahrtausends.

Auch Shakespeare schreibt zur tödlichen Wirkung der Eibe:

  Betbrüder lernen selbst, die Eibenbögen,
  die zweifach tödlichen, auf dich zu spannen. 

Eibe © Ernst Frühmann

Eibe © Ernst Frühmann

Die Eibe in der Medizin

Ein Extrakt aus der Rinde der pazifischen Eibenart (Taxus brevifolia) erwies sich in den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts als tumorhemmend. Im folgenden Jahrzehnt erkannte man die Struktur der Taxane; Taxol = Paclitaxel wirkt als mitosehemmende Substanz, aber nicht bei oraler Gabe. Es dauerte fast weitere zwei Jahrzehnte, bis es gelang, diese Substanz als wirksames Medikament zur Verfügung stellen zu können.

Für die Gewinnung von 1 kg Taxol musste man rund 1000 Bäume dieser amerikanischen Art fällen. Dies führte zur Suche nach anderen, gleich wirksamen Substanzen. Man fand in den Nadeln von Taxus baccata eine Ausgangssubstanz, die man zu Docetaxel umbaute, und in bestimmten Fällen bei Ovarial– und Mammakarzinomen bzw. bei Prostatakrebs eingesetzt wird.

Therapien mit diesen Medikamenten, die auch schwere Nebenwirkungen zeigen, sind nur in Kliniken möglich.

In der Homöopathie werden die frischen Zweigspitzen zu Arzneimitteln verarbeitet und bei Hautproblemen und bei Verdauungsschwäche eingesetzt.

 

Giftwirkung der Eibe 

Durch die verlockenden und auffallend roten „Beeren“ kommt es häufig bei Kindern zum Verschlucken der Samen. Wenn die Samen nicht verletzt oder zerbissen werden, ist die Gefahr einer Vergiftung gering.

Aus den Erfahrungen von Selbstmordversuchen und Untersuchungen der Giftigkeit von Taxin (Taxin B) weiß man, dass ungefähr 50 bis 100g Eibennadeln – oder ein Extrakt daraus – als tödliche Dosis angesehen werden können.

Nach etwa einer Stunde kommt es zu Übelkeit, Brechreiz, Leibschmerzen und Schwindelgefühl. Die Steigerung der Wirkung führt zu roten Lippen, Bewusstlosigkeit, Atembeschwerden und Tachykardie. In der letzten Phase kommt es zu Blutdruckabfall, Pulsverlangsamung und Tod durch Atemlähmung im diastolischen Herzstillstand. Die Todesfälle ereignen sich meist innerhalb von 24 Stunden, aber auch ein 3-4 Tage dauernder Todeskampf ist möglich.

Gegen Eibenvergiftung gibt es noch kein gesichertes Gegenmittel. Es wird versucht, mit Lidocain–Infusionen die negativen Auswirkungen auf die Herzleistung zu verhindern. Eine Vergiftung ist unbedingt vom Arzt zu behandeln. Am Beginn der Gegenmaßnahmen stehen immer die Magenentleerung und die Gabe von Aktivkohle und Glaubersalz.

Eibe © Ernst Frühmann

Eibe © Ernst Frühmann

Zusammenfassung

In der Antike stand die Giftwirkung der Eibe, die oft als Todesbaum bezeichnet wurde, im Vordergrund. Das heutige Wissen erlaubt es, auch die giftigen Wirkstoffe der Eibe – sowohl aus der Rinde der amerikanischen Eibe als auch aus den Nadeln der europäischen Art – in Form modernster Arzneimittel als Heilmittel für den Menschen zu nutzen.

Das Holz, das heute noch für Schnitz- und Drechselarbeiten Verwendung findet, war vor 700 Jahren ein militärisches Trumpf-As bei der Herstellung von Pfeil und Bogen.

 

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